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Roland KC-600 Test

Lautstärke und Reserven sind in fast jeder Bandprobe wichtig, besonders wenn man als Keyboarder mit anderen Instrumentalisten zusammen spielt. Schließlich gilt es oft, sich gegen eine Klangwand aus E-Gitarren und Schlagzeug durchzusetzen. Aber auch ein guter und ausgewogener Klang sind heutzutage bei Keyboard-Verstärkern ebenfalls Pflicht, gilt es doch den Sound des Tasteninstrumentes möglichst detailreich und clean an den Zuhörer zu bringen. Und das nicht nur im Übungsraum, sondern auch live auf der Bühne, wo der Keyboard-Amp entweder als alleiniges Abstrahlmedium verwendet wird, oder als Monitor Einsatz findet, wenn das Keyboard-Signal von dort an eine Pa weitergeleitet wird.

Roland KC-600 Test
Der Roland KC-600 ist ein Keyboard-Amp der nicht nur viel Leistung hat, sondern auch toll klingt.


Das Marktangebot an Keyboard-Amps zeigt sich recht vielschichtig; es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausführungen und Preisklassen. Um hier mitzuhalten, muss ein Keyboardverstärker neben Leistung und Leistungsreserven auch klanglich in der oberen Liga spielen, was Roland mit einem Update der KC-Keyboard-Verstärker-Serie in die Tat umgesetzt hat. Wir schauen uns im Test einmal den KC-600 an, der im Reigen der Roland-Keyboardamps die goldene Mitte darstellt.

Details

Äußeres Erscheinungsbild

Zu den Kompaktverstärkern gehört der KC-600 definitiv nicht mehr. Alleine das Gewicht mit 29 kg, aber auch die Maße von 59 x 59 x 44,5 cm (H x B x T) machen das deutlich. Dafür ist der Verstärker extrem robust aufgabaut, ein kleiner Panzer. Somit eignet er sich auch als Sitzmöbel, unter Umständen sogar für zwei Leute, besonders, weil auch alle Anschlüsse auf der Rückseite zu finden sind. Im Auslieferungszustand steht der KC-600 auf stabilen Gummifüßen, wer den Weg zur Bandprobe allerdings schiebend absolvieren will, kann die ebenfalls im Lieferumfang befindlichen Rollen montieren. Eine kurze Anleitung dazu ist dem Handbuch zu entnehmen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der KC-600 wirkt massig und sehr stabil. (Foto: thomann.de)

Hinten, oben und an den Seiten wurde der Verstärker in den oft für diesen Zweck verwendeten, sehr robusten Stoff eingekleidet. Das erfüllt definitiv seinen Zweck und sieht auch gut aus, allerdings lässt dieses Material Schmutz nur sehr ungern wieder los. Schon kurz nach dem Auspacken sind auf der Oberseite des Gerätes Staub- und Schmutzpartikel zu sehen, die sich nur unter Einsatz geeigneter Mittel entfernen lassen kann. 

Der KC-600 wurde in sehr robusten Stoff gehüllt. (Foto: thomann.de)
Der KC-600 wurde in sehr robusten Stoff gehüllt. (Foto: thomann.de)

Der Hingucker schlechthin ist definitiv der große 15‘‘-Custom-Tieftöner, der rein optisch schon eine Menge her macht. Gut geschützt vom stabilen schwarzen Metallgitter, kann man dessen Dimensionen nur erahnen, der Eindruck bleibt aber imposant. Durch den auf der Oberseite angebrachten, groß dimensionierten Transportgriff lässt sich der KC-600 auch ohne Rollen zielsicher manövrieren. Wer mit Rückenproblemen zu kämpfen hat, sollte davon aus Sicherheitsgründen aber lieber Abstand nehmen und die Rollen montieren, mit denen sich der Amp mühelos schieben lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Der 15‘‘-Tieftöner macht ganz schön was her. (Foto: thomann.de)

Anschlüsse und Bedienelemente

Die Anschlüsse des KC-600 auf der Rückseite des Gerätes sind in zwei Reihen organisiert. In der oberen Reihe finden wir vier Eingänge, die jeweils entweder Stereo oder Mono betrieben werden können. Kanal 1 verfügt zusätzlich über einen XLR-Mono-Eingang, an den ein Mikrofon direkt angeschlossen werden kann. Das ist für kleine Combos oder die, die alleine performen möchten praktisch, um darüber zum Beispiel Ansagen zu machen oder einfach zu singen. Das Output-Signal kann entweder über Klinke- oder über XLR-Buchsen ausgegeben werden. Der GND-Switch (Ground Lift Switch) kann dabei helfen, Netzbrummen, das durch das Anschließen verschiedener Instrumente entstehen kann, zu verhindern.
Die untere Reihe bietet zusätzliche Ein- und Ausgänge. Da ist zuerst einmal der Kopfhörer-Ausgang, gefolgt vom sogenannten Stereo-Link. Über Letzteren lassen sich zwei KC-Amps zu einer kleinen PA zusammenschließen. Dadurch erhält man zusätzlich Eingänge und durch die beiden Lautsprecher-Systeme auch eine Stereo-Wiedergabe. Als nächster Port folgt ein Sub-Out, für einen zusätzlichen Subwoofer. Aux-In bietet die Möglichkeit, Klangquellen wie ein Smartphone oder Laptop anzuschließen, entweder über kleine Klinke oder mittels Cinch.  

Der Roland KC-600 bietet sehr viele Anschlüsse für die unterschiedlichsten Klangerzeuger. (Foto: thomann.de)
Der Roland KC-600 bietet sehr viele Anschlüsse für die unterschiedlichsten Klangerzeuger. (Foto: thomann.de)

Die Bedienelemente befinden sich praktischerweise dagegen auf der Oberseite des Verstärkers. Die Lautstärke der vier Kanäle ist über die korrespondierenden Regler unabhängig voneinander einstellbar. Über den Output-Selektor wird das Ausgabeziel gewählt: Nur Kopfhörer, Kopfhörer und Lautsprecher, oder Kopfhörer, Lautsprecher und Line-Out gleichzeitig. Die nächsten beiden Regler stehen für das Aux-In- und das Kopfhörer-Output-Level und daneben folgt der drei-bandige EQ, nebst Shape-Funktion. Dadurch werden die Höhen und Tiefen des Signals angehoben, ähnlich wie bei der Loudness-Funktion alter Stereoanlagen. Master-Regler und Power-Knopf runden die Bedienelemente ab.   

Fotostrecke: 2 Bilder Der Roland KC-600 bietet …
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Praxis

Wie klingt der Amp?

Die Beschallung erfolgt beim KC-600 über ein Zwei-Wege-Lautsprechersystem, bestehend aus einem 15‘‘-Custom-Tieftöner und einem Horn-Tweeter. Angetrieben werden diese über die komplett überarbeitete Verstärkersektion, deren Leistung auf 200 W erhöht wurde, das sind 20 Watt mehr als beim Vorgänger. Das Eigenrauschen ist auffällig leise und wird eigentlich erst hörbar, sobald man den Master-Regler auf über 5 regelt. Im Test-Einsatz macht der KC-600 eine super Figur. Klaviere, E-Pianos, Orgeln und auch Synths klingen brillant und einfach gut. Der Drei-Band-EQ und die Shape-Funktion ermöglichen blitzschnelle Eingriffe, falls ein Bell-Sound dann doch ein bisschen zu brillant in den Höhen erscheint, oder man aus einer Orgel störende Bässe herausnehmen möchte. Genauso gut klingt ein angeschlossener Drum-Computer. Die Transienten der Sounds kommen gut durch, sind tight und knackig. Der Verstärker bildet einen lebendigen Drum-Groove ab, der den Kollegen in der Bandprobe absolut als Taktgeber dienen kann. Besonders fällt auf, dass die gespielten Sounds bei der Wiedergabe fast keinerlei Verfärbungen unterliegen, was den KC-600 von günstigen Pendants deutlich unterscheidet. Die Sounds klingen recht neutral, so, wie man sie von Recordings, oder über den Kopfhörer-Ausgang des verwendeten Instruments her kennt.

Der 15‘‘-Tieftöner des KC-600 macht optisch und klanglich einiges her. (Foto: thomann.de)
Der 15‘‘-Tieftöner des KC-600 macht optisch und klanglich einiges her. (Foto: thomann.de)

Auch die Wiedergabe aktueller Chart-Musik mittels Smartphone und Laptop über den Aux-In des KC-600 lässt das Ohr des Testers nicht schlecht staunen. Man vergisst fast, dass man seinen Sound ‚nur‘ über einen Keyboard-Verstärker hört, wodurch mit dem KC-600 auch jede Privat-Party beschallt werden kann. Die Leistung reicht dafür definitiv.
Final teste ich noch den direkten Anschluss eines Mikrofons über den ersten Kanal des Gerätes. Ein SM-58 liefert über den KC-600 ebenfalls einen klaren und druckvollen Sound, den ich durch die Verwendung des integrierten EQs noch an meine Stimme angepasst habe. Der verbaute Verstärker kommt sehr gut mit dem nicht übermäßig lauten Ausgangssignal des meist genutzten dynamischen Mikrofons der Welt klar, denn Leistung ist reichlich vorhanden. Ich regle den Eingang auf 7 (0-10) und das Master-Volume auf 5, wodurch bereits eine satte Lautstärke erreicht wird. Spaßeshalber drehe ich das Master-Volume weiter auf und erhalte spätestens bei 8 ein Signal, das auch der Nachbar auf der anderen Straßenseite selbst bei geschlossenen Fenstern hören dürfte. Wer über den Amp singen möchte, sollte ein Effektgerät haben, denn der Amp bietet keine internen Effekte, die man den einzelnen Kanälen zumischen könnte. Das ist ein bisschen schade, zumal Digitaltechnik heute nicht teuer ist und einige andere Hersteller dieses Feature in ihren Amps an Bord haben.

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Fazit

Einfach top, der Amp! Der Roland KC-600 ist ein sehr guter Keyboard-Verstärker, der mit 200 Watt Power genügend Leistung bietet und obendrein sehr klangneutral arbeitet. Alle im Test angeschlossenen Instrumente und selbst moderne und komplett ausproduzierte Musik klangen über diesen Verstärker wirklich gut. Die Überarbeitung hat sich also definitiv gelohnt. Somit kann der KC-600 in bestimmten Situationen sogar als PA-Ersatz verwendet werden, besonders in Verbindung mit einem zweiten Gerät über den Stereo-Link. Für den Transport sollte man sich allerdings noch ein paar Muskeln antrainieren, denn selbst mit Rollen zum Schieben ausgestattet, ist das Heben des Amps in den Bandbus, eine Sache, die man lieber zu zweit machen sollte.
Für klangliche Eingriffe ist der 3-Band-EQ ausreichend. Die Shape-Funktion geht recht dezent ans Werk, was als angenehm gewertet wird, denn der Sound wird damit nicht komplett verändert, sondern nur leicht eingefärbt. Die Lautstärkeregelung für jeden Kanal ist nach wie vor komfortabel und die Verarbeitung robust. Schade, das Roland dem KC-600 keine Effekte spendiert hat, mit denen man das eingehende Mikrofon-Signal noch hätte beleben können, selbst, wenn es nur ein Delay oder ein einfacher Hall gewesen wäre. Alles in allem ist der Roland KC-600 eine klare Empfehlung für den, der nach einem stabilen Keyboard-Amp sucht, der klangneutral arbeitet und mit genügend Power prima ausgerüstet für Übungsraum und Club-Gigs ist.

Pro
  • Ausgewogener, neutraler Klang
  • Leistung satt
  • 4-Kanal-Mixer für schnelle Balance aller angeschlossenen Klangerzeuger
  • Drei-Band-EQ und Shape-Funktion ermöglichen präzise klangliche Korrekturen
  • Anschluss eines zweiten baugleichen Verstärkers für Stereo-Wiedergabe über Stereo-Link
  • Robust gebaut
Contra
  • Hohes Gewicht
  • Keine integrierten Effekte
Der Roland KC-600 ist ein Keyboard-Amp der nicht nur viel Leistung hat, sondern auch toll klingt.
Der Roland KC-600 ist ein Keyboard-Amp der nicht nur viel Leistung hat, sondern auch toll klingt.
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