ANZEIGE

5 Ideen, wie man Melodien kreiert

Normalerweise sitzen Komponisten bei einem Glas Rotwein mit einem Federkiel an einem Elfenbeinflügel, bis sie von der Muse geküsst werden und wie durch Zauberhand strömen die fertigen Songs nur so aus Ihren Fingern. So oder so ähnlich sieht die gängige Vorstellung vieler Nichtmusiker aus, wenn sie sich vorstellen, wie Songs entstehen. Die Realität sieht meistens vollkommen anders aus, denn das Schreiben von Songs und Melodien kann ein langwieriger Prozess sein, der oft mit knallharter Arbeit verbunden ist.

(Bild: @ Shutterstock, Von: Africa Studio)
(Bild: @ Shutterstock, Von: Africa Studio)


Vieles von dem, was man von außen als pure Kreativität und Eingebung annimmt, ist häufig schlichtweg Handwerk. So kann ein Filmkomponist beispielsweise nicht darauf warten, dass irgendwann mal eine Eingebung kommt, wenn die Kinopremiere bereits in Sichtweite ist. Darum möchte ich euch heute ein paar kleine Tricks und Techniken zeigen, mit denen man auf neue Melodien kommen kann, falls die Inspiration versagen sollte.

1. Gute Balance aus Sekundschritten und Arpeggio-Intervallen finden

Zunächst sollte man sich Gedanken darüber machen, was denn eine gute Melodie überhaupt ausmacht. Betrachtet man eingängige Songlinien, dann fällt auf, dass sie häufig eine gute Balance zwischen Tonleiterschritten, seien es große oder kleine Sekunden, und aus Arpeggios bzw. deren Auszüge, wie z.B. Terz- oder Quartschritten, bilden.
Dies ist bei Volksliedern, aber auch Pop-Evergreens wie z.B. “Obladi-Oblada” von den Beatles der Fall:

Idee_Melodien_kreieren_1a
Obladi-Oblada – Melodie
Audio Samples
0:00
Obladi-Oblada – Melodie

Nun versuche ich mich an einem eigenen Beispiel, bei dem ich Skalen und Arpeggio-Auszüge gezielt miteinander verbinde. Hier ist alles eine Frage der Balance, doch mit etwas Übung können sehr singbare Linien entstehen:

Idee_Melodien_kreieren_1b
Beispiel mit Skalen und Arpeggio-Auszügen
Audio Samples
0:00
Beispiel mit Skalen und Arpeggio-Auszügen

2. Buchstaben zuordnen

Dieser Trick scheint etwas banal zu wirken, kann jedoch verblüffende Ergebnisse liefern. Hierzu nehmt ihr euch eine Tonleiter, in diesem Fall C-Dur, und ordnet jeder Note ein Buchstabe im Alphabet zu. Ist die Tonleiter zu Ende, beginnt ihr einfach von vorne:

ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
CDEFGABCDEFGABCDEFGABCDEFG

Nun wählt ihr ein Wort, wie z.B. “Bonedo”. Da jeder Buchstabe in diesem Wort einer Note entspricht, erhalten wir die Tonfolge: d-c-b-g-f-c.
Die könnt ihr nun ganz frei rhythmisieren oder auch oktavieren, wie z.B. folgendermaßen:

Idee_Melodien_kreieren_2
bonedo-Tonfolge d-c-b-g-f-c
Audio Samples
0:00
bonedo-Tonfolge d-c-b-g-f-c

Natürlich könnt ihr jede Tonart und jede Skala, inkl. deren Modi als Grundlage nehmen oder diese transponieren!

3. Motiv-Verarbeitungstricks anwenden

Der gute Johann Sebastian Bach hat es und vorgemacht: Jede Melodie bzw. jedes Motiv lässt sich bearbeiten und das sowohl hinsichtlich der Tonfolge als auch der Rhythmik.
Da eine Verdopplung oder Halbierung der Notenwerte (Augmentation, Diminution) die Melodie in ihrem Sound weitestgehend unberührt lässt, konzentrieren wir uns auf die melodische Verarbeitung und gelangen zu drei verschiedenen Variationen:
1. Der Krebs (Retrograde): Das Motiv wird einfach rückwärts gespielt; Spiegelung an der x-Achse
2. Die Umkehrung (Inversion): Ging ein Tonabstand eine Sekunde nach oben, so geht er nun eine Sekunde nach unten, geht er im Original eine Terz nach unten, dann geht er in der Umkehrung eine Terz nach oben usw.; Spiegelung an der y- Achse
3. Der Umkehrkrebs (Retrograde Inversion): Der Krebs der Umkehrung, bzw. die Umkehrung des Krebses
Als Motivvariation entscheide ich mich im Folgenden exemplarisch für den “Krebs”, d.h. ich spiele die Melodie rückwärts. Strenggenommen müsste ich die Rhythmik auch übernehmen, aber ich erlaube mir die Freiheit, diese so zu rhythmisieren, wie ich es für sinnvoll erachte. Probiert hier ruhig verschiedene Varianten und auch Motivvariationen aus.
Im folgenden Beispiel hört ihr die Melodie des Beatles-Klassikers “Hey Jude” zuerst vorwärts und dann rückwärts, allerdings mit neuer Rhythmik:

Idee_Melodien_kreieren_3
Audio Samples
0:00
Hey Jude – Originalmelodie Hey Jude – Krebs mit freier Rhythmik

4. Melodien singen

So simpel dieser Trick auch ist, er führt euch direkt in das Innerste eurer musikalischen Vorstellung.
Hierzu nehmt ihr euch eine Akkordfolge oder auch nur einen einzelnen Akkord und singt einfach die erste Melodie, die euch über diesem Akkord einfällt. Das kann ein viertöniges Motiv sein oder aber eine längere Linie.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass dabei häufig Lines herauskommen, die tatsächlich, wie soll es anders sein, “singbar” sind, und das sollte eine starke Melodie schließlich auch sein: singbar und einprägsam!
Durch unser Instrument sind wir viel zu oft dazu verleitet, Dinge zu spielen, die gut in unseren Händen liegen und dann machen die Finger die Musik, nicht aber unser Gehör bzw. unsere innere Stimme. Abgesehen davon kommt man nur mit dem Instrument bisweilen auch auf Motive, die eine viel zu große Range abdecken, als dass ein Vokalist sie noch singen könnte.
Durch das Singen, das kann auf “La” sein, oder einfach nur gesummt, bekommen wir Zugang zu dem, was wir wirklich in unserer Vorstellung hören, und das ist meistens authentischer!

5. Optionston als Startton festlegen

Das Melodiensingen führt uns gleich zur nächsten Aufgabe, bei der wir unsere Optionen bewusst etwas einschränken, denn nun legen wir einen Startton für unsere Melodie über einem bestimmten Akkord fest.
Für den Anfang bieten sich hier Skalentöne an, was uns immerhin schon mal mindestens sieben mögliche Noten gibt, die Melodie zu beginnen. Einfachere Melodien starten oft auf Arpeggiotönen, d.h. lautet unsere Harmonie C-Dur, so findet man hier häufig c, e und g als Anfangsnote. Doch wohin führt uns die Linie wenn wir mal auf einem a oder f# beginnen?
Hier findet ihr ein paar mögliche Starttöne über einem C- Dur Akkord, die ihr alle einzeln durchtesten solltet um den unterschiedlichen Sound auf euch wirken zu lassen:

CGrundton, naheliegend
DNone, etwas farbiger
EbBluesiger Sound
EDurterz, naheliegend
FQuarte, muss aufgelöst werden
F##11, lydisch, spannungsreich
GQuinte, naheliegend
ASexte, farbig
BbKleine Septime, mixolydisch, bluesig
BGroße Septime, farbig, spannungsreich

Mit diesen Tipps wünsche ich euch viel Spaß beim Schreiben eurer Melodien!

Hot or Not
?
1802_5-Ideen_um_Gitarren_Melodien_zu_kreieren_1260x756px_v04 Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Für dich ausgesucht
Warum benötigt man eine Cab-Simulation und welche Techniken gibt es?
Workshop

Welche Vorteile und praktische Einsatzmöglichkeiten analoge und digitale Lautsprechersimulationen für Gitarristen bieten, ist das Thema unseres Cabsim-Workshops.

Warum benötigt man eine Cab-Simulation und welche Techniken gibt es? Artikelbild

Analoge und digitale Lautsprechersimulationen in der Praxis - Als 1998 der POD aus dem Hause Line 6 auf den Markt kam, konnte niemand ahnen, dass mit ihm langsam, aber sicher ein Paradigmenwechsel in der Gitarrenwelt eingeläutet wurde. Zwar steckte die digitale Umsetzung eines Amps und dessen Mikrofonierung damals noch in den Kinderschuhen, aber spätestens mit dem Fractal Audio AxeFx, dem Kemper Profiler oder dem Line 6 Helix gelang der große Wurf: Digitale Gitarrenverstärker hatten endlich das Potenzial, eine sinnvolle und befriedigend klingende Alternative zum Echtamp und der Abnahme eines Cabinets darzustellen.

Wie viel Watt braucht ein Gitarren-Amp?
Workshop

Bolide oder Zwerg? Häufig sind es die Watt-Angaben, die beim Verstärkerkauf den Ausschlag geben. Aber wie viel braucht man wirklich für einen amtlichen Ton?

Wie viel Watt braucht ein Gitarren-Amp? Artikelbild

"Je mehr Watt, desto besser!" Ein weit verbreiteter Irrtum, der den einen oder anderen von uns sicherlich schon dazu bewogen hat, einen leistungsstarken Amp zu kaufen. Und der war dann nicht nur teurer als sein etwas schwachbrüstigerer Kollege, sondern sorgte auch im Proberaum konstant für Unfrieden und Diskussionen.

Wie lange dauert es, bis man Gitarre spielen kann?
Gitarre / Feature

Wie lange es dauert, bis man Gitarre spielen kann und wie viel Zeit man zum Üben aufwenden muss, fragt sich jeder Anfänger. Die Antwort: Es kommt darauf an.

Wie lange dauert es, bis man Gitarre spielen kann? Artikelbild

Wann kann ich endlich richtig Gitarre spielen? So seltsam diese Frage klingen mag, sie ist mir schon oft gestellt worden und wie man sich vorstellen kann, ist sie nicht ganz einfach zu beantworten. Allerdings ist es dennoch möglich, wenn man zuerst einmal klärt, was "Gitarre spielen können" für den Schüler oder die Schülerin überhaupt bedeutet. Zum anderen gehört dazu auch die Frage, wie viel Zeitaufwand der Aspirant bereit ist, in sein Hobby zu investieren.

Bonedo YouTube
  • What's the difference between the Keeley Muse Driver and the Boss Blues Driver BD-2? #shorts
  • What's the difference between the Keeley Muse Driver and the Boss Blues Driver BD-2? - Comparison
  • Flatpicking Fun on the Lakewood Black Sheep 70th Anniversary #shorts