Praxis
Was soll ich sagen? Die Nick Johnston sieht nicht nur aus wie eine Strat, sie fühlt sich auch so an. Der Korpus schmiegt sich wie gewohnt perfekt an den Körper und auch der Hals lädt förmlich zum Spielen ein.
Die Gitarre zeigt sich auf dem Bein wie auch am Gurt ausbalanciert und resoniert schon trocken angespielt deutlich. Heraus kommt ein knackiger Sound, wobei die Saiten lang anhaltend und gleichmäßig ausschwingen.
Nick Johnston jedenfalls scheint recht große Hände zu haben, denn der Hals ist beileibe kein Zahnstocher, er liegt satt in der Hand, lässt sich dabei aber sehr gut und komfortabel bespielen. In puncto Werkseinstellung gibt es rein gar nichts zu bemängeln, schnarrende Saiten oder Ähnliches sucht man hier vergeblich.
Für die folgenden Aufnahmen verwende ich meinen Marshall JVM 410, der eine Universal Audio OX Box füttert. Bei ihr habe ich eine Vintage 30 bestückte 2×12″ Box angewählt und wie immer die Audiofiles nicht weiter im Klang bearbeitet.
Los geht es mit dem Clean-Kanal des Amps, dabei schalte ich durch alle fünf Positionen des Wahlschalters. Es folgt ein weiteres Beispiel, bei dem ich den Split betätigt habe und die Positionen 2 (Mittel- und Steg-Pickup) und den Humbucker anspiele.
Im cleanen Kanal des Amps liefert die Schecter ausgesprochen geschmackvolle Strat-Sounds und in sämtlichen Positionen des Wahlschalters kommen die altbekannten Klänge überzeugend aus den Speakern. Der Hals-Pickup tönt dabei schön rund und erstaunlich offen, was sich wie ein roter Faden durch die folgenden Stellungen des Wahlschalters zieht. Und auch der Doppelspuler am Steg macht hier eine sehr gute Figur, da er den Preamp nicht zu sehr fordert und einen zwar mittigen, gleichzeitig aber auch knackigen Sound liefert. Die Split-Sounds zeigen sich erwartungsgemäß schlanker, bleiben dabei aber schön stramm und erweitern das Klangspektrum des Instruments um zwei weitere, gut klingende Sound-Optionen.
Es folgt ein Beispiel am zerrenden Amp. Wieder spiele ich alle Schaltungsmöglichkeiten des Wahlschalters an. Dabei versuche ich, mit unterschiedlichen Spielweisen in verschiedenen Lagen des Griffbretts ein breiteres Feld abzudecken.
Auch hier kann die Schecter punkten. Der typische “Knack” beim Anspielen der Saiten kommt deutlich zur Geltung und lässt ein akzentuiertes Spiel zu. Natürlich hat hier der Steg-Humbucker seine Nase vorn, da er kraftvoll ans Werk geht, dabei aber ebenfalls genügend Draht im Sound besitzt, um mit den anderen Positionen des Wahlschalters mithalten zu können.
Mit mehr Gain am Amp geht es mit den folgenden Beispielen weiter.
Die Traditional HSS harmoniert für meinen Geschmack sehr gut mit dem High-Gain-Kanal des Marshalls – kein Wunder, denn Nick Johnston ist auch viel im zerrenden Kanal des Amps unterwegs. Die Sounds bleiben durchsichtig, wobei die ausgeprägten Attacks natürlich eine gewichtige Rolle spielen. Das Höhenbild bleibt schön offen und verleiht dem Klang so viel natürliche Frische.
Ich bin gespannt, wie sich die Schecter bewährt, wenn es im High-Gain-Kanal stärker zerrt. Auch hier wird wieder, vom Hals-Pickup ausgehend, durchgeschaltet.
Dass Singlecoils durchaus auch rocken können, zeigen die Beispiele für meinen Geschmack recht deutlich! Die Schecter fühlt sich hier offensichtlich pudelwohl und liefert druckvolle Sounds in allen Positionen des Wahlschalters, wobei sich die Nebengeräusche auffallend zurückhalten.
Erwartungsgemäß drückt der Steg-Humbucker ordentlich, aber auch die Hals- sowie die Zwischenpositionen fallen keineswegs ab. Selbst der Split-Mode, der in der Regel eher schlank ausfällt, liefert kraftvolle Klänge. Natürlich darf auch ein Beispiel im Solo-Modus nicht fehlen. Hier spiele ich ebenfalls alle Positionen inklusive Coil-Split an.
Auch im Lead-Gain-Kanal des Marshalls lässt sich die Nick Johnston Traditional spielend leicht beherrschen. Werden die Saiten härter angeschlagen, quittiert die Gitarre dies mit einem knalligen Attack, was einem expressiven Spiel sehr entgegenkommt. Gepaart mit der sehr guten Bespielbarkeit hat der Spieler ein durch und durch professionelles Werkzeug in der Hand, das auf die jeweilige Spielweise feinfühlig eingeht.