Sennheiser MD 42 Test

Das Reportagemikro Sennheiser MD 42 zählt nicht unbedingt zu den schillernden Persönlichkeiten im Produktportfolio der Firma aus Wedemark, denn Sennheisers Mikrofonkatalog glänzt mit vielen Einträgen.

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Und sicher kommen den meisten Tontechnikern die Tauchspulenklassiker MD 441 und MD 421 zuerst in den Sinn, wahrscheinlich auch die HF-Mikrofone (z.B. MKH800 und MKH8020) oder die beliebten Mikros der Evolution-Serie wie e906, e835 oder e602. Wer im Bereich von EB, Interviews oder Filmton unterwegs ist, der wird eher Clipmikros, Richtrohre und eben Interviewmikros kennen.
Mit dem Sennheiser MD 42 – vielleicht nur durch Zufall zahlenmäßig verwandt mit dem kleinen MD 21 (ebenfalls ein dynamischer Druckempfänger) – ist ein Archetyp von Interviewmikrofon erhältlich: langer, stabiler Schaft, kompakter Korb, dynamische Kapsel mit Kugelcharakteristik. Preislich bei 200 Euro gelegen, gibt es durchaus günstigere Mikrofone dieser Gattung. Lohnt sich das?

Details

Der Druck wird empfangen, nicht der Druckgradient

Hinter der Membranfläche ist ein Luftvolumen eingeschlossen, wodurch das MD 42 ein Druckempfänger und kein Druckgradientenempfänger ist. Daraus ergibt sich eine Kugelcharakteristik des Reportagemikros, denn auch seitlich oder rückseitig eintreffender Schall sorgt für Druckunterschiede zwischen Membranvorderseite und dem aktuellen atmosphärischen Ruhedruck. Auf die Membran ist eine Spule aufgeklebt, die bei Bewegung in einem Magnetfeld Spannung induziert: Die tatsächliche Schalldruckänderung induziert also das Signal, anders als bei Kondensator-Druckempfängern, bei denen nicht die Bewegung, sondern die Membranposition entscheidend ist.  

Fotostrecke: 3 Bilder Der Drahtkorb des MD 42 kann abgeschraubt werden.

Sieht man sich das aussagekräftige Polardiagramm an, welches Sennheiser seinen Mikrofonen mitzugeben pflegt, wird deutlich, dass die Kugelcharakteristik oberhalb von 1 kHz abnimmt und richtend wird. Das ist darin begründet, dass sich die Kapsel quasi selbst im Weg steht und den Weg des kurzwelligeren (also höherfrequenteren) Schalls abschattet. Hier ist zu erkennen, dass ein Ausfransen auch bei 16 kHz erst ab 60 Grad Aufsprechwinkel so gut wie nicht auftritt. Klangfärbungen durch etwas seitlich sprechende Personen oder durch größere Mikrofonbewegungen durch den Interviewer sind damit nicht zu befürchten – zumindest auf dem Papier.  

Das Icon auf dem Fuß macht klar: Dies ist ein Omni-Mikrofon, also eines mit Kugelcharakteristik.
Das Icon auf dem Fuß macht klar: Dies ist ein Omni-Mikrofon, also eines mit Kugelcharakteristik.

Nicht linear – muss ja auch nicht

Der Frequenzgang des Sennheiser MD 42 ist nicht linear – das ist auch nicht die Aufgabe eines Reportage-/Interviewmikrofons. Numerisch mit 40 bis 16000 Hz angegeben, ist der Blick in den (axialen Pegel-)Frequenzgraphen aussagekräftiger. Dort erkennt man einen zwar steilen, aber gleichmäßig verlaufenden Abfall von etwa 12 bis hinunter zu 20 kHz. Dröhnende und resonierende Sprachanteile scheint das MD 42 zu dämpfen, denn es gibt einen deutlichen Einbruch um die Mittenfrequenz von 600 Hz herum. Darunter, also im Bereich der typischen Grundtöne gesprochener Sprache, wird mit etwas geringerem Pegel übertragen als darüber. Auffällige Schärfedips gibt es bei diesem Sennheiser-Interviewmikro nicht, es ist in den Höhen weitgehend linear.

Der Übertragungsfaktor liegt mit 2,0 mV/Pa in einem für Tauchspulenmikrofone typischen Bereich, natürlich ist bei dieser Angaben nicht zu vernachlässigen, dass im Praxisbetrieb „mehr Umgebung“ mit zum letztlichen Pegel beiträgt als bei der Arbeit mit richtenden Mikros. Die Impedanz ist mit 350 Ohm zwar eher hoch, aber an modernen Vorverstärkern sind keine Klangveränderungen zu befürchten.  

Die Werte des MD 42 bewegen sich im üblichen Rahmen. Nur die Impedanz ist etwas höher als bei den meisten anderen Mikros.
Die Werte des MD 42 bewegen sich im üblichen Rahmen. Nur die Impedanz ist etwas höher als bei den meisten anderen Mikros.

Drollig: der Lieferumfang

Mit 25 Zentimetern ist das Sennheiser MD 42 nicht so ein langer Prügel wie beispielsweise das Rode Reporter, mit 360 Gramm aber dennoch kein Fliegengewicht. Im Inneren des Korbes mit dem von Sennheiser bekannten Gitter werden zwei Gazen verwendet, um Windgeräusche fernzuhalten. Wer mag, findet im Senneheiser-Zubehörprogramm die beiden Windschirme MZW 1032-Pro und MZW 4032. Auch die Mikrofonklammer MZQ 800 ist eine Option: Es wird davon ausgegangen, dass das MD 42 in der Hand gehalten wird. Entsprechend drollig liest sich der Eintrag im Handbuch: „Lieferumfang: 1 MD 42“.

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