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American Audio 14MXR Test

American Audio 14MXR im bonedo-Test. American Audios neue „MXR“ Mixer-Flotte setzt auf integrierte USB-Audiointerfaces und MIDI-Controller-Funktionalität zur Befehligung einer DJ-Software. Eine Seltenheit in der Preisklasse von unter 300 Euro und ein strategisch wichtiger Schachzug, denn so ist man nicht nur auf Augenhöhe mit den Anforderungen der digitalen DJ-Kultur, sondern auch gut aufgestellt, wenn es um Flexibilität im Arbeitsalltag geht. Am Puls der Zeit zu sein, das ist insbesondere für einen Clubmixer wie meinen heutigen Kandidaten 14MXR wichtig, denn er muss sich gegen eine Vielzahl günstiger und hochpreisiger Konkurrenten mit unterschiedlichen „Alleinstellungsmerkmalen“ durchsetzen, die aufzuzählen sicher eine halbe DIN-A4 Seite ausmachen würde. Wenngleich sie natürlich auch einige Gemeinsamkeiten vorweisen, so zum Beispiel analoge Eingänge für Plattenspieler und CD-Player, symmetrische und nicht symmetrische Ausgänge für Profis und Heim-Equipment, getrennt regelbare Master und Booth-Ausgänge für meist vier Haupt- und zwei Mikrofonkanäle.

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Doch American Audio legt noch einen drauf und spendiert jedem Kanal ein kombiniertes Hoch/Tiefpassfilter und Bandbreitensteuerung, einen dedizierten Transport-Tastenblock auf jeder Seite für die Softwaredecks, einen Controller-Modus mit Master-Preview-Routing für die Software und ein Timecode-fähiges USB-Audiointerface. Alles Dinge, für die sonst oftmals das Dreifache und mehr zu berappen ist (Pioneer DDJ-T1, Denon X-1600 oder Rane 68). Eine „kostengünstige Alternative“ wie diese dürfte daher nicht nur den Privatmann interessieren, sondern auch den kommerziellen Anwender, für den Pioneer, Denon oder Rane Gerätschaft salopp gesagt „überdimensioniert“ ist. Hat das 300-Euro-Pult das Potenzial zum Kassenschlager und kann es die Konkurrenzmixer im Rennen um die Gunst der Hobby- und Working-DJs auf die hinteren Plätze  verweisen?

Details

Neben Handbuch und Stromkabel findet man in der Kartonage des 14 MXR eine DJ-Software in Form einer Serial Card für Virtual-DJ LE und darüber hinaus auch ein USB-Kabel zur Verbindung mit einem Computer. Der Mixer hat ein Kampfgewicht von 4,7 Kilogramm und gängiges Clubmaß von 356 x 320 x 85 Millimeter. Sein Metallgehäuse zeigt eine sauber aufgetragene mattschwarze Lackierung und ist ordentlich verarbeitet, nur könnte das Qualitätsmanagement – oder besser gesagt die Entgratung an der Faceplate – bei dem vorliegenden Testmuster besser sein. Drehe ich den Probanden um 180 Grad, blicke ich auf vier etwas kleine Hartplastik-Standfüße, die ruhig einen Tacken voluminöser hätten ausfallen dürfen. Ferner wäre eine Gummierung sinnvoll gewesen, denn bei energischerem Zugriff wandert das Pult tatsächlich über die beschichtete Oberfläche meines DJ-Tisches, was bei den „gummibefußten“ Gerätschaften im Studio nicht der Fall ist. Zum haptischen Erlebnis beim ersten Trockenlauf über Fader und Potis muss ich sagen, dass ich durchaus schon leichtgängigeres Werkzeug unter den Fingern hatte, denn die Equalizer müssen um einiges beherzter gedreht werden, als beispielsweise am DJM-850, was auf Dauer etwas ermüdend ist. Eventuell legt sich das noch über die Zeit. Eventuell ist dies auch eine Frage des Geschmacks. Ferner setzt American Audio traditionell ja auch seinen Fokus auf den Working-DJ, der sein Seelenheil nicht unbedingt in minutenlangem „Frequenz-Blending“ findet.  
Bei den Flachbahnreglern herrscht ebenfalls ein stärkerer Widerstand vor, als bei dem zuvor erwähnten Pioneer, zudem sind sie auch etwas wackeliger geraten, als beim Gegenüber. Der Crossfader hingegen schwebt leichtgängig über die Leiterbahn und kann, anders als seine Kanal-Brüder, im laufenden Betrieb gegen ein Inno-kompatibles Modell ausgetauscht werden. Für die Freunde knallbunter Bonbon-Optik möchte ich erwähnen, dass das Pult aufgrund der Stiftkonstruktion nicht kompatibel zu DJTechTools Chromacaps ist, wenngleich es ohnehin schon fast an Arbeit grenzt, die griffigen, gummierten Equalizer-Mützen vom Stift zu rupfen, da sie aufgrund eines Klebestreifens ziemlich fest auf den Achsen sitzen. Diese sind im Übrigen mit Ausnahme der Crossfader-Assigns (Plastik) aus Metall gefertigt. Dann ertaste ich noch Drehregler mit integrierter Button-Funktion, die konstruktionsbedingt ein wenig wackeliger zum Dienst erscheinen.

Lieferumfang
Lieferumfang

Am Backpanel empfängt mich links außen, zusammen mit der Kaltgeräte-Kabelbuchse, der Einschaltknopf für das integrierte Netzteil. Daneben wartet die USB-Schnittstelle auf Verbindung mit dem Rechenknecht. Ihr folgen die Ausgänge, allen voran ein symmetrisches XLR-Paar und ein Stereo-Cinch-Playout für den Master, die einen getrennt regelbaren Cinch-Booth flankieren. Schade finde ich, dass kein Record-Ausgang vorhanden ist und der Hersteller auf Klinkenausgänge verzichtet, doch sollte die Verbindung mit den meisten Verstärkeranlagen in gängigen Einsatzgebieten von Hobbykeller bis Musikkneipe gewährleistet sein.  
Eingangsseitig springen mir zuerst vier Stereo-Signalwege ins Auge, von denen zwei mit Phono-Vorverstärkern bestückt sind, die sich alternativ zum Line-Signal, das an allen vier Buchsen eingespeist werden kann, zuschalten lassen (Dip-Switch). Zwei Erdungsschrauben befestigen die Massekabel der Turntables, damit es nicht zu Brummschleifen kommt. Obschon effektsüchtige Plattenreiter sicherlich zu einem anderen Pult greifen könnten, wenn sie nicht mit einer DJ-Software arbeiten wollen, hätten dem 14er Send/Return-Wege für externe Effektoren wie das Kaoss-Pad gut zu Gesicht gestanden. Doch für 300 Euro darf man wohl nicht alles erwarten.  
Es folgen zwei Mikrofonanschlüsse als Klinken-XLR-Kombobuchsen, die beide an der Hinterseite verbaut wurden. Erneut wandert der Blick zum benachbarten DJM, wo sich der Hersteller für eine Anschlussvorrichtung auf der Oberseite entschieden hat, was einem die Möglichkeit eröffnet, mal eben sein eigenes Mike aus dem DJ-Backpack zu zücken, oben ohne viel Gefummel einzustöpseln und die Meute frohen Mutes mit souligen Gesangseinlagen oder einem Rap zu beglücken. Ach so, das gehört nicht zu euren Gepflogenheiten? Dann Schwamm drüber, ab auf die Bedienoberfläche …

American Audio 14MXR Rückseite
American Audio 14MXR Rückseite

… ,wo das Pult einen mit den beiden Mikrofongruppen empfängt, die mit je einem Einschaltknopf, einem +/-12 dB Dreiband-Equalizer und einer Talkover-Funktion bestückt sind. Der Reverb-Effekt der Mikrofonsektion des 19MXR hat es leider nicht in den Clubmischer geschafft. Die Mikrofonkanäle arbeiten zwar nicht so rauscharm, wie zum Beispiel bei dem (viermal so teuren) DJM-850, aber für gelegentliche Durchsagen sehe ich keine Probleme, denn mal abgesehen von dem höheren Grundrauschen klingen sie doch recht neutral. Was die Talkover-Funktion angeht, so arbeitet diese mit einer festen Absenkung um -14 Dezibel, ist also nicht durch den Anwender konfigurierbar. Abgesenkt wird auf Tastendruck, unabhängig davon, ob ihr in das Mikrofon sprecht oder nicht. Ich steh zwar mehr auf Schwellwert-abhängiges Ducking, aber mit American Audios Umsetzung lässt sich natürlich gleichfalls arbeiten.

Mikrofonsubgruppen auf Linksaußen
Mikrofonsubgruppen auf Linksaußen
Audio Samples
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Mikrofon-Preamp

Vier vollständige Kanalzüge mit Gain, „Dreibänder“, Vorhörtaste und 45er-Linefader in der Mixersektion – das ist gängiger Clubstandard. Die Equalizer boosten um maximal 12 Dezibel und verfügen über eine Kill-Funktion, der Gain verstärkt um maximal vier Dezibel. Gar nicht so allgegenwärtig, erst recht nicht in dieser Preisklasse, sind eigenständige Kombifilter (Hi-/Lowpass) und regelbare Bandwith pro Signalweg, wie sie hier vorzufinden sind. Das Filter klingt recht ordentlich und macht gut zu, kann aber, was meinen persönlichen Geschmack angeht, einen Vergleich mit den nachstehend festgehaltenen Aufnahmen aus dem Pioneer-DJM-850 und dem Vermona Actionfilter 2+ nicht standhalten. Muss es aber allein schon aus Sicht des anvisierten Verkaufspreises und der primären Zielgruppen nicht.

Audio Samples
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Kanalfilter HP 14MXR Kanalfilter LP 14MXR Kanalfilter Pioneer DJM-850 Vermona Actionfilter HP Vermona Actionfilter LP

Was auf den „MIDIlog“ getauften Kanal geleitet wird, bestimmen die Kippschalter im hohen Norden durch die Positionen USB oder Analog. Wer aber nun hofft, dass er hier vier USB-Stereokanäle frei routen kann, der irrt. Denn im Inneren werkelt ein Vierkanal-USB-Audiointerface (mono) mit einer Auflösung von 16 Bit und einer maximalen Samplingfrequenz von 48 kHz – ergo stehen nur zwei Stereo-Playouts vom Computer zur Verfügung, die am Kanal zwei und drei eingespeist werden. Warum um alles in der Welt ist dann USB an den Kanälen eins und vier aufgedruckt? Das hängt wohl mit dem Controller-Modus zusammen, wo die Stellung der Schalter ausschlaggebend dafür ist, ob die MIDI-Funktionalität für den Kanalzug aktiviert wurde und die zugeordneten Decks mit auf den Master (Software-internes Mixing) geleitet werden. Kanal vier und eins bieten alternativ die Möglichkeit, einen Line-Zuspieler einzubinden. Kanal zwei und drei verarbeiten ebenfalls Linepegel, können aber wahlweise auch Turntable-Signale aufnehmen.  
Zwei der vier Hauptkanäle lassen sich den beiden Seiten des Überblendreglers zuweisen. Das geht in Ordnung, auch wenn manche Clubmischer eine vollständige Zuweisung sämtlicher Kanäle ermöglichen. Der Crossfader kann stufenlos in seiner Flankensteilheit von schnellöffnend bis allmählich ansteigend reguliert werden. Der Cut-in liegt bei knapp drei Millimetern. Eine Umkehrung der Blendrichtung ist nicht möglich und in Anbetracht der Zielgruppe wahrscheinlich auch nicht nötig. Scratcher sollten lieber einen Blick auf den Battlemixer 10MXR werfen, den Bonedo-Autor Detlef Rick in sein Kölner Studio zitiert hat.  
Separate LED-Ketten für die Einzelkanäle suche ich vergebens, doch kann ich den Pegel von mir aktivierter Preview-Kanäle (Cue-Buttons drücken) an der zentralen zehnschrittigen „ampelfarbcodierten“ Master LED-Kette ablesen, die zwischen den Channelfadern sitzt. Und natürlich zeigt sie auch die Ausgabelautstärke an, die der Master-Regler im Zentrum festlegt. „Booth“ zeigt sich für die Monitoranlage zuständig. In der zentralen Vertikalachse haben es sich noch weitere Bauteile gemütlich gemacht, die wir uns im Abschnitt „MIDI-Controller“ genauer ansehen. Rechts unten wäre noch die 6,3-Millimeter-Anschlussbuchse für den Kopfhörer zu erwähnen, deren Regelwerk weiter nördlich aus einem Lautstärke- und einem Cuemix-Poti zum stufenlosen Ineinanderblenden von Master und Preview besteht sowie einer Split-Cue-Taste, die Master und Preview getrennt auf die Ohrmuscheln schickt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Mixer in seiner Pracht
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Praxis

Ein Clubmixer, ist ein Clubmixer, ist ein Clubmixer … Stimmt nicht? Nee, stimmt nicht. Zumindest, wenn man sich mal einen Xone:DB4 oder  – um in einer anderen Preiskategorie zu fischen – einen Behringer DDM4000 vor Augen führt, die aufgrund zahlreicher digitaler Optionen deutlich komplexer ausfallen und für die es durchaus Sinn macht, einen Abend in stiller Runde mit Handbuch und Teetasse zu verbringen. Dieser Mixer hingegen sollte sich aufgrund seines klar strukturierten Layouts, mit Ausnahme der bereits erwähnten, auf den ersten Blick irreführenden USB-Bezeichnung, auch ohne Lektüre verkabeln und in Betrieb nehmen lassen. Das räumliche Angebot, also die Luft zum Atmen zwischen den Bedienelementen, würde ich als angemessen bezeichnen wollen.  
Wie es um meinen Höreindruck beim 14MXR bestellt ist, lässt sich kurz mit den Worten „in der Summe ordentlich und der Preisklasse angemessen“ beschreiben. Wer’s länger mag: Zunächst einmal sind die Vorverstärkerstufen des Mixers passend aufeinander abgestimmt und ich konnte keine unerwünscht auffälligen Störsignale (Crosstalk etc.) ausmachen. Der Sound am XLR-Master ist natürlich nicht mit einem DJM zu vergleichen, aber in Anbetracht der Preisklasse durchaus druckvoll und transparent. Die Phono-Preamps erledigen ihre angestammte Aufgabe gut und klingen authentisch, was der „Klassikervergleich“ mit dem 600er verdeutlicht. Der Kopfhörerausgang ist zwar sehr laut, aber zerrt zum einen schon ab 14 Uhr deutlich und lässt auch ein wenig an Neutralität vermissen. Die Equalizer sind zwar vergleichsweise schwergängig, aber der Eingriff ins Klangbild erfolgt gleichmäßig und praxisgerecht. In der „Kill“-Position harscher, wie ihr den nachstehenden Hörbeispielen entnehmen könnt.

Audio Samples
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Cut Boost HiQ Cut Boost MidQ Cut Boost LowQ Kill-EQs Phono-Preamps_IntRec_14MXR Phono-Preamps DJM-600

Controller- oder Mixer-Modus

Der Mixer offeriert grundsätzlich zwei Betriebsarten und zwar den Mixer-Modus und den Controller-Modus. Letztgenannten aktiviert ihr, indem ihr beim Einschalten die Taste „Controller-Mode“ für wenige Sekunden gedrückt haltet, woraufhin diese rot aufleuchtet. Während des Boot-Vorgangs könnt ihr die aktuelle Firmware-Version auf dem zentralen Pegelmeter ablesen. Kommen wir aber zuerst zum Standard, dem Mixer-Modus. Hier werden die USB-Audioströme auf die beiden zentralen MIDIlog-Kanäle zwei und drei gesendet, was für unser autokonfigurierendes Virtual DJ LE bedeutet, dass dort die Decks A/Ch2 und B/Ch3 landen. Wer hingegen Traktor oder Mixvibes nutzen will, der verwendet die Betriebsart externer Mixer, sodass Deck A den Kanälen USB1/2 und Deck B auf USB 3/4 zugeordnet wird.  
Zwar bleiben für CD-Player ja noch die Kanäle eins und vier übrig, wer jedoch Musikschallplatten und Softdecks simultan nutzen will, schaut in die Röhre. Aber immerhin könnt ihr problemlos zwischen Plattenspieler und USB hin- und herwechseln. Oder ihr verwendet, falls ihr nicht switchen wollt und so vorhanden, die Live-Input-Funktion eures Mixprogramms, mit dem ihr eine Schallplatte in die Software einschleift, um sie dort mit dem Softwaremixer abzumischen oder mit Effekten zu beackern. Nur Vorsicht, dass ihr keinen Timecode auf dem Teller habt, denn sonst fiept es aus den Lautsprechern. Aber Spaß beiseite, das führt uns zu der Frage, ob sich die Software über das integrierte Audiointerface auch mit Vinyl-Steuermedien oder einem Timecode-Silberling dirigieren lässt. Die Antwort ist: Grundsätzlich ja, es sei denn, die Software verlangt ein spezielles Interface wie Serato oder Traktor. Und ebenso grundsätzlich muss die DVS-Funktion in der Software implementiert oder freigeschaltet sein, was sie bei VDJ-LE nicht ist, sondern nur in der Vollversion VDJ7 Pro, die aktuell mit 170,65 Euro Update-Kosten (bereits inklusive 100 Euro LE-Rabatt) zu Buche schlagen würde. Leider funktioniert die Timecode-Steuerung aber beim brandaktuellen VDJ 7.4Pro, im Gegensatz zu Mixvibes oder Deckadance nicht, was auf einen Softwarebug hinweist. Wer diese Art des Auflegens dennoch kostengünstig praktizieren oder vielleicht auch nur ausprobieren möchte, der sollte mal das kostenlose Mixxx antesten. Meine persönliche Empfehlung in dieser Preisklasse wäre jedoch Cross von Mixvibes, denn es ist sehr intuitiv zu bedienen, lässt sich mit zeitcodierten Steuersignalen lenken oder per iOs fernbedienen, hat intuitive Kreativsektionen und optionale Videounterstützung (kostenpflichtiges Plug-in) an Bord. Zudem ist es ist mit 79 Euro UVP günstiger als Virtual DJ, optisch sehr ansprechend und arbeitet mit dem 14MXR bei den voreingestellten 512 Samples Latenz und frei von Störungen zusammen. Das Mapping der gewünschten MIDI-Befehle unter Cross sollte auch Newbies locker von der Hand gehen.  
Deejays, denen es nach mehr virtuellen Abspieleinheiten dürstet, bedienen im Controller-Modus bis zu vier Decks. Ach doch? Ja, denn die Audioausgabe sämtlicher Player erfolgt zum Master und zum Kopfhörer, also Master = USB 1/2 und Monitor = USB 3/4. Egal welchen Modus ihr nun ausgewählt habt, die Transportsektion und die Navigation bleiben davon unberührt, respektive funktionieren unabhängig davon. Über das Standard-MIDI-Protokoll ist der Mixer in der Lage, mit allen lernfähigen Audio-Anwendungen zu kommunizieren. Schade nur, dass außer Virtual DJ keine andere führende DJ-Software den neuen American Audio nativ unterstützt.

Fotostrecke: 3 Bilder AA KonfigTool-Windows

Virtual DJ LE startet nach Eingabe der Seriennummer mit einem speziellen American Audio Skin. Neben den beiden Decks mit Wellenformdisplay, Autosync, visuellen Mixhilfen und dem übersichtlichen Dateibrowser gehören auch Effekte, Hotcues, Loops, Sampleslots (nicht selbst bestückbar!), Filter, Keytranspose und Keylock zur Grundausstattung der Atomix-Software. Für Video- und Karaoke-Jockeys wartet das Programm mit Bewegtbild-Unterstützung auf, jedoch ist für einige Funktionen der Griff zum Mousepad nötig, da es in der LE kein MIDI-Learn gibt. Eine digitale Standard-DJ-Session kann ich dennoch mit Ausnahme von Spulen und Suchen gut bedienen. Zum Durchstöbern der Library dient ein Steuerkreuz samt Push-Encoder, der eine Faderkappe mit (irreführender) Mitten-Markierung aufgesetzt bekommen hat, aber zielsicher durch Seitenbaum, Playlisten und Crates streift. Habe ich mich für einen Titel entschieden, befördert ein beherzter Tastendruck auf „Load“ meine Auswahl in das zugeordnete Deck. „Cue“ und „Play“ dienen dem Abspielvorgang. Wer ausschließlich auf Controller-Workflow setzt, freut sich eventuell über die automatische „Sync“-Funktion, denn so lassen sich zwei Titel ohne Jogwheel und Pitchfader anpassen. Und sollte doch Bedarf nach manueller Feinjustierung herrschen, können die Titel mittels Button-Pitch im Tempo angeglichen und mittels Pitchbend in den Gleichschritt geschubst werden. Ferner kann der DJ bis zu drei Hotcues über den Mixer definieren, anspringen und löschen. Und das alles nun mit nur sechs Tasten? Wie ist das möglich? Per „Shift“, und zwar je nachdem, ob er im „Toggle“- oder „Standard“-Mode operiert (Taste leuchtet oder blinkt). Selbst auf die Parameter eines Software-Effektes habe ich Zugriff, diesmal jedoch nicht über die Transportsektion, sondern über den Browser-Encoder und die Tasten „hoch“ und „runter“, denn mit ihnen kann ich auf die FX-Racks der Softwareplayer wechseln, die sich in der Folge via Encoder tweaken lassen. Hört, hört.

Fotostrecke: 2 Bilder Virtual DJ Screenshot
Audio Samples
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FX Flanger VDJ7 FX Backspin VDJ7 FX Beatgrid VDJ7 FX Break VDJ7

Im Zusammenspiel mit Virtual DJ Pro fiel auf, dass sich die Transporttasten von Haus aus nicht dazu berufen fühlen, die Softwareplayer C und D zu dirigieren. Hier müsste der geneigte User selbst mappen. Die „Fokus“-Selektion half mir da bedauerlicherweise auch nicht weiter. Neu bei VDJ sind die sogenannten Content-Flatrates für Audio (8,57€), Karaoke (17,14€) und Video (42,87€), mit denen der DJ zum Pauschaltarif mit Musikalien versorgt wird und die sich NICHT (!!) gegenseitig enthalten. Bedeutet: Das AuViKar-Gesamtpaket reißt ein Loch von fast 70 Euro im Monat in die Portokasse. Ferner stellt sich die Frage, wie sich das wohl auf die musikalische Vielfalt auswirkt, wenn jeder auf dasselbe Songarchiv zugreift. Ich jedenfalls bleibe bei meinen „Spontankäufen“. Außerdem möchte ich noch anmerken, dass einmal getroffene Einstellungen bezüglich Master und Preview-Lautstärke nicht erhalten blieben, sondern bei jedem Neustart voll aufgerissen waren. Also Obacht, Pegel runterregeln und dann erst den Kopfhörer aufsetzen – sonst wird’s unangenehm.  
Wer keine Ambitionen hat, mit Virtual DJ ein Set abzureißen, kann natürlich auch Musik von seinem Standard-Mediaplayer abspielen und sei es nur zur Hintergrundbeschallung einer Szenekneipe oder einer Lounge oder zum Warmup. ITunes, Winamp und Konsorten landen in der Regel dann auf Channel drei, sicherlich die einfachste „digiloge“ Setup-Konfigurationen.   Aufzeichnen der Mixsession Bevor es nun gleich an das Fazit geht, möchte ich noch auf das Thema „Recording“ zu sprechen kommen. Arbeitet der DJ nur mit seiner LE-Software im Controller-Mode, lässt sich der Mix über den Session-Recorder aufzeichnen, jedoch nur für das, was in Virtual-DJ rein oder rausgeht – und das sind eben nur die Softwaredecks, da die Restriktion der LE-Version keinerlei weitere Konfiguration von In- und Outputs zulässt – no Turntables, no CDJs. Steht euch jedoch eine Software mit Eingangsrouting wie VDJ-Pro oder Traktors Live-Input zur Verfügung, könnt ihr zumindest die beiden Externa aufzeichnen, die am Kanal zwei und drei anliegen. Wirklich schade, dass es nicht zu mehr USB-Audiokanälen gereicht hat, um bis in die Schuhsohlen flexibel im Routing und Recording zu sein und einfach das Mastersignal via Software aufzuzeichnen, wie beim lokalen DJM. Normalerweise würde ich nun für ein „gemischtes Set“ dazu raten, das Mastersignal am Mixer abzufangen, jedoch stellt der ADJ keinen Record-Ausgang zur Verfügung, sodass ihr den mit einem SD-Recorder Master oder Booth anzapfen müsst. Suboptimal.

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Fazit

American Audio 14MXR ist ein solider Vierkanal-Clubmixer mit analogen Kanalfiltern und zwei Mikrofongruppen, der obendrein eine DJ-Software steuern kann, ohne dass dafür ein zusätzliches Audiointerface oder ein MIDI-Controller nötig wären, denn er vereinigt all diese Komponenten in einem Gerät. Das ist bei einem Straßenpreis von knapp 300 Euro erst einmal allerhand. Virtual DJ LE ist zudem als kostenlose Software Dreingabe gleich mit von der Partie. Vier MIDIlog-Kanäle integrieren je nach Routing bis zu vier analoge Geräte, vier Softwaredecks oder Kombinationen aus diesen in den Mix, was den Einsatz des 14MXR in diversen Beschallungsszenarien von Hobbykeller über Gastronomie bis Veranstaltung möglich macht. Moderatoren freuen sich über zwei regelbare Mikrofonsektionen nebst Talkover und Dreiband-EQ. Zwei bipolare Filter, die stufenlose Kurvenanpassung und der frei zuweisbare Crossfader punkten auf der Habenseite. Für den Software-DJ spendiert der Hersteller zudem einige Tasten zur Transportsteuerung der virtuellen Decks und für die Navigation in der Musikbibliothek, was einen passablen Zweideck-Betrieb mit Navigation, Hotcues und Pitching ermöglicht. Und – Hut ab – das Pult kostet wie gesagt kaum 300 Euro. Da verzeiht man ihm auch kleine Schwächen wie die rutschigen Standfüße, den früh zerrenden Kopfhörerausgang, Abstriche in der Konfiguration beim Routing und Recording oder die fehlenden Channel-LED-Ketten. Doch Hand aufs Herz: Der Leistungsumfang ist dennoch als angemessen einzustufen. Wer also einen preiswerten Allrounder sucht, der das Rüstzeug für eine Vielzahl „analoger und digitaler Einsatzszenarien“ mitbringt, sollte einen näheren Blick riskieren.

pro
  • Controller-Clubmixer-Symbiose
  • Integriertes USB-Audiointerface
  • Solide Audioeigenschaften
  • Regelbares Kombifilter pro Kanal
  • Dedizierte MIDI-Controller für DJ-Softwares
  • Verschiedenfarbig beleuchtete Tasten
  • Übersichtliches Pult-Layout
  • Virtual DJ Software im Lieferumfang
  • Autokonfigurierend mit VDJ
contra
  • Weder Record-Out, noch USB-Master-Recording
  • Rutschige kleine Hartplastik-Standfüße
  • Irreführende USB-Beschriftung an den Kanälen eins und vier
  • Kein Mikrofon-Anschluss oben
  • Keine LED-Ketten im Kanalzug
American Audio 14MXR
American Audio 14MXR
Features:
  • 14 Zoll Vierkanal-MIDIlog-Mischpult
  • Eingänge:
  • 4x Line
  • 2x Phono
  • 2x Mikrofoneingang
  • 20 zuweisbare on-board MIDI-Steuerungstasten
  • MIDI-Schnittstelle (USB-MIDI-I/O)
  • Integrierte DSP D-Core Soundkarte mit 4-In/4-Out-Audioschnittstelle
  • Controller-Modus
  • Dreipolige XLR-Ausgänge für symmetrische Signalübertragung
  • Dreiband-Equalizer mit Kill-Tasten (Höhen, Mitten & Bass)
  • MIDI-Navigationssteuerung, mit der bequem auf eine Musikbibliothek zugegriffen werden kann
  • Crossfader-Kurvenanpassung
  • Crossfader-Kanalzuweisung
  • Steuerung für Master, Booth, Kopfhörerpegel und Mischung
  • Mikro mit Lautstärkeregler, Talkover und Dreiband-Equalizer (Höhen und Tiefen)
  • Steuerung von Niedrig- und Hochpassfilter mit Grenzfrequenz-Regler
  • 10-segmentiges VU-Meter
  • Audioeingänge
  • 2x Stereo-Cinch
  • 2x Kombobuchse-Mikrofoneingang
  • Audioausgänge:
  • 2x XLR
  • 2x Stereo-Cinch
  • 6,3 Millimeter Kopfhörerausgang
  • Automatisches Schaltnetzteil: AC 100V~240V, 50/60Hz
  • Abmessungen (L x B x H): 356 x 320 x 85 mm
  • Gewicht: 4,5 kg
Preis:
  • EUR 339 (UVP)
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Profilbild von minto

minto sagt:

#1 - 04.05.2013 um 14:39 Uhr

0

Hallo,
die "Bandbreitensteuerung" des Filters wurde zwar angesprochen, jedoch nicht weiter erläutert. Ein HP oder LP hat doch keine "Bandbreite". Noch dazu handelt es sich laut Manual um einen Endless Encoder? D.h. es gibt keine min oder max Wert? Was macht die "bandwidth control" denn nun?
Gruß

Profilbild von minto

minto sagt:

#2 - 06.05.2013 um 22:19 Uhr

0

Der Autor wird doch wohl mal an dem Knöpfchen gedreht haben? ;)
Hat sonst jemand ne Idee?

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#3 - 07.05.2013 um 09:47 Uhr

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Hallo, die Bandwidth-Control arbeitet als zusätzlicher Bandbreiten-Filter, was den Encoder als Bedienelement erklärt. Ob es Sinn macht, diesen einem Kombifilter nachzulagern, da kann man sicher geteilter Meinung sein.Gruß

Profilbild von eddi

eddi sagt:

#4 - 21.05.2013 um 23:20 Uhr

0

Hallo,zunächst einmal Danke für den Test.Also hab ich das richtig verstanden, dass ich das Gerät im Controller Modus laufen lassen kann, Traktor o.ä. auf Internen Mixing Mode stelle (USB 1/2 für Master; 3/4 für Headphones), und dann die Potis / Fader von den 4 Kanälen alle Midi Befehle Senden?Und wie sieht es mit den Mic 1 und 2 Reglern aus? Da ich diese an sich nicht brauche könnten sie Ideal die Effektsektion steuern, sofern sie auch Midi an den PC Senden.UUuund die dritte und letzte Frage wäre, gibt es eine Möglichkeit den Midi Channel / Noten / CC's der einzelnen Regler zu ändern?Gruß
eddi

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#5 - 23.05.2013 um 10:16 Uhr

0

Hallo Eddi. Vielen Dank für deinen Kommentar. Du liegst absolut richtig. Du kannst ein Master-Cue-Routing im Controllermodus und dem Traktor internal Mode fahren. Mit Ausnahme der Mic-Gains sendet auch die Mikrofongruppe MIDI-Befehle (um genau zu sein, die Buttons senden Note, die Regler Control-Change). Einen Editor gibt es allerdings aktuell nicht.

Profilbild von Eddi

Eddi sagt:

#6 - 23.05.2013 um 11:43 Uhr

0

Danke für die Antwort! Dann wird das wohl mein nächster Kauf, da ich selbst im Midi-Controller "only" Bereich keine Alternative kenne die so viel Kontrolle (30 normale Potis; 5 Endlos Potis; 4 Line-;1 X-Fader; 36 Buttons wenn ich mich nich verzählt habe) für so wenig Geld bietet.

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