Der amerikanische Hersteller Stanton ist eines der Urgesteine der DJ-Produkt-Hersteller. Seit der Einführung des neuen Designs vor vier Jahren machten die Amerikaner nicht nur mit ihrer neuen CI auf sich aufmerksam, sondern eben auch mit den neuen damit verbundenen Produktlinien.
Der ST.150 ist einer der neueren Turntables von Stanton und ist laut Hersteller ein geeignetes Tool für den Club. Ob er denn wirklich clubtauglich ist und ob er hält, was Stanton verspricht, haben wir für euch unter die Lupe genommen.
Design und Aufbau
welcher mit einem geraden Tonarm für die scratchende DJ-Fraktion verkauft wird. Wir haben für unseren Test den ST.150 angefordert, also die Version, die mit einem s-förmigen Tonarm für Mix-DJs ausgeliefert wird.
Das Chassis ist mit seinen Ausmaßen von 44,9 x 8,1 x 35,3 cm (B x H x T) eher Standard, was man vom Gewicht nicht behaupten kann. 16,4 kg (!) wiegt das Teil und hat den Spediteur veranlasst, sich zu weigern, mir den Karton die Wendeltreppe hoch zu tragen. Nachdem ich das ein wenig verblüfft für ihn übernommen hatte, begriff ich, warum er darauf keinen Bock hatte…
Als ich alle Einzelteile ausgepackt hatte, machte ich mich daran, den Plattenteller auf das Chassis zu setzen. Hierbei gibt es nichts zu beachten, keine Transportschrauben zu lösen, etc. Sehr gut! Der Plattenteller ist im Übrigen von Innen mit Gummi ausgekleidet und deswegen vermutlich weniger schwingungsanfällig als Plattenteller ohne diese Gummierung. Stanton hat beim Lieferumfang nichts vergessen, sogar ein System gehört dazu. Dabei handelt es sich um ein auf das Headshell vormontierte Stanton 680 V3 Club-System, welches sofort einsatzbereit ist. Mitgeliefert wird, der Vollständigkeit halber, eine abnehmbare Tonabnehmer-Beleuchtung, die via Cinch-Buchse aufgesteckt wird, hochwertig wirkende Cinch-Kabel mit Winkelstecker, ein Kaltgerätekabel und eine Slipmat, auf welcher das Stanton-Logo thront. Leider wird die Bedienungsanleitung nur in englischer Form mitgeliefert, was ich persönlich ein wenig schade finde. Gut – heute sollte man davon ausgehen, dass ein Großteil der Konsumenten englisch lesen und verstehen kann, doch wer auf dem deutschen Markt ein Produkt verkaufen will, kann sich auch die Mühe geben, ein deutsches Manual mitzuliefern. Meine Meinung – andere lasse ich natürlich auch gerne zu!
Bei der genauen Positionierung neben dem Mixer fällt mir wieder das enorme Gewicht auf, welches das Unterfangen doch ein wenig schwierig macht, da der Plattenspieler für jedes leichte Verrücken richtig angehoben werden muss. Die Füße sind von unten gummiert und – siehe da – höhenverstellbar, um Unebenheiten auf der Standfläche auszugleichen oder die Arbeitshöhe an den Mixer anzupassen.
Bei der Montage des Headshells und beim anschließenden Austausch des mitgelieferten Systems gegen ein Standard Bananen-System, wird klar, dass die Tonarmhöhe an den Standard des 1210MK2 von Technics angelehnt wurde. Hier sind die gleichen Einstellungen bezüglich der Tonarmhöhe (3,5HE) vorzunehmen, was die Montage für viele DJs deutlich erleichtern wird. Beim zweiten Blick auf die Arbeitsoberfläche des ST.150 bemerke ich die beiden Start/Stop-Taster. Dieses Prinzip hatte ich das erste Mal beim Erscheinen des Numark TT-Boliden 2003 gesehen. Das Gerät kann also quer oder längs neben dem Mixer platziert werden, was für die Flexibilität des ST.150 spricht. Natürlich ist das keine verblüffende Innovation, aber ein sehr nützliches Feature. Nicht überall ist Platz für zwei quer aufgestellte Turntables.
Einer der beiden Start-Buttons des ST.150
Anschlüsse Der ST.150 von Stanton ist allerdings nicht nur massiv gefertigt worden, sondern wartet auch mit einigen Zusatz-Features auf, was man in dieser Preisklasse allerdings auch verlangen kann. Der rückseitige Cinch-Ausgang kann mit einem daneben befindlichen Wahlschalter hinsichtlich seines Ausgangs-Signals konfiguriert werden – hier kann man zwischen Phono- oder Line-Signal auswählen. Der Plattenspieler verfügt also ausgangsseitig über einen eigenen Phono-Preamp, was auch Sinn macht, da es sich beim Line-Signal um ein höherpegeliges Signal handelt, das weniger störanfällig ist als ein Phono-Signal. Das ist so unwichtig nicht, da das Signal ja unsymmetrisch übertragen wird und deswegen grundsätzlich auf elektromagnetische Felder mit Störsignalen reagieren kann.
Wer an diesem Plattenspieler eine Feststellschraube für eine Masseleitung sucht, wird nach kurzer Zeit dieses Vorhaben erfolglos aufgeben müssen, da das Turntable die Masse über das angeschlossene Kaltgerätekabel bezieht. Grundsätzlich ist diese Entscheidung des Herstellers zu begrüßen, da es die Verkabelung eines Setups vereinfacht. Allerdings bedarf es dann auch der Aufklärung der DJs bezüglich sternförmiger Masseführung: Nehmen wir einmal an, der DJ-Mixer wird ebenfalls über ein Kaltgerätekabel (also mit eigener Masse) an das Hausnetz angeschlossen, ist es wichtig, dass die Geräte aus der gleichen Steckdose ihre Versorgungsspannung beziehen, da es sonst höchstwahrscheinlich zu Massepotential-Unterschieden kommt, die sich durch fieses Brummen auf der Mastersumme äußern. Sämtliche Anwendungen mit Effekt-Peripherie und Laptop wie (Serato-, Traktor/Final- oder Digi-Scratch) sind bezüglich ihrer Masse ebenfalls kritisch – hier ist eine saubere Masseführung enorm wichtig! Also Aufklärung gehört in so einem Fall zu den Pflichten des Herstellers, da eben nicht jeder DJ eine Ausbildung in Sachen Elektrotechnik genossen hat, was aber sicherlich nicht verkehrt wäre… 🙂
Neben dem analogen Ausgang finden wir einen S/PDIF-Ausgang vor, der koaxial als Cinch-Buchse ausgeführt wurde. Über diese Buchse kann also ein digitales Signal an ein digitales Pult übertragen werden, was wir dann auch direkt ausprobiert haben.
Beim Beschleunigen der ersten Platte und beim ersten Handanlegen an den Plattenteller registriere ich den kräftigen Antrieb und die enorme Beschleunigung des Plattentellers. Das ist allerhand! Mit zwei stufenlosen Reglern kann die Start- und Stop-Zeit des Plattentellers sehr fein eingestellt werden. Ein sehr langsames Abbremsen und Anlaufen sowie Blitzstart und Instant-Brake gehören also bei dem ST.150 zum Standard-Repertoire. Genauso wie Die Reverse-Funktion, die für einen echten Plattenspieler nicht unbedingt als „Instant“ zu bezeichnen, aber doch schon ziemlich zügig und kraftvoll ist. Hier macht sich das starke Drehmoment erst einmal richtig bemerkbar.
Mit dem 100 mm langen Pitch-Slider lässt sich sehr gefühlvoll einpitchen. Über dem Fader ist der Quartzlock-Button untergebracht, mit dessen Hilfe der Fader deaktiviert wird. Sobald dessen blaue LED leuchtet, ist der Pitch-Fader einsatzbereit. Leuchtet die LED nicht, ist der Quartz auf 0% gelockt.
Der Pitch-Bereich ist über den Pitchselect-Taster variierbar. Hier stehen +/-8, 25 oder 50% als Arbeitsbereiche zur Verfügung. Als Grundgeschwindigkeiten bietet der ST.150 33, 45 und 78 rpm an. Ältere Semester kommen also auch auf ihre Kosten.
Der Keylock des ST.150 behält bei Aktivierung die Original-Tonhöhe bei und gibt dieses korrigirte Signal sowohl digital wie auch analog aus. Ich habe ein paar Aufnahmen gemacht, damit Ihr Euch über die Echtzeitkorrektur des ST.150 ein Bild machen könnt.
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Key-Lock bei +3,0 %Key-Lock bei -3,0 %Key-Lock bei +8,0 %Key-Lock bei -8,0 %
Der Keylock arbeitet in einem Arbeitsbereich von +/-3,0% brauchbar, liefert aber nicht unbedingt phänomenale Ergebnisse. Bei -8% kommt die Echtzeitkorrektur doch arg ins Schleudern, so daß die Wiedergabe stolpert und durch hörbare Artefakte auf sich aufmerksam macht.
Der A/D-Wandler liefert gute klangliche Ergebnisse. Anbei ein Vergleich mit einer Aufnahme eines Konverters der Hammerfall-DSP-Serie von RME. Der von Stanton integrierte Wandler klingt ein bißchen weniger durchsichtig, aber braucht sich nicht hinter den RME-Wandlern zu verstecken.
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Aufnahme des integrierten WandlerAufnahme über Wandler von RME
Der Phono-Preamp klingt ebenfalls sehr überzeugend. Alle Aufnahmen, die ich erstellt habe, sind ausschließlich mit dem integrierten Phono-Vorverstärker von Stanton gemacht worden.
Was Handling und Laufsicherheit angeht, kann ich diesen Turntable von Stanton nur empfehlen. Auch der laute Sound des 300Watt Subwoofers direkt unter meiner Arbeitsplatte konnte den Lauf des ST.150 nicht erschüttern. Das Turntable ist definitiv für den Club konzipiert. Soviel steht fest!
Der ST.150 ist ein grundsolider Plattenspieler, der sehr massiv gefertigt ist. Das Handling mit dem Turntable von Stanton macht zudem wirklich Spaß. Der Motor beschleunigt sehr zügig und dreht sehr kräftig. Handanlegen ist also definitiv erlaubt, ohne dass der Sound großartig jaulen wird. Der Preis ist mit 649 EUR (UVP) noch im Rahmen, wobei das Geld nicht nur in Nettogewicht, sondern eben auch in guten Features aufgewogen wird. Für das Geld wünsche ich mir vom Hersteller allerdings auch ein deutsches und ausführliches Manual.
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Alex sagt:
#1 - 29.07.2012 um 21:01 Uhr
Danke für den durchaus hilfreichen und sogar mit Audioaufnahmen ausgestatteten Testbericht!=)
Mfg
Stef sagt:
#2 - 23.11.2012 um 15:55 Uhr
81cm ist mir zu groß, auch wenn's nur für's Chassis ist!
klugscheisser sagt:
#3 - 26.11.2012 um 22:50 Uhr
Denke mal da fehlt ein Komma und gemeint sind 8,1cm Höhe.
BonedoMalte sagt:
#4 - 27.11.2012 um 18:04 Uhr
Genau das ist passiert! Danke für den Hinweis euch beiden!