Anzeige

Maago 4×4 Virtual Test

Keine Woche vergeht, in der nicht eine neue Drum-, Controller-, Synthesizer- oder DJ-Software im App-Store erscheint und ein Ende des Tablet-Trends ist – auch vor dem Hintergrund rasant ansteigender Verkaufszahlen von Androiden und in jüngerer Zeit auch Windows RT-Mobilrechnern – nicht absehbar. Gut so, denn auch wenn man meinen könnte, dass bei dem Thema „Fernsteuerung des Audiorechners vom iPad aus“ schon alle Aspekte beleuchtet wurden, zeigen Progrämmchen wie das hier getestete „4×4 Virtual“ mit schöner Regelmäßigkeit, dass es immer wieder neue (und nicht selten auch gute) Ansätze gibt, um seine Lieblingssoftware kabellos zu befehligen.

teaser

Details

4×4 Virtual ist eine Remote-App zur Steuerung von Native Instruments omnipräsenter DJ-Software Traktor. Die Kommunikation zwischen Notebook (PC/Mac) und Software läuft über eine drahtlose Core-MIDI-Netzwerkverbindung. Auf Mac OS X Rechnern bereits in das Betriebssystem integriert, braucht es unter Windows noch zusätzlich das Freeware-Tool rtpMIDI, das diese Funktion nachreicht. Die App selbst bildet in insgesamt vier verschiedenen Ansichten (Main, Fx, Master, Deck A-D) Traktors Abspiel-, Transport- und Effektsektionen nach. Sie arbeitet ausschließlich im Hochformat und in einer Optik, die ein bisschen wie eine Mischung aus 80er-Jahre-Bandmaschine und Effektgerät wirkt. Wirklich gut gelöst ist die Auflösung und Größe der Bedienelemente. Selbst im dicht gedrängten Main View, in dem man die Effekte und alle vier Decks nebst Browser im Blick hat, sind Abstände und Maße der virtuellen Taster so dimensioniert, dass man auch stehend und mit vor sich liegendem iPad alle Funktionen gut erkennen und sicher auslösen kann. Sehr gut.

Der Main View von 4x4 Virtual
Der Main-View.

Noch aufgeräumter wird es dann in den Unteransichten FX, Master und Deck. Die Hersteller verzichten komplett auf eine Umsetzung der EQ-, Filter- und Mix-Sektion. Vom Funktionsumfang und Anwendungsgebiet entspricht die App also in etwa zwei NI Kontrol X1. Mögliche Einsatzszenarien sind also vor allem da gegeben, wo der DJ beispielsweise mit Kontroll-Vinyl und einem externen Mischpulten hantiert und obendrein Zugriff auf Cue-Punkte und Loops, die Navigation im Dateisystem und Traktors Effekte haben möchte.

Installation

Nachdem man sich im App-Store mit dem angezeigten Preis von 14,99 Euro angefreundet hat, findet die gerade einmal zwei Megabyte große Applikation mit einem Klick auf „kaufen“ ihren Weg auf das beliebte Frühstücksbrettchen. Im Gegensatz zur wachsenden Zahl von leistungshungrigeren Programmen, die ihren Dienst nicht unterhalb der Performance eines iPad2 aufnehmen wollen, zeigt sich 4×4 Virtual bescheiden und gibt sich auch mit einem „Einser“ zufrieden. Zur Konnektivierung des iPads mit dem Traktor-Host-Rechner ist dann nur noch die gemeinsame Anwesenheit im selben Netzwerk erforderlich (via Ad-hoc-Verbindung oder über einen Router) und eine gemeinsame MIDI-Netzwerk-Session. Unter Mac OS X ist diese Funktionalität wie gesagt bereits serienmäßig integriert, auf Windows-Rechnern lässt sie sich einfach mit der Freeware „rtpMIDI-Treiber“ von Tobias Erichsen nachreichen. Ab da ist die Einrichtung auf beiden Betriebssystemen identisch:

Fotostrecke: 5 Bilder Die Einrichtung geht schnell von der Hand: Session hinzufügen.

Wer sich dazu berufen fühlt, kann sich, sobald die Verbindung steht, natürlich auch ein eigenes Traktor-Template zusammenklicken. Und nicht nur das, denn es lässt sich auch jede andere MIDI-lernfähige Software mit dem GUI von 4×4 Virtual steuern. Da ich das Screen-Design (wie ich im Folgenden noch erläutern werde) für recht gelungen halte, dürfte es in manchen Fällen sogar lohnenswert sein, sich sein eigenes Template zu bauen. Für die meisten Anwender führt der Weg aber wahrscheinlich über die fertige TSI-Datei von der Maago-Website. Einfach herunterladen und in der bekannten Art und Weise in Traktor einpflegen.

Das Importieren einer TSI-Datei dürfte den meisten Lesern wohl bereits geläufig sein.
Das Importieren einer TSI-Datei dürfte den meisten Lesern wohl bereits geläufig sein.
Anzeige

Praxis

Neben der Voreinstellungsseite verfügt 4×4 Virtual über insgesamt vier Ansichten: Main, FX, Master und Deck A-D (wobei dort die Ansichten identisch sind). Beginnen wir unseren Rundgang direkt mit dem informationsdichten Main View. Hier sind neben den Schaltern für die verschiedenen Seiten, die statisch in der Kopfzeile angetackert sind, die Grundfunktionen für sämtliche Decks nebst den ersten beiden Effekt-Racks sichtbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Main-View.

Bereits mit den hier vorhandenen (virtuellen) Bedienelementen kann ich die „Basics“ aller Softwareplayer steuern, zum Beispiel Cue, Cup-Play, Bend, Loop-Länge und Cuepoint-Auswahl. Auch die Zuweisung zu den vier möglichen Effektinstanzen ist von hier aus möglich. Drücke ich auf das flankierende Detail-Symbol, gelange ich in die Einzelansicht eines Decks. Hier rufe ich dann weitergehende Transport- und Navigationsfunktionen ab, wie etwa das Setzen, Speichern und Löschen von Cue-Punkten, das Feintunen des Beat-Grids, die Pitch-Bend-Kontrolle sowie die Feinsuche innerhalb der Audiodatei. So umfangreich und gut positioniert die Bedienelemente hier auch sind, so sehr habe ich doch das Vorhandensein von Cue-Tastern vermisst. Zwar lassen sich über „Cue-Select“ die einzelnen Startpunkte anfahren, dennoch hätte ich hier gerne separate Buttons gesehen, zumal über und unterhalb des Fensters mehr als genug Platz vorhanden wäre, um sie dort unterzubringen. Einen halben Minuspunkt dafür. Auch fiel im Test negativ auf, dass die Taster zur Feinsuche nicht funktionierten. Ansonsten gibt’s hier jedoch nichts zu kritteln. Im Gegenteil: Die virtuellen Schaltflächen haben eine ideale Größe und ausreichend Abstand zueinander, um sie sicher zu erreichen und auszulösen. Wo es sinnvoll und möglich ist, zum Beispiel bei aktivierter Wiedergabe oder einem Loop, geben sie ein visuelles Feedback. Überhaupt kann die funktionale und grafisch ansprechende Optik der App durchaus überzeugen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Detail-Ansicht der vier Decks (hier Deck A).

In der Einzelansicht der Effektsektion sitzen die vier Klangverbieger in vier identischen Modulen, die jeweils mit typischen Traktor-Bedienelementen bestückt sind (Taster für On/Off und FX-Select, Dry/Wet- und Parameter-Potis). Die Auswahl von Effekten funktioniert hier, wie auch bei vielen DJ-Controllern, nur im Advanced-Modus. Im Single-Modus muss ich zum Umschalten dann doch wieder zur Maus greifen. Sehr schön und übersichtlich gelöst ist dagegen die Zuweisung der Effektmodule zu den vier Decks über eine Taster-Matrix. Leider erfolgt hier keine Rückgabe der gewählten Programme (sprich es wird nicht angezeigt, welcher Effekt in den einzelnen Slots arbeitet), sodass ich zwischendurch immer wieder gezwungen bin, einen Blick auf den Monitor zu werfen.

Die Effekt-Ansicht!
Die Effekt-Ansicht!

Kommen wir auf die letzte Seite zu sprechen. Im Master View finden sich zum einen globale Funktionen, etwa zur Grob- und Feinabstimmung des Master-Tempos, zum Einklopfen der BPM-Zahl und zum Durchschalten der verschiedenen Layouts. In der unteren Hälfte folgen dann Browser-Funktionen. Neben den unverzichtbaren Load-Tasten ist hier auch ein virtuelles Navigationskreuz zum Browsen und Wechseln der Seiten vorhanden, ferner zwei Taster zum Wechseln der Wiedergabeliste und zum Öffnen der Favoritenliste. „Expand“ maximiert die Playlist.

Der Master-View mit Navigationskreuz, Browser-, Layout- und Tempo-Tastern.
Der Master-View mit Navigationskreuz, Browser-, Layout- und Tempo-Tastern.

Wie lässt sich nun mit 4×4 Virtual arbeiten? Nun, im Großen und Ganzen sehr gut. Die aufgeräumte Optik mit den vielen Bedienelementen bietet eine umfassende Kontrolle über alle wichtigen Transportfunktionen, die Titelauswahl, die Navigation und die Effekt-Racks. Von der Oberfläche und Funktionalität her verfolgt die App grundsätzlich einen eher klassischen „Laufwerks-Gedanken“. DJs, die es gewohnt sind, mit CD-Playern zu arbeiten, werden sich hier wohl auf Anhieb zu Hause fühlen. Aber auch (und gerade) Timecode-Anwender werden die zusätzlichen Kontrollmöglichkeiten sicherlich schnell zu schätzen lernen, liefert Maagos Programm doch den gesamten Bedienumfang eines NI Kontrol X1 und noch ein bisschen mehr. Die Kombination aus einem externen Mischpult, wie etwa NIs Kontrol Z2 und einem oder mehreren iPads (in meinem Test funktionierte der Parallelbetrieb von drei Apfel-Tablets problemlos), ist ebenfalls ein mögliches digitales DJ-Setup. In Bezug auf die Stabilität der App und den im Hintergrund arbeitenden Netzwerk-MIDI-Treiber gibt es dafür in jedem Fall “grünes Licht”. Ich konnte über den gesamten, mehrtägigen Testzeitraum keinen Absturz oder Verbindungsabbruch (es sei denn die WLAN-Verbindung selbst bricht ab) feststellen. Defizite wegen stellenweise noch nicht implementierter Funktionen (Feinsuche, Cuepoint-Buttons) sind vor dem Hintergrund des aktuellen Preises von 14,99 Euro durchaus zu verschmerzen. Anwender von Timecode-Vinyl und -CDs greifen beim „Anscrubben“ des Tracks ohnehin lieber zum Medium selbst.

Anzeige

Fazit

Maago 4×4 Virtual macht bei der Fernsteuerung von Traktor eine ausgesprochen gute Figur. Das Screen-Design ist ebenso ansprechend wie funktional und hilft, die umfassende Funktionsdichte gut im Griff zu halten. Verbesserungspotenzial sehe ich primär in der nicht implementierten Feinsuche und dem Fehlen von Cue-Punkten. Traktorianer, die gerne auf ein externes Mischpult zurückgreifen und nach einer kostengünstigen und schlanken Möglichkeit suchen, ihre Decks im Zaum zu halten, sollte die App definitiv in die engere Wahl ziehen. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Einsteigerfreundliche MIDI-Netzwerkverbindung
  • Übersichtliches, gelungenes Layout
  • Guter Abstand und praxisgerechte Größe der Bedienelemente
  • Umfassende Kontrollmöglichkeiten
Contra
  • Mapping stellenweise noch nicht perfekt
  • Keine Cuepoint-Buttons
  • Externes Mischpult erforderlich
Artikelbild
Maago 4×4 Virtual Test
teaser
Features:
  • Kontrolle über vier Decks und Effektsektionen in Traktor
  • Kommunikation über Core-MIDI-Network
  • Vier Deck- plus Master-, FX- und Main-Ansicht
  • Einfaches Effekt-Routing
  • Vollständige Loop-, Cue- und Play-Steuerung

Hinweis: Diese App ist aktuell nicht mehr im App Store verfügbar (Stand 06/2017). Eine Alternative wäre TKFX.  

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.