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St. Blues Bluesmaster IV Test

Hmm, Saint Blues? Das habe ich doch schon irgendwo gehört, muss aber länger her sein …  Und jetzt die Preisfrage: Was haben Bono, Ray Buchanan, Albert King, Eric Clapton, Billy Gibbons und viele andere bekannte Namen gemeinsam? Na? Neugierig geworden? Richtig! Sie sind alle im Besitz einer Saint Blues. Allerdings, bevor der Firma wegen des historischen Dollartiefs 1989 die Puste ausging und die Werkstatt geschlossen werden musste.

Aber eines nach dem anderen. Tom Keckler, seines Zeichens Gitarrenbauer, arbeitete in den späten Sechzigern in Mike Ladd´s Guitar Shop in Memphis, zu dessen Kunden auch ein gewisser Jimmy Page gehörte, Gitarrist der legendären Led Zeppelin.1978 verließ Keckler Memphis und gründete mit Tom Anderson und David Schecter in Van Nuys, Kalifornien, das Schecter Guitar Research.Aber schon fünf Jahre später zog es ihn zurück nach Memphis, wo er Custom-Gitarren für einen angesagten Gitarrenladen baute.Diese Custom-Instrumente, die er zusammen mit einem Freund fertigte, wurden den beiden förmlich aus den Händen gerissen, nur der Name konnte sich in der Szene nicht so richtig durchsetzen. Zugegeben, S&T Custom Workshop klingt auch nicht wirklich nach der großen weiten Welt. Stattdessen wurde die Firma einfach in ST Blues umbenannt.

Unser Testinstrument ist übrigens eine Reissue des ersten Modells, das unter dieser Bezeichnung ab 1985 erfolgreich verkauft wurde. Obwohl sich die oben genannten Herren Rockstars gerne mit den Gitarren blicken ließen, ging der Firma aufgrund des schlechten Dollarkurses das Kapital aus, und 1989 musste sie ihre Werkstore schließen. Bis 2004, als ein Investor auf die Gitarrenbauer aufmerksam wurde und der Marke Saint Blues wieder Leben einhauchte, zusammen mit Tom Keckler. Seit 2006 ist man wieder im Geschäft, allerdings werden die Instrumente jetzt in Korea gefertigt, jedoch in Memphis überprüft und eingestellt.Das Design der Produktlinie ist einheitlich, die Instrumente unterscheiden sich allerdings in Pickup- und Hardware-Bestückung (z.B. mit Bigsby-Vibrato), außerdem gibt es sie als halbmassive Variante.

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Details/Konstruktion

Korpus
Der aus zwei Teilen bestehende Eschekorpus besitzt eine eigenständige Form, man könnte darin ein Hybrid aus Telecaster und Les Paul sehen. Als Deckenholz wird geflammtes Ahorn verwendet, dessen Dicke sich leider nicht bestimmen lässt, da ein creme-weißes Binding den Übergang zwischen Korpus und Decke kaschiert. Lackiert ist die Gitarre in einem schönen und tadellos aufgetragenen Honey Sunburst.

Auf dem Korpus finden sich zwei Single-Coils und ein Humbucker, allesamt Kent Armstrong Designs. Der Doppelspuler hat ein Zebra-Design, also eine Spule in Schwarz, die andere in Cremeweiß. Die Single-Coils sind ebenfalls in Creme gehalten, genau wie das einteilige Schlagbrett. Die Brücke besteht aus vernickeltem Stahl, dasselbe gilt natürlich auch für die Böckchen. Eingefädelt werden die Saiten durch die Korpusrückseite, was dem Sustain zugute kommen sollte.

Zu guter Letzt dient ein 5-Wege-Schalter der Auswahl der Pickups. Dieser sitzt übrigens zusammen mit den Potis auf einer teleähnlichen verchromten Metallplatte von Wilkinson. Diese beiden Regler justieren Master-Volumen und Master-Ton. Letzterer ist als Push-Pull-Poti ausgeführt und splittet bei Bedarf den Humbucker.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Die Klinkenbuchse ist mit einem Blech am unteren Zargenrand montiert und kann sogar einen Winkel-Klinkenstecker aufnehmen. Das ist leider oft nicht möglich, da viele Buchsen zu tief sitzen. Hier hat zum Glück jemand mitgedacht.

Der einteilige Ahornhals ist mit vier Schrauben am Korpus angebracht, wobei auch das Griffbrett aus Ahorn besteht. Freundlicherweise wurde der Bluesmaster eine Aussparung (Rippenspoiler) spendiert, was der Ergonomie sehr entgegenkommt.
Die Saiten laufen schnurgerade über die parallel angesetzte Kopfplatte und werden von Wilkinson-Mechaniken in Stimmung gebracht. Diese sind im Vintage-Kluson-Design gefertigt und passen optisch hervorragend zum Instrument. Als Sattelmaterial kommt Tierknochen zum Einsatz, der per Handarbeit angepasst ist – eine sehr gelungene Arbeit! Auch das ein kleines Beispiel dafür, welch hohes Fertigungsniveau seit geraumer Zeit auch aus dem fernen Asien zu uns kommt.

Dasselbe gilt für die perfekt eingesetzten 21 Medium-Bünde, die hochglanzpoliert und ohne scharfe Kanten in den C-Shape-Hals versenkt sind. Die Halsspannschraube ist von der Kopfplatte her zugänglich und nicht mit einer Abdeckung verschlossen. Sehr gut. Es gibt meiner Meinung nach kaum etwas nervigeres, als dauernd irgendwelche Schrauben lösen zu müssen, um an eine weitere heranzukommen. Sämtliche Sechskantschlüssel, die zur Justierung notwendig sind, liegen dem Instrument bei.

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Praxis

Bespielbarkeit

Hatte ich schon erwähnt, dass die Gitarre recht klein ist? Die Mensur von 648 mm und die Sattelbreite von 42mm entsprechen exakt den Maßen einer Telecaster. Durch den kleinen Korpus ist die Gitarre sehr handlich und im Sitzen sehr komfortabel zu Bespielen. Das Gleiche gilt auch am Gurt, perfekt ausbalanciert hängt sie an der Schulter. Ich hatte wirklich schon viele Gitarren in meinen Händen, aber dieser Hals gehört definitiv zu den dicksten! Was das Spiel aber kaum beeinträchtigt, es sei denn, man hat etwas kürzere Finger, dann könnte das zu einem wirklichen Problem werden. Aber auch hier gilt: am besten selbst ausprobieren.

Die Dicke bringt natürlich auch einige Vorteile mit sich. So ist der Hals stabiler und verzieht sich seltener, und dem Ton gibt er eine ganze Menge mehr Sustain mit auf den Weg. Da es sich ja um eine Bluesgitarre handelt (das suggeriert zumindest der Name), ist das mit der Dicke halb so wild. Denn es geht ja nicht um Geschwindigkeitsrekorde, sondern um TON! Die Potis und der 5-Wege-Schalter sind gut zu erreichen und stören die Schlaghand in keinster Weise.

Dann wollen wir doch mal hören, ob der Name auch das hält, was er verspricht.
Unverstärkt schwingen die Saiten sehr schön gleichmäßig und langsam aus. Die Bluesmaster IV zeigt ein angenehmes Höhenbild und das Instrument quittiert offen angespielte Akkorde mit einem starken Mitschwingen des Holzes. Das macht Lust auf mehr. Also, Röhren vorglühen und los. Für den Test habe ich einen Fender Bassman und einen Fender Twin verwendet. Beginnen möchte ich mit dem Twin.

Ich spiele für den besseren Vergleich bei allen sieben (7) Pick-Up-Positionen dieselbe Figur.

Audio Samples
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Clean Neck Clean Neck/Mid Clean Mid Clean Mid/Humb. Clean Mid/Humb. Split Clean Steg-Humb. Clean Steg-Humb. Split

Die verschiedenen Charakteristika der Pickups sind gut herauszuhören. Der Humbucker macht sich mit einem etwas bedeckteren mittigen Sound bemerkbar, der auch clean eine gute Figur abgibt. Vor allem der Halstonabnehmer gefällt mir ausgesprochen gut. Aber auch die anderen Einstellungen machen gerade im Bandkontext Sinn und zeigen die Wendigkeit des Instrumentes.

Mal hören, wie wohl sie sich an dem etwas “heißeren“ Fender Bassman fühlt.

Audio Samples
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Crunch Neck Crunch Neck/Mid Crunch Mid Crunch Mid/Humb. Crunch Mid/Humb. Split Crunch Steg-Humb. Crunch Steg-Humb. Split

Das macht Laune. Man kann es förmlich spüren, dass sie hier zu Hause ist, das ist Ihre Welt. Auch in diesem Umfeld kann der Hals-PU überzeugen. Rotzig geht er zuwerke, so muss das sein. Das befürchtete glasige Klangdetail, das viele Hals-Pickups generieren, fehlt zum Glück bei ihr. Aber auch die anderen Sounds möchte ich lobend erwähnen. Der Humbucker macht ordentlich Druck und selbst mit dieser Amp-Einstellung sind problemlos Blues-Soli möglich.

Allerdings schält sich immer mehr heraus, dass sie sich offensichtlich mit Fender Amps oder ähnlichen Verstärkern am wohlsten fühlt. Die Kombination mit Marshalls beispielsweise ist nicht ihr Ding, das gilt auch für die digitalen Modelling-Varianten. Der Sound wird meist dünn und klingelig, jeder Ton muss erkämpft werden. Eigentlich ist es normalerweise umgekehrt, denn gerade die cleaneren Amps dünnen den Gitarrenton häufig aus. Aber nicht in diesem Fall. Schade, denn die Holzzusammenstellung ist in der Regel ein Garant für gute, klassische E-Gitarrensounds. Also muss ich annehmen, dass eher die Tonabnehmer verantwortlich sind, zumal das Instrument unverstärkt eine gute Figur abgegeben hat

Um sie im Bandkontext zu zeigen, habe ich ein kleines Instrumentalstück beigefügt. Hier kommt ein Fender Bassman mit einem Tube-Screamer für die Leadgitarre zum Einsatz.

Audio Samples
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Saint Blues

Bei verzerrteren Sounds habe ich bei der Bluesmaster IV das Gefühl, um jeden Ton kämpfen zu müssen, allerdings weniger spielerisch, sondern klanglich. Sie will nicht so Recht schmatzen und klingt eher verhalten. Aber bei einem Instrument dieser Preisklasse sollte das auf jeden Fall möglich sein. Ich kann mir vorstellen, dass mit anderen Tonabnehmer noch einiges mehr drin ist.

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Sie macht es mir nicht so leicht, die Bluesmaster IV. Auf der einen Seite gefällt mir das Design und Verarbeitung, wobei die Bewertung der Bespielbarkeit immer subjektiv ist und hier der Hals definitiv polarisiert. Aber trotz alledem ist das Konzept stimmig. Vor allem an Verstärkern mit dem großen F im Logo zeigt sie sich zu Hause und von ihrer besten Seite. Schade ist, dass trotz Top-Holzauswahl und -Verarbeitung andere Amps nicht unbedingt ihre Favoriten sind, ein Fakt, an dem wahrscheinlich die Tonabnehmer die Hauptverantwortung tragen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Optik
  • Sounds mit cleanen und angecrunchten Amps
  • Verarbeitung
Contra
  • Sound an stärker zerrenden Amps
Artikelbild
St. Blues Bluesmaster IV Test
Für 849,00€ bei
Technische Daten St. Blues Bluesmaster IV
  • Hersteller: Saint Blues
  • Bezeichnung: Bluesmaster IV HSB
  • Herstellungsort. Korea, Werkseinstellung in Memphis
  • Korpusmaterial: Esche, geflammte Ahorndecke
  • Farbe: Sunburst
  • Hals: Ahorn, C-Shape
  • Bünde: 21 Medium Size
  • Mensur: 648 mm
  • Tonabnehmer: 2x Single Coil, 1x splitbarer Humbucker am Steg. Kent Armstrong Design
  • Hardware: Wilkinson 5-Wege-Tele Style, Wilkinson Custom Stahl Brücke
  • Mechaniken: Wilkinson Kluson-Style
  • Preis: 1099,- EURO UVP
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