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Tama Superstar Hyperdrive Test

DETAILS
Nun aber zu meinem Testkandidaten. Knapp drei Jahre nach Beginn der Erfolgsgeschichte des Tama Superstar erschien 2007 mit dem Superstar Hyperdrive eine Innovation innerhalb der Serie. Das Wort Hyperdrive sagt zwar schon viel über den Charakter dieses Sets aus, ist aber zunächst einmal bloß eine Bezeichnung für die neuen Kesselmaße, die sich durch eine erstaunlich geringe Tiefe auszeichnen. So kommen Toms in den Ausmaßen 8“ x 6“, 10“ x 6,5“, 12“ x 7“, 13“ x 7,5“ und 14“ x 8“, sowie Standtoms in 14“ x 12“, 16“ x 14“ und 18“ x 16“.

Paradoxerweise wirkt sich der Trend der kurzen Kessel bei Tama auf alles aus, nur nicht auf die Bassdrums; beim Superstar Hyperdrive wird erstmalig eine 22“ x  20“ „Ultra Deep“ Bassdrum angeboten. Wer aber auf den Extrabass verzichten kann, für den stehen immer noch die altbewährten Bassdrum-Maße 22“ x 18“ und  24“ x 18“ zur Verfügung. Im Material sind die Kessel baugleich: Birke und eine Innenschicht Linde. Wie auch bei der Ur-Superstar Serie ist bei den Custom-Versionen des Hyperdrive zusätzlich auch die Außenschicht aus Lindenholz, um die vorteilhaften Eigenschaften wie die attraktive Maserung für die Lackierung nutzen zu können. Die Tomkessel haben insgesamt sechs Lagen und sind 6mm dick, die Bassdrum-Kessel kommen mit sieben Lagen und 7mm Stärke. Die Firma Meinl hat mir für den Test eine üppige Doppelbass Konfiguration der Hyperdrive Custom Version in Grey Pewter zur Verfügung gestellt, die aus 8“ x 6“, 10“ x 6,5“ und 12“ x  7“ Toms, 16“ x 14“ Stand Tom, einer 14“ x 5,5“ Snare und  zwei 22“ x 20“ „Ultra Deep“ Bassdrums besteht.
Let´s Rock!

Bereits beim Auspacken der fünf Kartons keimt in mir die Frage auf: „Das soll das Mittelpreissegment bei Tama sein?“ Wie ich schon in anderen Tests erwähnt habe, ist für mich die Art und Weise, wie eine Firma ihre Instrumente behandelt und für den Transport vorbereitet, extrem aussagekräftig und wird beim Praxistest meistens widergespiegelt. Wie gesagt, in diesem Fall wird bereits beim Öffnen des ersten Kartons klar, dass Tama seine Mittelklasse alles andere als stiefmütterlich behandelt. Das Auspacken und Montieren kostet mich sage und schreibe zwei Stunden, was nur daran liegt, das wirklich jede Trommel und jede Halterung aus ihrer individuellen Schutzvorrichtung befreit werden muss. Trotz des großen Schutzaufwandes schafft es der Absender dank eines ausgetüftelten Packsystems, ein Set mit zwei Bassdrums, vier Toms, einer Snaredrum und jeder Menge Hardware in ganze fünf tragbare Kartons zu packen! Und ich erfahre tatsächlich erst beim Auspacken von meinem „Glück“, ein Double Bass Set begutachten zu dürfen (was sicherlich auch zu den zwei Stunden beigetragen hat…).

Die erste Trommel, die ich in den Händen halte, ist das bereits mit den klaren Tama Power Craft Hazy 250 Fellen bespannte 8“ x 6“ Tom. Und ich kann mir ein leises „Wow“ nicht verkneifen. Was für ein Schmuckstück. Unser Testset ist eines aus der Custom Serie, ist also lackiert, und zwar in dem sehr edel wirkenden „Grey Pewter“. Ich musste mich erst auf der Tama Website davon überzeugen, dass es sich wirklich um ein Lackfinish handelt. Durch den Matt-Look kommen einem die Kessel eher wie „beschichtet“ vor. Im Zusammenspiel mit der Hardware, die inklusive der Spannschrauben komplett in Black Nickle gehalten ist, wirkt das Set zwar etwas düster, aber auch sehr edel, wertvoll und robust.

Ein prüfender Blick durch die klaren Felle zeigt mir eine sauber verarbeitete Gratung auf beiden Seiten. Auch eine spätere Untersuchung der Gratungen der restlichen Toms ohne Fell zeigt keine erwähnenswerten Mängel. Es handelt sich dabei um eine 45° Gratung mit einem runden Gegenschliff, der noch einigen Kesselkontakt zulässt und so einen schönen Ton erhoffen lässt. Wie nicht anders erwartet, kommen die Toms mit dem praktischen und bewährten Star Mounting System, das zahlreiche Bohrungen im Kessel unnötig macht und die Kessel durch das freie Aufhängen auch freier schwingen lässt. Das System funktioniert, indem die drei Schrauben des Star Mounting Systems durch die drei sauber im Spannreifen jedes Toms eingearbeiteten Löcher geführt und auf der Gegenseite mithilfe eines gummierten Gegenstückes festgeschraubt werden. Die Trommel hat auf diese Weise nur Kontakt mit flexiblen Materialien, die das Schwingen kaum beeinflussen. Starre Schrauben und Klemmen gibt es also bloß an der Halterung, und nirgends in der direkten Verbindung Tom – Hardware.
Gerade habe ich die Spannreifen erwähnt, deren Beschaffenheit beim Abwägen eines Kaufes auf jeden Fall bedacht werden sollte. In unserem Fall handelt es sich um Tamas „Die Cast Hoops“, also Gussspannreifen – keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, und schon gar nicht in dieser Preislage. Bereits jetzt stelle ich mir die Frage „kurze Kessel und Gussspannreifen…?“ Das lässt schon deutliche Vermutungen über den Charakter des Hyperdrive Sound zu. Ich erwarte Knalliges…  Gehalten werden die Spannreifen auch bei der Hyperdrive Ausführung von vier Spannschrauben pro Seite beim 8“ Tom, jeweils sechs beim 10“ und 12“, und je acht beim 16“ Stand Tom. Die bekannten, durchgehenden „Sound Bridge Hi-Tension Lugs“ halten die Befellung zusammen. Diese wurden laut Tama extra für die Superstar Serie designt. Das Besondere ist nicht nur, dass die Auflageflächen durch eine dünne Kunststoffschicht vom Kessel getrennt sind, sondern zusätzlich die mehr oder weniger langen Verbindungsstücke zwischen Schlag- und Resonanzfellseite gar nicht am Kessel aufliegen. So wird der Kontakt zum Kessel minimiert und dieser kann noch freier schwingen. Außerdem, so Tama, bietet die Konstruktion einen gewissen Schutz des Kessels während des Transportes.

Nachdem ich bei allen Toms die Power Craft Felle und das Mount System montiert habe – aus Platzspargründen waren noch nicht alle Trommeln bestückt – widme ich mich als nächstes dem Hauptinhalt der beiden großen Kartons, den Bassdrums.

Wirklich verrückt, wenn man die kleinen, kompakten Hyperdive Tomkessel mit diesen gigantischen Bassdrums vergleicht! 22“ x 20“! Abgesehen vom zu erwartenden Bums muss man sich vor Augen halten, dass die Bühne, die man mit diesem Set verzieren möchte, ein gewisses Ausmaß sowohl in der Breite als auch der Tiefe nicht unterschreiten sollte. Vor allem, wenn noch Platz für eine fünfköpfige Band bleiben soll.
Auch bei den Bassdrums sind die Gratungen sauber gearbeitet. Ohne montierte Spannreifen und Felle fällt auf, dass es sich trotz der Ausmaße um Leichtgewichte handelt – Birke und Linde eben. Tatsächlich wirken die Soundbridge Lugs an den superlangen Kesseln wie Schutzgitter. Es gibt übrigens zehn pro Bassdrum. Die Spannschrauben und die Klauen, die für die Spannreifen zuständig sind, sind an den Auflageflächen mit Gummi unterlegt, so dass den aufwändig gestalteten Spannreifen kein Schaden zugefügt wird. Diese sind aus Holz und außer an den Außenkanten in Setfarbe lackiert. Die nach vorn zeigende Kante ist klar lackiert, was dem Set zusammen mit dem Resonanzfellaufdruck einen Hauch von Vintage Look verleiht. Bei den Fellen handelt es sich um die Bassdrumfelle der Power Craft Serie. Sowohl das Schlagfell als auch das Resonanzfell sind mit innen anliegenden Randverstärkungen vorgedämpft. Diese beidseitige Vordämpfung ermöglicht es, einen knackigen und verhältnismäßig kurzen Sound zu generieren, ohne dem Kessel und somit dem Klang mit der Kopfkissen-Methode noch zusätzlich Volumen zu klauen.

Nun sind da noch die kleineren Kartons: Aus dem einen befreie ich eine 5“ x 5,5“ Snaredrum, die ebenfalls einen qualitativ hochwertigen Eindruck macht. Saubere Gratungen und ein üppiges und gleichmäßig gearbeitetes Snarebed. Das Schlagfell ist ebenfalls ein Power Craft, aber weiß und aufgeraut mit dem Resonanzfell-Pendant. Die Abhebung – ebenfalls in Black Nickle – läuft sauber und der 20-spiralige Teppich liegt eben auf dem Resofell auf. Bereits in der Stimmung, mit der sie aus dem Karton kommt, klingt die Snare schon nach Snare, was man nach meiner Erfahrung nicht als selbstverständlich ansehen kann!

Dann will ich dieses viel versprechende Baby mal aufbauen!
Zu diesem Zweck hat mir Meinl ein Hardwareset geschickt, bestehend aus einem Hi-Hat-Stativ HH75, zwei Einzel-Fußmaschinen HP200, einem Snare-Stativ HS70W, zwei Galgen Becken-Stativen HC73BWN, und einem geraden Becken Stativ HC72WN. Die Beckenstative sind übrigens mit dem „Quick-Set Tilter“ System ausgestattet, das dank mehrerer Metallscheiben, die aufeinander gedrückt werden, ein stufenloses Justieren zulässt. Außerdem gehört zum Set ein Doppeltomhalter HTW79W, der sich vielfältig justieren lässt, da man nicht nur die Toms verschieden hoch, sondern auch schräg aufstellen kann und so näher an den Spieler bringt.

Weiter geht es mit einer Multiklammer MC 61, einem Einzeltomhalter MTH900AS und einem Hi-Hat Halter MHA623. Letzterer dient dazu, die HiHat am Spannreifen der linken Bassdrum zu montieren, so dass man auf die Füße des Hi-Hat Stativs verzichten kann. Dies ist sehr praktisch, wenn man zwei Bassdrums bedienen will und auf diese Art die Hi-Hat relativ nah an der zweiten Bassdrum platzieren kann ohne die Fläche der normalen Hi-Hat Füße einplanen zu müssen. Merkwürdig nur, dass ausgerechnet dieses Stück Hardware – das einzige, das direkt am Holz, also dem Spannreifen montiert wird – nicht mit schützendem Kunststoff unterlegt ist, sondern direkt an der Bassdrum montiert wird. Weil an diesem Punkt beim Spielen ja auch Kräfte einwirken, prophezeie ich dort unschöne Abdrücke! Ansonsten macht die Hardware mit den doppelstrebigen und durchaus schwergewichtigen Stativen einen recht robusten Eindruck. Beim Hin-und-Her-Wackeltest zeigt sich aber, dass ein kleines Spiel zwischen den Vernietungen der Streben steckt, was aber in diesem Preissegment noch im vertretbaren Rahmen liegt.
Nun steht das Superstar Hyperdrive also in voller Pracht vor mir und ich kann es kaum erwarten, es zu spielen. Nachdem ich noch ein Paar Becken aufgehängt habe, lege ich los.

Kommentieren
Profilbild von Fabian

Fabian sagt:

#1 - 10.11.2012 um 18:45 Uhr

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Hallo, ich habe das gleiche Set in einer anderen Zusammenstellung und habe einfach unglaubliche Stimmprobleme. Schicken Sie mir doch mal Ihre Mailadresse an meine, dann können wir uns ein wenig über das Set unterhalten. Lg Fabian

Profilbild von Daniel Schultz

Daniel Schultz sagt:

#2 - 08.02.2016 um 15:22 Uhr

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Ich hab genau oben gezeigtes Set und setze es im Bereich Alternative Metal, Percussive Prog und Djent ein.
Nach etwas Eingewöhnung bzw Umerziehung der Ohren(Hyperdrive Kessel - habe frühe ausschliesslich tiefe Kessel bevorzugt) muss ich sagen - ein wirklich gut gelungenes Set.
Super schnelle Ansprache der Kessel, stimmiges Tuning zwischen den Einzelkesseln und das beste: seit neuestem sind Live und Studiomischer meine besten Freunde. Nie war ich live so schnell fertig mit dem Soundchek und nie hat sich das rough einspielen (ohne gates etc) so bezahlt gemacht wie mit dem Baby hier.

Profilbild von Markus

Markus sagt:

#3 - 30.04.2022 um 08:34 Uhr

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Guten Tag, ich wollte nur mal kurz was loswerden. Sie schreiben. „Wie auch bei der Ur-Superstar Serie ist bei den Custom-Versionen des Hyperdrive zusätzlich auch die Außenschicht aus Lindenholz, um die vorteilhaften Eigenschaften wie die attraktive Maserung für die Lackierung nutzen zu können“. So ein Blödsinn. Deshalb gibt es ja auch nur lackierte Schlagzeuge mit Lindenfunier. Vor allem in dieser Preisklasse. Das hat wohl eher was mit Kosten für den Hersteller zu tun. Oder warum sonst wird Linde nur in Einsteiger-Sets verbaut. Dennoch ein tolles Set.

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