Seit ungefähr fünf Jahren macht Florian Hertzsch mit seinen Basskreationen unter dem Namen „Ulrich Bass Design“ auf sich aufmerksam. Dies blieb auch dem Musikhaus Thomann nicht verborgen, wo Florians Instrumente seit einiger Zeit erhältlich sind, wodurch sie für die breite Masse deutlich sichtbarer werden. Ich traf Florian bereits mehrmals auf dem „Guitar Summit“ in Mannheim, wo ich seine Bässe kurz anspielen konnte und spontan neugierig wurde. Und nun brachte mir der Paketdienst sogar einen Ulrich Bass Design Saulus 4 zum Test. Bereits auf den ersten Blick kann man erkennen, dass man es hier mit einem ganz und gar nicht alltäglichen Instrument zu tun hat, welches die eine oder andere Überraschung im Gepäck hat.

Erster Eindruck
Die genaue Bezeichnung meines Testbasses lautet „Ulrich Bass Design Saulus 4 Duo Purple Heart“. Der Bass wird – wie alle Instrumente von Ulrich – in einem ebenso stabilen wie stylischen Koffer ausgeliefert, der nicht nur beim Versand, sondern auch „On The Road“ ausreichend Schutz vor äußeren Einflüssen bietet.
Schon beim ersten Blick auf den Saulus fallen sofort das eigenständige Design mit den relativ spitz zu laufenden Korpushörnern, die Singlecut-Bauweise, die farblich abgehobene Ramp sowie die proprietäre Kopfplatte auf. Diese lehnt sich in ihrem „Fensterkopf“ genannten Design deutlich an die Headstocks von an Konzertgitarren an.
Hier ein Zitat von Florian Hertzsch zum Vorteil seiner Headstock-Bauweise: „Man bekommt wegen der innenliegenden Tunerachsen bereits bei einem sehr geringen Kopfplattenneigungswinkel einen hohen Druck auf den Sattel.“ Das leuchtet ein, und ich frage mich unweigerlich, warum diese Bauweise eigentlich nicht häufiger im Bassbau zum Einsatz kommt!
Singlecut-Bauweise
Der eingeleimte dreiteilige Hals aus Ahorn besitzt viel Auflagefläche mit dem Korpus. Dieser besteht aus zwei Teilen Walnuss und wurde von Florian zusätzlich gechambered. Aufgrund der Singlecut-Bauweise schließt der Korpus erst am 12. Bund des Halses an. Diese Konstruktion stabilisiert den Hals und verhindert Interferenzen – Schwingungen also, welche sich gegenseitig überlagern und auslöschen können, was zu Deadspots auf dem Griffbrett führt.
Letzteres besteht übrigens aus Purple Heart und hält für den Spieler 24 Bünde bereit, deren Kanten angenehm abgerundet wurden. Dadurch sind sie beim Lagenwechsel nicht spürbar, was sich sehr angenehm auf die Bespielbarkeit auswirkt. Zugriff auf den Halsspannstab hat man bequem im 22. Bund – ein spezielles Werkzeug ist dank einer praktischen Rändelschraube nicht erforderlich. Kopfplatte und die Ramp bestehen – passend zum Griffbrett – aus Purple Heart; die Führung der Saiten übernimmt ein Sattel aus Knochen.
Stimmmechaniken und Brücke des Ulrich Bass Design Saulus 4 Duo Purple Heart stammen aus dem Hause Schaller und wurden in schwarzem Chrom gehalten. Diese Optik passt perfekt zum „Black Oil Aged“-Finish des Saulus, der in dieser Ausführung bereits ab Werk mit kleineren „Kampfspuren“ ausgeliefert wird.
Pickups & Elektronik
Hinsichtlich der Tonabnehmer und der Elektronik gibt es ein paar Überraschungen: Florian setzt auch hier auf deutsche Wertarbeit und gönnt dem Saulus zwei J-Style Pickups von Harry Häussel. Der Hals-Tonabnehmer ist ein Singlecoil, der Steg-Tonabnehmer hingegen ein Humbucker. Dieser lässt sich per Kipp-Schalter in den folgenden drei Modi betreiben: Parallel, Singlecoil oder Humbucker. Was dies für den Einsatz in der Praxis bedeutet, werden wir später noch hören.
Beide Pickups befinden sich unsichtbar unter der Ramp und können mit dieser in ihrer Höhe angepasst werden. Große klangliche Flexibilität bietet die 4-Band-Elektronik aus dem Hause Noll. Neben Bässen und Höhen stehen einem hier noch tiefe und hohe Mitten zur Verfügung. Es bleiben noch der Balance-Regler zur Wahl der Pickups und ein Lautstärke-Poti. Zieht man dieses, wechselt der Saulus in den Passiv-Modus.
Sämtliche Bedienelemente sitzen auf einem farblich abgesetzten Stück Purple Heart, was einer Control Plate aus Holz ähnelt, welche in den Korpus eingearbeitet ist. Dank Magnet-Befestigung sitzt diese bombenfest, lässt sich bei Bedarf aber auch problemlos vom User abnehmen – ich persönlich empfinde das als ausgesprochen gelungenes Design-Detail!
Den nötigen Betriebsstrom erhält die Elektronik von einem Akku, der sich per USB-C-Anschluss in der Zarge laden lässt. Damit verschandelt auch keine Batteriefach-Abdeckung die Rückseite des Saulus. Natürlich kann man alternativ auch einen herkömmlichen 9V-Block verwenden.