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VHT V-Drive Test

Der amerikanische Hersteller VHT ist bekannt für seine kraftvollen Verstärker und Röhrenendstufen, die gerne von der etwas härteren Rockfraktion benutzt werden. Mittlerweile hat sich das Portfolio erweitert und so sind, neben den handverdrahteten Hi-Class-Amps aus San Francisco, auch etwas preisgünstigere Amps im Angebot – von denen einige auch schon an dieser Stelle getestet und für gut befunden wurden. 

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Mit dem uns zum Test vorliegenden V-Drive holen die amerikanischen Entwickler jetzt zu einem weiteren Schlag aus und präsentieren ihr erstes Effekt-Pedal. Dabei handelt es sich, wie sollte es bei einem Hersteller wie VHT auch anders sein, um…ein Overdrive-Pedal. Der staunende Gesichtsausdruck bleibt allerdings aus, schließlich werden Effektpedale ja mittlerweile von fast allen Amp-Manufakturen angeboten.

 Also was ist jetzt das Besondere am VHT V-Drive? Nun, laut Hersteller ist das Pedal sehr vielseitig, denn es bietet neben den herkömmlichen Parametern die Möglichkeit, intensiveren Einfluss auf den Grundsound zu nehmen. Der Gitarrist kann sich also die gewünschte Klangcharakteristik selbst einstellen und damit ein wenig Boutique-Pedal-Designer spielen. Klingt ja schon mal nicht schlecht, zumal das in Fernost gefertigte Pedal zu einem absoluten Knallerpreis von 59,- Euro im Laden erhältlich ist. Ob die Sache einen Haken hat, erfahrt ihr hier. 

DETAILS

Gehäuse/Optik
Auch beim Thema Effekt-Pedal werden im Hause VHT keine farblichen Experimente gemacht. Wo andere Hersteller mit grellen, bunten Tretminen aufwarten, bleiben sich die Amis selbst treu und liefern den V-Drive im dezent schwarzen Druckgussgehäuse aus. Auf seiner Oberfläche tummeln sich sechs Regler, zweireihig angeordnet, sowie der obligatorische Fuß-Schalter. Zur besseren Ablesbarkeit der Einstellungen dienen 11 weiße Punkte, die sich den Uhrzeiten entsprechend um den Regler anordnen. Die Anschlüsse sind seitlich angebracht, Input rechts und der Output auf der linken Seite, ganz lapidar mit „I“ und „O“ beschriftet. 
Dank der großen Gummifläche auf der Unterseite steht das Pedal rutschfest. Hier findet sich auch der Zugang zum Batteriefach, eine 9V-Batterie ist sogar im Lieferumfang enthalten. Selbstverständlich kann der V-Drive auch mit einer externen Stromversorgung (Standard 9V DC) gespeist werden, die Buchse dafür befindet sich auf der „Nord-Seite“ des Pedals. Hier gibt es auch noch einen kleinen Regler mit der Bezeichnung „Voltage“. Und damit wären wir auch schon bei der ersten Besonderheit dieses Zerrers, denn mithilfe dieses kleinen Controllers und eines internen Schaltkreises kann die Arbeitsspannung stufenlos zwischen 9 und 5 Volt eingestellt werden. Die Versorgung mit niedriger Spannung führt zu einem anderen Klangverhalten, der Hersteller spricht hierbei von einem dichteren Sound mit mehr Punch. Wir werden es (hoffentlich) später hören…

Bedienung
Das Pedal ist prinzipiell ziemlich logisch aufgebaut. In der ersten Reihe findet man die üblichen Einstellmöglichen für den Zerrer-Sound mit Volume (Endlautstärke), Tone (Klangfarbe) und Drive (Verzerrungsgrad). Die zweite Reihe dient dem Justieren des Grundsounds und besteht aus den folgenden drei Regelmöglichkeiten:

Depth
Ein zusätzlicher Klangregler, in Form eines Rasterpotis mit 11 Stufen. Hiermit wird der Anteil des Low-Ends geregelt. Durch höhere Einstellungen lässt sich der Bassbereich zusätzlich anheben. 

Texture
Mit diesem Regler wird die harmonische Struktur des verzerrten Tons justiert. Das Klangergebnis ist natürlich von der Einstellung des dritten Reglers (Select) abhängig.

Select
Auch Select liegt als Rasterpoti vor und stellt zehn unterschiedliche Dioden-Settings/Kombinationen zur Verfügung. Auf diese Weise wird dem User ermöglicht, massiven Einfluss auf den Charakter der gelieferten Verzerrung zu nehmen. Im „17 Uhr“-Setting werden die Clipping-Dioden dann „ge-bypassed“ und der V-Drive funktioniert als eine Art Clean-Boost.

Der Dynamik-Bereich, das Zerrverhalten und die Obertonstruktur im Zerrsound ändern sich je nach Kombination der beiden Regler Texture und Select. So viele Möglichkeiten können natürlich auch verwirren. 
Wie sich das Ganze in der Praxis macht und wie groß die klangliche Bandbreite des V-Drive tatsächlich ist, werden wir im nachfolgenden Praxisteil erforschen. 

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PRAXIS

Der V-Drive ist vor meinen clean eingestellten Sovtek MIG-50 geschaltet, die Klangregelung am Amp ist wie immer komplett neutral, alle Regler befinden sich in der mittleren Position. Dasselbe gilt auch für die erste Reihe am Pedal: Volume, Tone und Drive stehen auf 12 Uhr. 
Die Bassanhebung in Reihe 2 habe ich zunächst einmal ausgeschaltet (Depth auf 7 Uhr) und den Texture-Regler in die mittlere Position gebracht.

Select-Regler
Wenden wir uns jetzt dem Select-Regler und seinen klanglichen Auswirkungen auf den Gesamt-Sound des V-Drive zu. Ihr hört alle 11 Positionen des Reglers hintereinander. 

Audio Samples
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Select LP
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Les Paul121212712alle Positionen

Zunächst einmal fällt auf, dass der Ton lauter wird, je weiter man „Select“ aufdreht. Das ist aber kein Problem, denn schließlich kann man die Unterschiede ja mit „Volume“ ausgleichen. Die Klangveränderungen sind von Stufe zu Stufe eher dezent, nehmen in der zweiten Hälfte des Regelwegs aber zu. 
In der ersten Position erhält man den typischen Tube Screamer Effekt, und man hat das Gefühl, der Clean-Sound kommt noch leicht „mit durch“. Dann wird das Klanggefüge immer dichter. Der Select-Regler bietet die Möglichkeit, den Zerrsound extrem feinfühlig und vielseitig zu modellieren und so optimal auf den Klangcharakter des verwendeten Verstärkers abzustimmen. 

Texture-Regler
Jetzt wird der Texture-Regler unter die Lupe genommen. Dieser arbeitet ebenfalls sehr feinfühlig, extreme Klangschwankungen kann man auch hier nicht erwarten. Das Ganze spielt sich eher im dezenten, aber klar hör- und (auch) fühlbaren Bereich ab. Je weiter man den Regler aufdreht, desto bissiger wird der Klang, vor allem bei hartem Anschlag. 
Ist der Texture-Regler allerdings komplett abgedreht, erhält man trotz hartem Anschlag noch einen relativ weichen Ton. Genau konträr verhält es sich bei voll aufgedrehtem Texture – in diesem Setting „schreit“ es dann schon wesentlich stärker. Hier ein Beispiel mit drei verschiedenen Settings, 7, 12 und 17 Uhr.

Audio Samples
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Texture LP
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Les Paul12121277-12-1714

Depth
Mit diesem 11-stufigen Regler kann der Bassbereich angehoben werden. Allerdings ist die Klangentwicklung nicht mit einem „einfachen“ Bass-Regler vergleichbar. Je nach Einstellung werden andere Frequenzen im Bassbereich angesprochen. Dabei wird der Ton zu keinem Zeitpunkt schwammig, es zerrt einfach unterschiedlich im Low End Bereich. Bei den Voreinstellungen haben die VHT-Designer einen wirklich guten Job gemacht, und so ist es möglich, den Bassbereich der Zerrsounds optimal an die individuellen Eigenschaften der jeweils verwendeten Gitarre-/Amp-Kombi anzupassen. 
Ihr hört ein Beispiel mit einer Les Paul und vier Einstellungen, 7, 10, 14 und 17 Uhr. Selbst bei der höchsten Low-End-Anhebung und hohen Drive-Settings erzeugt der V-Drive zu keinem Zeitpunkt einen matschigen Sound – die Ansprache und das Tracking auf den tiefen Saiten ist immer noch gut. 

Audio Samples
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Depth 7 LP Depth 10 LP Depth 14 LP Depth 17 LP
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Les Paul1213147-10-14-171615

Voltage
Dank einer internen Schaltung hat man die Möglichkeit, den V-Drive mit weniger Spannung zu versorgen. Eingestellt wird das Ganze stufenlos mit dem Voltage-Regler auf der Nordseite des Pedals. Auf diese Weise kann man aus einem typischen Overdrive-Sound im Handumdrehen einen kratzenden Fuzz zaubern. Je weiter die Spannung reduziert wird, desto „fuzziger“ klingt es. 
Diese Regelmöglichkeit erweitert das Klangspektrum des V-Drive noch einmal ganz extrem. Im folgenden Beispiel bleibt die Einstellung der sechs Regler konstant, lediglich Voltage wurde verändert und einmal voll aufgedreht und anschließend komplett zurückgenommen.

Audio Samples
0:00
Hi Volt LP Low Volt LP
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Les Paul131414,5141714

Sounds
Nachdem wir die Funktionsweisen der Regler untersucht haben, geht es jetzt um den jeweiligen Einsatzbereich. Welche Sound-Charakteristika können mit dem kleinen schwarzen Kasten erzeugt werden und wie weit reichen die Gain-Reserven…? 
Mit wenig Gain und einem niedrigen Select-Wert lässt sich ein schöner schlanker Strat-Crunch mit einem crispen Unterton realisieren. Der Klang ist sehr transparent und die Akkordwiedergabe entsprechend gut. 

Audio Samples
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Crunch ST
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Strat1316910149

Die Strat kann man aber auch noch etwas aufpimpen, indem man mit Depth, Texture und Select höhere Werte wählt. In diesem Setting gibt es dann eine gute Rock-Keule auf die Ohren.

Audio Samples
0:00
Rock ST
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Strat121417151615

Für den etwas dreckigeren Sound der Marke „Amp kurz vor dem Exitus“ kann ich die folgende Einstellung empfehlen. Hierbei habe ich den Voltage-Regler auf niedrigste Einstellung gedreht. 

Audio Samples
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Dirty ST
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Strat13141291516

Einen weichen Lead-Ton bekommt man natürlich auch hin. Zu diesem Zweck sollten Tone und Texture weit zurückgenommen werden. 

Audio Samples
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Dark SG
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
SG1371614813

Das Maximum an Verzerrung mit einer Humbucker-Gitarre klingt folgendermaßen:

Audio Samples
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Max Gain LP
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Les Paul121317121616

In Sachen Anschlagsdynamik klappt es leider nicht so gut. Selbst bei mittlerer Verzerrung und einer dezenten Select-Einstellung lässt sich mit der Intensität des Anschlags nur begrenzt Einfluss auf den jeweils gelieferten Verzerrungsgrad nehmen. Hierfür ist der Klang dann doch zu komprimiert. In dieser Disziplin sind Tube Screamer oder der Blues Driver von Boss die besseren Partner. 
Die Reaktion auf den Volume-Regler an der Gitarre fällt da schon intensiver aus, hiermit lässt sich der Verzerrungsgrad recht gut zurück regeln. Allerdings verliert der Sound recht viel Pegel, besonders wenn man den Volume-Regler an der Gitarre auf ca. 4 zurücknimmt. 

Audio Samples
0:00
Dyna Poti LP
GitarreVolumeToneDriveDepthTextureSelect
Les Paul12131681412
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FAZIT

Der VHT V-Drive hat – trotz des extrem entspannten Preises – wirklich einiges zu bieten und liefert einen sehr guten, natürlichen Overdrive-Grundsound. Das Besondere sind aber die zusätzlichen Einstellmöglichkeiten, die sich hinter den Reglern in der zweiten (unteren) Reihe verbergen. Mit der tatkräftigen Unterstützung des Select-Reglers lässt sich der Charakter des Grundsounds sehr fein einstellen, vom normalen Boost über Tube Screamer-ähnliche Zerre bis zum etwas dichteren Overdrive ist alles im Angebot. Die jeweilige harmonische Struktur wird mit Texture verfeinert, und Depth kümmert sich um den Bass-Schub, wenn´s nötig ist. Der Klang lässt sich so wirklich perfekt auf die jeweils verwendete Gitarren-/Amp-Kombi abstimmen. Auch die Möglichkeit, per separatem Regler Einfluss auf die Betriebs-Spannung des Pedals zu nehmen, ist sehr gut einsetzbar. Bei niedrigen Voltage-Einstellungen verwandelt sich der V-Drive so in ein gutes Fuzz-Pedal. Einziger Wermutstropfen ist die etwas schwach ausgeprägte dynamische Ansprache. Aber für 59,- Euro (Straßenpreis) kann man eben auch keine Boutique-Wunderkiste erwarten. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Einstellmöglichkeiten des Klangcharakters
  • Grundsound
  • Preis
  • Voltage-Regler
Contra
  • Dynamik
Artikelbild
VHT V-Drive Test
Für 59,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: VHT
  • Modell: V-Drive
  • Typ: Overdrive Pedal
  • Regler: Volume, Tone, Drive, Depth, Texture, Select, Voltage
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 105 x 129 x 54 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 400 g
  • Preis: 59,- Euro (Street)
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Profilbild von Thomas

Thomas sagt:

#1 - 27.01.2012 um 15:34 Uhr

0

Die Firma, bzw der Name VHT wurde verkauft und hat nichts mit den amps aus Californien zu tun! Die VHT´s werden jetzt meines Wissens nach unter Chinesischer Aufsicht gebaut und die alten VHT´s werden nun unter dem Namen FRYETTE vertrieben!Was aber nicht bedeutet das die neuen VHT´s schlechte Amps wären... ;-)

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