Sind wir ehrlich: Kabel nerven. Im Studioalltag wie auch im Musikerleben sind sie aber unvermeidlich – zumindest bislang. Während kabellose Consumer-Lösungen für Musikliebhaber in erster Linie auf Komfort und Laufzeit setzen, haben Producer, Creator und Performer ganz andere Anforderungen: Minimale Latenz und maximale Zuverlässigkeit.

Herkömmliches Bluetooth ist mit seiner Verzögerung von rund 100 ms deshalb schlicht untauglich für musikalische Anwendungen. Wer also kabellos und gleichzeitig präzise arbeiten will, braucht spezialisierte Systeme.
Wir stellen spannende Wireless-Alternativen vor, die Kabel-Salat weitgehend überflüssig machen – für mehr kreative Bewegungsfreiheit beim Musizieren.
- Fakt: Bluetooth ist ungeeignet
- Vorteile: professioneller Funkstrecken-Systeme
- Praxisbeispiel: DIY Wireless Speaker
- # Vergleich: UHF und 2,4 GHz ISM
- Wichtig: Alltagstauglich & Bequemlichkeit
- Kabellose Kopfhörer im Studio ?!
- # 1 AIAIAI TMA-2 Studio Wireless+
- # 2 OneOdio Studio Max
- Vergleich der beiden Beispiel-Kopfhörer
- MIDI: ohne Kabel
- # 3 MIDI über Bluetooth
- # 4 MIDI über WIFI? Yes!
- Vorteile von Netzwerk-MIDI (RTP):
- Fazit: Kabellos ist cool – wenn’s funktioniert
DETAILS
Fakt: Bluetooth ist ungeeignet
Obwohl Bluetooth Audio grundsätzlich besser geworden ist, kommt es allein wegen seiner zu hohen und unvorhersehbarer Latenz für Audio, Monitoring oder Recording nicht in Frage, vom Qualitätsverlust allgemein gar nicht erst gesprochen.
Selbst Apples kostspielige AirPods Max (USB-C) bieten kabellos keine spürbaren Latenzvorteile.
Neu ist allerdings die Möglichkeit, sie über ein spezielles USB-C-Kabel direkt und deutlich latenz-ärmer mit Laptop oder iPhone zu verbinden.
So ganz geht das Konzept trotzdem nicht auf: Erstens, auch über USB-C verliert die DAW nach dem Absetzen der Kopfhörer die Verbindung – und muss neu zugewiesen werden. Zweitens: Mit dem Klinkenkabel wird’s stabiler, dafür wird Signal aber doppelt gewandelt, und der Akku wird so auch nicht geladen.
Vorteile: professioneller Funkstrecken-Systeme
Im Live- und Broadcast-Bereich sind Funkstrecken der Standard. Es gibt sie in allen Größen und Ausführungen – vom kompakten Mikrofonaufsatz über kleine Bodypacks am Gürtel bis hin zu komplexen Multi-Channel-Systemen.
Alles ist hochprofessionell und modular aufgebaut, dafür im Detail oft sperrig – und auch nicht ganz billig.
Typische Vertreter sind Systeme wie Sennheiser EW IEM G4, Shure PSM 300/900 oder LD Systems MEI 1000. Sie arbeiten auf UHF- oder 2,4-GHz-Basis, liefern typischerweise Latenzen unter 4 ms und lassen sich problemlos auch mit geschlossenen Studiokopfhörern betreiben.
Praxisbeispiel: DIY Wireless Speaker
Eine kleine Anekdote aus der Praxis: Ich habe einmal eine Sennheiser-Funkstrecke in einem privaten Haus installiert, um ein Paar Genelec-Studio-Speaker im Garten parallel anzusteuern – ganz ohne zusätzliche XLR-Kabel.

Das Ergebnis: absolut zuverlässig, klanglich unauffällig und auch für Laien bedienbar. Dadurch das es kaum Latenz gab, konnte man die Musik bei einer Party in Haus und Garten gleichzeitig laut machen. Ja, sogar Live-fähig war das Ganze!
# Vergleich: UHF und 2,4 GHz ISM
| Merkmal | UHF (Ultra High Frequency) | 2,4 GHz (ISM-Band) |
|---|---|---|
| Frequenzbereich | ca. 470–870 MHz, je nach Land | 2,4–2,483 GHz |
| Technik / Anwendung | klassische Funktechnik für Bühne, TV und In-Ear-Monitoring | Digitales ISM-Band: z. B. WLAN, Bluetooth, digitale Funkstrecken |
| Reichweite | sehr hoch: bis über 100 m, auch durch Wände | eher begrenzt: typ. 10–30 m, störanfällig bei Hindernissen |
| Latenz | sehr gering – oft sogar analog | höher (3–10 ms) durch Codierung und Decodierung |
| Störanfälligkeit | Gering – arbeitet auf exklusiven Frequenzen | Höher – teilt sich das Band mit WLAN und Bluetooth |
Kurz gesagt: UHF-Systeme sind der Profi-Standard – stabil, reichweiten-stark und nahezu latenz-frei, aber eben auch oft teurer sowie teils genehmigungspflichtig.
2,4-GHz-Systeme indes sind günstiger, können in WLAN-dichten Umgebungen jedoch störanfälliger sein und haben tendenziell mehr Latenz.
Wichtig: Alltagstauglich & Bequemlichkeit
Auf der Bühne gehört das Umschnallen der Funkstrecke längst zur Routine, sei es für die kabellose Gitarre oder eben das Wirless In-Ear-Monitoring.
Im Studio oder Home-Setup sieht es aber anders aus: Dort möchte man schnell loslegen, nicht erst verkabeln oder irgendwas konfigurieren.
Deshalb sind dort meist Over-Ear-Kopfhörer im Einsatz, weil die eben auch schnell auf- und abgesetzt werden können.
Kabellose Kopfhörer im Studio ?!
Kabellose Kopfhörer machen auch das Leben im Studio deutlich leichter: kein Verheddern, keine Nebengeräusche durch Kabelreibung oder gar Anschlagen am Stativ – einfach mehr Bewegungsfreiheit beim Spielen. Und falls der Rapper beim Take mal Finger-Pistolen zeigen will – bitte sehr.

Es profitieren dabei nicht nur der klassische Performer, sondern auch der Synth-Freak mit seiner Wand aus Klangerzeugern, der abends über Kopfhörer arbeitet, da er keine Nachbarn wecken will.
Ebenso Gitarristen, die ihren Amp-Sound kontrollieren möchten – wenn das Signal zwar aus der DAW kommt, man im Amp-Room aber trotzdem noch mal etwas das Mic schieben möchte.

Denn eines ist klar: Ein Kabel an der Gitarre nervt schon genug – da muss es beim Kopfhörer nicht noch eines mehr sein!































