Shure PG27-USB Test

Das Shure PG27-USB ist ein Großmembran-Kondensatormikro mit eingebautem Vorverstärker und Digitalwandler.

Es wird direkt an Mac oder PC angeschlossen und ermöglicht professionell klingende Aufnahmen im Heimstudio oder unterwegs mit dem Laptop. Von einem Mikro aus dem Niedrigpreis-Segment kann man sicherlich keine Wunder erwarten. Wir stellen das Shure PG27-USB aber auf die Probe und lassen uns gerne vom Gegenteil überzeugen.

Details

Ein Kondensatormikrofon vom Mikrofon-Experten

Die Firma Shure kann man aufgrund von dynamischen Mikros wie den Klassikern SM58 und SM57 getrost als Mikrofon-Experten bezeichnen. Auf so gut wie jedem größeren Livekonzert dürfte mindestens eines jener beiden Shure-Modelle vertreten sein und wahrscheinlich auch in mehr als der Hälfte aller Proberäume zu finden sein. Die Mikros von Shure sind Qualitätsprodukte, die sich über viele Jahre durch eine gewisse Universalität und Robustheit in der Praxis bewährt haben. Wie gut sich das seit 2009 erhältliche USB-Mikro aus dem amerikanischen Traditionsunternehmen schlägt, werden wir in diesem Test klären.

Was ist drin im Paket?

Das Mikro wird im stabilen Karton geliefert und liegt weich und stoßsicher in einem passgenauen Schaumstoffelement. Diese Verpackung empfiehlt sich als Aufbewahrungs- und auch als Transportbox, da ansonsten nur noch das von anderen Mikros bekannte dünne Shure-Kunstledertäschchen beiliegt. Aus Mangel an Polsterung würde ich diese Tasche eher als Staub- und Kratzschutz sehen, die eher als Schul-Federmäppchen dienen dürfte, denn als ernstzunehmende Transportverpackung. Mitgeliefert werden außerdem ein drei Meter langes USB-Kabel, ein Stativadapter und die Bedienungsanleitung inklusive einer Veranschaulichung des Frequenzganges und einem Polardiagramm, welches die richtungsabhängigen Einsprechempfindlichkeiten einer Nierencharakteristik zeigt.

Das Mikrofon

Gewichtig und robust fühlt sich das aus Metall gefertigte Gehäuse an. Zusammen mit der ovalen Form erinnert es mich entfernt an die berühmten Fabergé-Eier. Möchte man hier etwa unterschwellig eine gewisse Wertigkeit suggerieren? Wahrscheinlich eher nicht, aber da es sich immerhin um ein Großmembran-Kondensator-Ei handelt, will es natürlich vergleichsweise vorsichtig wie ein echtes Ei behandelt werden. Entgegen der robusten SM58 & Co., welche man auf der Bühne auch gerne mal theatralisch auf den Boden fallen lassen kann, ohne dass sie danach ihren Dienst quittieren, sollte man so etwas mit dem PG27-USB tunlichst vermeiden.

Im Metallkorb arbeitet eine Großmembrankapsel mit Nierencharakteristik

Das mattschwarze Gehäuse wirkt edel. Im oberen Teil des Gehäuses sitzt – von einem robusten, groben Metallkorb, und darunter noch einem feinmaschigeren Korb geschützt – eine 1-Zoll-Großmembrankapsel mit vorderseitig goldbedampfter Mylar-Membran. In den Herstellerangaben sind nur relativ nichtssagende Informationen zu finden. Die Richtcharakteristik ist als Niere festgelegt und hat einen Übertragungsbereich von 20 bis 20000 Hertz. Ohne Abweichungswerte nützt diese Angabe allerdings denkbar wenig. Ähnlich verhält es sich mit dem maximal verarbeitbaren Schalldruckpegel. Ohne Dämpfung sollen 124 Dezibel Schalldruckpegel mit weniger als 1 Prozent Gesamtklirrfaktor zwischen 20 und 20000 Hertz aufgenommen werden können. Bei welchem Abstand kann man allerdings nur raten. Die Tabelle mit den technischen Daten würde ich demnach eher als Orientierungshilfe sehen und das Ganze in Relation zur Preiskategorie des Mikrofons betrachten. Erwähnenswert finde ich jedoch die -78 dB(A) Grundrauschen bei maximaler Mikrofonverstärkung. Ein ordentlicher Wert, der sich in dieser Preisklasse sehen lassen kann. Hier sollte man also – zumindest theoretisch – sehr leise Signale mit einer ordentlichen Portion Gain aufnehmen können ohne sich das Signal allzu sehr zu verrauschen.

Rückseite des Kondensatormikrofons

Innendrin steckt Digitaltechnik einer etwas älteren Generation

Wie in jedem Digitalmikrofon mit USB-Anschluss steckt auch im Shure PG27-USB neben der Kapsel und dem Vorverstärker ein Analog-Digital-Wandler, der die in Wechselströme transferierten Schalldrücke rüber in die digitale USB-Welt holt. Weiterführende aufschlussreiche Infos über den Preamp und den Wandler lassen sich nicht herausfinden und so müssen wir uns mit den wenigen vorhandenen Informationen zufriedengeben. Die Abtastrate beträgt maximal 48 Kilohertz bei einer Auflösung von 16 Bit. Die 16 Bit – respektive 96 Dezibel Dynamik – genügen der maximalen Dynamik des Mikros von 81 Dezibel vollkommen. Und auch mit 48 Kilohertz übersteigt die entsprechende Nyquistfrequenz von 24 Kilohertz das Hörvermögen jedes tonmeisterlichen Ohres. In Zeiten von 24Bit/96kHz-Wandlern kommen einem die 16Bit/48kHz aber schon ein bisschen wie aus der Eltern-Generation vor. Wenn das PG27-USB am Ende aber gut klingt, dürften diese grauen Theoriewerte wahrscheinlich schnell ad acta gelegt werden können. Herausgeführt wird der digitale Datenstrom über den bereits erwähnten USB-Anschluss. Das Shure PG27-USB benötigt hierfür 500 Milliampere, was also theoretisch mindestens einen USB2-Anschluss voraussetzt. An iPads funktioniert es direkt angeschlossen nicht, da es eine zu geringe Stromversorgung liefert. Laut Shure-Support soll dies aber an einem USB-Hub mit externer Stromversorgung in Kombination mit dem iPad Camera Connection Kit funktionieren. Das Shure PG27-USB benötigt zum Betrieb an Mac oder PC keine Treiberinstallation. Es wird beim Anschließen direkt erkannt und taucht in den Sound-Einstellungen der Betriebssysteme als „Shure Digital“-Einheit auf. Seitens Windows ist das Mikro kompatibel mit den Windowsversionen 2000, XP, Vista, 7 bis Windows 8.1/64 Bit. Am Mac-Rechner benötigt es OS X 10.1 oder neuere Versionen.

USB statt XLR: Damit wird das Mikro direkt an den Computer angeschlossen.

Die Bedienelemente sind ringförmig um die Mitte des PG27-USB angeordnet

Das PG27-USB besitzt keinerlei Treiber, an dem man von Rechnerseite her Einstellungen vornehmen könnte. Alle einstellbaren Features besitzen eigene Schalter und Drehregler auf dem Mikrofongehäuse. Sie sind zusammen mit zwei LEDs ringförmig – quasi um den Äquator des Mikros – angeordnet. Die Vorderseite, und gleichzeitig die Haupteinsprechrichtung, ist dort, wo das Firmenlogo von Shure angebracht ist. Direkt unter dem Schriftzug befindet sich eine grüne Betriebs-LED, die leuchtet, sobald das Mikrofon mit einem USB-Anschluss angeschlossen wird und betriebsbereit ist. Links neben dem Logo befinden sich ein Gain-Drehregler, mit dem der Vorverstärkungspegel vor der Analog-Digital-Wandlung eingestellt wird und eine dazugehörige dreifarbige-LED. Mit ihrer Hilfe lässt sich die eingestellte Vorverstärkung einordnen. Leuchtet die LED grün, liegt ein gut gepegeltes Signal an. Gelb bedeutet, dass man beim Spitzenwert kurz vor Ende des Headrooms ankommt und sobald die LED rot leuchtet, wurde der Wandler bereits übersteuert und man befindet sich im Clipping. Ein bisschen grob, so eine dreistufige Pegelanzeige, aber für eine erste Einschätzung genügt so etwas vollkommen.

Fotostrecke: 3 Bilder Mic Gain auf der einen Seiteu2026

Rechts neben dem Shure-Schriftzug befindet sich das Volume-Drehrad. Hier wird die Lautstärke des Kopfhörerausgangs eingestellt, der sich direkt daneben in Form einer Miniklinkenbuchse befindet. Das Ausgangssignal, das zur USB-Buchse geschickt wird bleibt von diesen Lautstärkeveränderungen aber natürlich unberührt. Neben der Kopfhörerbuchse befindet sich noch ein Pad-Schalter ( -20 dB), mit dem das Übersteuern von lauten Schallquellen um 20 Dezibel verhindert werden kann. Direkt daneben gibt es ein weiteres Drehrad namens Monitor. Damit lässt sich die Balance zwischen dem vom Computer zugeführten Audiosignal – beispielsweise ein Playback – und dem verzögerungsfreien Live-Audiosignal des Mikrofons einstellen. Am Sockel des Mikrofongehäuses befinden sich digitaler Audioeingang und -ausgang in Form des USB-Anschlusses.

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