RCF Iconica Test

Den meisten Lesern dürfte die Traditionsfirma RCF wohl durch PA-Anlagen kleiner bis mittlerer Größe bekannt sein und das mit gutem Grund, denn die italienische Elektronikschmiede fertigt schon seit 1949 Lautsprecher für die öffentliche Beschallung. Genau vor diesem Hintergrund erklären RCA die Kooperation mit dem Elektro-House-Urgestein „Benny Benassi“ („Satisfaction“, die Älteren werden sich vielleicht erinnern). Denn der gesteht in seinem Vorwort der Anleitung, dass RCA-Lautsprecher ihn im Lauf seiner Karriere immer schon begleitet und mit gutem Sound versorgt haben. Entsprechend naheliegend stelle sich für ihn nun die gemeinsame Entwicklung eines DJ-Kopfhörers dar. Nun, nach dieser einleuchtenden Geschichte schreiten wir dann auch direkt mal zum Test des Kopfhörers.

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RCF Iconica Test

Details

Der Iconica ist ein dynamischer, ohraufliegender Kopfhörer, der sich sowohl für den DJ-Einsatz, wie auch das zweckfreie Lusthören eignen soll. Bei den 40-Millimeter-Treibern handelt es sich laut RCF um handgefertigte Bauteile, die einen Frequenzgang von 20 Hz bis 22 kHz zu liefern vermögen. DJ-typische Merkmal sind die Möglichkeit, den Hörer zusammen zu klappen und die Lautsprechergondeln nach hinten wegzudrehen, ebenso wie die geschlossene Bauweise. Der Kopfhörer ist in zwei verschiedenen Farbvarianten erhältlich: schwarz und weiß (bei RCF prosaisch „Angel-White” und „Pepper-Black” genannt). Wir haben uns für den Test die balearisch weiße Angel-White-Variante ins Studio geholt.

Fotostrecke: 2 Bilder Den Iconica gibt es in schwarz – Codename „Pepper-Black“…

Auspacken

Der Kopfhörer reist in einem schwarzen Karton, der in Form eines Schubers in die schick gestaltete Außenhülle gleitet. In seinem Inneren entdecke ich zunächst ein ziemlich hochwertiges Case, in das sich der Kopfhörer formschön kuschelt. Weitere Reisebegleiter sind zwei 1,5 Meter lange Anschlusskabel, von denen eines mit einem integrierten Mikrofon und einer Steuereinheit für mobile Player ausgestattet ist, das andere mit einem kurzen Teil Spiralkabel und sich entsprechend für den DJ-Einsatz empfiehlt. Ein Miniklinkenadapter und eine mehrsprachige Anleitung komplettieren den Packungsinhalt. Gerne hätte ich – besonders in Anbetracht der Preisklasse – noch ein Paar Ersatzohrpolster in der Schachtel vorgefunden. Auch der Umstand, dass der Miniklinken/Klinkenadapter lediglich als Stecker, nicht aber mit Drehgewinde ausgestattet ist, erscheint mir fragwürdig.

Fotostrecke: 5 Bilder Schicker erster Eindruck: Das Case in der Verpackung.

Äußerlichkeiten

Der Erstkontakt mit dem Iconica ist durchaus spannend, da er sich designtechnisch, besonders in der weißen Variante, alle Mühe gibt, eine gewisse Exklusivität auszustrahlen. Besonders die ungewöhnlichen rechteckigen Ohrmuscheln fallen dabei auf Anhieb ins Auge. Aber auch der dezente Kontrast der matt-weißen Bauteile mit der lichtgrauen Polsterung der Ohrmuscheln und des Kopfbügels kann gefallen. Dabei sind fast alle äußeren Komponenten des Hörers aus Kunststoff gefertigt, allein beim Drehgelenk und dem Kern des Kopfbügels wurde auf Metall zurückgegriffen. Obwohl die Endpunkte der Kopfbügelabdeckung ein bisschen pieksig geraten sind, geht der Iconica insgesamt noch als Handschmeichler durch. Schon beim Anfassen beginne ich mich allerdings zu fragen, wie mein teutonischer Dickschädel sich jemals bequem zwischen die, durch die unteren Ausleger weit nach innen gedrückten, Hörmuscheln quetschen soll. Auch die Ohrpolster, die in der horizontalen Breite gerade mal sechs Zentimeter messen, wirken auf mich nicht dahingehend einladend, dass ich sie wirklich einen ganzen Abend lang auf den Ohren haben möchte. Aber das Auge lässt sich ja auch täuschen und deswegen gehen wir jetzt schleunigst zum Praxisteil über.

Fotostrecke: 5 Bilder Schickes Teil: Der Iconica. Gut zu erkennen: Die „Benny Benassi“-Prägung in der Kopfpolsterung.

Praxis

Genug der schnöden Äußerlichkeiten, schreiten wir zum Hörtest: Als Vergleichsmuster standen mir dieses Mal der TMA-2 von Aiaiai in der Young Guru-Variante zur Verfügung, den ich für seinen ausgezeichneten Gesamtklang mit schubkräftigem Bass und guter Stereoauflösung sehr schätze. Flankierend der Shure SRH750DJ, der in der 100-Euro-Preisklasse mit einem überzeugenden Klang und einer guten Funktionalität aufwarten kann – ein zwar nicht besonders hübscher, aber solider Allrounder für alle Lebens- und Hörlagen eben. Zugegebenermaßen sind es zwar nicht die allerbesten Vergleichskandidaten, da es sich bei beiden Modellen um Vertreter der ohrumschließenden Fraktion handelt, als klangliche Referenz darf man sie aber ruhig heranziehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Vergleich mit Artgenossen wirkt der Iconica fast schon zierlich.

Anschluss an den Kopfhörerverstärker findet der Iconica über eines der beiden mitgelieferten Kabel, deren Miniklinkenstecker wahlweise in die Buchse der linken oder rechten Ohrmuschel gesteckt werden kann, wobei der frei bleibende Port dann zum Einstöpseln eines weiteren Kopfhörers Verwendung finden kann. Eine Verriegelung wurde dem Iconica nicht spendiert, bewirkt aber keinen Negativpunkt, da es darüber grundsätzlich zwei konträre Ansichten gibt: Die einen, die das gut finden, weil so im Fall des Überdehnens das Kabel einfach herausrutschen kann (ohne dass es aus der Buchse bricht). Die anderen, die hier mit der Zeit Kontaktprobleme heraufziehen sehen. Beide Lager haben Recht, denn beide Fälle konnten in freier Wildbahn schon beobachtet werden.
Der etwas zierliche Eindruck, den die erste in Augenscheinnahme schon suggerierte, bestätigt sich beim Aufsetzen: Der Iconica sitzt – auf meinem gar nicht mal so großen Germanenschädel – ausgesprochen eng anliegend. Daran ändert auch die gerasterte Größenverstellung nicht viel. Auf der Habenseite geht das mit einer hervorragenden Verrutschsicherheit und einer guten Außengeräuschabschirmung einher. die ist so überzeugend, dass auch ein Einsatz als Monitorkopfhörer denkbar erscheint. Gerade wenn man eine Ohrmuschel nach hinten wegdreht, sitzt der Iconica entsprechend immer noch sehr verbindlich auf dem Kopf. Etwas einengend ist es dann allerdings wieder, wenn man den Hörer um den Hals legt, hier drückt er dann schon merklich auf den Kehlkopf.

Schön ist er ohne Frage – und er klingt auch gut, sitzt allerdings recht stramm: Der Iconica.
Schön ist er ohne Frage – und er klingt auch gut, sitzt allerdings recht stramm: Der Iconica.

Beim schwungvollen Kurbeln am Kopfhörer-Lautstärkepoti des Trakor Kontrol Z2, der im Test sowohl als Audiowandler als auch als Kopfhörerverstärker dient, erweist sich der Iconica mit seinen handgefertigten 16-Ohm-Treibern erwartungsgemäß als ausgesprochen guter Stromverwerter. Es tönt ausgesprochen agil, breitwandig und druckvoll aus den Membranen, die laut Spezifikation eine Empfindlichkeit von 102 dB pro Milliwatt entfalten. Besonders im frequenztechnischen Untergeschoss macht der Iconica mächtig was her und ist dabei nicht nur laut, sondern klingt auch angenehm rund und satt.
Auch den mittleren Frequenzbereich – das Spektrum also, auf das traditionell der Großteil des musikalischen Geschehens entfällt – reproduziert der Kopfhörer sehr ausgewogen, sauber durchzeichnet und mit schöner Transienten Darstellung. Ein bisschen mehr Agilität und Knusprigkeit hätte ich mir in den Höhen gewünscht. Zugegeben: Das ist natürlich Geschmackssache und gerade bei größeren Lautstärken wie sie bei der Arbeit in der DJ-Booth relativ oft auftreten, erweisen sich etwas zurückgenommene Höhen als durchaus angenehm, dennoch haben der Aiaiai und auch der Shure hier ein Stück weit mehr Präsenz zu bieten. Ich vergebe hier keinen Minuspunkt, da es sich um eine reine Geschmacksfrage handelt: Der eine empfindet eine agile Höhenwiedergabe (wie etwa vom Shure SRH750DJ) als anstrengend und bevorzugt eher einen bassig-kuschligen Klang wie vom Iconica, der andere nicht. Die nicht ganz so ausgeprägte Höhendurchzeichnung geht mit einem relativ kompakten Stereobild einher – hier arbeiten der Shure und auch der Aiaiai die Details etwas definierter heraus.

Fazit

Der Iconica will offensichtlich vielen Herren dienen: den DJs, den Musikliebhabern und den Fashion-Victims. Und tatsächlich schafft er es, vielen Ansprüchen gerecht zu werden – allerdings nicht allen. Auf der Habenseite lässt sich buchen, dass es sich um einen ausgesprochen gut klingenden Kopfhörer mit hoher Impulstreue und klarer Gewichtung zu Gunsten des Bassbereichs handelt. Als eher nicht so gelungen ist der – zumindest auf männlichen, nordeuropäischen Durchschnittsköpfen – recht stramme Sitz zu bewerten, der längere Hörsessions mitunter etwas anstrengend macht (allerdings auch für Verrutschsicherheit in der DJ-Booth sorgt). Unterm Strich darf man RCF zu ihrem zugegebenermaßen nicht ganz billigen Kopfhörerdebüt beglückwünschen – weiter so.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Voluminöse Bassabbildung
  • Ausgezeichnetes Klangbild
  • Gute Außengeräuschabschirmung
  • Hörmuscheln drehbar
  • Hochwertiges Case
Contra
  • Relativ enger Sitz
  • Etwas geringe Stereobasis
  • Miniklinkenadapter ohne Gewinde
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RCF Iconica Test
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