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Tsakalis AudioWorks Multicab 4 Test 

Für die Soundfiles stöpsele ich zunächst meine Gitarre direkt in das Multicab und verbinde den Output mit meinem Audiointerface, einer RME Fireface UFX. Da ich davon ausgehe, dass viele das Multicab im Zusammenhang mit einem Pedalboard oder Verzerrern nutzen, parke ich für die Crunchsounds einen Wampler Tumnus vor dem Kästchen. Die verwendete Gitarre ist eine Maybach Les Paul.

Das Spielgefühl wirkt sehr direkt und die Cleansounds besitzen ein herrliches glasiges “Sparkle”, das sich hervorragend für funkige Sounds eignet. Die Klangunterschiede hinsichtlich des Preamp-Settings und der Endstufenbestückung wirken, solange man unverzerrt spielt, eher subtil, zeigen jedoch vor allem bei Drive- Sounds klare Abstufungen. Das CLN-Setting kommt etwas bassiger und voller, mit leicht ausgehöhlten Mitten, wohingegen sich die Hot-Stellung weniger wuchtig im Bass präsentiert und prägnantere Mitten liefert. Die virtuelle Endstufensektion liefert einen warmen und runden Ton bei der 6L6-Wahl und kommt etwas schlanker im EL34-Setting. Der Cab-Switch bietet geringe Unterschiede im Open- und Semi-Open-Setting, die beide sehr knackig wirken und kommt in der Closed-Back-Stellung mit einem vollen Fundament und stärkeren Mitten. Auch hier sind die Soundabstufungen eher nuanciert und man hat nicht wirklich das Gefühl, ein vollkommen neues Setup zu erhalten. In diesem Zusammenhang merkt man, dass den Möglichkeiten des analogen Emulierens von Amp und Cabinet in einem kleinen Pedalformat natürliche Grenzen gesetzt sind, während digitale Lösungen sicherlich stärkere Klangeingriffe erlauben würden. Im Bezug auf das Miking passiert deutlich mehr und die mit dem jeweiligen Mikrofontyp assoziierten Eigenschaften werden gut abgebildet: Das Bändchenmikrofon kommt sehr voll, aber auch harmonisch und weich, wohingegen das dynamische Mikrofon mit ausgeprägten Mitten und schlankeren Bässen punktet. Für mich persönlich liefert die Aktivierung beider Mikes jedoch das beste Ergebnis, da es die Fülle mit der Durchsetzungsfähigkeit der Mitten gut verbindet.

Das Tsakalis AudioWorks Multicab 4 bietet eine große Auswahl an Cabsimulationen mit der Option, zusätzliche Hersteller-Cabs zu laden.

Betrachtet man nun die acht verschieden On-Board-Cabs, erhält man ein sehr großes Spektrum an Sounds, zumal die Auswahl der Boxen sehr praxisnah und flexibel gewählt wurde. Der grundlegende Sound-Eindruck des Tsakalis-Eigenformats, bei dem es sich, wie eingangs erwähnt, nicht um Impulsantworten handelt, liegt für mich persönlich deutlich über den gängigen rein analogen Speakersimulationen, auf die sich z. B. Mesa Boogie mit dem alten Cab Clone (der aktuelle verwendet ebenfalls IRs) oder DSM & Humboldt berufen. Im direkten Vergleich mit sehr guten IRs muss man aus meiner Sicht jedoch, zumindest bei den momentan erhältlichen Tsakalis-Packages, kleine Abstriche machen, denn den Cab-Sound eines guten IR-Loaders wie z. B. des Strymon Iridiums, des Walrus Audio ACS-1 oder eben der Universal Audio OX, die wiederum auf Basis einer anderen Digitaltechnologie arbeitet, erhält man hier nicht ganz. Allerdings bewegen wir uns beim Multicab auch in einer vollkommen anderen Preisklasse. Möchte man einen Vergleich mit dem DSM & Humboldt Simplifier bemühen, der in eine ähnliche Preiskategorie fällt, so würde ich ganz persönlich sagen, dass die Amp-Emulationen des Simplifiers deutlich flexibler sind, wohingegen die Cab-Emulation des Tsakalis ganz klar als Gewinner hervorgeht.

Audio Samples
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Preamp Clean Preamp Hot
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:0039:0012:00BothOPN6L6CLN-HOT
Audio Samples
0:00
Poweramp 6L6 Poweramp EL34
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:0079:0012:00BothCLS6L6-EL34HOT
Audio Samples
0:00
Open Cab Semiopen Cab Closed Cab
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:00611:0010:00DynOPN-SEM-CLS6L6HOT
Audio Samples
0:00
Beide Mikes Ribbon Mike Dynamic Mike
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:00412:0015:00Both-Ribbon-DynOPN6L6CLN

Nun checke ich den Ambience-Knopf und den Tone-Regler. Ambience liefert einen kurzen Hall, der eher den Sound des Studioraumes nachahmt, in dem die abgenommen Box steht. Fette Hallorgien mit großer räumlicher Tiefe erhält man hier nicht, doch das Poti ist allemal ausreichend ausgelegt, um dem Sound eine gewisse Natürlichkeit zu verleihen, was vor allem beim häuslichen Üben über die Kopfhörerbuchse extrem angenehm ist.

Das Tone-Poti arbeitet ebenfalls eher nuanciert, liefert aber dafür in jedem Setting brauchbare Ergebnisse. Hier ging es wohl eher um das Finetuning der hohen Mitten, die sich sehr gut und effektiv bearbeiten lassen.

Audio Samples
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Ambience Knob
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:005Min-Max15:00RibOPN6L6HOT
Audio Samples
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Tone Knob
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:00212:00Min-MaxBothSEMEL34HOT

Als Nächstes teste ich die Verwendung des Multicabs in Kombination mit einem echten Amp, wofür ich einen Peavey Classic 20 wähle. Zunächst gehe ich vom Send des Amps in den Multicab und deaktiviere dessen Preampsektion. Das heißt, dass unser Kandidat hier als reine Poweramp- und Cabsimulation fungiert.

Audio Samples
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Amp Send in Multicab – Clean
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:002011:00BothOPN6L6Off
Audio Samples
0:00
Amp Send in Multicab – Crunch
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:008012:00BothCLSEL34Off

Nun wird die Pre- und Poweramp-Sektion deaktiviert und ich verbinde das Peavey-Top über eine Loadbox mit dem Multicab.

Audio Samples
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Load Box Out in Multicab – Clean
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:001012:00BothOPNOffOff
Audio Samples
0:00
Load Box Out in Multicab – Crunch
VolCabAmbienceToneMicBackPwrPre
12:007012:00BothCLSOffOff

In beiden Fällen muss man sagen, dass die Verwendung eines Echtamps den Klang nochmal deutlich ändert und mein Röhrentopteil dem Sound eine zusätzliche Tiefe und auch Wärme verleiht. Das schlägt aus meiner Sicht vor allem bei den Zerrsounds zu Buche, denn die Cleans haben auch beim Multicab einen extremen Charme, der sehr inspirierend wirkt.

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