Der älteren Generation ist der Name Imperialstar noch aus den Achtzigerjahren geläufig. Stewart Copeland hat zahlreiche Police-Tourneen und -Hits auf seinem berühmten blauen Tama Imperialstar eingespielt. Zu Beginn sei gleich erwähnt, dass die neuen Tama Imperialstars mit ihren berühmten Vorgängern lediglich den Namen gemeinsam haben und die Serie keine Reissue darstellt! Das Konzept von Tama für die Imperialstar Serie ist einfach und klar: Ein komplettes Einsteiger Drumkit mit vernünftiger Trommelauswahl, funktionstüchtiger Hardware und Becken zum günstigen Kurs. Dazu hat man sich noch sinnvolle Set-Konfigurationen ausgedacht, die in fünf verschiedenen Farben (Midnight Mist, Platinum Grey, Bronze Mist Metallic, Vintage Red, Black) erhältlich sind.
Für gewöhnlich dauert es lange, bis sich große Firmen auf wechselnde Trends einstellen. Umso erfreulicher ist es, dass dem “Herrn Tama“ der Einfluß von Metal Musik auf unsere Jugend nicht entgangen ist. Der ambitionierten „Doppelbass-Jugend“ ist es noch nicht allzu lange vergönnt, sich eine Schießbude mit zwei Bassdrums zum Taschengeldkurs in die Manege stellen zu können. Im bunten Tama-Zirkus kann man auf solide Qualität setzen. Let´s see if this is Heavy Metal!
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DETAILS Das Einsteiger-Testkit verfügte über zwei mächtige 22”x18” Bassdrums. Diese „Kanonenrohre“ wurden erfreulicherweise auch gleich mit zwei vorgedämpften Fellen à la Remo Powerstroke 3 ausgestattet. Die Spannreifen sind aus Kunststoff und haben acht direkte Bohrungen, welche den Einsatz von Bassdrum-Klauen überflüssig machen. Eine hübsche Reihe von Toms (10”x9”,12”x10”, 14”x14”,16”x16”) und eine passende Snaredrum aus Pappelholz in 14”x6,5” runden das Metal-Orchester ab. >>Foto: 8.jpg
Als Basis des Sets hält ein sechsschichtiger, kreuzverleimter Pappel-Kessel mit 7,5 mm Stärke her. Die Stahl-Spannreifen der Snare und der Toms sind sehr leicht und haben etwa 1,5 mm Stärke (ein Standard Power-Hoop hat 2,3 mm!). Die Böckchen sind aus gepresstem Stahl und nicht wie bei hochwertigeren Sets aus Guss-Stahl oder Messing. Das geht natürlich voll ok, denn natürlich wurde – um den Preis niedrig halten zu können – in vertretbarem Rahmen am Material gespart. Das Hardware-Package ist mit einfachem, aber funktionstüchtigen doppelstrebigen Ständermaterial ausgestattet worden. Dazugehörig ist eine Hi-Hat-Maschine mit drehbaren Füßen (!) und einer Halterung (Hi-Hat-Attachment) aus der professionellen Serie für den Bassdrum-Spannreifen. Die Fußmaschinen sind einfache Ausführungen ohne Bodenplatte und Dornen, aber dafür mit Duo-Beatern (Filz/Plastik) ausgestattet. Ein Galgen sowie ein gerades Beckenstativ, Doppeltomständer, Snare Ständer und Hocker komplettieren das Tama-Budget-Kit-beinahe: Als besondere Zugabe gibt es noch einen Satz Meinl MCS Bronze Becken und eine Aufbau-DVD dazu. Bei diesem Preis ist das meiner Meinung nach durchaus einen Applaus wert.
PRAXIS Rein äußerlich betrachtet macht das aufgebaute Imperialstar mit den zwei langen Bass-Drums und den Toms einen schönen, symmetrischen und wuchtigen Eindruck. Beim Zusammenschrauben des Testkandidaten fällt mir auf, wie gut die Folie vollflächig verleimt ist. Die Stelle, an der die Folie überlappt, ist sogar ausgespart. Somit wird der Kessel an der Nahtstelle nicht unnötig dicker und es gibt keine Probleme mit zu eng sitzenden Fellen. Das ist selbst im Profi-Bereich selten zu finden!
Der Gesamteindruck von der Fertigung des Sets und der Hardware ist durchweg überraschend positiv! Bei Instrumenten dieser Preisklasse ist das weiß Gott keine Selbstverständlichkeit. Die Folien sind sauber verklebt und alle Kessel sind sorgfältig ohne Lufteinschlüsse und Füllschichten gefertigt. Dazu kommen perfekt ausgeführte Kesselgratungen.Wünschenswert wären kleinere Ergänzungen wie eine zusätzliche Sicherung des Doppeltomständers durch ein Memory-Lock, eine Federeinstellung des Hi-Hat-Stativs und Schraubdornen an der Fußmaschine.
Die vorgedämpften Bassdrum-Felle sind durchaus Glücklichmacher, aber dafür hat Tama bei den Resonanzfellen so richtig gespart. Die Felle sind so dünn, dass sie als Snaredrumresonanzfelle durchgehen würden. Mit dieser Fellauswahl ist dieses Instrument von vorneherein auf maximal 50% seines Klangpotentials begrenzt. Diese unwürdigen Felle werfen schon ab der mittleren Stimmung Falten und sind nicht stimmbar. Mein Tip an dieser Stelle: Einen Satz Markenschlagfelle kaufen, diese an die Stelle der mitgelieferten Felle an der Schlagseite setzen und die Werksschlagfelle anstelle der zu dünnen Resonanzfelle an der Trommelrückseite anbringen. Die Befellung auf der Snare Drum könnte man auch noch mal optimieren. Ich habe sie aber auch mit den Werksfellen zügig stimmten können.
Sounds Aber auch die Hauptfrage soll nicht unbehandelt bleiben: Wie ist der Sound des Kits? Als erste Amtshandlung spendiere ich dem Set ein Face- und Sound-Lifting mit Remo AmbassadorFellen. Die Drums lassen sich auf Anhieb gut stimmen und die Toms klingen sehr homogen.
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TomsBassdrum
Die 14er- und 16er-Floortoms verfügen über lediglich sechs Stimmschrauben pro Fell (Standard sind acht Schrauben!). Der Stimmumfang der Drums ist begrenzt. Die Toms klingen im mittleren Stimmbereich resonant und schön, lassen sich aber nicht wirklich tief oder hoch stimmen ohne abzuwürgen oder zu flattern. Das liegt an den begrenzten Klangeigenschaften des Pappelholzes, den dünnen Spannreifen und teilweise auch an der verringerten Anzahl der Stimmschrauben an Bassdrums und Floortoms. Auffällig ist, dass die Drums bei leiser und moderater Spielweise so klingen können, dass man wirklich Spaß hat. Bei lauter Spielweise mit dicken Stöcken klingen die Trommeln dünn und abgewürgt und man treibt das Set schnell an seine Grenzen. Die Bassdrums sind klanglich okay, reißen aber trotz ihrer Größe und einem Fellwechsel auf ein Remo Powerstroke 3 oder Aquarians “Super Kick 1” keine Bäume aus. Sie klingen nicht ganz so voluminös, wie sie aussehen. Beim Recorden der Soundfiles im Berliner “Planet Roc”-Studio wurde die Diskrepanz zwischen Optik und Sound sofort offensichtlich. Im Studio kommt eben oft die Wahrheit ans Tageslicht.
Die Snaredrum hingegen hat mich überrascht. Mit ihren acht Spannschrauben und den Werksfellen macht sie in den höheren Stimmlagen total Spaß und verfügt auch über eine saubere Obertonstruktur. Der Stimmumfang ist zwar – wie bei den Toms – begrenzt, die Trommel hat aber durchaus ihre Sweetspots und eine saubere Ansprache.
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Snare, hohe StimmungSnare, tiefe Stimmung
Das dazugehörige Meinl “MCS”-Beckenset mit 14er-Hi-Hat, 16“ Crash und einem 20“ Ride aus Bronze ist robust gefertigt und erinnert an mittelschwere Rock-Becken. Das Set reicht allemal für die ersten Lehrjahre aus. Die Verarbeitung der Becken ist erstklassig und klanglich gehen die goldenen Teller für den Preis auch voll in Ordnung.
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BeckenKomplettset
Noch ein paar Worte zu der Hardware: Die Hardware funktioniert ohne Probleme und ist leicht aufzubauen. Diese Ständer sind im Proberaum oder im Hobbykeller bestens aufgehoben und werden ihren Job machen. Für den rauen Tour-Alltag sind sie aber nicht gedacht.
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FAZIT Das Tama Imperialstar ist ein optimales Einsteigerset, dessen Unterschied zu einem professionellen Set nur in der Auswahl der Materialien, nicht aber in der Verarbeitung liegt! Dies ist ein entscheidender Punkt im Vergleich zu vielen Konkurrenz-Produkten. Dass die Qualität der einzelnen Materialien nicht der eines professionellen Drumsets entspricht, sollte beim Blick auf das Presischild klar sein. Dieses Schlagzeug ist sicher nicht für Tour und Studiobetrieb konzipiert worden, man sollte daher nicht anfangen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Das Imperialstar ist insgesamt jedoch prima für den Doppelbass-Einsteiger, der wenig Budget zur Verfügung hat! Die DVD-„Betriebsanleitung“ unterstützt zudem ratlose Eltern, die versuchen, das Set kommende Weihnachten im aufgebauten Zustand unter (oder neben) den Baum zu packen. Man bekommt für € 1185,- ein komplettes Set inklusive Becken und Hocker mit ansprechender Optik und einer guten Auswahl an Zusatztrommeln. Ein 18“ Crash-Becken mit Ständer wäre für mich nach dem Fellwechsel die nächste Ergänzung des Sets. Klanglich hat das Imperialstar für jeden Anfänger ausreichend Potential. Das Meinl MCS Beckenset kostet alleine € 249,-, bleiben also € 936,- für ein Doppelbass-Set mit vier Toms, Snaredrum und Hardware: Das riecht nach Schnäppchen!
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
drehbare Hi-Hat-Füße
professionelles Hi-Hat-Attachment
Duo-Beater an Fußmaschinen
vorgedämpfte Bassdrum-Felle
Meinl MCS-Becken
präzise Kesselgratungen
sinnvolle Kesselauswahl von 8“ bis 18“ (auch 18“-Bassdrum)
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