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Native Instruments Traktor Kontrol Z2 Test

Die Berliner Soft- und Hardwareschmiede Native Instruments schickt ihren ersten „waschechten“ Mixer Kontrol Z2 ins Traktor-Universum. Dem Hybrid-Pult wurde auch gleich ein Softwareupdate auf den Leib geschneidert, dass eine Vielzahl spannender, neuer Funktionen, wie Makro-FX oder Fluxmode direkt von der Hardware aus zugänglich macht. Wir erleben hier heute also quasi ein Debüt in doppelter Hinsicht. Die Hardware Kontrol Z2 lässt sich im Grunde anhand von drei Punkten klassifizieren:

Traktor Kontrol Z2: Standalone-Battlemixer, ausgestattet mit Traktor Pro 2.6, einem 24-Bit-Audio-Interface, neuen Macro FX, Flux-Mode, Loop-Displays und Innofadern
Traktor Kontrol Z2: Standalone-Battlemixer, ausgestattet mit Traktor Pro 2.6, einem 24-Bit-Audio-Interface, neuen Macro FX, Flux-Mode, Loop-Displays und Innofadern


1. Analoges Mischpult mit Phono- und Line-Eingängen für klassische DJ-Sessions mit CD-Gerätschaft oder Plattenspielern.
2. USB Audio-Interface (Traktor Scratch Pro-zertifiziert) für die Verwendung mit einer DJ-Software oder einem digitalen Vinyl-System.
3. MIDI-Controller mit Tasten und Drehreglern zur Bedienung eben dieser Programme.
Der Neuankömmling im Land der Battlemixer kostet 779 Euro und wird mit einer Vollversion von Traktor Scratch Pro samt Timecode Kit (2x CD, 2x Vinyl) ausgeliefert. Hier ist unser Erfahrungsbericht.

Details

Die erste Überraschung erfolgt gleich beim Auspacken, denn der Kandidat ist deutlich schwerer, als ich es nach Erfahrungen mit dem Kontrol S4 und dem Rest der Sippe vermutet hätte. Das Metallgehäuse verleiht dem Mixer aber nicht nur ein respektables Gewicht von rund fünf Kilo, sondern prädestiniert ihn gleichfalls für den rauen DJ-Alltag im Club oder in der mobilen Diskothek. Das Case ist, wie vom Rest der Familie bekannt, hinten und vorn leicht angewinkelt und setzt wie die DJ-Controller S2 und S4 auf ein teils mattes, teils hochglänzendes Design. Einzig die Seitenauflagen und die mittlere Faceplate – rutschsicher festgehalten durch Magnete und arretiert durch Aussparungen und die Faderkappen – könnten einigen Anwendern vielleicht Anlass zur Kritik geben. Ich sehe hier jedoch eher die Möglichkeit, Faceplates in anderen Farben und mit anderen Konfigurationsbeschriftungen statt der Originale aufzulegen. Pimp your Mixer – farbige Caps gehören dann natürlich auch dazu. Die Bedienelemente wirken beim ersten Trockenlauf durch die Bank hochwertig. Beim Verkabeln auf dem DJ-Tisch fällt auf, dass alle Anschlussbuchsen fest im Gehäuse sitzen und dass der Z2 etwa eine Fingerkuppe weiter nach hinten herausragt als der benachbarte DJM-850. Anders als bei den Audio-Interfaces gehören außer einem USB- und Stromkabel keine weiteren Strippen dem Lieferumfang an. Dafür aber ein Satz Timecode-CDs und -Vinyls sowie die Serial Card und eine Tabelle mit Keyboard-Shortcuts. Der Preis liegt bei 779 Euro, was im ersten Moment nicht wie ein Schnäppchen anmutet. Doch betrachtet man die direkten Konkurrenten Rane/Serato, die für einen Rane Sixty-Two stolze 2500 Euro UVP aufrufen, relativiert sich dies schnell. Los geht’s mit dem ersten Punkt auf der Tagesordnung: Standalone-Mixer

Fotostrecke: 3 Bilder Ein robustes Gehäuse mit ergonomischem Design und Layout weckt die Neugier und schafft Vertrauen

Funktion eins: Standalone-Mixer
Im Standalone-Modus erfolgt die Signalverarbeitung im Mixer. Damit das externe Equipment Anschluss an diesen finden kann, sind auf der Rückseite fünf Stereo-Cinch-Eingänge und eine 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse verbaut. Binden erstgenannte jeweils zwei Turntables oder CD-Player (umschaltbar auf der Mixeroberfläche) über die beiden Hauptkanäle sowie ein weiteres Line-Gerät (Drum Maschine, MP3-Player) über die Aux-Schnittstelle ein, ist die Klinkenbuchse für Mikrofone gedacht.
Raus geht’s für den Master über symmetrische XLR-Buchsen und Cinch. Dadurch ist gewährleistet, dass sich der Z2 sowohl im Partykeller eines Hobbyisten wie auch an einer Profi-PA wohlfühlt. Für die DJ-Kanzel ist zudem ein separat regelbarer Booth-Out in 6,3-Millimeter-Klinken vorhanden. Digitale Ausgänge gibt es nicht. Auch ein Record-Out oder eine Effektschleife suche ich vergebens. Was unter dem Blickwinkel konzeptionell zu verstehen ist, dass Traktor einerseits eine interne Recording-Funktion anbietet, andererseits Effekte beinhaltet. Da wir hier aber gerade „analoge“ Fähigkeiten besprechen, ist dies wohl zu erwähnen, zumal Ranes Sixty-Two sämtliche FX-Register zieht (Intern, Software, Schleife) und besagten Ausgang anbietet. Aber gut, kein Anlass zur Kritik, denn der kostet auch fast das Dreifache.
Erwähnenswert ist auch, dass neben der USB-Buchse zur Verbindung mit dem PC ein USB-Doppel-Hub Typ-A logiert, woran sich weitere Controller anschließen ließen, ohne dass man sich mit Kabelgewirr am Notebook herumärgern muss. Danke dafür, Native Instruments. Wäre schön, wenn die S-Kontrollettis in der nächsten Generation ebenfalls damit bedacht würden. Ferner haben an der Rückseite Platz gefunden: eine Ausfräsung für das Kensington-Sicherheitsschloss, der Netzschalter und die Stromaufnahme.

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor Kontrol Z2: Ein Blick auf das anschlussfreudige Backpanel und

An der Vorderseite sehe ich den etwas flachen Fadercurve-Controller für den Überblendregler und einen Reverse-Schalter sowie zwei Kopfhörerausgänge in Mini- und Standardbauform, die für mich laut genug für den Club sind, ohne dass es zu einem nennenswerten Pegelabfall kommt, wenn eine zweite Einheit angeschlossen wird. Deren Lautstärke und Cuemix-Regler residieren im Zentrum der Bedienoberfläche – gleich über den Vorhörtasten der Kanäle. Die Vorhörfunktion für die Decks C und D wird über Shift eingeleitet, was ich lieber in dedizierter Form gesehen hätte. Ein Dreiband-Kill-EQ an den Hauptkanälen erlaubt grazile Eingriffe in das Klangbild, wozu auch die griffigen, gummierten und im Drehwiderstand gleichmäßig sanften Potis (leider Kunststoffstifte) beitragen. Der Equalizer im Direct-Modus ist identisch mit dem “P900” der TRAKTOR-Software. Ein besonderes Schmankerl: Das Hochpass-Tiefpass-Z2-Kombifilter im Kanal operiert ebenfalls autonom und klingt für mich noch einen Ticken besser, als das frühere Traktor-Standard-Filter.

Fotostrecke: 5 Bilder Traktor Kontrol Z2: Auch die Oberfläche mit Bedienelementen für Traktors Loops, Remix-Decks, Filter und Effekte macht was her

Die Flachbahnregler stammen von Innofader und weisen ein ansprechendes Gleitverhalten auf. Selbst bei heftigerem Anschlag ist kein metallisches Scheppern, sondern ein gedämpftes Klacken zu hören. Der Crossfader öffnet in Stellung „Cut“ sehr schnell, was Scratchern zugutekommt. In Mix-Stellung erfolgen Anhebung und Absenkung allmählich, so wie es sein soll. Zwischen den Fadern sind LED-Meter für die Ausgangslautstärke (Stereo) und die Kanäle A/B (mono) platziert, sodass der DJ immer den Überblick über die Pegelstände hat. Über den Einstellungsmodus lassen sich zudem die LED-Parameter für Stereo-Meter aufrufen, woraufhin im linken Display „LEd“ zu lesen ist und rechts der Modus festzulegen ist. „Out” steht für das zuvor geschilderte Muster (A, B, Master). „C_d”, für die Monosummen von Deck C und D statt des Summenpegels des Hauptausgangs. Die Mixer-Sektion ist übersichtlich aufgebaut und orientiert sich am gängigen Industriestandard, sodass sich Discjockeys jedweder Couleur schnell zurechtfinden sollten. 

Fotostrecke: 2 Bilder Prima: Einstellbare Pegelmeter für vier Decks oder Deck A, B und Master

Die Mikrofongruppe in Form eines Volume- und Tone-Reglers samt Einschaltkopf liegt links oben. Talkover ist nicht an Bord. Wen wundert es, denn Traktor Power-User rufen gemeinhin eher nicht zur Damenwahl auf. Und der MC neben dem Scratch-Ass benötigt kein Ducking, sollte er über das Mike singen wollen. Das geht in meinen Augen nämlich auf jeden Fall, denn das Signal ist rauscharm und detailreich. Für den Mic/Aux-Input gibt es grundsätzlich zwei Signalpfade, und zwar einmal direkt auf die Ausgänge des Z2 und einmal durch Traktor. Als klar und druckvoll ist auch der ausgegebene Sound einzustufen. Die Phono-Eingänge klingen ebenfalls überzeugend. Das transparente Signal liegt bei 12-Uhr-Gain etwa bei 0dB, sodass genug Reserven vorhanden sind. Ich habe hier nichts zu beanstanden und kann dem Z2 bis hierher einen hervorragenden Sound attestieren. Die nachfolgenden Hörproben sollten dies verdeutlichen.

Audio Samples
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Traktor Z2 EQ Cuts Traktor Z2 Phonosignal Direct Through Traktor Z2 Phonosignal Live Input Pioneer DJM-850 Phonosignal Traktor Z2 Standalone Filter Traktor Filter Software Filter DJM-850

Es folgt das Update von der bestehenden Traktor 2.5 Installation auf 2.6. Achtung: Es ist keine DVD dabei, ein DSL-Internetzugang ist somit quasi Pflicht, was einen Ausflug zur Native-Instruments-Webpage einfordert. Dort wären dann die folgenden Schritte auszuführen.
1. Benutzer-Account anlegen.
2. Hardware registrieren.
3. Software Downloaden und installieren (knapp 380 MB Update-Dateigröße beim Mac – Neuerwerber spielen das ganze Programm in einer Rutsche von etwa 570 MB auf).
Dann folgt:
4. Service-Center aufrufen und einloggen.
5. Seriennummer der Software eingeben und aktivieren.
Geht das nicht auch einfacher? Naja, immerhin können wir nun weiter im Text verfahren.
Einen alleinstehenden Z2-Treiber gibt es im Übrigen noch nicht – er soll aber kommen. Aktuell muss für den stressfreien Betrieb Traktor 2.6 aufgespielt werden und zudem sollte ein Update des Controller-Editors erfolgen. Wir vergeben dafür keinen Punktabzug, da dies bei Serato ebenfalls „gang und gäbe“ ist.

Serialcard statt DVD
Serialcard statt DVD
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Praxis

Funktion zwei: USB-Audio-Interface mit TSP-Zertifizierung
Das integrierte USB Audio-Interface arbeitet mit einer maximalen Samplingrate von 48 kHz und einer Auflösung von 24 Bit. USB-Out 1/2 wird direkt auf Master und Booth geleitet, also zu den XLR-Buchsen, Klinken und Cinch-Ausgängen sowie an den Kopfhörer (Cuemix-Regler Stellung Mix). USB-Out 3/4 geht auf den Kopfhörer (Cuemix-Regler Stellung Cue). USB-Eingang 1/2 ist das Mic/Aux-Signal, 3/4 der Phono/Line-Input von Kanal A, 5/6 der Phono/Line-Input von Kanal B. USB 7/8 greift den Master-Ausgang des Z2-Mixers ab und führt diesen für Aufnahmezwecke in den Rechner zurück. Der softwareseitige „External-Mixer-Mode“ lässt sich mit dem Z2 nicht verwenden.

Fotostrecke: 2 Bilder USB-Eingangskonfiguration des Traktor Z2 USB-Audio-Interface

Schallplatten können durch das Einschleifen in die Traktor Software (Live-Input) mit den integrierten Effekten bearbeitet werden, und zwar auf niedrigen Latenzeinstellungen. Zwar ist ein kurzer Audio-Dropout beim Schaltvorgang wahrnehmbar, wenn ich vom Thru-Modus direkt in den Live-Input wechsele, aber ich würde vor Publikum eh nicht im laufenden Track zwischen Live oder Thru umschalten. Der Wechsel zwischen „analog“ und „digital“ erfolgt natürlich auf den Fuß. Eine weitere Funktion, die sich aus dem Signalfluss ergebend mit dem Mixer erledigen lässt, ist die Digitalisierung von externen Audioquellen, oder sagen wir besser der Schallplattensammlung, so vorhanden. Warum aber nennt sich der Mixer 2+2 Mixer? – Wegen der beiden Aux-Gruppen an den Flanken, welche für die Kanäle drei und vier reserviert sind. Diese gelangen über einen Drehregler auf die Masterschiene. Zwar ließen sich hier grundsätzlich ein bis zwei zusätzliche Trackdecks einbinden, die Hauptverwendung werden jedoch die neuen Remix-Decks aus Traktor 2.5 sein. 

Traktor Kontrol Z2: Sampledecks mit Lautstärke-Poti bieten Mehrwert
Traktor Kontrol Z2: Sampledecks mit Lautstärke-Poti bieten Mehrwert

Ich halte fest: Das Audio-Interface klingt gut und arbeitet auf niedrigen Latenzen stabil. Auf meinen MacBook Pro aus 2009 Core2Duo mit acht GB RAM habe ich bei 128 Samples Puffer gemixt, was einer Latenz von 4,7 Millisekunden (2,7ms Processing, 2,0ms Output) entspricht und einen störfreien Betrieb ohne Dropouts oder Buffer-Probleme gewährleistete. Zudem ist es durch geschickte Soft- und Hardwareoperationen jederzeit möglich, zwischen Traktor-Decks, Plattenspieler und Live-Input umzuschalten. Dem kommt eine besondere Bedeutung bei einem DJ-Wechsel zu, da die drei Optionen für jedes Einzeldeck anwählbar sind. So kann der Traktor DJ seinen letzten Titel ausspielen, wohingegen der Vinylist schon mal die erste Scheibe auflegt. Wann es letztlich bei Native-Instruments auch einen zweiten USB-Port für das nachfolgende Notebook, respektive nahtlose Traktor DJ-Wechsel geben wird, steht noch in den Sternen. Vielleicht bei einem potenziellen Kontrol Z4 Clubmixer? 

Audio-Einstellungen auf dem MacBook Pro
Audio-Einstellungen auf dem MacBook Pro

Funktion drei: MIDI-Controller
Wie es sich für ein DJ-Handwerkszeug aus dem Hause Native Instruments gehört, finden sich auf der Oberfläche eine Vielzahl an Bedienelementen für ihren Vorzeige-Trecker ein. An den Flanken sitzen die Steuerelemente der Control- und FX-Sektion, die von der Navigation in der zentralen Mixer-Sektion unterstützt werden. „Shift“ ruft klassische die Zweitbelegungen auf. Zum Beispiel „Instant-Doubles“, „Instant-Filter“-, EQ-Cuts oder Tree-Browsing. Wird „Sync“ länger als eine Sekunde gedrückt, wird das Tempo des betreffenden Decks zurückgesetzt (interner Abspielmodus). Manuelles Tempo-Tapping erfolgt über Shift-Flux. Zudem sind zwei dedizierte Tasten verbaut, die zwischen dem relativen und internen Abspielmodus umschalten. Erster ist für das Nadel-Tracking der Steuerschallplatte interessant. Der Unterschied zum absoluten Modus: Im relativen Mode werden nur Geschwindigkeit und Richtung übertragen. Er findet bei Loops und Flux Anwendung. Im absoluten Modus kommt die tatsächliche Nadel-Position hinzu, sprich eine absolute Zeitinformation. Diese liefert das Timecode-Medium, hier in Version MK2. Es ist in drei Zonen unterteilt: Der Lead-In setzt den virtuellen Abspielkopf auf den Startpunkt des Musikstückes. Es folgt die Playback-Zone mit 10 Tracks auf Seite A und 15 auf Seite B. Dann folgt die Browse-Zone zum Navigieren innerhalb der Playliste. m DVS-Kontext besteht demnach also erstmal kein Bedarf nach weiterer harter Ware für die Basisoperationen einer DJ-Session. Im Übrigen schaltet Shift-Rel/Int das Deck in den internen Modus, wobei ein laufendes Deck gestoppt und ein gestopptes Deck eingestartet wird; Aha, da wären also auch die Play/Pause-Tasten. 

Fotostrecke: 3 Bilder Traktor Kontrol Z2: Browserencoder und Ladetasten für die mauslose Performance. Alternativ mit Kontrollvinyl zu bedienen

Am Kopf des Mixers sind drei Status-Tasten verbaut. Sie zeigen durch unterschiedliches Blinkverhalten potenzielle Fehler wie fehlgeschlagene Timecode-Kalibrierung, voller Samplepuffer, verlorene USB-Konnektivität und mehr an. Hierüber gibt das fast 100 Seiten starke Handbuch Auskunft. Es folgen die Tasten „Snap“ und „Quantize“ sowie der Einstellungs-Button (LED-Meter, etc.)

Traktor Kontrol Z2: Wenn etwas nicht stimmt, kann ein Blick hierher nicht schaden
Traktor Kontrol Z2: Wenn etwas nicht stimmt, kann ein Blick hierher nicht schaden

Auf den ersten Blick recht übersichtlich erscheinen die Effekt- und Loop-Sektion. Und das meine ich im Wortsinn, denn weder werde ich hier von zahlreichen Begrifflichkeiten, die es zu erlernen gilt, noch von Heerscharen an auf engstem Raum zusammengepferchten Steuerknöpfen erschlagen, durch die man sich mit seinen mitteleuropäischen Durchschnittsfingern einen gefahrlosen Weg bahnen müsste. Ich würde sogar behaupten wollen, dass hier ein höchst stimmiger Kompromiss zwischen Platz und Feature-Dichte gewählt wurde, das sowohl dem Vinyl-Veteranen, dem Um- als auch dem Einsteiger gerecht werden wird. Das beginnt mit dem Loop-Encoder, der nebenbei als Beatjumper und Cutter fungiert und dessen Loop-Längen sich in einem Display oberhalb des Kanals ablesen lassen. Bei den Effekten habe ich Zugriff auf das Mischungsverhältnis (Dry/ Wet) und kann zudem jeweils das einzelne Attribut des Gruppenmodus oder den dritten Parameter des Single-Mode Standardeffekts manipulieren.

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor Kontrol Z2: Übersichtliches Loop-Display zeigt auch Einstellungsoptionen an

Und dann sind da ja noch die neuen Multi-Layer-FX, genannt Macro-FX und die haben es in sich, denn so lassen sich gleich mehrere übereinandergelegte Effektprogramme mit einem Regler-Tweak schrauben. Anders als bei den regulären FX befindet sich die Nullstellung auf 12 Uhr und nicht auf links. Drehe ich nun nach rechts, hat dies ein anderes Verhalten des Effektes zur Folge, als bei einer Linksdrehung. Vielleicht kennt der eine oder andere dies von den Color-FX der jüngsten DJM-Generation, wo Hoch- oder Tiefpass-Filter zugeschaltet werden. Effekte können im Insert und Post-Fader-Modus operieren, wobei sie im ersten Fall vor dem Kanalfilter eingefügt werden, im zweiten Fall nach dem Channel-Fader, was bedeutet, dass sie auch nach geschlossenem Fader hörbar bleiben. Das wurde auch Zeit. Schade nur, dass es aktuell noch keinen Macro-FX-Builder gibt und der DJ daher nur Factory-Presets zur Verfügung hat. Ich würde mich jedoch nicht wundern, wenn in naher Zukunft weitere Effekte (ob kostenpflichtig oder nicht werden wir noch sehen) aus eigenem Hause Einzug halten. Maschine und Komplete wären hier ein fetter Fundus. Den ersten kostenpflichtigen Remixdeck-Content gibt es ja seit Kurzem, wie wir es seinerzeit beim Test des F1 prognostiziert haben. Nun die Makro-Effekte im Einzelnen…

Audio Samples
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WormHole Traktor 2.6 Macro-FX LaserSlicer Traktor 2.6 Macro-FX GranuPhaser Traktor 2.6 Macro-FX Bass-o-Matic Traktor 2.6 Macro-FX PolarWind Traktor 2.6 Macro-FX EventHorizon Traktor 2.6 Macro-FX Zzzurp Traktor 2.6 Macro-FX FlightTest Traktor 2.6 Macro-FX Strrretch Fast Traktor 2.6 Macro-FX Strrretch Slow Traktor 2.6 Macro-FX DarkMatter Traktor 2.6 Macro-FX

In der Kontrol-Sektion sehe ich vier beleuchtete Tasten, deren angestammte Aufgabe es ist, ebenso viele Hotcues und/oder Loops anzuspringen, die sich mit der Shift-Taste jederzeit wieder löschen lassen. Sind hier Schleifen abgelegt, schwenkt die Beleuchtung von Blau auf Grün um. Noch bunter wird’s im Sample-Modus, denn dann fungieren die vier Buttons wie die S4-Sample-Controls, nur entsprechend der Remixdeck-Farbgebung. Sie aktualisieren den Zustand in Kombination mit dem F1 bidirektional. Die Plätze können vom Mixer aus eingestartet und gemutet werden. Ferner ist es möglich, Audiomaterial aus dem übergeordneten Deck zu extrahieren, wenn sie nicht belegt sind. Bedeutet: Deck C nimmt von Haus aus von Deck A und Deck D von Deck B auf. Die Capture-Quellen lassen sich jedoch über das Einstellungsmenü (Fokusbutton + Loop-Encoder) frei zuweisen, wobei neben Deck A und B auch Sound vom Loop-Recorder gemopst werden kann, nicht jedoch direkt von einem Live-Eingang, da hierfür der Loop-Recorder selbst angedacht ist. 

Fotostrecke: 2 Bilder Nicht ganz auf Augenhöhe …

Nun sei kurz erwähnt, dass weitere individuelle Z2-Einstellungen im Menüpunkt „Preferences“ vorgenommen werden können. Fünf Kategorien sind gelistet: LED (Intensität), Mike/Aux (extern, intern), die Kalibrierung (Buttons, Fader, Knobs) und Werkseinstellungen. Im vorausgegangenen Kontext interessant ist vielmehr auch der Secondary Cue Mode (Shift + Deckfokus), denn neben den Hotcues fünf bis acht können hier auch Beatjumps oder fest zugeordnete, direkt abrufbare Loopgrößen definiert werden, was sich in Kombination mit dem Fluxmode ähnlich Seratos Loop-Rolls darstellt. Farbcodierung: Blau steht für einen Hot Cue, Grün für einen Loop. Gelb für „Load“, Orange für Fade-In/-Out und Weiß für Grid. Unter der Cue-Sektion residiert die Flux-Taste, dessen Zustand auch in der Kopfzeile des Decks abzulesen ist. Außerdem kann hier der Loop-Recorder deklariert werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Flexibel belegbare Buttons mit eindeutigem Farb-Feedback

Der Flux-Modus läuft ähnlich ab, wie der Bleep- oder Slip Mode bei einem Pioneer-CDJ oder Serato-Software. In dieser Betriebsart wird die Abspielposition (vornehmlich bei Nutzung von Loops oder Cues) im Hintergrund gepuffert und der Song setzt die Wiedergabe nach Beendigung des manuellen Intermezzos an der Stelle fort, wo er sich ohne Eingriff des DJs befunden hätte. Das hat zum einen zur Folge, dass man auch bei kleinsten Schleifenzerhäxelungen mit einem zweiten Titel „in-Sync“ bleibt. Doch auch wer gerade nur einen Track beackert, kann den Vorteil verbuchen, dass das Musikstück durch fortwährende Loopstakkatos nicht unendlich in die Länge gezogen wird, weil die nachfolgende Titelpassage immerhin noch anstehen würde. Ferner kann der geneigte User so mit den Macro-FX aus langweiligen Breaks fette Build-Ups und – Downs bauen. Jedoch bietet sich der „Fluss“ nicht unbedingt für jedes Tool an. Zum Beispiel sind mir beim Cuejuggling die Sprünge je nach Titelposition und Quantisierung prinzipbedingt einfach zu weit auseinander. Warum Scratching im relativen Modus nicht gefluxt wird, ist mir indes schleierhaft. 
Dennoch wird bis dato deutlich, dass die Konzeption des Mixers sehr durchdacht ist, denn der Wechsel zwischen internen und externen Signalquellen ist gut ausgeklügelt, die Bedienung der Traktor Library ist „kinderleicht“, die kreativen Werkzeuge, die sich über den Z2 abfeuern lassen, sind schnell erlernt, einfach zu handhaben und genau bei der Hand positioniert. Super. Wem es nach mehr dürstet, der kann sich nach Bedarfslage weitere Kommandobrücken zulegen, sei es um noch mehr Effekt- und Track-Spielereien auszuführen oder um die Remixdecks in vollem Umfang zu bedienen. Das führt mich …

Text: Gekommen um (in-Sync) zu bleiben
Text: Gekommen um (in-Sync) zu bleiben
Audio Samples
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Loopfluxing

… zum USB-Hub in Begleitung der beiden Controller F1 und X1 an den Flügeln des Pults. Dass sich die Jungs direkt am Mischer einstöpseln lassen, finde ich hervorragend, denn an meinem MacBook wäre dies aufgrund von lediglich zwei Ports nicht ohne Hub möglich. Dass sie allerdings so tief neben dem Mixer liegen, finde ich umso ungünstiger. Hier sollte Native-Instruments mit einem Hartplastik-Stand nachhelfen, da die Transport-Bags auch nicht die Ideallösung darstellen, aber die Konsolen immerhin fast auf Augenhöhe zum Z2 bringen. Oder ist das Hub vielleicht für zwei potenzielle Traktor Kontrol Mediaplayer Deck-Einheiten gedacht?
Ob man es bemängeln soll, dass der Z2 keine offensichtliche Transportabteilung mit auf den Weg bekommen hat? Nun ja, betrachte ich ihn im DVS-Kontext, wo die Steuerung über eine Schallplatte und das Versetzen der Nadel erfolgt, dazu stehen Encoder-Spulen, internes Play/Pause und ausreichend Hotcue-Buttons zur Verfügung, bin ich geneigt zu sagen : „Nöö“. Aber schön wäre es trotzdem. Der Z2 wendet sich in erster Linie an Protagonisten, die mit ihren CDJs oder Turntables arbeiten wollen und die sollten hinlänglich bedient werden. Und: Sie brauchen sich in ihrer Arbeitsweise nicht sonderlich umzugewöhnen, den sie können so zu Werke gehen, wie sie es seit Jahrzehnten tun und dabei den Vorteil einer in weiten Teilen an ihre persönlichen Anforderungen konfigurierbaren Software nutzen.
Grundsätzlich lässt sich eine Traktor-Performance mit dem Z2 aber auch ohne Timecodes oder Controller hinlegen, denn die Transportsteuerung inklusive Pitchbend kann genauso über die Laptop-Tastatur im internem Abspielmodus erfolgen. Das ist dann wohl auch die einfachste Herangehensweise an den Z2. Laptop anschließen, Soundkarte einstellen, Keyboard-Tabelle herausholen und loslegen. Ist noch gar nicht so lange her, da haben viele DVS-DJs aufgrund fehlender DJ-Kommandozentralen einen Teil der Funktionen mit der Tastatur bedient und manche machen es heute noch so. Eine weitere Variante wäre die Steuerung mit einem Tablet oder Mobilphone und einer Timecode-Generator-App. Seinerzeit hatten wir euch das Tool „Tonetable“ vorgestellt, das genau diese Funktion übernehmen kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Traktor

Wer sich jedoch im Sektor der Hobbyisten ohne Vinyl-Attitüde oder Club-Ambitionen ansiedelt oder eben überhaupt keine „Altlasten“ (Turntable, CD) mitbringt, der kann durchaus auch zu einem DJ-Controller greifen und auf ein klassisches Setup verzichten. Je nach Erfahrungsgrad und Finanzen sind der S2 und der S4 eine ausgezeichnete Lösung. Schließlich muss man auch noch einen Blick auf die Konkurrenz der Traktor Scratch-zertifizierten Mixer werfen – aktuell also Allen&Heath XONE:4D, Denon X1600, Pioneer DJM850 und DJM 900NXS. Sie sind aktuell deutlich teurer als Natives Erstlingswerk. Nur der DJM-T1 kann neben dem XONE mit ähnlicher MIDI-Controller Ausstattung punkten. Zudem ist der Verkaufspreis um satte 50 Prozent seit unserem Test (hier zu lesen) gefallen und er hat soeben ein Firmware Update 3.0 bekommen. Da fragt sich der Autor, warum der DJM-T1 vorher doppelt so teuer war… Nun ja, vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! Zeit für das Fazit…

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Fazit

Native Instruments Traktor Kontrol Z2 ist ein toller, vielseitiger Zweikanal-Hybrid-Mixer. Er klingt gut und hat ein Traktor Scratch-zertifiziertes USB-Audio-Interface im Bauch, das man gut mit niedrigen Latenzen betreiben kann. Er punktet mit einem ergonomischen Layout und durchdachtem Workflow. Die Verarbeitung ist ansprechend, die Bedienelemente fühlen sich gut an und erledigen präzise die ihnen anvertrauten Aufgaben – egal ob Standalone oder im Verbund mit Traktor. Besonders das Zusammenspiel zwischen externen und internen Signalquellen weiß zu gefallen. Primär konzipiert für angehende und erfahrene Turntablisten und CDJ-User, überträgt der Kontrol Z2 liebgewonnene Arbeitsabläufe unter Verwendung potenziell bereits vorhandenen Equipments ins digitale Zeitalter. Scratcher freuen sich zudem über Innofader, Curve-Controls, Reverse Switch und bis zu acht Cuemarker, MCs und Performer über eine autonome Mikrofon/Aux-Sektion, die sich optional auch durch Traktor routen lässt. Mixjockeys, Cuejuggler und Schleifenbinder werden sicher die unabhängig vom Software-Betrieb operierenden Kanalfilter, Hotcue-Buttons, sowie die neuen Macro-FX und den Fluxmode begrüßen. Auch können die (Remix-) Decks C und D via Volume-Poti eingeblendet werden. Der Zugriff vom Mixer aus ist in jedem Fall gut gestaltet, was auch für die Navigation und den Rest der Kreativfunktionen gilt. Dank variabler LED Ketten, Loop-Displays und Farbcodierungen in der Loop- und Sampler-Sektion behalten auch Greenhorns den Durchblick.
Allgemein profitiert das Pult davon, ausgesuchte Funktionen „right-by-hand“ zu liefern, statt mit Knöpfen zu erschlagen. Wem es indes nach tiefergehenden Steuermöglichkeiten dürstet, der kann über den integrierten USB-Hub seinen F1 oder X1 anklemmen und ab dafür. Ich habe zwar noch ein paar Punkte auf der Wunschliste, zum Beispiel Flux beim Scratchen, dedizierte Transportbuttons und Preview-Knöpfe für Deck C/D, doch eines ist klar: In der Summe sind 779 Euro für das Z2-Paket ein fairer Preis, denn es ist ja auch ein komplettes Timecode-Set und eine Vollversion von Traktor dabei, die im Mitbewerberfeld extra zu erstehen wäre, außer bei Rane, aber da kostet der Mixer fast dreimal so viel. Und so freue ich mich abschließend, diesen tollen Mixer mit 4,5 Sternen auszeichnen zu dürfen, eine Kaufempfehlung auszusprechen und gespannt darauf zu warten, wann denn wohl der erste Vierkanal-Clubmixer Marke Native Instruments vom Stapel rollt; „Z4“ lässt grüßen…

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr guter Workflow
  • Nahtloses Zusammenspiel interner und externer Quellen
  • Sehr gute Audioeigenschaften
  • Ansprechendes Design
  • Stabiler Betrieb auf niedrigen Latenzen
  • Neuer Flux-Modus und Macro-FX
  • USB-Hub
  • Skalierbarkeit des Zugriffs auf Software-Funktionen
  • Mehrwert durch Sample-Decks mit Lautstärke-Potis
  • Allgemein gutes visuelles Feedback
  • Loop-LED-Displays
  • Einsteigerfreundliches, effizientes Layout
Contra
  • Kein Flux-Scratching
  • Keine dedizierte Transportsektion und Cue-Tasten für Deck C/D
  • Teilweise Kunststoff-Potistifte
Artikelbild
Native Instruments Traktor Kontrol Z2 Test
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Traktor Kontrol Z2: Auch die Oberfläche mit Bedienelementen für Traktors Loops, Remix-Decks, Filter und Effekte macht was her
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Profilbild von Wirbelwind

Wirbelwind sagt:

#1 - 16.08.2014 um 22:40 Uhr

0

Sieht (und hört) sich ja erstmal alles ganz gut an. Aber wo versteckt sich denn der pitch-fader für die traktor decks? Über keyboard kann doch wohl nicht sein. Wenn auf dem einen kanal eine (echte) vinyl läuft, muss ich doch dringend möglichst präzise das traktor deck pitchen.

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#2 - 18.08.2014 um 12:56 Uhr

0

Moin Moin Wirbelwind,würde den am zweiten/dritten Turntable wo das Steuervinyl läuft verwenden. Alternative: via MIDI-Mapping eines Controllers.Gruß
Peter

Profilbild von Blindes HUhn

Blindes HUhn sagt:

#3 - 28.03.2023 um 18:49 Uhr

0

Der softwareseitige „External-Mixer-Mode“ lässt sich mit dem Z2 nicht verwenden. IN WELCHER WELT MACHT DAS SINN? External mixing ist gerad das gegenteil. nciht die software mixed sondern die hardware außerhalb vom Computer

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