Pioneer DJM-900NXS2 Test

Wenn Pioneer seine Flaggschiff-Mixer und -Player in die nächste Generation schickt, ist das Interesse seitens der DJs groß und es dauert meist nicht lange, bis die Geräte auf der Wunschliste weit oben stehen. Wie der CDJ-2000NXS2 (hier im Test) darf sich auch der Clubmixer DJM-900NXS2 einer Revision erfreuen. Er tritt mit neuem Finish, drei USB-Ports, Rekordbox DVS Kompatibilität, neuen Effekten und verbesserter Audioqualität auf. Angezogen hat jedoch auch der Preis, und zwar auf 2299 Euro …

Details

Wir starten die Erkundungstour des Pioneer DJM-900NXS2 am Backpanel mit seinen zahlreichen Anschlussschnittstellen, linkerhand angeführt von der Strombuchse und dem Einschalter, dem Effekt-Send-Return (vier Klinken, mono) und den vier Eingangskanälen, ausgestattet mit Phono- und Line-Cinch-Eingängen nebst zwei Erdungsschrauben für Turntable-Massekabel.
Digitale Eingänge finden sich in Form von vier S/PDIF-Buchsen, ein Ausgang ebenso. Dazu gesellen sich zwei Mikrofonanschlüsse ohne Phantomspeisung, einmal als Klinke, einmal als Combobuchse. Zur Vernetzung von Mischpult, Laptops und diversen Pioneer Playern dient die RJ45-Buchse. Für die PA und die Monitorboxen stehen folgende Ausgänge bereit: XLR-Master, Cinch-Master, Klinke-Booth sowie Cinch-Record-Out. Die Anschlüsse sind allesamt vergoldet. Auf eine Standard-MIDI-Buchse muss man beim DJM-900NXS2 allerdings verzichten.

Fotostrecke: 2 Bilder Pioneers neues Clubmixer-Flaggschiff.

Oben angekommen

Als Clubmixer steigt der Pioneer DJM-900NXS2 mit vier Hauptkanälen in den Ring, deren Eingangssignale, also externe Player, die beiden potenziellen Notebooks und der Return-Aux, vermittels Drehschalter pro Kanalzug geroutet werden, sich mit bis zu 9 dB verstärken und mit dem Dreiband-EQ in einem Bereich von -26 dB und + 6dB boosten lassen. Schaltet man in den Isolator-Modus, wird das jeweilige Frequenzband gekillt.
Ein kosmetisches Update betrifft die Channel-LED-Kette, denn statt der Over-LED findet sich hier nun ein etwas breiteres Display mit dem eindeutigen Schriftzug „Clip“, der aufleuchtet, wenn man es viel zu gut meint. Zuvor warnt aber ein rotes LED Segment bei +12 dB. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Pioneer im Zuge des Re-Designs seinen Gain-Algorithmus, die Vorverstärker und die Ausgangschaltkreise einer Frischzellenkur unterzogen hat. Es folgen der Color-FX-Regler und die Vorhörtaste, darunter die Beat-FX-LED, die signalisiert, ob die gleichnamige Effektsektion auf den Kanal zugewiesen ist und die 45-Millimeter-Channelfader, die sich der Lautstärke widmen. Beim Überblendregler setzt Pioneer den hauseigenen magnetischen Magvel-Fader ein, dessen Flankencharakteristik sich beim DJM-900NXS2 in drei Stufen von „Mix“ bis „Scratch“ festlegen lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder Eingangsrouting fu00fcr Externe: Digital, Phono/Line zwei Notebooks und der Return-Aux

Wenden wir uns der linken Flanke zu, bemerken wir als erstes, dass die Combobuchse für das Mikrofon an das Backpanel verwiesen wurde und stattdessen nun eine zweite USB-Buchse diesen Platz eingenommen hat. Laptop-Performer dürften dies wohl begrüßen, denn so lassen sich auch mir nichts, dir nichts fliegende DJ-Wechsel durchführen, da die Möglichkeit, sich vorne einzustöpseln, komfortabler ist, als hinten rumzufingern. On Top hat Pioneer einen zweiten Kopfhöreranschluss spendiert. Die beiden nachfolgenden Tasten MIDI schaltet bezeichnenderweise ein, wer die Bedienelemente des DJM-900NXS2 zur Befehligung seiner DJ-Software einsetzen möchte und darf dann mit dem Mapping beginnen.
Es folgt die Mikrofonsektion, die mit einem +/-12 dB Hi-Low-EQ und zwei separaten Gains sowie einer konfigurierbaren Talkover-Schaltung zur Absenkung der Musik bestückt ist. Sie weiß klanglich zu überzeugen, das marginale Grundrauschen ist in meinen Augen zu vernachlässigen und auch das ein- und ausfadende Ansprechverhalten der Talkover-Funktion, deren Schwellwert und Absenkung einstellbar ist, gefällt mit gut. Das Signal darf auf Wunsch mit den Beat FX effektiert werden.
Apropos FX, bei den sechs Sound Color FX ersetzt Sweep das Gate/Comp. Außerdem hat (ich erinnere mich, dies beim Vorgängermodell gewünscht zu haben) ein Parameter-Regler Einzug gehalten, der zur Steuerung eines Effektattributs wie der Resonanz des Filters dient. Sehr schön.
Letzter Boxenstopp links: Die Kopfhörersektion, wie erwähnt mit einem zusätzlichen Miniklinkenanschluss und dem Mix- und Master-Regler in Begleitung der Kopfhörer-Split- und Link-Taste. Letztgenannte ermöglicht, den Sound auf einem angeschlossenen Rekordbox-Notebook vorzuhören. Der Kopfhörerverstärker hat genug Leistungsreserven, um die Ohren richtig zum Klingeln zu bringen, das ist mal klar. Er ist aber nicht nur laut, sondern auch transparent und präzise im Sound. Uneingeschränkt clubtauglich, wie man so schön sagt.
Ich denke, über die Beschaffenheit und Güte der Bedienelemente oder das allgemeine Handling eines Pioneer Clubmixers muss man nicht viele Worte verlieren, also auf in den Praxisteil.

Fotostrecke: 4 Bilder Zweimal USB und MIDI.

Praxis

Rauf auf den DJ-Tisch mit dem Mixer, der als erster im Hause Pioneer auf eine interne 64-Bit-Signalverarbeitung setzt und es sich nun zwischen Vestax PDX Turntables, XDJ-700, iPad, einem Effektgerät und Traktors D2 gemütlich macht. An den Klinken hängen Pioneers SDJ05W Monitorboxen, die HK-Audio-Lukas Nano 600 wird via XLR gespeist. Erste Maßnahme: Ohne Signal alle Fader und Volumes aufreißen und siehe da, der Mixer hüllt sich in angenehme Stille.
Nächste Aktion: Vinyl auflegen und außerdem den XDJ ans Laufen bringen. Die Phono-Eingänge arbeiten rauscharm und natürlich. Das Audiosignal vom XDJ kommt ebenso störfrei rein. Da gibt es nichts zu kritteln. Was ich aus den Boxen vernehme, ist ein hervorragender, dynamischer, druckvoller Sound.
Dass Pioneer in Anbetracht von Rekordbox DVS und der Pioneer PLX-1000 Plattenspieler nun wieder vier Phono-Anschlüsse bereitstellt, ist nachvollziehbar und zu begrüßen, wenngleich hier kaum Turntable-Hexer an vier Plattenspielern angesprochen sind, sondern eher Protagonisten, die Rücken-an-Rücken via dualem USB-Port agieren oder Battle-Setups aufstellen wollen. Mit zwei angeschlossenen Rekordbox-Notebooks lassen sich fliegende Wechsel auch zwischen den einzelnen Kanälen vollziehen. Die Decks sind dann „geblockt“ (Audio unavailable), die Waveforms abgedunkelt dargestellt, die Tracks laufen aber weiter.
Der DJM-900NXS2 ist seitens seines Audiointerface, das mit 24 Bit Wortbreite und maximaler Samplerate vom 96 kHz antritt, natürlich mit diversen DJ-Programmen nutzbar und demnach nicht nur zu Rekordbox kompatibel, sondern auch DVS-zertifiziert, kann also bis zu vier Timecode-Signale in Pioneers Software schicken. Die Konfiguration erfolgt unter Rekordbox im DVS-Reiter des Konfigurationspanels.
Die Software ist mit einem internen, absoluten und relativen Modus ausgestattet. Im absoluten Modus sind die Sync-Funktion und die Performance-Tools wie Hotcues, Slicer und Loops deaktiviert. Hier muss man also manuell in den relativen Modus zurückschalten, um diese Tools nutzen zu können. Am besten besorgt man sich dafür einen MIDI-Controller, denn das Zuweisen von Mixerelementen scheint mir hier nicht angebracht. Da ich mich zur Fraktion der Mix-DJs zähle, sehe ich die Performance der Timecode-Steuerung nicht ganz so kritisch wie  Turntablisten. Auf meinem drei Jahre alten MacBook mit Rekordbox 4.1 und dem viel geschundenen OSX EL Captain, das seitens Pioneer noch nicht offiziell unterstützt wird, ist im Punkt Stabilität und Performance jedenfalls noch Luft nach oben. Laut Support sollte es aber bald so weit sein.

Fotostrecke: 5 Bilder Der NXS2 im Zentrum des Geschehens mit XDJ und RMX-1000 Effektor App.
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Audio Mikrofonsignal Audio EQ-Cuts Audio Phono-Eingang

Was mir gut gefällt, ist die aufgebohrte Effektsektion, beginnend mit der separaten Send/Return-Abteilung rechts außen. Sie ermöglicht einerseits, externe Effektgeräte über die rückseitigen Klinkenanschlüsse anzusteuern, andererseits mittels Inter-App Audio, Effektoren auf einem iPad einzubinden, das via USB-Buchse angeschlossen wird, separat regelbar und als Insert oder Aux zu routen. Im Test habe ich mit Pioneers RMX-1000 App gearbeitet, ebenso mit Sugarbytes Tornado. Brillante Idee und funktioniert einwandfrei. Der separate Dry-Wet-Regler leistet hier gute Dienste.
Es folgen 14 Beat-FX, zuweisbar den Crossfader-Seiten, den Einzelkanälen, dem Master und Mike. Drei neue Klangveredler Helix, Ping Pong und Vinyl Break ersetzen Melodic, Reverse Roll und Robot. Außerdem wurde das Reverb überarbeitet. Diese Effekte wirken – und das ist ein echt tolles Feature, weil sich damit äußerst subtil agieren lässt – wahlweise auf das gesamte Frequenzspektrum ein oder nur auf Hi, Mid und Low sowie Kombinationen daraus gemäß aktivierter Tasten. Wie gehabt sind die Beat-FX separat einschaltbar und verfügen über einen Dry/Wet- und Timing-Regler sowie Beat-Tasten und die Möglichkeit, das Tempo auszulesen oder einzutappen. Über eine der Tasten gelangt man zudem in den Utility-Modus, um verschieden Mixer-Einstellungen (Mic Low-Cut, Peak Limiter, Digital-Out Samplerate, MIDI-Kanal, Talkover etc.) vorzunehmen.
Was mir auch besser gefällt als beim Vorgänger, ist das aufgeräumter und moderner wirkende Display. Das X-Pad darunter hat nun neben dem berührungsempfindlichen Stripe acht sensitive Felder mit aufgedruckten Taktungen anheimgestellt bekommen, die je nach Effekt durch Aufleuchten ihre Betriebsbereitschaft signalisieren. Ob dezent zugemischte Rolls auf Vocals, peitschende Helix Gewitter oder Vinyl Breaks, der Sound ist klasse, das X-Pad ermöglicht beatgerechte Interaktionen und die lassen sich noch mit den iPad-FX kombinieren. Sehr gut. Aufnahmetechnisch hat der DJM-900NXS2 auch einiges zu bieten, denn er offeriert das Mitschneiden der Kanäle 1-4, der beiden Crossfader-Seiten, des Mikrofoneingangs und des Master-Mixes. Hier hätte ich mir gewünscht, das Mikrofonsignal fürs Recording optional zu deaktivieren.
Schreiten wir nun zum Fazit. Einige meiner Contras aus dem DJM-900NXS Test, wie nur ein USB-Port, kein Parameter-Regler etc. sind nun ausgemerzt. Das drückt sich selbstverständlich in der Gesamtwertung aus.

Fotostrecke: 3 Bilder Das neue Display und u2026
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Color FX Helix Ping Pong Reverb Vinyl Brake iPad Send/Return

Fazit

Mit dem DJM-900NXS2 verpasst Pioneer seinem Flaggschiff-Clubmixer einen besseren Sound, vier Phono-Anschlüsse, insgesamt drei USB-Ports, überarbeitete Effekte und eine separate Send/Return-Abteilung mit Inter-App Audio-Kompatibilität zur Einbindung von iPad-Apps. Sieben gute Gründe, diesen Mixer zu kaufen, wenn er ins Budget passt, ganz gleich ob man mit Vinyl oder CDJs auflegt oder mit einem Notebook und/oder Tablet antritt. Weitere Argumente sind vier digitale Eingänge, die Netzwerkfähigkeit, das integrierte Dual-USB-Audiointerface mit seinen Zuspiel- und Recording-Optionen, das nahtlose DJ-Wechsel und Back2Back-Performances mit zwei Notebooks ermöglicht. Nicht zuletzt überzeugen Verarbeitung, Klang und Bedienkomfort und machen den DJM-900NXS2 zu einer runden Sache.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Dual USB-Audiointerface
  • Inter-App-Audio fähig
  • Sehr guter Klang
  • Rekordbox DVS zertifiziert
  • Sehr gute Effektsektionen
  • Gut strukturiertes Layout
  • Netzwerkfähig mit kompatiblen Geräten
  • MIDI-Funktionalität
Contra
  • Mike-zu-Master-Recording nicht deaktivierbar
Artikelbild
Pioneer DJM-900NXS2 Test
Pioneer DJM-900NXS2

4-Kanal Clubmixer-Layout

  • 4x Phono/Line-Inputs
  • Magvel Fader
  • Digitale I/OS
  • Netzwerkfähig
  • Dual Headphone
  • Clip und Beat FX Display
  • Mikrofonkanal mit Talkover
  • Dual USB-Interface
  • MIDI fähig
  • Color FX mit Parameter- und Color-Regler
  • Beat FX mit FX-Frequenz
  • X-Pad mit Taktung und Stripe
  • Separater FX Send/Return Aux oder Insert
  • Send/Return zu Klinke oder USB-Typ-A
  • Inter-App-Audio fähig
  • Preis: 2299 Euro
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