Keith McMillen K-Mix Test

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Auf seiner Website erklärt Firmenchef Keith McMillen das Produkt K-Mix zur persönlichen Chefsache: „Ich brauchte einen sehr speziellen Mixer, der so nicht existierte: einen voll programmierbaren, MIDI-kontrollierten, sehr hochwertigen, tragbaren Mixer, mit allen nötigen Eingängen und USB-Anschluss, der als vollwertiges Bühnenmischpult fungieren kann.“
Also hat sich Keith McMillen selbst einen geschnitzt und heraus kam: der K-Mix. Welche Tricks das Gerät von der Größe eines iPads wohl drauf hat?

Details

Der K-Mix wird in einem kleinen Papp-Case mit Sichtfenstern geliefert, die schon im Geschäft einen Blick auf das Innere zulassen. Dezent wird die Packung von einem Magneten verschlossen. Das sieht schön stylish aus, aber umweltfreundlich verpacken geht 2016 anders. In der Box befinden sich ein USB-Netzstecker und vier verschiedene Aufsatzstecker für Europa, UK, Australien und USA/Japan, ein Mini-USB-Kabel, ein Micro-USB-Kabel, ein Quickstart-Beipackzettel und das Gerät selbst.
Was sofort auffällt: Der K-Mix ist klein, wirklich klein, ungefähr wie eine Roland AIRA TB-3. Und das soll ein ausgewachsener Mixer sein? Um es vorwegzunehmen: Es ist ganz erstaunlich, wie viel Funktionalität Keith McMillen in diese kleine Box hineingepackt hat. Und wie so oft konkurriert die Funktionsfülle mit der Übersichtlichkeit und Intuitivität einer Anwendung. Wir wollen sehen, wie der K-Mix diesen Spagat hinbekommt.

Fotostrecke: 5 Bilder So schaut das Teil im Laden aus.

Bedienfeld

Das Gerät hat keinerlei bewegliche Teile. Alle Funktionen werden über neun weiße, berührungsempfindliche Silikon-Touchstrips, vier weiße, kreisrunde Touchpads, 27 farbig hintergrundbeleuchtete Gummitasten sowie das sogenannte „Diamond Pad“ bedient, ein vierteiliges Karo. Dabei wirkt der K-Mix sehr robust und wertig gewichtig, aufgrund der geringen Größe von 24 x 28 x 4 Zentimeter mit knapp über 700 Gramm aber dennoch schön leicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Gut designte und sehr aufgeräumte Oberfläche

Das Herz des Geräts sind die neun 75 Millimeter langen Volumefader. Sie ragen leicht gewölbt aus der Oberfläche hervor und sind dadurch sehr intuitiv bedienbar. Sie sind ein guter Kompromiss zu herkömmlichen Schiebereglern und fungieren je nach angewähltem Modus als Volumeregler, Effekt-Sends oder rudimentäres VU-Meter.
Die Fader sind berührungssensitiv, aber keine Mimosen: Man muss schon etwas drücken, um eine Funktion zu erzeugen, durch versehentliches Darüberstreichen wird noch nichts verstellt. Der Clou ist, dass die Touchstrips dreifarbig hintergrundbeleuchtet sind. Im normalen Modus zeigen sie die „Fader-Position“ an und im „VU-Modus“ dienen sie als „LED-Ketten“. Nicht super-präzise, aber zur Level-Kontrolle völlig ausreichend. Das ist gut durchdacht und gut gemacht.

Fotostrecke: 4 Bilder Acht lange weiße Silikonzungen dienen als Kanalfader-Touchstrips.

Am oberen und unteren Ende weisen die Touchstrips leichte Erhöhungen auf. Drückt man bei gehaltener Shift-Taste oben drauf, wird der Kanal solo geschaltet. Nach unten gedrückt, wird der entsprechende Kanal gemutet.Über den Touchstrips befinden sich acht hintergrundbeleuchtete und von eins bis acht durchnummerierte Taster, mit denen die einzelnen Kanäle angewählt werden. Über diesen fallen vier runde weiße Kreise ins Auge. Hier werden je nach angewähltem Modus die Parameter für Panorama, EQ, Reverb, Kompressor/Limiter und Gate eingestellt und deren Werte mittels roter LEDs auch angezeigt.
Die verschiedenen Modi können über zwölf blau hintergrundbeleuchtete, kleine, runde Gummitaster angewählt werden, die sich zwischen den Kanalzügen und dem Masterregler befinden und sehr klein beschriftet sind. Nach kurzer Eingewöhnungsphase sind die Positionen der meistgenutzten Ebenen aber verinnerlicht. Über den Mode-Buttons befindet sich ein breiter „Preset“-Schalter. Ist dieser gedrückt, dienen die Mode-Buttons zum Speichern und Abrufen von zwölf Presets. Über dem Preset-Schalter thront das schon erwähnte „Diamond Pad“, das unter anderem für die Transportfunktionen der DAW zuständig ist

Fotostrecke: 3 Bilder Fast nur „eine Handvoll Mixer“: Der K-Mix ist richtig klein und passt überall rein.

Editor

Zur übersichtlichen Kontrolle gibt es für Mac ab OSX 10.7 den Editor als kostenlosen Download. Einige seltener genutzte Funktionen des K-Mix können nur über diesen Editor bedient werden. Die Software bildet auch stets die exakten Reglerpositionen der Hardware ab. Auch kann man den Mixer per Editor fernbedienen und die Presets verwalten. Die aktuelle Einstellung wird im Edit-Buffer des K-Mix auch nach dem Ausschalten zwischengespeichert, aber nur, wenn das Gerät auch tatsächlich per Power-Knopf ausgeschaltet wird. Man sollte den Mixer also nicht einfach von der Stromversorgung trennen.
Richtig Freude machen mir dann so kleine feine Details wie die View-Linking-Funktion, die in den Preferences des Editors aktiviert werden kann, sodass der Editor stets den angewählten Modus der Hardware spiegelt. Schaltet man in die Reverb-Ebene, zeigt auch der Editor das Reverb-Fenster an. Ob der Editor nun als Fernbedienung für den K-Mix oder die Hardware-Oberfläche als Remote Control für den Editor agieren soll, entscheidet der User.

Fotostrecke: 8 Bilder Die Channelstrip-Seite des K-Mix Editors: Hier hat man den Überblick.

Kanalzug

Der K-Mix verfügt pro Kanal über einen Dreiband-EQ mit zusätzlichem Trittschallfilter, einen Kompressor/Limiter, ein Noise Gate und Routing für die drei möglichen Aux-Wege. Jeweils zwei nebeneinander liegende Kanäle können zu Stereokanälen verlinkt werden.

EQ

Der Dreiband-EQ kommt mit semiparametrischen Höhen und Bässen sowie einem vollparametrischen Mittenband. Allerdings lassen sich nur vier der EQ-Parameter über die Oberfläche des K-Mix bedienen: die drei EQ-Level mit je 18 dB Boost oder Absenkung sowie die Eckfrequenz der Mitten. Alle anderen Parameter sind allerdings über den Software-Editor zugänglich. Die EQs klingen nüchtern und präzise. Nicht sexy, aber nützlich.

Compressor/Limiter und Gate

Ebenfalls pro Kanal bietet der K-Mix einen Kompressor/Limiter und ein Gate, um störende Hintergrundgeräusche auszublenden. Das klappt auch gut. Alle wichtigen Parameter sind wieder über die K-Mix Hardware bedienbar. Allerdings sind die „Powerschalter“ für die einzelnen Kanalmodule wie Trittschallfilter, EQ, Kompressor/Limiter und Gate nur über den K-Mix-Editor zu erreichen.
Sind die Module nicht aktiviert, kann man noch so fleißig am K-Mix herumschrauben, es wird nichts nutzen. Also aufpassen beim Erstellen und Abspeichern der Presets, wenn man das Gerät mal standalone nutzen möchte.

Reverb

Das Reverb ist ein Send-Effekt und wird pro Kanal beschickt. Es ist natürlich kein Lexicon, aber eine schöne Dreingabe. Klingt ziemlich schepperig mit ausgeprägter Pre-Delay-Charakteristik. Ein richtiges Delay hätte mir wahrscheinlich besser gefallen. Insgesamt vier Parameter stehen zum Editieren zur Verfügung.

Audio

Auf der Rückseite des K-Mix befinden sich jeweils acht symmetrische Audio-Ein/Ausgänge. Die Outputs weisen laut Hersteller eine Lautstärke von +2,6 dBV @ 0 dBFS auf. Wer noch mehr Ausgänge benötigt, kann im Editor auch die Outputs 9 +10, die den vorderseitigen Kopfhörerminiklinkenausgang bespeisen, als unsymmetrischen Stereoausgang konfigurieren. Auf die µPre Preamps ist man bei KMI besonders stolz. Die ersten beiden Eingänge sind mit Kombi-XLR-Anschlüssen versehen. Line-Signale, Hi-Z-Instrumente (Klinke) und Mikrofone (XLR) können hier angeschlossen werden.
Es gibt keine Pad- oder Hi-Z-Schalter: Der Gain-Bereich der Kanäle ist so weit gewählt, dass alle Eingangsimpedanzen abgedeckt werden sollen, von +1,50 bis +58 dB. Auch Kondensatormikrofone können angeschlossen werden, die Phantomspannung kann im Editor zwischen 48V und 12V für beide Eingänge umgeschaltet werden. Erstaunlich, dass allein 5V Arbeitsspannung ausreichen, um 48V Phantomspannung zu erzeugen. Denn der K-Mix wird nur via USB mit Strom versorgt.
Die ebenfalls symmetrischen Eingänge 3 – 8 weisen einen Gain-Bereich von -18,50 bis +39 dB auf. Im Editor können sie auch auf Phono-Vorverstärkung der Line-Inputs zum Anschluss von Plattenspielern geschaltet werden. Mal schnell eine Vinylschallplatte in den Rechner überspielen? Kein Problem!
Nein, als DJ-Mixer taugt der K-Mix natürlich nicht und zum Anschluss von Plattenspielern braucht ihr außerdem einen Cinch-auf-Klinke-Adapter, aber dass Keith McMillen überhaupt dieses Feature dazugelegt hat, spricht für den universellen Ansatz des K-Mix, Lösungen für fast jede erdenkliche Audioaufgabe anzubieten. Braucht man das? Vielleicht, aber gut, dass der K-Mix das alles kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Anschlussfreudig: Der K-Mix bietet acht Audioeingänge und sogar zehn Ausgänge (inkl. Kopfhörerausgang) sowie USB-Anschlüsse für die DAW-Anbindung und die Keith McMillen MIDI-Expander.

Power + MIDI

Strom kommt ausschließlich via USB: entweder vom angeschlossenen Computer oder vom USB-Netzteil, das die rückwärtige Micro-USB-Buchse mit Strom versorgt. Die danebenliegende Mini-USB-Buchse kann ebenfalls als Stromzufuhr dienen, erfüllt jedoch noch einen weiteren Zweck: Hier kann der optional erhältliche Keith McMillen MIDI Expander angeschlossen werden. Der kostet mit 69 Euro nicht die Welt und passt zum SoftStep, 12 Step, QuNeo, QuNexus, und – natürlich –  dem K-Mix. Als Verbindung dient praktischerweise ein handelsübliches Micro-USB-Kabel.

Formfaktor

Der Formfaktor ist genial gewählt: groß genug, um sinnvolle Bedienbarkeit zu gewährleisten, klein genug, um noch in jeden Rucksack reinzupassen. Dass keine hohen Knöpfe aus der Oberfläche hervorragen und keine beweglichen Teile in Mitleidenschaft gezogen werden können, ist da natürlich von Vorteil. Das Chassis des K-Mix fühlt sich leicht angeraut an, nicht unangenehm, sondern wertig. Die Knöpfe haben ebenfalls keine beweglichen Teile, man muss sie wie die Fader etwas beherzter drücken, um die jeweilige Funktion auszulösen, aber dadurch ist man auch vor versehentlichen Fehlbedienungen gefeit.

Standalone

Die meisten digitalen Mixer mit Monitor-Software kann man prinzipiell auch Standalone betreiben: über winzige Knöpfe und ein Mini-Display. Das macht eigentlich kein Mensch. Der K-Mix fühlt sich auch standalone wohl. Ohne Computer-Anbindung mixt er acht Eingänge auf bis zu zehn Ausgänge, ist relativ simpel zu bedienen und klingt gut. Probleme mit defekten oder verlorenen Netzteilen gibt es auch nicht, denn ein Micro-USB-Kabel und einen USB-Stromstecker findet man praktisch überall, wo Mobiltelefone benutzt werden.    

BreakoutBox für MIDI: Der Keith McMillen MIDI-Expander ist nicht im Lieferumfang des K-Mix enthalten.
BreakoutBox für MIDI: Der Keith McMillen MIDI-Expander ist nicht im Lieferumfang des K-Mix enthalten.

Praxis

Anschluss an die DAW

Ich schließe den K-Mix mit dem Micro-USB-Kabel an mein MacBook Pro an, drücke die Powertaste und nach wenigen Sekunden steht das Gerät als Soundkarte zur Verfügung. In Ableton wird die Soundkarte sofort erkannt. Sie unterstützt Sampling-Rates von 44100 bis 96000 Hz. Als nächstes ist die DAW-Steuerung dran. Für alle K-Mix Inputs in Ableton muss „Track“ und „Fernsteuerung“ aktiviert sein.
Per Shift und Druck auf den Record-Button des sogenannten „Transport-Diamanten“ versetzte ich K-Mix in einen von insgesamt drei DAW-Kontroll-Modi. Hier senden alle Buttons und Slider mit Ausnahme des Power- und Shift-Buttons MIDI-Messages an die DAW.
Leider gibt es für den K-Mix bislang noch keine Ableton Control Surface Unterstützung, sodass alle Funktionen per MIDI-Learn manuell pro Projekt zugewiesen werden müssen. Ein Workaround kann hier die Software Remotify sein, mit der man sich seine eigenen Ableton Controller Oberflächen erstellen kann. Für Bitwig gibt es bereits eine K-Mix-Unterstützung.
Einmal zugewiesen gibt K-Mix sofort auch optisches Feedback über den Mixzustand in de DAW, z.B. stellen die acht Kanal-Touchstrips die Position der Lautstärkeregler in Live dar. Bei Tageslicht fällt die Beleuchtung allerdings recht zart aus, für den nächsten Open-Air-Gig mit Sonneneinstrahlung also nur bedingt empfehlenswert.
In dunklen Umgebungen ist die Beleuchtung aber sinnvoll. Der Bonbon-Look ist nicht jedermanns Sache, aber die Beleuchtung ist weniger grell als befürchtet. Geräte wie die Roland AIRA TR-8 oder NIs Maschine sind deutlich bunter und heller.

Fotostrecke: 2 Bilder Der K-Mix bietet in der DAW acht Ins und 10 Outs an.

Aufnahme läuft

Das Aufnehmen von Line- und Mikrofonsignalen geht sehr einfach von der Hand. Der Workflow ist fast wie bei einem DAW-Controller, nur dass das Signal am K-Mix noch per Touchstrip oder Editor eingepegelt wird. Leider ist die Einsatzfrequenz des Trittschallfilters (40 bis 400 Hz) nur per Editor veränderbar.
Will man den K-Mix standalone einsetzen, lohnt es sich, das gewünschte Setup als Preset zu speichern und in der jeweiligen Situation abzurufen. Gleiches gilt für Settings der Phantomspannung, die Eckfrequenzen der Höhen und Bässe des Dreiband-EQs und die Flankensteilheit des Mittelbandes. Hier muss man wieder Zugeständnisse an das kompakte Design machen. Aber über den Editor sind ja alle Parameter bedienbar und als Presets im Gerät selbst speicherbar. Obwohl der K-Mix nur mit USB-Saft läuft, funktionieren auch Kondensatormikrophone einwandfrei. So hat man ganz ohne Steckdose ein mächtiges mobiles Aufnahmesystem, solange der Laptop-Akku reicht.

Touchstrips

Leider haben die Touchstrips auch ihre Macken. Muten gelingt oft erst nach mehreren erfolglosen Versuchen. Auch das komplette Herunterziehen des Faders klappt nicht immer auf Anhieb. Zum präzisen und intuitiven Mixen sind diese Regler leider ungeeignet. Und trotz Fine-Button sind auch sehr präzise Einstellungen mit den Touchstrips nicht möglich. Besser geht das mit dem angeschlossenen K-Mix-Editor. Diese Schwachstelle ist meines Erachtens nach jedoch dem Konzept geschuldet.
Der Trick des K-Mix ist, dass hier die Bedienlogik eines iPads in Hardware gegossen wurde. Statt einer kalten Glasscheibe gibt es ertastbare Bedienelemente, die trotz fehlender Beweglichkeit der Elemente eine befriedigende Haptik und brauchbares Touch-Feedback liefern. Es ist ein neuartiger und guter Kompromiss zwischen virtuellen Touchscreen-Oberflächen und „echten“ Potis und Fadern. Ein K-Mix mit Motorfadern wäre ungleich teurer, wahrscheinlich größer und vor allem nicht so unempfindlich. Welcher vollwertige Digital-Mixer passt schon in eine iPad-Hülle rein?

Schreibtischtäter

Im Laufe des Tests stand der K-Mix eigentlich die meiste Zeit auf meinem Schreibtisch neben dem Laptop und diente dort als Audio-Hub für alle möglichen Aufgaben, wie z.B. Abhören und Aufnehmen von Testgeräten, für die man nicht gleich den großen Studiorechner anschmeißen will. Sehr unkompliziert, der K-Mix braucht ja nicht mal ein Netzteil, wenn er via USB am Rechner hängt. Zum Abspielen von Laptop, iPhone & Co. Und wenn der USB-Output für die ersten beiden Kanäle im Editor auf „PRE“ geschaltet ist, kann auch die Lautstärke mit den Volume-Fadern geregelt werden. Hey, es ist ein Mixer!

Save the vinyl

Auch toll zum Digitalisieren von Vinylschallplatten, direkt vom Turntable per Cinch-auf-Klinke-Adapter in den K-Mix, Phono-Impedanz für die beiden entsprechenden Kanäle in den Preferences einstellen und Aufnahme drücken. Bei sehr ausgenudelten Platten kann man auch noch ne Prise EQ und Kompression aus dem K-Mix selbst hinzufügen und sich bei unproblematischem Material eine eventuelle Nachbearbeitung mit Plug-ins in der DAW sparen.

Unterwegs

Manchmal habe ich ihn aber auch in der freien Wildbahn ausgeführt. Bei der LSB-TV Analog-Jam-Session machte K-Mix eine gute Figur als Standalone-Mixer für TR-8, TB-3, TR-303 und Acid8 und wirkte trotz der vielen LEDs neben den flashy AIRA-Geräten schön dezent illuminiert. Allerdings müssen im Dunkeln die Handgriffe sitzen: Die einzelnen Mode-Buttons sind zwar hintergrundbeleuchet, aber sehr klein beschriftet.
Die einzelnen Parameterbezeichnungen der vier runden Touchpads sind nur klein auf dem Gehäuse aufgedruckt und im Dunkeln schlicht unlesbar. Man sollte seinen K-Mix also kennen, wenn man ihn auf dunkle Bühnen stellt. Auch als Keyboard-Sub-Mixer macht er eine gute Figur: Mit EQ und Kompressor wird leicht abgeschmeckt und das Gate sorgt für Ruhe bei Synths mit leichtem Grundrauschen.

Fotostrecke: 3 Bilder Nicht zu bunt: Anders als in der Werbung gibt sich der K-Mix im echten Leben angenehm dezent.

Open Air

Beim Open Air Festival Gig sollte K-Mix den Stereoout vom FOH-Mixer abgreifen und in den Laptop spielen. Der Tontechniker freute sich über die symmetrischen Eingänge. Ich vermisste allerdings einen Pad-Schalter zur Abminderung der Eingangslautstärke auf den ersten beiden Kanälen. Bei wirklich „heißen“ Signalen reicht die niedrigste Gain-Einstellung von +1,5 dB nicht immer aus. Leider sind die blassen Farben der neun Faderstrips bei direkter Sonneneinstrahlung nur sehr schwer ablesbar. Bring on the night!

Fotostrecke: 2 Bilder Tagsüber sind die blassen Farben des K-Mix kaum zu erkennen.

iOS

Ja, auch iOS-Devices werden unterstützt. Keith McMillen zeigt in einem Video, wie der K-Mix als mobiles Fieldrecorder-Interface für ein iPad fungiert. Dies kann den K-Mix allerdings nicht mit Strom versorgen, hier muss der Mixer per Mini-USB-Kabel Energie erhalten, was aber unterwegs auch mit einer starken Powerbank problemlos möglich ist. Ein digitaler achtkanaliger Fieldrecording-Mixer mit zweifacher Phantomspannungsversorgung für Kondensator-Mikrophone für unterwegs: eine weitere von vielen Möglichkeiten, die dieser kleine Tausendsassa bietet.
Natürlich muss die App auch mehrkanalige Audiointerfaces unterstützen. Tun sie das nicht, dann sollte das aufzunehmende Signal über die ersten beiden Eingänge zugeführt werden. Eine Einschränkung im iOS-Betrieb habe ich jedoch festgestellt.
Zum Routen der Audioströme in Apps wie z.B. iRig auf dem iPhone kann der Zugriff auf die Pre/Post-Schalter in der USB-Page des K-Mix Editors zwingend notwendig. Allerdings gibt es noch keinen Editor für iOS. Solange Keith McMillen den nicht nachliefert, muss man sein Setup vor dem Gebrauch mit iOS-Geräten sorgfältig testen und abspeichern. Unterwegs kann man nämlich vieles nicht mehr umstellen.

Surround Sound

Als wäre es des Guten nicht schon genug: Der kleine K-Mix kann auch Surround-Sound. Möglich, dass Surround-Sound-Panning erst nach dem finalen Gehäusedesign Einzug in die Architektur des K-Mix hielt, denn merkwürdigerweise gibt es hierfür keinen dedizierten Button, auf dem groß „Killer Feature“ blinkt. Der Surround-Modus wird ganz unprätentiös per Shift + Pan oder im Editor aktiviert. Die Modi Quad, Octo, 5.1 und 7.1 können im Editor angewählt werden, als Preset abgespeichert stehen dann verschiedene Surround-Modi auch standalone ohne Computer-Anbindung zur Verfügung.
Ebenfalls im Editor können die acht Input-Kanäle den vier runden Rotary-Touchpads zugeordnet werden. Mit den Rotary-Touchpads sind dann nicht nur 360-Grad-Panorama-Bewegungen des Klangs im Raum möglich, sie geben dabei auch visuelles Feedback über dessen Position. Im Surround-Modus stehen die Routing-Option und auch das Reverb nicht zur Verfügung. Der Surround-Sound-Modus ist nicht nur ein großartiges Add-On (und für manchen womöglich DAS Kaufargument schlechthin), es lässt auch hoffen, dass Keith McMillen dem K-Mix bei weiteren Firmware-Updates auch noch weitere aufregende Funktionen verpasst, die per SHIFT + X den Nutzwert dieses Geräts weiter erhöhen. Über derartige „Doppelbelegungen“ würde ich mich sehr freuen.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Surround-Modus leuchten die vier runden Touchpads besonders schön.

Mögliche Anwendungen

Durch die durchdachte und flexible Bedienoberfläche und die Möglichkeit, computerunabhängig zu mischen, repräsentiert der K-Mix eine neue Gerätegattung, bei der man sich unwillkürlich fragt, warum da nicht schon früher jemand darauf gekommen ist. Sehr viele Szenarien sind denkbar. Für kleine Projektstudios, die eigentlich alles in der DAW machen, aber gern mal ein paar analoge Synths oder Drummachines einbinden möchten und darüber hinaus eine unkomplizierte Remote-Control für den Monitor-Mix bekommen mit integriertem EQ, Compressor, Gate und Wohlfühl-Reverb für den Gesang:
Als DSP-Unit mit vier Stereo-Kompressoren an einem analogen 8-Bus-Mixer.
Für Klang-Installateure, denn als Surround-Sound-Mixer ist der kleine K-Mix ganz groß!
Für elektronische Live-Acts, die ihr Equipment so minimal wie möglich halten wollen, damit alles ins Flugzeug-Handgepäck passt.
Für Songwriter, die im Hotelzimmer mit Gitarre, Gesang und DAW schnell eine Songidee in möglichst hochwertiger Qualität festhalten wollen.
Für iPad-Musiker, die eine Schnittstelle zwischen iOS-Software und realer Hardware suchen.
Für Fieldrecorder-Fans, die Bachstelzen und Rohrdommeln mit bis zu 8 Mikrophonen aufnehmen wollen.
Für Vinyl-Fans, die ihre Schallplatten unkompliziert in den Rechner spielen und womöglich noch mit etwas EQ und Kompression aufhübschen wollen.
Für DJs, die ihre Sets auf ihrem iPad aufnehmen wollen, inkl. Publikumsgejohle von den angeschlossenen Mikrofonen.

Fotostrecke: 2 Bilder Kleiner großer Mixer: der K-Mix mit seinen neuen Freunden.

Für jede dieser völlig verschiedenen Anwendungen gibt es natürlich irgendwo auf dem Markt ein besseres, komfortableres oder kleineres Gerät. Aber alles in einem, da fällt mir nur der K-Mix ein. Gerade für Musiker, die viel reisen und eine superkompakte und sehr flexible Audiolösung suchen, ist der K-Mix ideal geeignet. Und man ertappt sich tatsächlich dabei, sich immer neue Nutzungsformen für den K-Mix auszudenken. Soviel flexibles Kreativpotential habe ich selten in einem Hardwaregerät vorgefunden. Für Anfänger könnte es der „erste professionelle Mixer“ sein, für Fortgeschrittene eine flexible Lösung für alle möglichen Audioaufgaben, für reisende Profis der „Hotel-Produktionsmixer“: Mir fällt keine Zielgruppe ein, die dies Gerät nicht brauchen könnte. Und das zum Mitnehmen, überallhin, multifunktional und stromnetzunabhängig. Also: Seid bereit für die Zukunft! 

Gut, wenn er dabei ist: K-Mix mixt alles. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Bendeg)
Gut, wenn er dabei ist: K-Mix mixt alles. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Bendeg)
Audio Samples
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K-Mix EQ K-Mix Compressor/Limiter und Gate K-Mix Reverb

Fazit

Keith McMillen K-Mix ist ein sehr spezieller ultra-portabler Mixer, der sich für viele Anwendungen anbietet und für manche auch weniger geeignet scheint. Als Audioschnittstelle zwischen Hardware-Geräten und der DAW deckt er jedoch alle wesentlichen Bereiche ab, ist Surround-fähig, kann zur DAW-Steuerung genutzt werden und das sogar völlig unabhängig vom Stromnetz. Mikrofonaufnahmen sind genauso unkompliziert möglich wie Aufnahmen mit Linepegel und Gitarren. Selbst Plattenspieler können angeschlossen werden.
Wenn hingegen schnelles Arbeiten mit intuitivem Echtzeiteingriff gefragt ist, stehen schnell die vielen Doppelbelegungen im Weg. Real-Mischpult-Puristen werden sich ebenfalls an dem neumodischen Bedienkonzept stören. Dieses smarte Konzept wird Nachahmer finden! Jede Soundkarten-Blackbox ist in ihrer zukünftigen Mk.II-Update-Inkarnation ein Kandidat für ein Facelift à la K-Mix, zumindest mit diesen sexy Touchstrips drauf. „One knob to rule them all“ ist nicht mehr genug!

PRO
  • einzigartiges Produkt
  • sehr kompakt
  • Allround-Lösung für Mac OSX und iOS
  • sehr flexibles „Schweizer Taschenmesser“ für Audio-Aufgaben aller Art
  • rauscharme Eingänge für Mikrofon, Line, Hi-Z und Phono (schaltbar via Editor)
  • drei Stereo-Aux-Busse
  • surroundfähig
  • USB-powered
  • Phantomspeisung
  • Dreiband-EQ, Compressor und Noise-Gate pro Kanal
  • MIDI-Ein- und Ausgänge per optionalem KMI MIDI-Expander
  • iPad-kompatibel
CONTRA
  • umständliche Mute- und Solo-Funktion
  • Transportfunktionen nicht auf allen Ebenen zugänglich
  • kein Pad-Schalter zur Abminderung der Eingangslautstärke
  • LEDs bei direkter Sonneneinstrahlung schwer sichtbar
  • kein Editor für iOS
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Acht lange weiße Silikonzungen dienen als Kanalfader-Touchstrips.
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felix sagt:

#1 - 20.04.2017 um 20:08 Uhr

0

Wie schaut es mittlerweile mit Windows-Integration aus?

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