Der amerikanische Groove Synthesis 3rd Wave ist ein hervorragender Hybrid-Synthesizer, der charmant Vintage-PPG-Ambitionen mit moderner Workhorse-Flexibilität vereint: üppige Wavetables, zeitgemäße “Analog Style” VA-Fähigkeiten, ein bisschen FM – und seit neuestem auch Sampling!

- umfangreiche Hybrid-Engine: komplexe OSCs, analoge Filter
- PPG-Vintage Wavetables & moderne Wellenformen
- Sampling: klein, aber praxisnah
- kein Contra

Das durchdachte Layout und der sahnige Klang der Rossum-Filter machen den 3rd Wave zum Synth-Flaggschiff der Neuzeit. Die Sache hat nur einen Haken: der stolze Ami-Preis.
Genau da setzt der 8M an, der das Konzept ins kompakte Gehäuse überführt, die Stimmen limitiert und zum deutlich attraktiveren Kurs gehandelt wird. Wir schlägt sich der “kleine 3rd Wave” aka 8M im bonedo Test?
DETAILS
Acht Voices, vier HE: 8M Rack-Synthesizer
Der Groove Synthesis 3rd Wave 8M ist ein kompakter Desktop-Synthesizer bzw. Expander, der sich mit den beiliegenden Rack-Winkeln auf vier HE ins 19-Zoll-Rack schrauben lässt. Anders als die großen Modelle – Keyboard und vollausgestattetes Desktop-Modul 24M – bietet der 3rd Wave 8M “lediglich” acht Stimmen und zwei Parts, ist also bi-timbral ausgelegt.

Die Parts lassen sich layern, splitten und verfügen über Stereo-Ausgänge auf der Rückseite. Einen Mono-Audio-Eingang zum Sampeln und Wavetables erstellen, drei Pedal-Anschlüsse sowie MIDI in Form eines DIN-Trio und USB-Typ-B gibt es dazu. Via USB taugt der 3rd Wave außerdem als Massenspeicher und kann auch so komfortabel Datein aufnehmen. Kurz um: alles dabei, alles State-of-the-art.
Drei Modelle, drei Größen, doch gleiche Engine
Die Hybrid-Sound-Engine ist bei allen 3rd-Wave-Modellen identisch – Unterschiede ergeben sich minimal aus der Bedienung heraus und in der Polyphonie. Obwohl der neue 8M mit weniger physischen Reglern auskommt, besitzt er dennoch das größere Display und sogar sechs anstatt vier Soft-Encoder darüber.

Das ergibt ein leicht abgewandeltes Bedien-Konzept und teils sind auch die Menüs anders aufgeteilt – wesentliche Unterschiede ergeben sich jedoch nicht. Der 8M wirkt also keineswegs „abgespeckt“; im Gegenteil: sein fokussierter Display-Workflow macht ihn an mancher Stelle sogar schneller bedienbar!
So präsentiert sich der 3rd Wave 8M als eigenständiger, souveräner Synth, während die anderen Variante fast übertrieben überdimensioniert wirken: mit ihren massiven 24 Stimmen, auf vier Parts und vier Stereo-Einzelausgänge verteilbar. Grundsätzlich ist das natürlich geil, kommt aber eben auch mit dem entsprechenden Preisschild. Zeit für eine Tabelle, oder?
| Groove Synthesis 3rd Wave: | Keyboard-Variante | Desktop-Variante | Rack-Version “8M” |
| Stimmen, Multi-Parts, Stereo-Ausgänge | 24/4/4 | 24/4/4 | 8/2/2 |
| Größe (BHT) in mm3 | 978 x 362 x 127 | 521 x 213 x 79 | 444 x 175 x 80 |
| Gewicht | 12,25 | 4,5 | 3 kg |
| Anzahl der Dreh-Regler | 77 | 41 | 24 |
| Preis in EUR / Affiliate Thomann.de | 5689,- | 3999,- | 1999,- |
Hybride Architektur, Doppel-Filter
Für jede der acht Stimmen stellt der 8M drei digitale Oszillatoren bereit, die flexibel mit Wavetables, virtuell-analogen Wellenformen oder gar Samples gefüttert werden können. Anschließend durchläuft das 3-fache Signal zwei Filter in Serie: zuerst ein digitales 12-dB-State-Variable-Filter, danach das analoge 24-dB-Tiefpassfilter, was über eine eigene Sättigungs-Funktion verfügt.

Die Oszillatoren greifen entweder auf originale 8-Bit-Wavetables der PPG-2-Serie oder moderne 16-Bit-Wavetables zurück. Der dazugehörige Wave-Envelope dient der Variation innerhalb der Tables und bietet dazu sechs Ankerpunkte, die dann elegant “Punkt für Punkt” editiert werden.
Selbst spontan lässt es sich „scannen“ – beim 3rd Wave gelingt das über das globale WAVE SURFER Makro, das über seinen globalen Charakter hinausgehend für jeden OSC eigene Offset-Werte bietet.
Seit OS 1.9 – gültig für alle 3rd-Wave-Modelle – stehen aktuell 36 Vintage-Waves und 56 User-Waves zur Verfügung. Insgesamt lassen sich bis zu 64 eigene User-Wavetables anlegen, wobei diese aus dem Gerät heraus, über den eingebauten Wavemaker erzeugt werden können.



Mit der Firmware 1.8 erhielt der gesamte 3rd-Wave-Kosmos zuvor überhaupt erst das Sampling-Feature, was besser als Extra anstatt Essential verstanden werden sollte. Es lassen sich über den Sampling-Oszillator aber bereits Multi-Sample-Container laden, sodass kleine Drum-Kits – etwa eine kompakte 808-Auswahl – am Gerät spielbar werden. Über den Mono-Eingang kann außerdem Sample-Material aufgenommen und bei Bedarf in Wavetables gewandelt werden – lässig.
Bis zu acht Samples können in einem einzelnen Sample-Slot liegen, und bis zu 35 Sekunden lang werden. Die Samples können in 8-, 12- oder 16-Bit formatiert sein, Samplerate werden hingegen von 48 kHz bis hinunter zu 10 kHz unterstützt.
Klassische Wellenformen
Frequenzmodulation und Sync zwischen den Oszillatoren sind auch noch möglich, ergänzt durch sieben analog-artige Wellenformen. Es stehen also klassische Schwingungsformen wie Saw, Square, Triangle, Sine, Supersaw sowie White/Pink/Red-Noise und White/Blue/Violet-Noise im 8M zur Auswahl bereit.
Zu den angesprochenen Wave Envelope hat der 3rd Wave 8M zusätzlich weitere, vier Envelopes als Start, darunter die Klassiker Filter und Amp. Allesamt sind sie als ADSR mit Delay, Repeat und Amount umgesetzt, hinzukommen zwei Shape-Modes zur Auswahl des Abfalls: Exponential und PPG.
Vier LFOs und eine umfangreiche Modulationsmatrix mit 16 weiteren, freien Slots runden den Mod-Wahnsinn ab, Aftertouch und Mod-Wheel Unterstützung sind dabei die absoluten Basics. Ein überzeugend umgesetzter Pan-Spread pro Part verteilt die Stimmen galant im Panorama und die beiden üppigen Effekt-Blöcke pro Multi-Part bietet ebenfalls massig und wirklich hochwertig Effekte.
Nerd-Stuff
Mit den “Circuit Drift” und “Free Running Analog OSC” Optionen lassen sich außerdem analoge Vibes alter Schaltungen simulieren, den Synth driften und so weniger statisch klingen.
Kleinere Vintage-Digi-Quirks des alten PPG gibt es ebenfalls, darunter „Use Upper Waveform“ für den berüchtigten Table-Überlauf sowie das „Waveform Smoothing“ und „Wavetable Smoothing“.
Wer tiefer in das PPG-Thema einsteigen möchte, sei auf meinen umfangreichen Test der Keyboard-Version verwiesen.
Performance inklusive
Der 8M versteht MPE und setzt Controller-Daten entsprechend sauber um. In Kombination mit einem Expressive E Osmose 61 oder ähnlichen MPE-Keyboards lässt sich das Klangpotenzial des 3rd Wave besonders ausdrucksstark und spielerisch nutzen – zumal der 3rd Wave einen eigenen Arpeggiator und einen Sequenzer mitbringt – inklusive BPM-Sync, versteht sich.
Der Sequencer des 3rd Wave ist dabei als patternbasierter Sequencer mit Song-Mode ausgelegt. Für jeden Multi-Part steht sogar eine eigene Sequenz bereit. Es lassen sich so bis zu 24 Patterns anlegen, mit einer Länge von jeweils bis zu 32 Takten. Die 24 Patterns lassen zudem im Song 24 Abschnitten arrangieren. Jeder Abschnitt kann so bis zu 64-mal wiederholt werden, und selbst der gesamte Song lässt sich endlos loopen.
























