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Stanton SCS-4DJ Test

Bereits mit den touch-sensitiven MIDI-Controllern SCS-3M und SCS-3D haben Stanton gezeigt, dass sie innovatives digitales DJ-Equipment bauen können. Nun präsentieren sie mit dem SCS-4DJ den ersten all-in-one DJ-Controller mit grafischer Wellenformdarstellung. Neben einem integrierten 24Bit-Audio-Interface, vier USB-Anschlüssen für Speichermedien und hochwertigen Jogwheels ist folglich das 4,3 Zoll große LCD Farbdisplay ein Highlight dieser Kontrolleinheit. 

Tritt an um die Notebook-lose Ära für den digitalen Deejay einzuläuten.
Tritt an um die Notebook-lose Ära für den digitalen Deejay einzuläuten.


Der zweite Knaller ist sicherlich der Preis, denn eine unverbindliche Empfehlung von 618 € ist nun wahrlich nicht zu viel verlangt für ein Gerät, dass Antritt, eine Notebook-lose Ära für den digitalen Deejay einzuläuten. Ob sich mit dem System ebenso komfortabel durch die Sammlung Audiofiles mixen lässt, wie mit einem Notebook samt Serato oder Traktor? Nach dem Artikel wisst ihr mehr. 

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DETAILS

Äußerlichkeiten
Mit seinen Rucksack-kompatiblen Abmessungen von 44,2 x 29,1 x 7,3 cm besitzt Stantons jüngster Spross ungefähr die Größe des Reloop Jockey 3 ME Controllers – ist aber mit einem freundlichen Gewicht von nur 2,3 kg fast um die Hälfte leichter. Dieses geringe Gewicht ist begründet durch ein Plastikgehäuse, das aber trotz seiner Rohöl-Herkunft relativ robust wirkt. Das Layout entspricht dem eines typischen Zweikanal DJ-Controllers, ergänzt durch das 4,3 Zoll große, nicht touch-sensitive LCD-Farbdisplay. Es löst gestochen scharf auf, besitzt eine hohe Blickwinkelstabilität und präsentiert die farbigen Wellenformen im „Serato-Style“, also übereinander liegend. An der Anzeige ist nichts auszusetzen, außer, dass die Schriftgröße in der Titelzeile gerne zwei Pixel größer sein dürfte. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Kontrast des Displays ist tadellos, wenngleich die Typografie ein bisschen klein geraten ist.


Links und rechts neben dem Bildschirm befinden sich jeweils vier Soft-Buttons, deren Funktion kontextabhängig wechselt und an den Rändern des Displays visualisiert wird. Vier unter dem Screen angesiedelte, hintergrundbeleuchtete Taster schalten durch die Betriebsmodi Home/Waveform, Browse, Playlists und System. Speichermedien finden reichlich Anschluss – kein Wunder bei vier USB-Buchsen. Eine davon befindet sich auf der Oberseite des Gerätes und wird durch eine Staubkappe geschützt. Eine weitere ist an der Rückseite angebracht und zwei in einem gesicherten Fach an der Unterseite. Dort lassen sich zwei Sticks anschließen und sicher verstauen, sodass man wirklich nur mit einem Gerät zum Gig erscheint. Ein wenig Drücken und Pressen und im Fach lässt sich sogar eine Slimline-2,5‘‘ Festplatte unterbringen. Das in unserem Test verwendete Modell von Trekstore mit einer Bauhöhe von 14 Millimetern passte jedenfalls, auch wenn die Abdeckung nach dem Verschließen geringfügig unter Spannung stand. Wer hier mit Schaumstoff, doppelseitigem Klebeband und ein bisschen handwerklichem Geschick vorgeht, sollte aber eine zufriedenstellende Lösung finden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das isser samt Packungsbeilage – der Notebook-Killer (was noch zu beweisen ist)


Anschlüsse
Auf der linken Seite des Frontpanels können MCs oder bei Hochzeiten moderierende DJs ein regelbares Mikro per 6,3 mm Klinkenbuchse anschließen. Daneben befindet sich der Master Volume-Regler. Auf der rechten Seite ist die Vorhöre angebracht, die ihren stufenlos zwischen Cue- und Master-Signal mischbaren Audiostrom via 3,5 mm und 6,5 mm Klinkenbuchsen an die Kopfhörer abgibt. Die mögliche Verstärkung sollte ausreichend sein, um auch hörschwachen Deejays eine befriedigende Lautstärke auf die Ohren zu geben. Am Backpanel befinden sich Netzschalter und Kabelbuchse, ein USB-A-Anschluss für Speichermedien und eine USB-Typ-B Buchse für den PC-Betrieb als MIDI-Controller. Ferner sehe ich unsymmetrische Klinken- und Cinch-Master-Ausgänge nebst Kensington Diebstahlsicherung. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite des SCS-4DJ

Mixersektion
Im Mixerbereich wurde auf einen Gain-Regler verzichtet, da bereits bei der Songanalyse ein zuverlässiger Autogain-Wert ermittelt wird (mehr zur Songanalyse im Abschnitt Details). Die klassischen Dreiband-EQ-Drehregler mit Nullpunktrasterung und Killfunktion bestehen aus Vollplastik mit Gummiüberzug. Der nicht wechselbare, leichtgängige 45-Millimeter-Crossfader besitzt fünf (via System-Menü konfigurierbare) Lautstärkekurven und eine Reverse-Funktion. Die Linefader sind von gleicher Länge, leisten etwas mehr Widerstand als der Crossfader und werden an ihrer Basis von einer einzelnen LED flankiert. Sie gibt Auskunft darüber, ob auf dem zugehörigen Kanal ein Signal anliegt. Eine dreifarbige Pegelanzeige zeigt laut Beschriftung die Masterlautstärke an, wird jedoch nicht vom Master-Volume-Regler, sondern nur vom jeweils aktiven Channelfader beeinflusst – sie zeigt also gewissermaßen die Summe Pre-Master an. Sinnvoller für ein präzises Aussteuern wäre eine Zuordnung des Decks A zur linken und des Decks B zur rechten Pegelanzeige gewesen. Den Mittelpunkt der Mixersektion bildet ein leicht gerastertes Navigationsrad, mit dem man durch die Menüs scrollt. Leider lässt sich eine Auswahl nicht durch – haptisch naheliegendes – Drücken des Rades bestätigen. Stattdessen muss der Enter-Knopf rechts daneben genutzt werden. 

Die Mixersektion im Tiefflug – gut zu erkennen: die gute Ablesbarkeit des Displays auch von schräg unten.
Die Mixersektion im Tiefflug – gut zu erkennen: die gute Ablesbarkeit des Displays auch von schräg unten.
Audio Samples
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3-Band-EQ im Einsatz

Jogwheels 120 Millimeter im Durchmesser umfassen die robusten Jogwheels. Sie dominieren die Decksektion. In der Grundeinstellung befehligen sie Pitch-Bending (+/- 10 %). Wird die Scratch-Taste betätigt, werden die berührungsempfindlichen Oberflächen der beiden Kontrollräder zu Vinyl-Emulationen  – mit denen sich recht präzise Scratch-Manöver abfeuern lassen. Backspins gelingen auch, wenn man dem Jogdial einen kräftigen Schubs verpasst. Hält der DJ Scratch  gedrückt, kann er zügig durch den aktuellen Song scrollen. Wenn er bei aktivierter Touch-Taste den Plattenteller antippt, springt die Wiedergabe zum vorher festgelegten Cuepoint und läuft nach dem Loslassen des Wheels weiter. Ist noch kein Startpunkt definiert, geht’s zurück an den Anfang. Scratch-, Touch- und Play/Pause-Taste sind beleuchtet. Letztere kann man auch im Systemmenü mit einem turntableartigen Brake-Effekt belegen, sodass ein Song langsam ausläuft. In der Einstellung „langsam“ klingt der Effekt ziemlich authentisch, lässt sich aber leider nur durch besagte Taste triggern, sodass er entweder bei jedem Stopp oder gar nicht aktiviert wird. Ebenso kann man das Anlaufen der Audiofiles in drei Geschwindigkeitsstufen simulieren. 
In unmittelbarer Nachbarschaft haben Sync-Knopf und Tap-Button eine Bleibe gefunden (dazu später mehr). Keine der drei Tasten ist beleuchtet, sodass sich zumindest für den Einsatz in schummrigen Clubs eine USB-Schwanenhals-Lampe empfiehlt. Der Werte-Bereich der 60 Millimeter langen Pitchfader (mit Nullpunktrasterung) lässt sich zwischen +/-5%, +/-10%, +/- 25% und +25%/-100% festlegen. Der Algorithmus im Hintergrund leistet im Übrigen hervorragende Arbeit: Bei aktiviertem Keylock gibt er sich bis in den Bereich von ca. +/-12% alle Mühe, Interpolationsartefakte wie das „Verschlucken“ von Transienten beim Stauchen und das „Knarzen“ von Kickdrums beim Strecken wirkungsvoll zu unterdrücken. Zum Feinschliff beim Beatmatching im Bereich +/- 2% befinden sich unterhalb der Temporegler noch zwei Pitchbend-Tasten.

Audio Samples
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Abbremsen Anscrubben

Effekte
Insgesamt vier Effekte harren in ständiger Bereitschaft auf ihren Einsatz am Dancefloor: Filter, Flanger, Slice und Delay. Bei aktiviertem Filter arbeitet der Freq/Amount-Drehregler in Linksdrehung als Tiefpassfilter und in Rechtsdrehung als Hochpassfilter. Seit der aktuellen Firmware-Version 1.41 bieten die Endpositionen dieses Potis im Filtermodus eine Killfunktion und sind damit hervorragende Werkzeuge für elegante Frequenz-Überblendungen. Leider bricht die Wiedergabe ganz kurz vor der Maximalstellung in beide Richtungen (Filter zu/auf) etwas abrupt ab – ein „weicheres“ Kill-Verhalten steht hier auf meiner Update-Wunschliste. Auch beim direkten Umschalten der Effekte ist Vorsicht geboten, da sie – je nach gewähltem Programm – gänzlich unterschiedlich parametrisiert sind. So darf man beispielsweise nach dem Benutzen des Flanger mit den Freq-/Amount-Potis auf „ganz links“ nicht vergessen, vor Einsatz des Filters den Knopf wieder in die Mittenposition zurückzudrehen. Sonst herrscht nämlich plötzlich Stille auf der Tanzfläche. Der mit dem Beatslicer in Traktor Pro vergleichbare Slicer und das Delay arbeiten wie die anderen Effekte beatsynchron. Ganz so „musikalisch“ wie bei Traktor geht er allerdings (noch) nicht zu Werke: Wann und wie er seine Klang-Schnibbeleien einwirft, wirkt jedenfalls einen Tick unbeherrschter als beim Flagschiff von Native Instruments – das mag aber auch eine persönliche Stil- und Geschmacksfrage sein.

Die Loop- und Effektsektion samt USB-Buchse auf der rechten Deck-Seite.
Die Loop- und Effektsektion samt USB-Buchse auf der rechten Deck-Seite.
Audio Samples
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Delay Filter Flanger Slice2

Loop-Sektion
In der Loop-Sektion kann der Käufer mit der Loop-Taste den Anfangspunkt einer Audioschleife setzen, die bei aktivierter Snap-Funktion automatisch am Beatmarker ausgerichtet wird. Ist eine Schleife aktiv, wird das im Display entsprechend visualisiert. Bei laufender Wiedergabe lässt sich die Loop-Länge mit der X-Taste verdoppeln bzw. mit der / -Taste halbieren, wodurch auch der beliebte Drumroll-Effekt erzeugt werden kann. Reloop springt vom regulären Play-Modus wieder zur zuletzt markierten Schleife zurück oder an den Anfang einer gerade laufenden Wiederholung.

Audio-Schleifen finden ihre visuelle Entsprechung im Display
Audio-Schleifen finden ihre visuelle Entsprechung im Display

MIDI-Funktionalität
Wer den Traktor und sein Notebook partout nicht in der Scheune, respektive zuhause lassen will, kann den Testkandidaten auch als regulären MIDI-Dirigenten verwenden. Dafür versetzt er das Teil in den MIDI-Controller-Modus. Leider hat das schöne Display dann keine Funktion, außer den DJ darauf hinzuweisen, dass er durch Aus- und Einschalten wieder zurück in die Standard-Betriebsart gelangt. Weil Stanton bisher noch kein Traktor-Mapping anbietet, muss der geneigte Anwender selbst Hand anlegen. Da Traktor den SCS-4DJ nicht nativ unterstützt, wählt der DJ „Generic MIDI“ im Device Setup aus und belegt dann per Learn-Modus die Tasten des Controllers mit der gewünschten Funktion des Programms. Zur Bestätigung gesendeter MIDI-Befehle blinkt das grüne Mic-In Lämpchen an der Stanton-Hardware auf.  

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PRAXIS

Auspacken und loslegen?
Leider nicht, denn vor das Losrocken hat Stanton die Songanalyse gesetzt! Dabei geht der SCS-4DJ eher gemächlich vor: Zur Berechnung einer ca. 8 GB großen Musiksammlung sollte man der Maschine ruhig eine komplette Nacht Zeit geben. Ein 18 MB großer Song im MP3-Format (7,5 Minuten Länge) braucht etwas mehr als 1,5 Minuten zur Analyse. Dabei wird das Tempo bestimmt, ein Beatgrid gesetzt, die Wellenform erzeugt und eine normalisierte Lautstärke per Autogain festgelegt. Die so ermittelten Daten legt der Controller in einem Datenbank-Ordner auf dem USB-Speicher ab. Eine Collection von etwa fünf GB erzeugt beispielsweise eine knapp 300 MB große Datenbank. Man sollte also seinem Stick oder der Festplatte immer noch etwas freien Speicherplatz gönnen. Was die Befütterung mit Dateiformaten angeht, ist der SCS-4DJ nicht wählerisch: WAV, MP3, AAC AIFF und sogar kurze Filmchen im MP4-Format spielt er klaglos ab.  Auch in Bezug auf das Dateiformat des angeschlossenen Datenträgers zeigt sich die Maschine kooperationsfreudig: Sowohl NTFS, als auch FAT 32 und HFS+ (OSX) nimmt er gerne entgegen. Zur maximalen Größe finden sich in der Dokumentation leider keine Angaben – hier hilft wie so oft nur Ausprobieren. Unsere im Test verwendete 160 GB Testplatte erkannte er jedenfalls anstandslos.
Im Browse-Menü kann ich durch alle Songs auf dem Datenträger scrollen und sie nach Titel, Interpret, BPM, Zeit, Album, Genre, Kommentare und Sessions sortieren lassen. Als Sessions werden im WAV-Format (16 Bit/44,1 kHz) aufgezeichnete Mitschnitte von Mixen bezeichnet, die in einem eigenen Ordner abgelegt werden. Eine Suchfunktion ist auch vorhanden, bei der ein Rädchen die Buchstaben auswählt. Bei großen Playlisten ist das Scrolling für meinen Geschmack einen Tick zu träge, weshalb beherztes Kurbeln am Navigationsrad manchmal über das Ziel, respektive den gewünschten Track, hinausschießt. Hier ist ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt. Am PC oder Mac erstellte M3U-Playlisten werden im Playlists-Menü durch Drücken des zugehörigen Softbuttons angezeigt. Die Liste kann der aktiven Abspielfolge hinzufügt werden – oder sie ersetzen. 

Playlisten können nach unterschiedlichsten Kriterien sortiert werden
Playlisten können nach unterschiedlichsten Kriterien sortiert werden

Vorsicht ist geboten, wenn man in der Systemkonfiguration ‚Deutsch’ als Landessprache definiert. Denn die Übersetzung ist an vielen Stellen dermaßen holprig, dass es schon an Irreführung grenzt.  Entscheidet man sich während des Auflegens beispielsweise für das Importieren einer Playliste, wird man mit der Frage konfrontiert: „Möchten Sie gespielte Songs abladen?“ Wer nun glaubt, dass die gerade aktive Playliste beim Import einfach ersetzt wird, erlebt eine böse Überraschung: Eine nicht ganz so wohltuende Stille macht sich breit, denn der gute Stanton hat soeben das gerade laufende Lied aus dem Deck geschmissen! Unsere Empfehlung: Lasst die Sprache auf Englisch – dann ist man auch abenteuerlichen Übersetzungskapriolen wie „BPMbten“ für „Edit BPM“ gefeit.

Die Systemkonfiguration bietet reichlich Einstellmöglichkeiten – nur von der Sprachoption „deutsch“ sollte man Abstand nehmen.
Die Systemkonfiguration bietet reichlich Einstellmöglichkeiten – nur von der Sprachoption „deutsch“ sollte man Abstand nehmen.

Hit that perfect beat!
Aber zurück zu erfreulicheren Themen: Etwa bei 75% der analysierten Songs wird das Tempo richtig erkannt und das Beatgrid korrekt gesetzt. Ist das nicht der Fall, reicht zur Korrektur des falsch berechneten BPM-Wertes oft schon die Funktion BPM /2 bzw. BPM *2, die sich durch EDIT-BPM im Home- und Waveform-Menü aufrufen lässt. Zum Beispiel wenn statt 90 BPM 180 BPM oder umgekehrt ermittelt wurden. Liegt die Schätzung immer noch falsch, kann man das Tempo klassisch mit der Tap-Taste in der Player-Sektion einklopfen. Eine manuelle Eingabe des BPM-Zahlenwertes steht leider nicht zur Verfügung. Darüber hinaus wird in einigen Fällen das Taktraster offensichtlich auf die falsche Viertelnote gesetzt. Seit der Firmware-Version 1.41 lässt sich das manuell beheben: Dazu setze man Traktor-like zuerst einen Cue-Punkt auf den richtigen Schlag im Song und lässt dann das Beatgrid mittels Editierung neu daran ausrichten. 
In einem wichtigen Punkt hat die Firmware des SCS-4DJ in der aktuellen Version allerdings noch einen mächtigen Nachteil gegenüber vielen DJ-Programmen: Das Beatgrid passt sich nicht der neu ermittelten BPM-Zahl an und verursacht dadurch Probleme mit der Sync-Funktion. Hier ist noch dringender Update-Bedarf gegeben. Besonders, da falsch analysierte Songs nicht noch einmal einzeln neu berechnet werden können.

Die jeweiligen Viertel-Schläge kann man auch in der Cover-Ansicht anhand der Beat-Ampel identifizieren.
Die jeweiligen Viertel-Schläge kann man auch in der Cover-Ansicht anhand der Beat-Ampel identifizieren.

Wie gut klappt denn nun das automatische Beatmatching per Sync-Funktion? Nun, die meisten Songs laufen beim Drücken der Sync-Taste sofort synchron. Dann gibt es Songs, die trotz korrekt angezeigtem Beatgrid einen kleinen Versatz haben, sodass der DJ mittels Pitch-Bend anschieben oder abbremsen muss. Generell hilft es auch, sich einen Schlag/Beat/Kick per Cue-Punkt zu markieren und dann im Touch-Modus den Plattenteller anzutippen, bis die Takte beider Songs harmonisieren. Bei Tracks mit selbstgetapptem BPM-Wert stimmt das Taktraster sowieso nicht mehr, sodass das Tempo manuell angepasst werden muss. Eine Software zur (hoffentlich schnelleren) Songanalyse am PC oder Mac ist angekündigt, war aber zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar. 
Wünschenswert wäre, wenn diese nicht nur flotter, sondern auch exakter als die SCS-4DJ interne Berechnung arbeiten würde. Optimal wäre es natürlich, wenn sich die Taktraster wie in Traktor verschieben ließen und dadurch auch das Tempo beeinflussen würden. Wenn man sich auf die Songs beschränkt, die sich automatisch syncen lassen, klappt es auch mit dem Auto-DJ Modus. Mit der längsten auswählbaren Mixzeit von 30 Sekunden klingen die Übergänge schon ganz vernünftig, was selbstverständlich auch immer vom jeweiligen Song-Intro/Outro abhängt. 

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FAZIT

In der Summe ist Stanton mit dem SCS-4DJ ein großer Wurf gelungen: Zu einem angemessenen Preis erhält der zukünftige Besitzer eine richtungweisende 2-Kanal-DJ-Workstation, die neben vier USB-Anschlüssen, einer hilfreichen visuellen Darstellung des Audiomaterials und einer praxisgerechten Effekt- und Loop-Sektion auch noch einen einfachen, aber guten Mixer an Bord hat. Das integrierte Audiointerface liefert dazu, in Verbindung mit dem pieksauber interpolierenden Time-Stretch-Algorithmus im Keylock-Betrieb, ein für die Preisklasse tadelloses Klangbild ab.
Viele nützliche Details zeigen ferner, dass man sich bei der Entwicklung an den richtigen Stellen Gedanken über die tatsächlichen Anforderungen beim Deejaying gemacht hat. Alle Standard-Funktionen, die mit der Auswahl, Navigation und dem Abspielen von Audiodateien in Zusammenhang stehen, gehen schnell und sicher von der Hand. Daher empfiehlt sich das Gerät speziell für umstiegswillige CD-DJs und Vinylisten, die sich bisher mit keiner Notebook/Controller-Kombination anfreunden konnten und das DJ-Handwerk noch beherrschen. Also für einen gelungenen Mix nicht zwingend auf ein hundertprozentiges Beatmatching-Korsett angewiesen sind. Die Arbeit mit dem SCS-4DJ ist nämlich immer dann am elegantesten, wenn seine Sync-Funktionen „nur“ zum Tempo-Sync verwendet werden. Bei der Beat-Syncronisation und beim manuellen Gridding liefert die Maschine aktuell (noch) nicht den Komfort, den man als langjähriger Traktorfahrer gewohnt ist. Das Vertrauen in die Notebook-freie Arbeit wird dennoch nicht enttäuscht:
Einer musste es ja tun und Stanton haben es zuerst getan: Den ersten Standalone-Controller mit integriertem Display bauen. Dabei ist der Neuling – abgesehen von einigen Kinderkrankheiten – erstaunlich gut geraten und der aufgerufene Preis mehr als angemessen. In unserem Test glänzte der SCS-4DJ durch eine tadellose Betriebssicherheit und ließ sich weder durch fehlerhaft formatierte Datenträger, korrupte MP3-Dateien noch durch zerschossene Playlisten zu einem Absturz bewegen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Leichter, robuster stand-alone DJ Controller
  • Gut klingendes und druckvolles integriertes Audio-Interface
  • Gestochen scharfes 4,3-Zoll-Display
  • Klares, übersichtliches Layout
  • Relativ einfache Bedienung
  • Hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis
  • Als MIDI Controller nutzbar

klanglich überzeugender Stretch-/Shift-Algorithmus (Keylock)
Contra
  • Songanalyse langsam
  • BPM-Erkennung & Beatgridding oft noch zu ungenau
  • Nicht alle Tasten beleuchtet
  • Freq/Amount-Drehregler Drehregler ohne Mittenrasterung
  • Nur ein Cue-Punkt setzbar

Filter-Effekt bricht zu schnell ab
  • Keine manuelle Tempo-Eingabe möglich
  • Navigationsrad hat keine Klick-Funktion
Artikelbild
Stanton SCS-4DJ Test
Für 308,00€ bei
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Die Mixersektion im Tiefflug – gut zu erkennen: die gute Ablesbarkeit des Displays auch von schräg unten.
Technische Daten
  • Digitales DJ-Komplettsystem mit Software und Mixer
  • Musik kann von einem USB-Spreichermedium, iPhone oder iPod Touch kommen
  • Integrierter 2-Kanal-Mixer mit 3-Band-EQ und Master LEDs
  • 5x USB (4 IN/1 OUT)
  • 4 beatsynchrone Effekte Delay, Filter, Flanger, Flanger
  • 4,3″ Farbdisplay mit allen wichtigen Informationen, die man für einen reibungslosen Mix benötigt.
  • Maße: 44 x 29 x 7,3 cm
  • Gewicht: 2,3 kg

Herstellerlink: Stanton

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