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Tama Superstar Hyperdrive Test

War das Tama Superstar in den Siebzigern und Achtzigern noch das Top-Drumset der Marke, bewegt es sich inzwischen – zumindest laut Preisliste – eher im Mittelfeld. Damals war Flexibilität nicht unbedingt das Produktionsziel beim Bau eines Schlagzeuges – wer Jazz spielte, der brauchte ein Jazzkit, und wer es etwas härter mochte, der griff zu einem Rock oder Heavy Metal Set. Universelle Drumkits, mit denen man sich in den verschiedenen Welten bewegen konnte, waren eher dünn gesät. Und so haftete an den Tama Superstars der damaligen Zeit eindeutig das Label Heavy Metal und Rock. Dass die neuen Sets der Serie mit der Zeit gehen und sich nicht mehr strikt in irgendwelche Kategorien stecken lassen, das versteht sich von selbst. Aber für Schlagzeuger, die damals bereits aktiv waren, klingt der Name bis heute nach XXL Trommeln, XXL Drumsticks, XXL Lautstärke ohne Gehörschutz, nach langen Haaren, Schweiß und engen Hosen.2005 erlebte das Superstar als Mittelklasse-Set seine Wiedergeburt in die Tama Produktfamilie. Gefertigt aus Birkenholz und veredelt mit einer Innenschicht aus Linde (Basswood), sollte das Set dem Drummer mit der richtigen „Attitude“, aber kleinem Geldbeutel, ein hochklassiges Allroundset an die Hand geben, ohne dass der dafür den Musikalienhändler seines Vertrauens um einen Kredit anbetteln müsste. Und drei Jahre später spricht der Erfolg der Serie für sich, die inzwischen die Wahl zwischen 16 Finishes bietet: sieben herkömmliche mit Folie, drei Hingucker-Effektfolien-Finishes und sechs Lackierungen. Die Auswahl an Kesselgrößen kennt außer einer 16“ x 18“ Stand Tom und der 18“ langen Bassdrum keine großen Überraschungen – letztere ist bei Tama inzwischen schon fast Standard.

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DETAILS
Nun aber zu meinem Testkandidaten. Knapp drei Jahre nach Beginn der Erfolgsgeschichte des Tama Superstar erschien 2007 mit dem Superstar Hyperdrive eine Innovation innerhalb der Serie. Das Wort Hyperdrive sagt zwar schon viel über den Charakter dieses Sets aus, ist aber zunächst einmal bloß eine Bezeichnung für die neuen Kesselmaße, die sich durch eine erstaunlich geringe Tiefe auszeichnen. So kommen Toms in den Ausmaßen 8“ x 6“, 10“ x 6,5“, 12“ x 7“, 13“ x 7,5“ und 14“ x 8“, sowie Standtoms in 14“ x 12“, 16“ x 14“ und 18“ x 16“.

Paradoxerweise wirkt sich der Trend der kurzen Kessel bei Tama auf alles aus, nur nicht auf die Bassdrums; beim Superstar Hyperdrive wird erstmalig eine 22“ x  20“ „Ultra Deep“ Bassdrum angeboten. Wer aber auf den Extrabass verzichten kann, für den stehen immer noch die altbewährten Bassdrum-Maße 22“ x 18“ und  24“ x 18“ zur Verfügung. Im Material sind die Kessel baugleich: Birke und eine Innenschicht Linde. Wie auch bei der Ur-Superstar Serie ist bei den Custom-Versionen des Hyperdrive zusätzlich auch die Außenschicht aus Lindenholz, um die vorteilhaften Eigenschaften wie die attraktive Maserung für die Lackierung nutzen zu können. Die Tomkessel haben insgesamt sechs Lagen und sind 6mm dick, die Bassdrum-Kessel kommen mit sieben Lagen und 7mm Stärke. Die Firma Meinl hat mir für den Test eine üppige Doppelbass Konfiguration der Hyperdrive Custom Version in Grey Pewter zur Verfügung gestellt, die aus 8“ x 6“, 10“ x 6,5“ und 12“ x  7“ Toms, 16“ x 14“ Stand Tom, einer 14“ x 5,5“ Snare und  zwei 22“ x 20“ „Ultra Deep“ Bassdrums besteht.
Let´s Rock!

Bereits beim Auspacken der fünf Kartons keimt in mir die Frage auf: „Das soll das Mittelpreissegment bei Tama sein?“ Wie ich schon in anderen Tests erwähnt habe, ist für mich die Art und Weise, wie eine Firma ihre Instrumente behandelt und für den Transport vorbereitet, extrem aussagekräftig und wird beim Praxistest meistens widergespiegelt. Wie gesagt, in diesem Fall wird bereits beim Öffnen des ersten Kartons klar, dass Tama seine Mittelklasse alles andere als stiefmütterlich behandelt. Das Auspacken und Montieren kostet mich sage und schreibe zwei Stunden, was nur daran liegt, das wirklich jede Trommel und jede Halterung aus ihrer individuellen Schutzvorrichtung befreit werden muss. Trotz des großen Schutzaufwandes schafft es der Absender dank eines ausgetüftelten Packsystems, ein Set mit zwei Bassdrums, vier Toms, einer Snaredrum und jeder Menge Hardware in ganze fünf tragbare Kartons zu packen! Und ich erfahre tatsächlich erst beim Auspacken von meinem „Glück“, ein Double Bass Set begutachten zu dürfen (was sicherlich auch zu den zwei Stunden beigetragen hat…).

Die erste Trommel, die ich in den Händen halte, ist das bereits mit den klaren Tama Power Craft Hazy 250 Fellen bespannte 8“ x 6“ Tom. Und ich kann mir ein leises „Wow“ nicht verkneifen. Was für ein Schmuckstück. Unser Testset ist eines aus der Custom Serie, ist also lackiert, und zwar in dem sehr edel wirkenden „Grey Pewter“. Ich musste mich erst auf der Tama Website davon überzeugen, dass es sich wirklich um ein Lackfinish handelt. Durch den Matt-Look kommen einem die Kessel eher wie „beschichtet“ vor. Im Zusammenspiel mit der Hardware, die inklusive der Spannschrauben komplett in Black Nickle gehalten ist, wirkt das Set zwar etwas düster, aber auch sehr edel, wertvoll und robust.

Ein prüfender Blick durch die klaren Felle zeigt mir eine sauber verarbeitete Gratung auf beiden Seiten. Auch eine spätere Untersuchung der Gratungen der restlichen Toms ohne Fell zeigt keine erwähnenswerten Mängel. Es handelt sich dabei um eine 45° Gratung mit einem runden Gegenschliff, der noch einigen Kesselkontakt zulässt und so einen schönen Ton erhoffen lässt. Wie nicht anders erwartet, kommen die Toms mit dem praktischen und bewährten Star Mounting System, das zahlreiche Bohrungen im Kessel unnötig macht und die Kessel durch das freie Aufhängen auch freier schwingen lässt. Das System funktioniert, indem die drei Schrauben des Star Mounting Systems durch die drei sauber im Spannreifen jedes Toms eingearbeiteten Löcher geführt und auf der Gegenseite mithilfe eines gummierten Gegenstückes festgeschraubt werden. Die Trommel hat auf diese Weise nur Kontakt mit flexiblen Materialien, die das Schwingen kaum beeinflussen. Starre Schrauben und Klemmen gibt es also bloß an der Halterung, und nirgends in der direkten Verbindung Tom – Hardware.
Gerade habe ich die Spannreifen erwähnt, deren Beschaffenheit beim Abwägen eines Kaufes auf jeden Fall bedacht werden sollte. In unserem Fall handelt es sich um Tamas „Die Cast Hoops“, also Gussspannreifen – keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, und schon gar nicht in dieser Preislage. Bereits jetzt stelle ich mir die Frage „kurze Kessel und Gussspannreifen…?“ Das lässt schon deutliche Vermutungen über den Charakter des Hyperdrive Sound zu. Ich erwarte Knalliges…  Gehalten werden die Spannreifen auch bei der Hyperdrive Ausführung von vier Spannschrauben pro Seite beim 8“ Tom, jeweils sechs beim 10“ und 12“, und je acht beim 16“ Stand Tom. Die bekannten, durchgehenden „Sound Bridge Hi-Tension Lugs“ halten die Befellung zusammen. Diese wurden laut Tama extra für die Superstar Serie designt. Das Besondere ist nicht nur, dass die Auflageflächen durch eine dünne Kunststoffschicht vom Kessel getrennt sind, sondern zusätzlich die mehr oder weniger langen Verbindungsstücke zwischen Schlag- und Resonanzfellseite gar nicht am Kessel aufliegen. So wird der Kontakt zum Kessel minimiert und dieser kann noch freier schwingen. Außerdem, so Tama, bietet die Konstruktion einen gewissen Schutz des Kessels während des Transportes.

Nachdem ich bei allen Toms die Power Craft Felle und das Mount System montiert habe – aus Platzspargründen waren noch nicht alle Trommeln bestückt – widme ich mich als nächstes dem Hauptinhalt der beiden großen Kartons, den Bassdrums.

Wirklich verrückt, wenn man die kleinen, kompakten Hyperdive Tomkessel mit diesen gigantischen Bassdrums vergleicht! 22“ x 20“! Abgesehen vom zu erwartenden Bums muss man sich vor Augen halten, dass die Bühne, die man mit diesem Set verzieren möchte, ein gewisses Ausmaß sowohl in der Breite als auch der Tiefe nicht unterschreiten sollte. Vor allem, wenn noch Platz für eine fünfköpfige Band bleiben soll.
Auch bei den Bassdrums sind die Gratungen sauber gearbeitet. Ohne montierte Spannreifen und Felle fällt auf, dass es sich trotz der Ausmaße um Leichtgewichte handelt – Birke und Linde eben. Tatsächlich wirken die Soundbridge Lugs an den superlangen Kesseln wie Schutzgitter. Es gibt übrigens zehn pro Bassdrum. Die Spannschrauben und die Klauen, die für die Spannreifen zuständig sind, sind an den Auflageflächen mit Gummi unterlegt, so dass den aufwändig gestalteten Spannreifen kein Schaden zugefügt wird. Diese sind aus Holz und außer an den Außenkanten in Setfarbe lackiert. Die nach vorn zeigende Kante ist klar lackiert, was dem Set zusammen mit dem Resonanzfellaufdruck einen Hauch von Vintage Look verleiht. Bei den Fellen handelt es sich um die Bassdrumfelle der Power Craft Serie. Sowohl das Schlagfell als auch das Resonanzfell sind mit innen anliegenden Randverstärkungen vorgedämpft. Diese beidseitige Vordämpfung ermöglicht es, einen knackigen und verhältnismäßig kurzen Sound zu generieren, ohne dem Kessel und somit dem Klang mit der Kopfkissen-Methode noch zusätzlich Volumen zu klauen.

Nun sind da noch die kleineren Kartons: Aus dem einen befreie ich eine 5“ x 5,5“ Snaredrum, die ebenfalls einen qualitativ hochwertigen Eindruck macht. Saubere Gratungen und ein üppiges und gleichmäßig gearbeitetes Snarebed. Das Schlagfell ist ebenfalls ein Power Craft, aber weiß und aufgeraut mit dem Resonanzfell-Pendant. Die Abhebung – ebenfalls in Black Nickle – läuft sauber und der 20-spiralige Teppich liegt eben auf dem Resofell auf. Bereits in der Stimmung, mit der sie aus dem Karton kommt, klingt die Snare schon nach Snare, was man nach meiner Erfahrung nicht als selbstverständlich ansehen kann!

Dann will ich dieses viel versprechende Baby mal aufbauen!
Zu diesem Zweck hat mir Meinl ein Hardwareset geschickt, bestehend aus einem Hi-Hat-Stativ HH75, zwei Einzel-Fußmaschinen HP200, einem Snare-Stativ HS70W, zwei Galgen Becken-Stativen HC73BWN, und einem geraden Becken Stativ HC72WN. Die Beckenstative sind übrigens mit dem „Quick-Set Tilter“ System ausgestattet, das dank mehrerer Metallscheiben, die aufeinander gedrückt werden, ein stufenloses Justieren zulässt. Außerdem gehört zum Set ein Doppeltomhalter HTW79W, der sich vielfältig justieren lässt, da man nicht nur die Toms verschieden hoch, sondern auch schräg aufstellen kann und so näher an den Spieler bringt.

Weiter geht es mit einer Multiklammer MC 61, einem Einzeltomhalter MTH900AS und einem Hi-Hat Halter MHA623. Letzterer dient dazu, die HiHat am Spannreifen der linken Bassdrum zu montieren, so dass man auf die Füße des Hi-Hat Stativs verzichten kann. Dies ist sehr praktisch, wenn man zwei Bassdrums bedienen will und auf diese Art die Hi-Hat relativ nah an der zweiten Bassdrum platzieren kann ohne die Fläche der normalen Hi-Hat Füße einplanen zu müssen. Merkwürdig nur, dass ausgerechnet dieses Stück Hardware – das einzige, das direkt am Holz, also dem Spannreifen montiert wird – nicht mit schützendem Kunststoff unterlegt ist, sondern direkt an der Bassdrum montiert wird. Weil an diesem Punkt beim Spielen ja auch Kräfte einwirken, prophezeie ich dort unschöne Abdrücke! Ansonsten macht die Hardware mit den doppelstrebigen und durchaus schwergewichtigen Stativen einen recht robusten Eindruck. Beim Hin-und-Her-Wackeltest zeigt sich aber, dass ein kleines Spiel zwischen den Vernietungen der Streben steckt, was aber in diesem Preissegment noch im vertretbaren Rahmen liegt.
Nun steht das Superstar Hyperdrive also in voller Pracht vor mir und ich kann es kaum erwarten, es zu spielen. Nachdem ich noch ein Paar Becken aufgehängt habe, lege ich los.

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PRAXIS
Vor dem Spielen kommt aber bekanntlich das Stimmen. Da ich schon viel über das tolle Stimmverhalten des Hyperdrive gehört habe, bin ich sehr gespannt und werde auch nicht enttäuscht. Das Ganze wird schon dadurch vereinfacht, dass man die Toms wegen ihrer geringen Tiefe so schön tief über der Bassdrum aufhängen kann und diese damit sehr gut erreichbar werden. Ich benutze für das grobe Stimmen immer einen „Torque Key“ von Evans, ein Drehmomentschlüssel, mit dem ein Fell sehr schnell und ohne ständiges Zwischenhören auf gleichmäßige Spannung gebracht werden kann. Zunächst entscheide ich mich für eine relativ hohe Stimmung.

Mit nur minimalem Feintuning komme ich zu einem zufrieden stellenden Resultat. Man muss allerdings sagen, dass Feintuning in diesem Fall auch wirklich wörtlich genommen werden kann. Die Trommeln reagieren, auch dank der sehr dünnen Felle, extrem sensibel auf die kleinsten Bewegungen des Stimmschlüssels. Auffällig ist außerdem, dass mit gleicher Drehmomentkraft gestimmt, zwischen den Toms sehr verschieden große Sprünge festzustellen sind. Zwischen dem 8“ und dem 10“ Tom ist, wie zu erwarten war, ein relativ kleines Intervall, während zwischen dem 10“ und dem 12“ schon ein ganz schöner Sprung liegt. Das 12“ Tom hat auch wesentlich mehr Bass und klingt im Verhältnis schon fast wie ein Stand-Tom. Der Sprung vom 12“ Tom zum 16“ Stand Tom  ist natürlich noch mal größer. Beim Stand-Tom muss ich außerdem feststellen, dass das Fell nicht plan aufliegt, was aber nach Überprüfung nicht am Kesselgrat, sondern am Power Craft Fell liegt, das entweder unsauber verarbeitet ist oder beim Transport beschädigt wurde. Nun, mit einer etwas unkonventionellen Stimmung bekomme ich auch die Stand-Tom zum Klingen. Ich versuche noch andere Stimmungen, stelle aber fest, dass meine ursprüngliche Methode den Trommeln am besten steht. Die hohen Toms klingen auch hoch gestimmt am besten. Das 12“ Tom zeigt seine Schokoladenseite in einer etwas tieferen Stimmung, und die Stand-Tom kommt auch als echte Stand-Tom daher! Diese Stimmung hat durchaus ihren Reiz, da nun wirklich jedes Tom seine eigene Funktion im Set hat und einen eigenen Platz im Frequenzspektrum einnimmt.

Nun will ich wissen, wie sich dieses außergewöhnliche Set im Raum anhört und spiele drauf los. Ich muss schon sagen, Spielfreude wird hier ganz groß geschrieben. Die Möglichkeit des niedrigen Aufbaus der Toms über der Bassdrum hat ein sehr effizientes Spielgefühl zur Folge und fühlt sich sehr ergonomisch an. Die Toms geben klare, definiert knallige Töne von sich, deren Spektrum wie beschrieben alles abdeckt. Schnelle Tomläufe verwaschen nicht, sondern sind sehr definiert und melodiös, und über allem Beckengetöse tun die Gussspannreifen und die Hyperdrivekessel ihr Werk und lassen heftige Attacks hören und die Obertöne gut durchdringen. Die Snaredrum ist von Haus aus ein relativ lautes Modell. In hoher Stimmung ist sie sehr knallig. Später stelle ich aber auch fest, dass sie in anderen Stimmlagen nicht nur im „Heavy Rock“(so benennt ein großes online Musikhaus diese Setkonfiguration…) Kontext einsetzbar ist.  Die Bassdrums stimme ich einigermaßen tief um herauszufinden, was dran ist an „Ultra Deep“. Natürlich ist klar, dass damit eigentlich die physische Tiefe des Kessels gemeint ist. Zunächst wirken sie im Raum nicht so massig wie man sie sich vorstellt und haben zusätzlich noch einen relativ langen Ton – was ja durchaus auch gewollt sein kann. Nach dem Hinzufügen von Luftausgleichslöchern in den Resonanzfellen und einer kleinen zusätzlichen Dämpfung bin ich aber zufrieden.

Audio Samples
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Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3 Beispiel 4

Nun mikrofoniere ich das Set und achte darauf, dass ich nicht ausschließlich Direktsignale zu hören bekomme, sondern der Eindruck eines kompakten Instrumentes entsteht. So nehme ich beispielsweise die sehr nah aneinander liegenden drei Racktoms nur mit zwei Mikrofonen ab, und die Mikros für das Stand Tom und für die Snaredrum „kleben“ auch nicht am Fell, sondern haben jeweils einen gewissen Abstand dazu. Zusätzlich hänge ich noch ein Kondensatormikrofon als Raum-Mikro über das Set. Für mein Empfinden geht das Konzept auf. Die massigen Bassdrums, die zusammen mit der tiefen Standtom das untere Frequenzspektrum abdecken, bilden einen schönen Gegenpol und klingen gut zusammen mit den knalligen, attackreichen und klaren Tönen der Toms und der Snare. Sowohl in verschiedenen Grooves, als auch in Solo Fills wirkt das Set immer transparent und ausgeglichen. Der Hyperdrive-Charakter kommt dabei immer durch, und jeder Schlag auf ein Tom kommt immer als Knall, gefolgt von einem runden Ton.

Nach einiger Beanspruchung und den entstandenen Aufnahmen gibt’s leider auch eine Enttäuschung: Es gelingt mir nicht mehr, die Toms tiefer zu stimmen! Die Felle haben in der kurzen Zeit schon derartig gelitten, dass sie mit geringerer Spannung unter den entstandenen Dellen zu singen und zu jaulen anfangen – man kennt das von den Fellen der Schlagzeuge in öffentlichen Musikschulen. Auch bei beiden Bassdrums sind deutliche Dellen an den Kontaktstellen der Fußmaschinenschlägel entstanden, so dass ich mich nur noch notgedrungen damit auf die Bühne wagen würde.

Gut, nun habe ich mir für die ersten Demonstrationen natürlich auch stilistisch das ausgesucht, wozu zwei Bassdrums, vier Toms und Felle mit dem Namen „Power Craft“ einladen. Aber ich hatte erwartet, dass die Felle mehr als eine Session durchhalten. Außerdem stelle ich nach der ersten Belastung fest, dass sich das Pedal der rechten, also der mehr beanspruchten Fußmaschine minimal gelockert hat und ein wenig mehr Spiel hat als das linke. Es ist natürlich klar, dass bei einem Mittelklasseset keine „Iron Cobra“, die High Class Fußmaschine von Tama, mitgeliefert wird. Ich finde auch die Tatsache, dass Teile der Hardware vielleicht nicht das Stabilste vom Stabilen sind, zwar erwähnenswert, aber ich halte das für ein einkalkulierbares Risiko und kein wirkliches Minus, wenn man sich auf ein mitgeliefertes Kompletthardwareset einlässt. Ein Minus aber für die Felle. Die Bezeichnung „Power Craft“ beschreibt zumindest nicht, was sie aushalten. Alles in allem schneidet das Superstar Hyperdrive aber trotzdem sehr gut in meinem Praxistest ab. Man kann sich schließlich nur zu gut vorstellen, wie dieses Set erst mit besseren Fellen klingen wird, wenn es einen – zumindest für kurze Zeit – schon mit schlechteren Fellen derart begeistert.

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FAZIT
Mit dem Superstar Hyperdrive präsentiert Tama ein solides und hochwertiges Set, das zwar preislich in der Mittelklasse zuhause ist, aber bereits mit mehr als einem Bein fest in der Oberliga steht. Schon der erste Eindruck ist hochwertig und edel: Perfektes Finish und präzise Verarbeitung bis ins Detail sorgen nicht nur für eine attraktive Erscheinung, sondern weisen das Set als professionelles Werkzeug aus. Zwar macht es sein typischer Hyperdrive-Charakter nicht unbedingt zum Allrounder – und beim Stimmen gilt es, die Schokoladenseite jedes einzelnen Toms herauszukitzeln. Aber wer sich im Rockbereich bewegt und auf präzise, druckvolle Sounds steht, wird mit dem Hyperdrive genauso auf seine Kosten kommen wie der Drummer aus dem Pop- oder Funk-Genre, der mit viel Attack und Definition glänzen will.

Die Hardware zeigte nach einiger Zeit ein paar Schwächen. Doch diese wahren eher unbedeutend.  Als weitaus größerer Wermutstropfen erwiesen sich die zum Set gehörenden Werksfelle, die schon nach einer Drum-Session reif für den Wechsel waren. Hier sollte Tama eher dem Oberklassen-Image folgen und hochwertigere Variaten nachrüsten.  Alles in allem ist das Tama Superstar Hyperdrive ein Drumset, das begeistert, und zwar in optischer wie in klanglicher Hinsicht. Und das erst recht, setzt man Qualität und Erscheinungsbild in Relation zum Preis. Ich musste Besuchern meines Studios jedenfalls immer wieder versichern, dass dies tatsächlich „nur“ Tamas Mittelklasse-Set ist. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Edles Design
  • Schöne Auswahl an Finishes
  • Flexible Aufbaumöglichkeiten durch kurze Kessel
  • Transparenter, attackreicher Sound
  • Gut verarbeitet
  • Kein Allround Set
  • Gutes Preisleistungsverhältnis
Contra
  • Minderwertige Felle im Lieferumfang
  • Hardware nicht ganz so stabil, wie sie zunächst wirkt
Artikelbild
Tama Superstar Hyperdrive Test
Für 1.785,00€ bei

TECHNISCHE DATEN

  • Hyperdrive Kessel aus Birken und Lindenholz
  • Star Mounting System
  • Die Cast Hoops
  • Sound Bridge Hi-Tension Lugs
  • Ultra Deep Bassdrums (22“ X 20“)
  • Quick Set Tilter
  • Preis:
  • Superstar Hyperdrive Heavy Rock (22“, 22“, 14“, 8“, 10“, 12“, 16“)
  • 1785,-
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Kommentieren
Profilbild von Fabian

Fabian sagt:

#1 - 10.11.2012 um 18:45 Uhr

0

Hallo, ich habe das gleiche Set in einer anderen Zusammenstellung und habe einfach unglaubliche Stimmprobleme. Schicken Sie mir doch mal Ihre Mailadresse an meine, dann können wir uns ein wenig über das Set unterhalten. Lg Fabian

Profilbild von Daniel Schultz

Daniel Schultz sagt:

#2 - 08.02.2016 um 15:22 Uhr

0

Ich hab genau oben gezeigtes Set und setze es im Bereich Alternative Metal, Percussive Prog und Djent ein.
Nach etwas Eingewöhnung bzw Umerziehung der Ohren(Hyperdrive Kessel - habe frühe ausschliesslich tiefe Kessel bevorzugt) muss ich sagen - ein wirklich gut gelungenes Set.
Super schnelle Ansprache der Kessel, stimmiges Tuning zwischen den Einzelkesseln und das beste: seit neuestem sind Live und Studiomischer meine besten Freunde. Nie war ich live so schnell fertig mit dem Soundchek und nie hat sich das rough einspielen (ohne gates etc) so bezahlt gemacht wie mit dem Baby hier.

Profilbild von Markus

Markus sagt:

#3 - 30.04.2022 um 08:34 Uhr

0

Guten Tag, ich wollte nur mal kurz was loswerden. Sie schreiben. „Wie auch bei der Ur-Superstar Serie ist bei den Custom-Versionen des Hyperdrive zusätzlich auch die Außenschicht aus Lindenholz, um die vorteilhaften Eigenschaften wie die attraktive Maserung für die Lackierung nutzen zu können“. So ein Blödsinn. Deshalb gibt es ja auch nur lackierte Schlagzeuge mit Lindenfunier. Vor allem in dieser Preisklasse. Das hat wohl eher was mit Kosten für den Hersteller zu tun. Oder warum sonst wird Linde nur in Einsteiger-Sets verbaut. Dennoch ein tolles Set.

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