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Walrus Audio Eons Test

Mit dem Walrus Audio Eons bereichert die Pedalschmiede aus Oklahoma City ihre “5-State Gain”-Pedalserie um einen weiteren Verzerrer. Waren es vor nicht allzu langer Zeit der Ages Overdrive und der Eras Distortion, so ist es nur die logische Konsequenz, mit einem Fuzz die dritte noch fehlende Zerrkategorie abzudecken. Wie die beiden erstgenannten Modelle zeigt sich der Testkandidat mit satten fünf Potis und einem Drehschalter, der die Wahl zwischen fünf verschiedenen Clippingmodes bietet und der Pedalserie eine fast unschlagbare Flexibilität verlieht.

Walrus Audio Eons Test

Die große Besonderheit des Eons liegt jedoch in der Option, die Betriebsspannung via Poti zwischen 3 und 18 Volt stufenlos regeln zu können und damit von offenen Fuzzsounds bis hin zu krass gegateten und kaputten Tönen eine große Bandbreite zu ermöglichen. Dieser Grad an Vielseitigkeit ist innerhalb der Fuzzwelt bis dato sicherlich eine Seltenheit. Ob der Eons tatsächlich das Fuzz “to rule ´em all” ist, möchte ich hier ergründen.

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Mehr Informationen

Gehäuse/Optik

Der Walrus Audio Eons zeigt sich in einem eierschalen-beigefarbenen Metallgehäuse mit den Maßen 66 x 120 x 58 mm (B x T x H) und wirkt sowohl optisch als auch haptisch extrem wertig und edel. Wie bei Eras und Ages schmückt auch hier eine anspruchsvolle Grafik die Oberfläche, in diesem Fall von einem widderartigen Wesen. Sämtliche Bedienelemente sind auf der Oberseite in Form von fünf schwarzen Potis und einem Drehschalter versammelt, mit schwarzen Markierungen, die auch im Stehen noch sehr gut ablesbar sind. Stirnseitig zeigen sich ein In- und Output, jeweils im 6,3 mm Klinkenformat, und der Eingang für das optional erhältliche Netzteil, das 9 Volt und laut Manual mindestens 100 mA bereitstellen sollte.

Der Boden ist mit vier Kreuzschrauben befestigt, allerdings sucht man dahinter das Batteriefach vergebens, da für das Eons wie für alle Walrus Audio Pedale lediglich Netzbetrieb vorgesehen ist.

Zum Lieferumfang gehören ein Dustbag, ein aufwändig designtes Manual, ein Sticker und ein Plektrum.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Walrus Audio Eons wird inklusive eines Stoffbeutels geliefert,…

Bedienung

Beim Walrus Audio Eons handelt es sich um ein Fuzzpedal mit schaltbarem Clipping und regelbarer Spannung. In der Regel sind Fuzz-Pedale eher etwas spartanisch ausgestattet, was ihre Potibestückung angeht. Deshalb überrascht es, dass hier nicht weniger als sechs Regler bereitstehen. Volume bestimmt die Ausgangslautstärke, während Gain den Grad der Verzerrung regelt. Bass und Treble arbeiten hier nicht einfach als passive Tonblenden, sondern können Bässe und Höhen aktiv boosten oder cutten. Das große Alleinstellungsmerkmal des Eons ist der Volt-Regler, gekennzeichnet durch einen Blitz, der die interne Spannung stufenlos zwischen 3 und 18 V einstellt. Keine Angst, hier wird kein 18-V-Netzteil benötigt, denn das Pedal pumpt die 9 Volt Netzspannung lediglich intern auf das Doppelte hoch, was für weniger Kompression und mehr Headroom sorgen kann. Befindet sich das Poti auf Rechtsanschlag, werden die ganzen 18 Volt geliefert und man erhält einen massiven, fetten Fuzzsound. In der 3-V-Stellung wird das Signal bröseliger, kaputter und stärker gegatet.

Die volle Breitseite an Flexibilität liefert der Mode-Schalter, der üppige fünf Betriebsarten zulässt:

Mode I: Hier wird ein traditioneller Fuzzsound mit Siliziumtransistor-Clipping bereitgestellt. 

Mode II: Bleibt beim Silizium-Clipping, fügt jedoch einen Bass-Boost hinzu, der am Anfang des Schaltkreises platziert wird.

Mode III: Bietet dynamischeres und weicheres Germanium-Clipping. Das Manual beschreibt den Sound ganz treffend als: “What if a Distortion and Fuzz had a kid?”

Mode IV: Setzt auf LED-Clipping-Dioden und liefert eine dezente Höhenbeschneidung für einen etwas dunkleren Grundsound.

Mode V: Bietet eine Mischung aus Hard-Clipping-Siliziumtransistoren und soft clippenden LED- und Siliziumdioden. Dies ist der aggressivste Modus mit viel Gain und harter Kompression

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlüsse entsprechen der Mindestausstattung und sitzen an der Stirnseite.

(Anmerkung: Da hier viele Begriffe wie Silizium- oder Germaniumtransistoren, Soft- oder Hardclipping kursieren, empfehle ich zu Erläuterung unseren Artikel über die Geschichte des Fuzzpedals)

Da die einzelnen Modi bestimmte Auswirkungen auf Clipping und Gain haben, greifen die Potis hier auch unterschiedlich und arbeiten sehr interaktiv. Zwar wurde intern dafür gesorgt, dass die Ausgangslautstärke halbwegs identisch bleibt, dennoch wird hier Nachregeln empfohlen. Auch die Stärke der Spannung hat Einfluss auf den Output und die Höhen des Signals, wie wir im Praxisteil noch hören werden.

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Für die Soundfiles setze ich das Pedal direkt vor ein 73er Fender Bassman Topteil und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks. Die Gitarren werden jeweils angegeben.

Der erste Modus zeigt bei mittiger Stellung aller Potis – mit Ausnahme des Voltreglers, den ich gleich auf den Maximalwert gesetzt habe – einen klassischen Fuzzsound, der in seinem Grundcharakter an den Big Muff erinnert und mit einer dichten und offenen Textur daherkommt. Das Durchsteppen durch die fünf Modi offenbart eine ungeheure Flexibilität, da hier wirklich vollkommen andere Grundcharaktere bedient werden. Die Beschreibung des Manuals trifft den Kern ziemlich gut: Modus II besitzt bei ähnlichem Flavour wie Mode I eine deutliche Bassanhebung, bei der man schon etwas am Basspoti nachregeln muss, um kein allzu wuchtiges Low-End zu bekommen. Modus III geht mit dem Germanium-Transistor in der Musikgeschichte etwas zurück, hier lassen sich sehr gut alte Fuzz-Face- oder Tonebender-Sounds generieren. Der Klang kommt in dieser Stellung für meine Ohren zwar nicht ganz so samtig wie ich das von höherpreisigen handselektierten Germanium Fuzz Face-Klonen kenne, ist aber extrem nahe dran. Hier wird der Grundklang weicher, dynamischer und bringt bei gleicher Potistellung weniger Gain mit sich. Modus IV ist am dunkelsten und zeigt sich mittenbetont mit mehr Gain als Mode III. Hier kommen bei mir sofort die Assoziationen mit Garagen- oder Stoner-Rocksounds hoch, die zwar leicht ranzig, aber eben auch durchsetzungsfähig sein sollten. Modus V geht vom Grundtenor in eine ähnliche Richtung wie der vierte, hat aber etwas weniger Mitten und wirkt dennoch aggressiver und gainreicher. Auch wenn man bestrebt war, die Pegel der verschiedenen Charakteristika relativ gut anzugleichen, wird die subjektiv empfundene Lautstärke dennoch unterschiedlich wahrgenommen, was zu Nachregelbedarf führt. Auch der Bass- und Höhenbereich muss dem jeweiligen Modus nochmal etwas angepasst werden, will man das Maximum aus jedem Sound hervorholen.

Audio Samples
0:00
Pedal Off/On – Mid Setting – Les Paul Mode Check – nicht normalisiert – Les Paul Mode 1 – Les Paul Mode 2 – Les Paul Mode 3 – Les Paul Mode 4 – Stratocaster Mode 5 – Stratocaster
AudiofileVolumeVoltageGainBassModeTreble
Pedal Off/On – Mid Setting – Les Paul12:00Max12:0012:00I12:00
Mode Check – nicht normalisiert – Les Paul12:00Max12:0010:00I – V12:00
Mode 1 – Les Paul12:0015:0013:0012.00I13:00
Mode 2 – Les Paul12:00Max12:0010:00II15:00
Mode 3 – Les Paul13:0015:0011:0012:00III13:00
Mode 4 – Stratocaster12:0012:0014:0012:00IV13:00
Mode 5 – Stratocaster13:0014:0013:0011:00V12:00

Nun betrachte ich den Wirkungsgrad der einzelnen Potis. Hier muss ich ganz klar sagen, dass mir noch kein Fuzz untergekommen ist, der derartige Eingriffsmöglichkeiten erlaubt. Der Voltregler ist sicherlich der größte Wurf dieses Pedals, denn in der Maximalstellung erhält man schon fast Distortion-artige Sounds, sehr voll und für Fuzzes sogar ziemlich dynamisch. Dreht man von den 18 Volt ausgehend langsam bis ca. 12 Uhr zurück, ergeben sich hörbare Nuancen, mit denen sich sehr gut die “Fülle” und auch der Zerrgrad regulieren lassen. Unterhalb der 12-Uhr-Position wird der “gating”-Effekt, also die Beschneidung des Tons, sehr stark und die obere Oktave tritt auch etwas deutlicher in den Vordergrund. Wer das “Kangra” von Walrus Audio kennt, wird dessen Sound sehr gut emulieren können, wenn man die Voltzahl ca. auf 11 Uhr stellt.

Die fünf Modi liefern in Verbindung mit der stufenlosen Einstellung der Betriebsspannung sehr unterschiedliche Sounds von fetten fuzzigen Distortions bis hin zu extrem kaputten, bröseligen Klängen.

Vollkommen zerstörte und “bröselige” Sounds sind überhaupt kein Problem, wobei man bedenken muss, dass sich bei niedrigen Voltzahlen sowohl der Zerrgrad als auch die Ausgangslautstärke reduzieren. Das aktive EQing des Bass- und Treble-Potis ist extrem effektiv, zumal jene auch das Mittenspektrum leicht berühren. Egal, wie man die Regler setzt, der Sound ist immer brauchbar und musikalisch. Wie eingangs erwähnt, wird man vor allem in den bassigen und dunklen Modi wie II und IV gegebenenfalls nachregeln müssen, aber auch das Anpassen an scharfe Singlecoils gelingt vollkommen problemlos. Das Zerrspektrum geht von Medium-Gain bis Vollbrett, wobei sich, vor allem in Kombination mit dem 18-V-Setting, beim Maximalgain die Nebengeräusche auch merklich erhöhen, was sich jedoch immer noch im Normbereich abspielt. Pedalneulinge werden möglicherweise etwas Einarbeitung benötigen, denn je nach Mode- und Volt-Setting ist der Effekt der Potis durch ihre enorme Interaktivität durchaus unterschiedlich. Dank der hohen Ausgangsleistung lassen sich auch schöne, singende Leadsounds gewinnen, wenn man den Volume-Regler erhöht und quasi eine Mischung aus Pedalzerre und der angeblasenen Vorstufe des verwendeten Amps erzeugt.

Audio Samples
0:00
Voltage Knob Check Bass Knob Check Treble Knob Check Gain Knob Check Lead Tones
AudiofileVolumeVoltageGainBassModeTreble
Voltage Knob Check13:00Max-Min13:0012:00IV13:00
Bass Knob Check12.00Max12:00Min-MaxI12.00
Treble Knob Check12:0015:0012:0012.00IVMin-Max
Gain Knob Check12:00MaxMin-Max11:00I14:00
Lead Tones14:0012:0013:009.00II15:00
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Der Walrus Audio Eons zeigt sich als unglaublich flexibles Fuzzpedal, mit dem sich fast alle Klassiker der Fuzz-Geschichte und noch einiges mehr sehr gut nachbilden lassen. Die fünf Modi liefern sehr unterschiedliche Sounds und das Herunterregeln der Betriebsspannung ermöglicht von fetten fuzzigen Distortions bis hin zu extrem kaputten, bröseligen Klängen ein sehr großes Spektrum. Das EQing ist ungeheuer effektiv und erlaubt zum einen das Anpassen an verschiedene Pickup-Typen, aber auch an die verschiedenen Modi. Aufgrund der extremen Interaktivität der Potis ist zwar eventuell etwas Einarbeitungszeit notwendig, was aber durch die Vielseitigkeit des Eons reichlich belohnt wird. Die Verarbeitung, Haptik und auch die Optik lassen bei Walrus Audio ohnehin keine Wünsche offen. Angesichts dessen und der Tatsache, dass hier in einem Gehäuse etliche Fuzz-Varianten bereitstehen, halte ich auch den Preis für mehr als nur angemessen.

Das Walrus Audio Eons Fuzz-Pedal begeistert mit einer großen Klangvielfalt und kann fast alle Klassiker der Fuzz-Geschichte abbilden.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr guter Sound
  • große Klangvielfalt
  • 5 Grundsounds (Modes)
  • effektive und harmonische Klangregelung
  • Spannungsregler
Contra
  • keins
Artikelbild
Walrus Audio Eons Test
Für 241,00€ bei
  • Hersteller: Walrus Audio
  • Name: Eons
  • Typ: Fuzz
  • Herstellungsland: USA
  • Anschlüsse: In- & Output (je 6,3 mm Klinke), Netzteileingang 9V-DC
  • Regler: Volume, Voltage, Gain, Bass, Treble
  • Schalter: Mode-Wahlschalter, On/Off Fußschalter
  • True Bypass: ja
  • Stromverbrauch: mind. 100 mA
  • Abmessungen: 66 x 120 x 58 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 295 g
  • Ladenpreis: 265,00 Euro (Oktober 2022)
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Profilbild von David

David sagt:

#1 - 08.10.2022 um 12:12 Uhr

0

das "widderartige" Wesen ist eine Reminiszenz an den Ram's Head Big Muff von EHX

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