Ab dem kommenden Jahr schafft Irland neue Voraussetzungen für künstlerische Freiheit. Wenn finanzielle Sorgen wegfallen, entsteht Raum für Ideen, Experimente und künstlerische Tiefe. So die Theorie. Rund 2.000 Kreative sollen von dem Programm profitieren.

Ab 2026 wird Irland das Programm “Basic Income for the Arts” dauerhaft einführen, nachdem ein Pilotprojekt seit 2022 deutliche Vorteile für Künstler gezeigt hat. Wöchentlich soll es 325 Euro für 2.000 Kreative geben, um die finanzielle Unsicherheit zu reduzieren und den Fokus auf die kreative Arbeit zu lenken. Das Programm adressiert dazu die prekären Bedingungen, unter denen viele Kunstschaffende arbeiten: unregelmäßige Einkünfte, fehlender Zugang zu sozialen Sicherungssystemen und ein ständiger ökonomischer Druck.
Erfolgreiche Testphase führt zu dauerhaften Einkommen
Bereits während der Testphase zeigte sich, dass die Zuwendungen nicht nur Einkommen sichern, sondern auch psychisches Wohlbefinden steigern und kreativen Output erhöhen. Künstler berichten von größerer Freiheit, Projekte ohne wirtschaftliche Einschränkungen umzusetzen. Die dauerhafte Einführung ist dabei ein starkes Zeichen und soll eine positive Wirkung auf die gesamte Kulturlandschaft Irlands setzen, indem Talente gehalten und Innovationen gefördert werden.
Eine stabile Finanzierung ermöglicht es Künstlern dabei, kreative Risiken einzugehen und dabei größere und langfristige Ideen umzusetzen. Dabei sollen die Kunstschaffenden nicht ständig daran denken müssen, ihre Kunst zu monetarisieren. Die Entscheidung, das Programm dauerhaft zu verlängern, kann außerdem als Anerkennung für verschiedene Kunstformen gewertet werden und steht im Einklang mit den allgemeinen kulturpolitischen Zielen Irlands: Die Förderung eines lebendigen und nachhaltigen Kunstökosystems.
Grundeinkommen als Lösung von Stellenabbau
Irlands Schritt reiht sich dabei in eine globale Debatte über gezieltes und universelles Grundeinkommen ein. Durch die zunehmende Technologisierung – Stichwort KI – wird in Zukunft die Produktivität steigen, während zugleich tausende Jobs wegfallen werden. Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wird dabei seit ein paar Jahren immer öfters als mögliche Lösung gesehen. Prominente Befürworter sind die deutschen Philosophen Richard David Precht, Sascha Lobo und der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Andrew Yang.
Befürworter betonen nicht nur die finanzielle Sicherheit, die für das Funktionieren einer Gesellschaft unverzichtbar ist. Das BGE soll zugleich die kulturelle Entwicklung und berufliche Nachhaltigkeit fördern: Weniger “Bullshit-Jobs”, dafür mehr Effizienz, von der die Gesellschaft insgesamt profitiert.
Neben den Kosten äußern Kritiker Bedenken hinsichtlich der Gefahr einer Abhängigkeit oder des Risikos, bestimmte Gruppen auszuschließen, die ebenfalls von Einkommensgarantien profitieren könnten. Der Ansatz Irlands zielt darauf ab, diese Risiken durch eine sorgfältige Auswahl der Empfänger und die Aufrechterhaltung transparenter Bewertungsverfahren zu mindern.
Fazit
Mit der dauerhaften Einführung von “Basic Income for the Arts” sendet Irland ein deutliches Signal: Künstlerisches Schaffen wird durch konkrete finanzielle Unterstützung anerkannt. Die unbefristete Einkommenssicherheit verändert auch die Perspektive der Kunstschaffenden: Das Grundeinkommen gilt nicht länger als kurzfristiger Zuschuss, sondern ermöglicht langfristige Planung und strategische Karriereentwicklung. Bisherige Pilotprojekte standen genau wegen zeitlich begrenzter Einschränkungen in der Kritik.