Shure MV88+ Test

Praxis

Anschluss und Bedienung

Man kann das Shure MV88+ direkt an einem PC- oder einem MAC-Rechner anschließen, sogar am USB-Anschluss meiner Tastatur funktioniert das Stereomikrofon problemlos. Es wurde sofort erkannt und ich konnte das MV88+ in meiner DAW-Software (Pro Tools) einbinden auch gleich aufnehmen. Zugriff habe ich in diesem Fall allerdings nur auf den Mikrofon-Gain und das auch nur über die Ton-Einstellungen des Betriebssystems. Wer mehr Parameter steuern möchte, benötigt die Shure Plus Motiv Apps, dann hat man Zugriff auf den Limiter und Kompressor des MV88+, und man kann jetzt sogar das „echte“ M/S-Signal der Mikrofonkapseln aufnehmen. Das zeigt, dass die Shure-Entwickler bei der Entwicklung des MV88+, neben aller Einfachheit in der Bedienung, den fortgeschrittenen Anwender nicht aus den Augen verloren hatten. Interessant ist die Tatsache, dass sich das MV88+ die letzten Einstellungen, die man in der Shure-App getätigt hat, merkt. Nutzt man das Mikrofon dann zum Beispiel mit der Standard-Kamera-App, agiert das MV88+ mit diesen, zuvor eingestellten Parametern.

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Audio-Beispiele

Zum Testen habe ich das Shure MV88+ gleichmal ins kalte Wasser geworfen, und es mit in den Proberaum zu „Markus Rill & the Troublemakers“ genommen. Bandproben, mit ihren Lautstärken und unvorhersehbaren Pegelsprüngen gehören zu den eher undankbaren Recording-Situationen für so ein Setup. Aber, soviel vorweg: Das MV88+ schlägt sich hervorragend! Der Aufbau: Geprobt wurde in einem Keller mit niedriger Decke, die Band steht mehr oder weniger im Kreis, Gesang und Keyboard wurden durch eine einzelne Aktivbox verstärkt, E-Gitarre und Bass durch Amps, Drums sind rein akustisch. Als Aufnahmegerät diente mein altes iPhone SE, als Ablagefläche für das MV88+ diente eine Conga. Alle Aufnahmen sind wie immer lediglich normalisiert (Peak-Modus) und ansonsten unbearbeitet.

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Das MV88+ bringt diese räumliche Situation gut rüber, jedes Signal ist zu hören, und vor allem die Position der Musiker im Keller wird realistisch abgebildet. Sehr schön hört man das am Knarzen des Keyboard-Hockers am Anfang des Audio-Beispiels und der Position der Drums im Stereobild: Keyboarder Sebbo Bach saß rechts und Schlagzeuger Daniel Feldmeier links vom Mikrofon. Aufgenommen wurde im weiten L/S-Modus (135° Grad Öffnungswinkel), mit der Shure Motiv-App.

Audio Samples
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Bandprobe, Stereo 75° Winkel

Bei einem weiteren Song habe ich den „Raw“-Modus gewählt und das M/S-Signal später im Pro Tools umgewandelt. Ein Audiofile zeigt das reine Mittensignal, das als einzelnes Mono-Signal verwendet werden kann. Das Signal des Achter-Mikros (mit invertierter Polarität für das linke Signal) klingt alleine recht seltsam, in der Mischung passiert aber ein klein wenig M/S-Magie: In zwei Beispielen könnt ihr euch anhören, wie sich der Aufnahmewinkel nachträglich verändern lässt.

Audio Samples
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Bandprobe, enger Winkel Bandprobe, weiter Winkel Bandprobe, nur Mittensignal Bandprobe, nur Seitensignal

Weiter geht’s mit der klassischen Gitarre, diese klingt ebenfalls wieder sehr natürlich! Und wieder brilliert das Shure MV88+ bei der Stereodarstellung: Das Mikro stand nicht exakt gerade vor der Gitarre, es war leicht aus der 0°-Grad-Achse nach rechts gedreht. Und das hört man sofort, die Phantomschallquelle der Gitarre ist leicht nach links gerutscht (weil durch die Verdrehung nach rechts die linke Seite mehr Pegel abbekommen hat). Das ist kein Fehler des Mikrofons, mehr ein Anwenderfehler meinerseits und zeigt, wie sauber das MV88+ arbeitet! Zum Beurteilen der Höhen und der Transienten-Wiedergabe gibt’s wie immer den Shaker. Weiterhin gilt: Es gibt nichts zu mäkeln am Shure MV88+.

Audio Samples
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Akustik-Gitarre, Stereo 75° Winkel Shaker, Stereo 75° Winkel

Dann habe ich noch einige Aufnahmen mit einer Akustik-Gitarre (Stahlsaiten, Standard-Tuning) gemacht. Hier habe ich den internen Limiter und den Kompressor zugeschaltet. Beide arbeitet arbeiten nicht unhörbar, aber mit beiden kann man arbeiten, solange die Gain-Werte moderat bleiben. Übrigens: Erst bei diesen beiden letzten Aufnahmen, der Akustikgitarre mit Kompressor und Limiter, hatte ich das dringende Bedürfnis mit dem EQ einschreiten zu müssen, weil mich jetzt die härteren Höhen bei ca. 1,6 kHz und 5 kHz doch stören. Hat ganz schön lange gedauert, „Chapeau!“ Shure MV88+!

Audio Samples
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Akustikgitarre, Stereo 75° Grad Akustikgitarre, Mono, nur Mitte Akustikgitarre, interner Kompressor Akustikgitarre, Kompressor + Limiter
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