Suzuki Omnichord OM-108 Test

TikTok macht es möglich: Suzuki entscheidet sich zu seinem 70-jährigen Jubiläum aufgrund eines Internet-Hypes zu einer Neuauflage des Kult-Instrumentes Omnichord. Nachdem das ungewöhnliche Instrument mit der innovativen Strumplate in den 90er Jahren unter anderem durch Bands wie die Gorillaz einen Kult-Status erlangte, durchlief es mehrere Updates und Veränderungen. Die beliebtesten Features aus allen Modellen wurden nun im Suzuki Omnichord OM-108 vereint, darunter Layer-Sounds und eine Midi-Schnittstelle. Ob das erste Omnichord-Modell seit fast 30 Jahren auch in 2024 noch inspirieren kann und wie es sich von seinen Vorgängern unterscheidet, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Suzuki Omnichord OM-108: Draufsicht

Suzuki Omnichord OM-108 – Das Wichtigste in Kürze

  • Reissue des Kult-Instruments zum 70-jährigen Jubiläum von Suzuki
  • Kombination verschiedener Omnichord-Features auf Basis des erfolgreichen OM-84
  • Neuer Keyboard-Modus als Alternative zur Strumplate
  • Erweiterte Features und Sounds
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Suzuki Omnichord OM-108
Suzuki Omnichord OM-108
Kundenbewertung:
(3)

New vs. Old: Was steckt drin im Suzuki Omnichord OM-108 ?

Das OM-108 orientiert sich stark am wohl erfolgreichsten Omnichord-Modell, dem OM-84 aus 1984. Die Modell-Nummer orientiert sich nicht an der Jahreszahl, sondern an der Anzahl der spielbaren Akkorde. Im neuen OM-108 kommen mit Sus4- und Add9-Akkorden nämlich 34 neue Akkord-Varianten zu den bisherigen Optionen aus Dur, Moll, verminderten und 7er-Akkorden hinzu. Eine weitere Neuheit ist der Keyboard-Modus, mit denen die Chord-Buttons zur Tastatur werden. Im Rhythm-Bereich sind einige Patterns und Sounds hinzugekommen, um das Omnichord näher an den Zahn der Zeit zu holen. Was die Sound-Auswahl angeht, beheimatet das Omnichord eine Art Best Of aus über 40 Jahren Modell-Geschichte, wobei mit FM Piano sogar eine komplett neue Klangfarbe an Bord ist.

Suzuki Omnichord OM-108: Das Design des Gehäuses
Sehen sich sehr ähnlich: Das OM-108… (Foto: Thomann)
Suzuki Omnichord OM-108: Das OM-84 aus 1984.
Und sein Urahne OM-84 aus den 1980ern. (Foto: Pinterest)

Retro to go: Die Außenwirkung des OM-108

Mit seinen 457 x 250 x 52 mm (BxTxH) ist das OM-108 etwas kleiner als die meisten seiner Vorgänger, wodurch es sich noch leichter transportieren lässt. Optisch orientiert sich der Neuling stark an den 80er Jahre-Modellen und kommt im beigen Retro-Look daher. Wie schon damals ist das Gehäuse immer noch aus Plastik, wirkt dafür aber verhältnismäßig robust und gut verarbeitet.

Immer noch einzigartig: Die Bedienung des Omnichord

Auch in Sachen Bedienoberfläche ist sich Suzuki weitestgehend treu geblieben, hat jedoch einige Zusatz-Funktionen untergebracht. Im Vordergrund steht weiterhin die charakteristische Strumplate: Mit den Buttons lassen sich Akkorde spielen, deren Eigenschaft (Dur, Moll etc.) je nach Tasten-Kombination variiert. Dank eines Hold-Buttons reicht es, die Akkord-Tasten lediglich einmal zu berühren. Die Hand wird dann nämlich für die Strumplate benötigt. Hierbei handelt es sich um einen Touch-Controller, auf dem der jeweilige Sound in einem Umfang von vier Oktaven anliegt. Fährt man den Controller nun mit den Fingern auf und ab, entsteht der magisch charakteristische Arpeggio-Sound des Omnichord. Auf dem kleinen Quadrat oben rechts lässt sich der Sound abrupt beenden. Per Button gelangt man in den Keyboard-Modus, die Akkord-Buttons werden nun zur chromatischen Keyboard-Tastatur inklusive Oktav-und Transpose-Switches. Zusammengerechnet gibt es vier Spielmodi, in denen das OM-108 betrieben werden kann: Stehender Akkord plus Strumplate, Stehender Akkord plus Rhythm und Strumplate, Strumplate + Begleitautomatik, Keyboard-Modus.

Suzuki Omnichord OM-108: Die Strumplate
Die markante Strumplate macht das Omnichord so einzigartig. (Foto: Tom Gatza)
Suzuki Omnichord OM-108: Die Tastatur
Die Tastatur lässt sich jetzt auch im Keyboard-Modus betreiben.(Foto: Tom Gatza)

Suzuki Omnichord OM-108: Sounds und Features

Im VOICE-Bereich lassen sich zwei Stimmen zur Zeit auswählen, wie bereits im OM-84. Der Unterschied ist, dass beim OM-108 wesentlich mehr Sounds und Kombinationen zur Verfügung stehen. Omni 1 und Omni 2 sind im Original vom OM-84 übernommen worden und basieren sogar auf analoger Klangerzeugung, was Fans des alten Sounds erfreuen dürfte. Die restlichen Sounds sind digitale Emulationen aus anderen Omnichord-Modellen – wie etwa Celeste, Guitar oder Organ, allesamt gewürzt mit dem charakteristischen Lofi-Sound der alten Omnichords. Jede der zehn Klangfarben besitzt außerdem eine festgelegte „Sub Voice“, deren Level sich separat regeln lässt. Hilfreich ist außerdem der Sustain-Regler, um von intimen Klang-Tupfern in verwaschene Atmosphären zu morphen.

Suzuki Omnichord OM-108: Die Klangfarben
Die 10 Klangfarben haben jeweils fest zugewiesene Sub Voices. (Foto: Thomann)

Rhythm-Engine und Begleitautomatik

Nicht nur die Sub Voice und die Chord-Sektion, sondern auch die Rhythm Engine hat einen separaten Level-Regler. Dazu gibts auch noch einen Tempo-Poti, aber leider kein Tap Tempo. Die 10 voreingestellten Drum Patterns können auf verschiedene Arten gestartet werden, was im Real Time Control-Bereich festgelegt wird. „Start Sync“ bedeutet, dass der Drum Groove startet, sobald einer der Akkord-Buttons gedrückt wurde. Bei „Start“ startet der Groove direkt los. Drückt man nun einen der Akkorde, erklingt dieser entweder im „Manual“ Modus als Block-Akkord oder wird im „Auto“-Modus sequenziert. Die Sequenz-Styles variieren je nach Drum Pattern. Diese intuitive Begleitautomatik funktioniert leider nicht im Keyboard-Modus, sondern ist vor allem für die Kombination mit der Strumplate geeignet.

Suzuki Omnichord OM-108: Rhythm Engine
Die Rhythmen liefern verschiedenste Styles. (Foto: Thomann)
Suzuki Omnichord OM-108: Real Time Controls
Die Begleitautomatik lässt sich individuell anpassen. (Foto: Thomann)

Anschlüsse

In Sachen Konnektivität ist Suzuki nicht sonderlich innovativ, sondern orientiert sich stark an dem OM-84. Die besaß nämlich bereits eine Midi Out-Schnittstelle. Diese wurde bei der Neuauflage leider nicht etwa um Midi In ergänzt. Die rückseitige USB-Buchse leistet ebenfalls keine Midi-Abhilfe, sondern ausschließlich Firmware Updates. Auch die 2024er Version des Omnichord kann kein Stereo, wie der Mono Line Out verrät. Praktisch ist neben dem Kleinklinken-Kopfhöreranschluss der Speaker On/Off-Schalter, gerade im Live/Studio-Kontext. Betrieben wird das OM-108 entweder über acht AA-Batterien oder über ein 12V DC-Netzteil, welches leider nicht im Lieferumfang enthalten ist. Einerseits bleibt Suzuki hier dem Original sehr treu, aber gerade die Anschlüsse wären eine gute Möglichkeit gewesen, um das Omnichord im modernen Kontext etwas zugänglicher und flexibler zu machen. Das hätte mitunter auch den Verkaufspreis besser gerechtfertigt: Die alten Omnichords lagen im Verkauf bei etwa 150€ – 300€. Schaut man auf Ebay, gehen Vintage-Omnichords heutzutage für ungefähr 700€ über den Tisch. 850€ für ein Reissue mit kaum merklichen Upgrades fühlen sich da zugegeben etwas hoch gegriffen an.

Suzuki Omnichord OM-108: Anschlüsse
Die Anschlüsse sind ähnlich wie beim OM-84. (Foto: Thomann)

Workflow: Suzuki OM-108 in der Praxis

Da das OM-108 sich in der Bedienung so stark an seinem Vorgänger aus den 80er Jahren orientiert, bleiben uns komplizierte Sub-Menüs erspart. Das Motto ist stattdessen „What you See is what you get“. So hat jede Sektion (Strumplate, Chord, Rhythm) mindestens einen Level-Regler. Woran man sich zunächst gewöhnen muss: Die integrierte Drum Machine läuft nämlich je nach Einstellung durchgehend mit und kann teilweise nur durch den Level-Regler gestoppt werden. Gleiches gilt für die Chord-Sektion, etwa wenn wir im Hold-Modus sind und die Strumplate einzeln hören wollen. Ist die Chord-Volume nicht auf null gedreht, haben wir eine durchgehende Drone unter der Strumplate liegen. Die einzelnen Sektionen können also nicht unabhängig voneinander aktiviert werden, sondern laufen ständig mit und müssen wortwörtlich „leise gestellt“ werden. Hat man sich an diese Arbeitsweise gewöhnt, ist die restliche Bedienung ziemlich selbsterklärend. Die Strumplate ist recht sensibel, so dass man kaum Kraft aufwenden muss und sie sich leicht spielen lässt. Die Akkord-Buttons reagieren ebenfalls ziemlich zuverlässig, auch wenn ich häufig die Bedienungsanleitung benötigte, um bestimmte Akkorde zu greifen. Gleiches gilt für den Keyboard-Modus, wo man bei den einfarbigen Buttons schon mal den Überblick über die gespielten Töne verliert.

Klang

Klanglich bleibt das Omnichord sich treu und klingt auch in 2024 noch wie ein altes Spielzeug-Keyboard von Casio. Dazu trägt auch der mittenlastige integrierte Lautsprecher bei, der aber verhältnismäßig ausgewogen und „knackig“ klingt. Die verschiedenen Klangfarben sind soundlich Lichtjahre von dem entfernt, was ihr jeweiliger Name verspricht. Aber genau das macht den Charme und Charakter von Instrumenten wie dem Omnichord aus und stört deshalb keineswegs. So richtig zum Leben erwachen die Klangfarben in Kombination mit der Strumplate.

Audio Samples
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Harp + Sub, verschiedene Akkorde auf der Strumplate Celeste + Sub, mit zwei Fingern entgegengesetzte Richtung auf der Strumplate A.Piano, einzelne Bereiche der Strumplate berühren Fm Piano + Sub, verschiedene Bereiche der Strumplate Harp+Sub, Chord Drone (Hold-Modus) darunter

Aber auch im Keyboard-Modus bekommt man dem Omnichord einige süße bis verträumte Melodien entlockt. Durch die Sub Voice sind außerdem fließende Morphs und Übergänge möglich, womit atmosphärische Klangfolgen erzeugt werden können.

Audio Samples
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Keyboard-Modus, Harp+Sub, Volume-Regler Keyboard-Modus, Celeste+Sub, Volume Regler Keyboard-Modus, analog erzeugter Sound Omni 2 Keyboard-Modus, Guitar+Sub Keyboard-Modus, FM Piano + Sub Keyboard-Modus, Organ Keyboard-Modus, Vibes + Octave Switch

Man merkt, dass Omni 1 und Omni 2 auf analoger Klangerzeugung basieren, denn für so ein kleines Instrument wirkt gerade Omni 1 erstaunlich präsent und druckvoll.

Audio Samples
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Omni 1 Monophonic Bass mit analoger Klangerzeugung

Die Drum Grooves erwecken speziell in Kombination mit der Begleitautomatik pure Nostalgie. Am Anfang schmunzelt man noch über die kitschigen Spielzeug-Patterns. Aber sobald die Strumplate ins Spiel kommt, ist feinster Dream Pop garantiert. Diese kann man ja nicht nur strummen, sondern auch „tappen“ und erhält so einzelne Klang-Tupfer, auch wenn diese etwas zufällig ausfallen. Reißt man den Sustain-Regler der Strumplate etwas auf, bekommen die Sounds eine Art Reverb-Ästhethik, auch wenn keine On Board-Effekte verbaut wurden. Ein nettes, fast verstecktes Feature tut sich im Keyboard-Modus auf: Die Strumplate ist nun mit den Drum Kit-Samples belegt.  Spielt man diese nun, während ein Drum Groove läuft, wird dieser durch Fills unterbrochen, was ihm sehr intuitiv Leben einhaucht.

Audio Samples
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Hip Hop Groove, Begleitautomatik, A Piano Strumplate, einzelne Bereiche Keyboard-Modus, Drum Groove, Strumplate Fills Rock1 Groove, Harp+Sub Voice, Strumplate, Sync Start und Hold Bossa Nova Groove, Begleitautomatik, Strumplate

Suzuki Omnichord Vergleichstabelle

FeaturesOM-108 (VÖ: 2024)OM-84 (VÖ: 1984)OM-300 (VÖ: 1996)
Anzahl Sounds10210
BegleitautomatikJaJaJa
Lautsprecher-System1×4,3 Watt1×2 Watt1×7 Watt
MidiJaJaJa
Line-EingangNeinJaNein
Anzahl Akkorde1088484
Anzahl Drum Rhythms101010
Gewicht1,2 kg1,4 kg1,4 kg
Preis/Leistung3/53,5/53,5/5
Preis850 €
(Stand: 2.11.2024)
750 €
(durchschnittlicher Gebrauchtpreis)
750 €
(durchschnittlicher Gebrauchtpreis)
Produkt bei ThomannSuzuki Omnichord OM-108Nicht mehr erhältlichNicht mehr erhältlich

Omnichord OM-108 Test: Fazit

Suzuki Omnichord OM-108: Fazit
Retro-Neuauflage mit Nostalgie-Faktor: Das Omnichord OM-108 (Foto: Thomann)

Das OM-108 ist eine gelungene Hommage an die kultigen Omnichord-Modelle der letzten Jahrzehnte. Es versucht nicht, das Rad neu zu erfinden, auch wenn es einzelne Neuerungen gibt. Vielmehr versprüht es echten Nostalgie-Flair und belebt die ungewöhnliche, intuitive Bedienung aufs Neue. Gerade angesichts des Preises hätten ein paar zeitgemäße Erweiterungen dem Omnichord sicherlich gut getan, ohne dessen Charakter zu verändern. Dafür bleibt das OM-108 seinem Erbe treu und ist damit für Produzenten und Retro-Liebhaber ebenso interessant, wie für neugierige Singer-Songwriter.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Charakteristischer Klang
  • Intuitive, einzigartige Bedienung
  • Nostalgie-Faktor
  • Keyboard-Modus
Contra
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Limitierte Ausstattung (Kein Stereo, Keine On Board-Effekte)
Artikelbild
Suzuki Omnichord OM-108 Test
Für 849,00€ bei
  • FEATURES
  • mit Begleitautomatik und Harfensensor
  • Einzigartige Bedienung mit Akkord-Tasten und Strumplate
  • Layer-Funktion zum gleichzeitigen Spielen zweier Klänge
  • 10 Preset-Sounds mit jeweils einer Sub-Voice
  • 10 verschiedene Rhythmen
  • 108 Akkorde inkl. (Dur, Moll, 7, Augmented, Dominant 7, sus4 und add9)
  • Keyboard-Modus: einzelne Drum-Sounds und Melodien können über die Akkord-Tasten gespielt werden, das Strumplate spielt ebenfalls Drum-Sounds
  • integrierter Lautsprecher (ausschaltbar)
  • MIDI Out
  • Kopfhörerausgang: 3,5 mm Mini Klinke
  • Mono Line-Ausgang: 6,3 mm Klinke
  • Stromversorgung: 8 x AA-Batterien oder zusätzliches Netzteil (nicht im Lieferumfang enthalten)
  • Abmessungen (B x T x H): 457 x 250 x 52 mm
  • Gewicht: 1,2 kg
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Wellenstrom sagt:

#1 - 13.11.2024 um 22:21 Uhr

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Ein Relikt aus der 80er Tischhupenära. Mag seinen Charme haben - aber 849 Euronen kann man auch sinnvoller fürs Studio und oder Performance verballern.

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