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Tip Top Audio One Test

Tip Top Audio ist unter anderem für deren wohlklingende Drummodule bekannt. Mittlerweile hat Tip Top Nachbauten jeder Stimme der klassischen Roland 808 und 909 als einzelne analoge Eurorack Drummodule veröffentlicht, die allesamt amtlich klingen und, trotz ihres Alters, immer noch zu den besten Drumsound-Erzeugern in der Eurorackwelt zählen. Mit dem “One” wird uns jetzt das erste digitale Drummodul in Form eines Sampleplayers von Tip Top Audio präsentiert.

Tip Top Audio One, der digitale Sampleplayer im Eurorack Format (Foto: Bonedo)
Bei der Verwendung des Tip Top Audio One hat man wirklich das Gefühl, mit einem analogen Modul zu arbeiten. Es ist sehr zu empfehlen, wenn es darum geht, mit One-Shot Drumsamples zu arbeiten.

“One” ist dazu gedacht, sich als digitales Sampleplayer-Modul nahtlos mit seinen analogen Vorfahren im Eurorack einzuordnen. Dieses Ziel will Tip Top mit hoher Qualität und niedrigster Latenz der abspielbaren Samples erreichen, denn One kann Samples bis zu 24bit und 96kHz verarbeiten und erreicht dabei Latenzen bis runter zu 0,3 Millisekunden. Schauen wir uns doch das Tip Top One einmal im Detail an und prüfen, ob es mit seinen analogen Geschwistern mithalten kann.

Details

One ist nur 4TE klein und verfügt einen Ausgang, einen Gate/ Trigger-Eingang zum Abfeuern der Samples und einen Eingang für Steuerspannungen, welche verschiedenen Parametern zugewiesen werden können. Es gibt einen Drucktaster, welcher dazu dient Samples manuell abzufeuern und die verschiedenen Modi des One auszuwählen. Zudem dient ein Poti zum Regeln der Lautstärke, eines für die Sampleauswahl und schließlich justiert ein dritter Drehknopf das Offset und erlaubt unteranderem das manuelle pitchen von Samples. Als letztes Element auf der Frontplatte finden wir noch einen kleinen Einschubschacht für Micro SD Karten, von wo aus Samples geladen und abgespielt werden können.

Der SD-Card Schacht im Tip Top Audio One (Foto: Bonedo)
Der SD-Card Schacht im Tip Top Audio One (Foto: Bonedo)
One ist also in seiner Struktur eher einfach gehalten und dadurch auch relativ intuitiv zu bedienen. Tip Top bietet zwar SD Karten mit Samples zum Verkauf an, aber es ist genauso einfach seine eigenen Samples in das One zu laden. Dabei versteht One Dateien im WAV Format. Diese sollten Mono sein und können eine Bittiefe von sechzehn oder vierundzwanzig Bit haben. Des weiteren unterstützt der kleine Sampleplayer native Abtastraten in 44.1, 48, 88.2 und 96 kHz, wobei auch andere Abtastraten innerhalb des eben genannten Bereichs abgespielt werden können. Die Dateinamen der WAVs dürfen dabei dreizehn Zeichen, inklusive des “.wav” Suffix, nicht überschreiten. Die SD Karten mit den Samples können dabei im laufendem Betrieb getauscht werden, wobei ein Druck auf den Taster oder ein Trigger am Gate In veranlasst, dass One die SD Karte einliest und dabei gleichzeitig eine Tabelle der vorhanden Samples erstellt. Die maximale Anzahl von Samples auf einer Karte sind 256, wobei jedes Sample von mindestens 1.024 Samples (sehr kurz) bis über eine Stunde in der Länge betragen kann.
One bietet fünf verschiedene Modi für den Umgang der eingehenden Trigger bzw. Gates und die Art, in welcher die Samples abgespielt werden. Diese Modi erreicht man indem man den Drucktaster hält, während man am Poti für Sampleauswahl dreht. Die Standardeinstellung ist hier der Trigger Mode, der die niedrigsten Latenzen aufweist. Sobald One eine aufsteigende Flanke eines eintreffenden Triggers wahrnimmt, spielt es das aktuelle Sample ab bis es komplett durchlaufen ist. Erhält One einen neuen Trigger bevor das gerade spielende Sample komplett durchlaufen ist, so wird das Sample angehalten und von Anfang abgespielt. Der Fade Mode ist dem Trigger Mode ähnlich, wobei dieser Modus jedoch kurze Fades am Anfang und Ende des Samples einfügt. Dieser Modus ist eher für soft klingende Samples mit wenig hochfrequenten Anteilen gedacht, da man hier Clicks eher wahrnehmen würde, als bei knackigen Drumsamples.

Die vielen Gesichter des Tip Top Audio One (Fotos: Bonedo)

Fotostrecke: 5 Bilder Mit seinen kompakten Abmaßen…

Im Gate Mode spielen die Samples nur solange eine Spannung am Triggereingang anliegt. Die Samples spielen also nicht bis zum Ende, sondern nur so lange wie auch das Gate anhält, mit dem One angesteuert wird. Auch hier sind Fades eingebaut, die bei 96kHz ca. zehn Millisekunden betragen. Bei geringeren Abtastraten verlängert sich die Zeit der Fades. Wenn man ein Sample abspielt bevor die Fades komplett durch sind, dann gibt es hörbare Knackser. Beim Looping Mode beginnt One bei eingehendem Trigger oder Betätigung des Tasters, das jeweilige Sample in einem Loop abzuspielen. Bei weiteren eingehenden Triggern wird die Loop zum Anfang zurückgesetzt. Stoppen kann man die Loop, indem man per Poti ein neues Sample auswählt. Als letztes finden wir hier den interessanten Sequence Mode, der bei jedem neuen Trigger, das nächste Sample abspielt. Hier kann man mit einer einfachen Textdatei auf der SD Karte auch die Reihenfolge bestimmten in welcher die Samples abgespielt werden und bei welchem Sample das Abspielen starten soll.
Zusätzlich gibt es drei verschiedene Modi, die bestimmen, wie Tip Top One mit eingehenden Steuerspannungen umgeht, bzw. welche Parameter per Steuerspannung zu beeinflussen sind. Diese Modi erreicht man, indem man den Taster gedrückt hält und am Poti für Pitch dreht. Als erstes finden wir hier den Quantized Pitch Mode, wobei die abgespielten Samples hier per Steuerspannung in der Tonhöhe geändert werden. Die Änderung der Tonhöhe resultiert in der Auslesegeschwindigkeit des vorliegenden Samples. Tiefere Töne werden durch langsameres Auslesen, Höhere durch schnelleres Auslesen des Samples erreicht. Der gesamte Vorgang geschieht rechnerisch in Halbtonschritten, orientiert an der westlichen Skala und umfasst ungefähr dreieinhalb Oktaven, wobei diese durch die Abtastrate bestimmt wird. 
Bei 96 kHz Samplingfrequenz erhalten wir dreieinhalb Oktaven und bei 48 kHz dann nur noch zweieinhalb Oktaven Reichweite. Der Free Pitch Mode entspricht im Wesentlichen dem Quantized Mode, außer, dass hier nicht in Halbtonschritten quantisiert wird, sondern die Samples sich stufenlos in der Tonhöhe justieren lassen. Bei allen CV Modi dient der Poti als Offset und stellt somit die Grund-Tonhöhe ein, von welcher aus die Steuerspannungen dann die Tonhöhe verschieben.
Als letzten, aber sehr interessanten Modus, finden wir den File Select Mode vor. Hier kann man per Steuerspannung das Sample auswählen, welches abgespielt werden soll. Der Radius reicht hier über maximal zweiunddreißig Samples, ausgehend von dem gerade ausgewählten Sample. 

Der File Select Modus des Tip Top Audio One bietet interessante Möglichkeiten (Foto: Bonedo)
Der File Select Modus des Tip Top Audio One bietet interessante Möglichkeiten (Foto: Bonedo)

Die Samples werden erst bei eingehenden Triggern gewechselt, was bedeutet, dass man neue Samples auswählen kann, ohne dabei das gerade spielende zu stören. Auch hier ist das ansonsten für Tonhöhe zuständige Poti ein Offset-Regler, was in diesem Modus etwas schade ist, da dadurch zwei der drei Potis des One mehr oder weniger die gleiche Funktion erfüllen, nämlich: Samples auswählen. Tip Top weist darauf hin, dass in diesem Modus höhere Latenzen entstehen können, was ich im Gebrauch aber mit den Beispiel Samples nicht wirklich gemerkt habe. Wahrscheinlich sieht das anders aus, wenn man umfängliche Samples mit langer Abspielzeit verwendet.

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Praxis

One ist sehr einfach und intuitiv zu bedienen. Die erzeugten Latenzen sind wirklich beeindruckend niedrig. Gepaart mit der wirklich guten Soundqualität, fühlt es sich tatsächlich an als ob man mit einem analogen Modul arbeitet. Ich habe Latenzen von ca. 0,3 ms bis etwas unter 0,5 ms gemessen, was an die Latenzen von so manchen analogen Modulen herankommt. Klanglich ist das One auch sehr gut, da die abgespielten Samples knackig klingen und Transienten sehr gut abgebildet werden, was man leider von einigen anderen Sampleplayer-Modulen dieser Größe nicht behaupten kann.
Beim Herunterpitchen scheint ein Filter zu Gange zu sein, da man auch bei extremen Einstellungen keine Störgeräusche wie Aliasing hört. Der Drucktaster gibt einem dabei die Möglichkeit Samples manuell abzufeuern. Leider werden diese aber erst abgespielt, wenn man den Taster wieder loslässt und nicht wenn man diesen herunterdrückt. Das ist sicher dem Fakt geschuldet, dass man durch Drücken des Tasters die verschiedenen Modi aussuchen kann, was aber leider zu dem Schluss führt, dass sich mit dem Taster Samples nur schwer rhythmisch abfeuern lassen. Das muss man jetzt tatsächlich üben.

Der Drucktaster (Play) bietet die Möglichkeiten Samples manuell abzufeuern (Foto: Bonedo)
Der Drucktaster (Play) bietet die Möglichkeiten Samples manuell abzufeuern (Foto: Bonedo)

Mit dem Sequence Mode, in welchem bei jedem neu ankommenden Trigger das nächste Sample abgespielt wird, lassen sich sogar Round-Robin Effekte erzielen. In der Textdatei kann man nicht nur einstellen in welcher Reihenfolge die Samples abgespielt werden, sondern man kann auch alle anderen Einstellungen, wie Triggerverhalten und CV-Steuerung, mit ablegen.

Weitere Ansichten des Tip Top Audio One (Fotos: Bonedo)

Fotostrecke: 4 Bilder Die CV-, Gate IN/OUT Anschlüsse am Tip Top Audio One.

Ein Manko des One ist jedoch, dass es keinerlei Art von Anzeige gibt, bei welchem Sample man sich gerade befindet. Bei 256 Samples kann das schon ziemlich nerven, erst einmal das gewünschte Sample zu finden. Eine ganz rudimentäre binäre Anzeige hätte hier schon genügt, um wenigstens eine Vorstellung zu haben, wo man sich gerade innerhalb der 256 Samples befindet. Auch wäre es sehr nützlich gewesen wenn man verschiedene Ordner mit Samples auf der SD Karte anlegen könnte. Dann müsste einem auch nur angezeigt werden, in welchem Ordner man sich gerade aufhält. Will man z. B. den Sequence Mode nutzen, um Round-Robin Effekte zu erzielen, so kann man auf der SD Karte eben nur verschiedene Samples für diesen einen Sound nutzen. Hier wäre eine Ordneraufteilung sehr nützlich, in welcher man dann auch die Konfigurationsdatei für jeden Ordner separat einstellen könnte.

Audio Samples
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Tip Top Audio One, Samples per CV getriggert. Tip Top Audio One, Samples im Pitchshifting. Tip Top Audio One, Samples quantisiert. Tip Top Audio One, alle Samples nacheinander.

Der Modus zur Auswahl von Samples per Steuerspannung gefällt sehr gut und ermöglicht wirklich interessante Patches, mit welchen man ganze Beats mit nur einem “One” bauen kann. Schade ist hier, dass zwei der drei vorhanden Drehknöpfe dann die selbe Funktion ausführen. Aber das habe ich eben schon einmal erwähnt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der dritte Poti wie ein Abschwächer für eingehende Steuerspannungen fungiert. Aber auch das ist sicherlich der Schaltung geschuldet, da dieser Poti eben ein analoges Offset regelt und nicht einfach so in einen Abschwächer gewandelt werden kann. Des Weiteren ist die Möglichkeit gewünscht, den Startpunkt der Samples zu verschieben. Besonders bei längeren Samples ist das sehr von Vorteil. Diese Funktion fehlt leider im One, wenn man es dazu verwendet, auch andere Samples als One-Shot Drumsamples abzuspielen.

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Fazit

Bei der Verwendung des Tip Top Audio One hat man wirklich das Gefühl, mit einem analogen Modul zu arbeiten. Tip Top Audio hat damit das Ziel erreicht, One nahtlos mit den analogen Drummodulen aus gleichem Hause einzureihen. One offeriert keine neuen innovativen Konzepte, aber das, was es macht, macht es wirklich gut. Ich kenne kein anderes Sampleplayer-Modul in dieser Größe, das mit dem Tip Top Audio One mithalten kann, gerade im Bezug auf Latenzen und Soundqualität.
Das Suchen der Samples kann mitunter ganz schön mühselig werden und die sehr kleinen Micro SD Karten sind auch nicht wirklich dazu geeignet, um sie während des Spielens zu wechseln. Hier geht Tip Top Audio wohl davon aus, dass man mehrere “One”s verwendet. Das reiht sich auch in Tip Top’s Konzept ein, dass One eben nicht einzeln, sondern im Vierer-Pack angeboten wird. Es soll wie ein analoges Modul angesehen werden soll.
Tip Top Audio One ist sehr zu empfehlen wenn es darum geht One-Shot Drumsamples zu verwenden. Bei exotischerer Anwendung und längeren Samples macht es eine nicht ganz so gute Figur, aber das ist auch nicht der gedachte Zweck des Moduls. Ich hatte jedoch eine Menge Spaß damit.

PRO
Soundqualität
Sehr geringe Latenzen
Handhabung
CONTRA
Im Sampleauswahl-Modus haben 2 der 3 Regler die gleiche Funktion
Keine Anzeige des gerade gewählten Samples
Bei der Verwendung des Tip Top Audio One hat man wirklich das Gefühl, mit einem analogen Modul zu arbeiten. Es ist sehr zu empfehlen, wenn es darum geht, mit One-Shot Drumsamples zu arbeiten.
Bei der Verwendung des Tip Top Audio One hat man wirklich das Gefühl, mit einem analogen Modul zu arbeiten. Es ist sehr zu empfehlen, wenn es darum geht, mit One-Shot Drumsamples zu arbeiten.
FEATURES
Sampleplayer in 4TE breit und 43mm tief
WAV Format mit 16 oder 24 Bit
Minimale Samplerate 8 kHz, maximale Samplerate 96 kHz
Latenz zwischen ca. 0,3ms und 0,5ms
Dynamic Range 104dB
Stromverbrauch 80mA auf +12V und 8mA auf -12V
PREIS
Straßenpreis: ca. 189 € (Stand: 07.11.2017)
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Profilbild von Superwaldi

Superwaldi sagt:

#1 - 07.11.2017 um 09:31 Uhr

0

Für weniger Geld können die PicoDrums von Erica Synth mehr. Man kann 2 samples gleichzeitig benutzen und eins davon per cv in pitch und decay modulieren. Samplewechsel per cv ist auch möglich. Das Aufspielen von eigenen Samples ist etwas umständlicher, da man den Programmer bemühen muss.

    Profilbild von Igor Bln

    Igor Bln sagt:

    #1.1 - 07.11.2017 um 10:12 Uhr

    0

    Ja, ich finde das Pico auch ganz gut. Es ist nicht ganz so audiophil, klingt aber mit seinen 12-Bits auch wirklich gut. Jedoch hat es ganze 15ms Latenz und das ist wirklich nicht wenig.... damit bekommt man leider einfach keine knackigen Beats hin.

    Antwort auf #1 von Superwaldi

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