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Roland KC110 Test

Dass Roland nicht nur wohlklingende Synthesizer entwickeln kann, sondern auch vom Verstärkerbau Ahnung hat, haben die Japaner mit der legendären Jazz-Chorus-Serie und den beliebten Cube-Modellen schon vor Jahrzehnten eindeutig bewiesen. Der kleine KC-110 rundet die aktuelle Palette an Keyboardamps nach unten hin ab und verspricht dem Tastenspieler mit zahlreichen Features Flexibilität und Hörgenuss zum günstigen Preis.

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Als Ausstattung bietet der „Kleine“ drei Eingangskanäle plus zusätzlichem Aux-In, einen Line-Out, Stereo-Hall und Stereo-Chorus. Die 30W-Endstufe soll den Sound im „echten“ Stereobild zutage fördern und kann entweder über ein Netzteil oder über Batterien mit Strom versorgt werden. Zumindest diese Fakten klingen nicht schlecht und sind für uns auf jeden Fall ein Grund, uns einmal etwas näher mit dem Objekt der Begierde auseinanderzusetzen.

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Details

Der kunterbunte Karton und das Gewicht des KC-110 erinnern mich mehr an ein Produkt aus der Spielwarenabteilung als aus dem Musikgeschäft. Dennoch kommt ein richtiger Verstärkerzwerg mit federleichten 7,3 kg und sehr kompakten Abmessungen ans Tageslicht. Sein Gehäuse ist mit schwarzem, strapazierfähigem Stoff eingekleidet, der ihn – genauso wie die mattschwarzen Metallecken – vor Transportverwundungen schützen soll. Auf der Unterseite hat man ihn löblicherweise mit einem Hochständerflansch passend für alle gängigen Boxenstative und mit einem ausklappbaren Bügelfuß ausgestattet. Letzterer erlaubt eine Schrägstellung und somit eine bessere Abhörposition bei der Platzierung auf dem Fußboden.

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Auf der Vorderseite kann man durch das schwarze Schutzgitter den beiden 16-cm-Speakern und den beiden Tweetern bei der Arbeit zuschauen. Aufgrund der sehr engen Anordnung der Lautsprecher wird deutlich, wie sehr man sich bei Roland bemüht hat, die Abmessungen des Amps so klein wie möglich zu halten. Die Verarbeitung hinterlässt dabei einen stabilen und zuverlässigen Eindruck.
Rückseite
Sämtliche Anschlüsse bis auf die Kopfhörerbuchse befinden sich auf der Rückseite des Verstärkerwinzlings. Der KC-110 ist mit drei Eingängen ausgestattet. Channel 1 kann ein Mono-Signal wahlweise über eine Klinken- oder eine XLR-Buchse verarbeiten und ist somit für den Anschluss eines Mikrofons geeignet. Die Kanäle 2 und 3 sind jeweils als Stereokanal mit Klinkeneingang für die Verstärkung von Synths und Keyboards ausgelegt. Ein zusätzlicher Stereo-Aux-In mit eigenem, kleinem Level-Potentiometer dient dem Einspeisen von MP3-Playern und ähnlichen Quellen, deren Signale ihren Weg über Cinchbuchsen oder eine 3,5-mm-Stereoklinke in den KC-110 finden.

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Der Stereo-Line-Out ermöglicht es, die fertige Mischung an das FOH zu schicken. Somit fungiert der kleine Verstärker als einfacher Submixer und aktiver Keyboardmonitor in einem. Der Line-Out bleibt dabei vom Master-Volumenregler und vom Master-EQ unbeeinflusst. Sehr praktisch! Zum Schluss gibt es noch einen Fußschalteranschluss, der den internen Effekt an- und ausschaltet. Was die Anschlüsse betrifft, zeigt sich der kleine Verstärker flexibel und hat das nötige Rüstzeug für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete im Gepäck.

Oberseite
Ebenso übersichtlich und einfach präsentiert sich die kleine dreikanalige Mixeinheit. Sie ist auf der Oberseite des Amps platziert und erlaubt somit auch während des Spielens spontane Eingriffe. Jeder Kanal verfügt über ein eigenes Volumenpoti. Die Gesamtlautstärke wird über den Mastervolumenregler eingestellt. Ein einfacher 2-Band-Equalizer mit Festfrequenzen für Bässe und Höhen passt den Sound an die vorhandene Akustik an. Ebenso hat man den Kopfhörerausgang hier angebracht, der bei Benutzung die Speaker abschaltet und dessen Level über das Mastervolumenpoti geregelt wird. Die Nachbarn werden den Roland-Ingenieuren bei nächtlichen Übe-Orgien sehr dankbar sein, dass sie dem Zwergenamp dieses Feature spendiert haben.

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Effekte
Vervollständigt wird der Mixer durch das Effekt-Poti, das stufenlos zwischen drei internen Effekten überblendet. Der KC-110 ist mit einem Stereo-Hall, einem Stereo-Chorus und dem sogenannten „Wide“-Effekt ausgestattet. Jeder Effekt ist nur einzeln nutzbar und wirkt leider immer auf alle Kanäle gleichzeitig.

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Innere Werte
Der KC-110 ist als „echter“ Stereo-Verstärker konstruiert, das heißt, je ein Speaker und ein Tweeter sind paarweise symmetrisch angeordnet, wobei die linke Seite das linke Audio-Signal und die rechte Seite das rechte Audio-Signal wiedergibt. Allerdings ist die Stereoabbildung aufgrund der geringen Gehäuseabmessungen nur schwer wahrnehmbar.
Die digitale Endstufe liefert eine Maximalleistung von 2 x 15 Watt, was für (sehr) kleine und ruhige Locations ausreicht. Nimmt die Umgebungslautstärke zu, erreicht der kleine Verstärker schnell seine Grenzen und tut dies mit unangenehmen Verzerrungen kund. Er ist halt dann doch zu klein, um sich gegen Gitarrenamps und Schlagzeug behaupten zu können.

Steckdose? Nicht unbedingt!
Der Roland KC-110 kann auf zwei Arten mit Strom versorgt werden. Zum einen ganz konventionell über das mitgelieferte Netzteil und zum anderen über acht handelsübliche AA-Batterien. Das Batteriefach befindet sich auf der Rückseite und ist komplett und einfach mittels zwei Handschrauben herausnehmbar. Je nach verwendetem Batterietypus hält die Stromversorgung runde sieben Stunden mit Alkali-Batterien beziehungsweise acht mit Nickel-Metallhybridakkus durch. Dies sind allerdings nur Durchschnittswerte. Die tatsächliche Lebensdauer hängt von der Leistung ab, die der Verstärker im Einsatz aufbringen muss. Im Test lief der Amp mit schon benutzten, billigen schwedischen Möbelbatterien bei zwei Veranstaltungen insgesamt länger als sieben Stunden. Allerdings fehlt eine Batterieanzeige, sodass es einem passieren kann, dass der Kollege mitten im Set Feierabend macht. Deshalb: Rechtzeitig Batterien wechseln oder Netzteil immer griffbereit halten! Vor allem auch deshalb, weil der Power-Schalter nicht vor unbeabsichtigtem Betätigen geschützt ist und der Verstärker zum Beispiel beim Transport versehentlich eingeschaltet werden kann. Übrigens verringert sich die Maximalleistung im Batteriebetrieb auf nur noch 20 W. Trotzdem kann der KC-110 damit als schnell aufgebauter aktiver Bühnenmonitor oder als Party- und Karaokeverstärker bei Open-Air-Veranstaltungen im kleinen Kreis verwendet werden.

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Praxis

Bedienung
Bei der Bedienung und dem Handling zeigt sich der Rolandjüngling äußerst vorbildlich. Die Bedienelemente beschränken sich auf die wichtigsten Parameter und sind auf der Oberseite angeordnet. Dadurch gestaltet sich die Soundkontrolle vor allem für Anfänger einfach und übersichtlich. Besonders „pfiffig“ finde ich die Kontrolle des Effektes mit nur einem Poti. Somit hat man blitzschnell die passende Einstellung gefunden.Auch im Handling und beim Transport zeigt sich das Leichtgewicht im Zusammenspiel mit dem möglichen Batteriebetrieb und dem ausklappbaren Bügel äußerst unkompliziert. Der Kleine ist schnell aufgestellt, verkabelt und „ready to rock“. Außerdem benötigt er nicht viel Platz – egal, ob zu Hause, im Proberaum, auf der Bühne oder im Auto.
Sound
Der Sound des kleinen Roland KC-110 dringt trotz der Verstärkerleistung von 30W klar und bissig an die Ohren. In lauter Umgebung hat er diese 30W allerdings schnell verspielt und reagiert darauf mit Verzerrungen, was ihn nicht für den Einsatz in lauten Bands mit E-Gitarre und Schlagzeug prädestiniert. Aufgrund des gefühlten „engen“ Frequenzganges mit betonten oberen Mitten ist er dennoch sehr durchsetzungsfähig, vor allem Klaviersounds klingen schön scharf. Allerdings sorgt genau diese Überbetonung für einen scheppernden und etwas blechernen Gesamtsound, dem es unten herum aufgrund der kleinen Lautsprecher und Gehäuseabmessungen an echtem Bassvolumen und oben herum an Brillanz fehlt. Die für meinen Geschmack zu niedrige Einsatzfrequenz des Hi-EQ lässt die Höhen leider sehr schnell aggressiv und sägend klingen. Auch beim Anschluss eines Gesangsmikros reagiert der KC-110 sehr frühzeitig mit Verzerrungen und Rückkopplungen im oberen Frequenzbereich.Abhilfe könnte man hier durch ein weiteres EQ-Band für die Mitten schaffen, was dem Gesamtsound zugutekäme und die Bedienung nicht unnötig verkomplizieren würde.Das Reverb klingt mit seiner langen Nachhallzeit und mittleren Dichte unaufdringlich, „scheppert“ allerdings etwas, das Poti bestimmt die Stärke des Effektes.

Audio Samples
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Reverb

Gut für E-Piano-Sounds eignet sich der Chorus-Effekt, der dem Sound eine schöne Breite und Wärme verleiht. Dreht man den Effektregler weiter auf, verändert sich die Tiefe des Chorus.

Audio Samples
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Rhodes trocken Rhodes mit Chorus

In Maximalstellung des Effektpotis aktiviert man den „Wide“-Effekt. Hierbei handelt es sich, meinen Ohren nach zu urteilen, um eine langsamer schwebende Variante des Chorus-Effektes, oft auch unter dem Namen „Symphonic“ bekannt. Der Sound wirkt tatsächlich breiter, klingt aber auch sehr „weichgespült“ und nimmt vielen Keyboardsounds das Durchsetzungsvermögen. Gut einsetzbar ist er bei E-Piano-, Chor- und Pad-Sounds.

Audio Samples
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Pad trocken Pad Wide

Alle drei mitgelieferten Effekte klingen sehr brauchbar und sind aufgrund ihrer moderaten Parametereinstellungen universell einsetzbar. Gerade deshalb ist es schade, dass es keinen Send-Regler pro Kanal gibt. Benutzt man mehrere Klangerzeuger gleichzeitig, wird man sich wohl auf den Hall-Effekt beschränken.

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Der KC-110 bietet als Kleinster aus der Familie der Roland-Keyboardverstärker eine reichhaltige Ausstattung – unter anderem Batteriebetrieb – und viele Features, wie beispielsweise die internen Effekte. Trotzdem ist er sehr einfach zu bedienen. Mit seinem geringen Gewicht und den kompakten Maßen sammelt er weitere Pluspunkte und ist ein Meister des schnellen Handlings.
Allerdings muss man bei seiner „kleinen Größe“ logischerweise Abstriche in Leistung und Sound machen. Daher eignet sich der KC-110 hauptsächlich für Kleinstbeschallungen oder das Üben zu Hause, als universeller Verstärker im Unterrichtsraum, für Duo-/Trio-Proben mit Gesang, Gitarre und E-Piano. Aber auch bei (Haus-)Konzerten im kleinen Rahmen, vor ruhigem Publikum oder als aktiver Bühnenmonitor mit eingebautem Keyboardsubmixer kann der Verstärkerzwerg durchaus seinen Mann stehen. Auch aufgrund seines moderaten Ladenpreises ist er eine gute Empfehlung für Anfänger der Tasten spielenden Zunft.

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Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Umfangreiche Ausstattung
  • Reichhaltige Anschlussmöglichkeiten
  • Geringes Gewicht
  • Ausklappbarer Bügelfuß
  • Batteriebetrieb bis zu 8 Stunden
  • Durchsetzungsfähiger Sound
  • Einfache Bedienung und Handling
Contra
  • Endstufe erreicht schnell ihre Grenzen
  • Überbetonung der oberen Mitten
  • Fehlende Mittenbearbeitung
  • Effekt wirkt global auf alle Kanäle
  • Fehlende Batterieanzeige
  • Verringerung der Leistung im Batteriebetrieb
Artikelbild
Roland KC110 Test
Für 389,00€ bei
Technische Details
  • 3-kanaliger Keyboardverstärker
  • 1 Mono-, 2 Stereo-Inputs
  • zusätzl. Stereo-Aux-In
  • Batteriebetrieb mit 8 AA-Batterien
  • Digitale 30W-Endstufe
  • Interner Stereo-Hall und Stereo-Chorus
  • Master-EQ
  • Stereo-Line-Out
  • Hochständerflansch und Klappbügel
  • Gewicht: 7,3Kg
  • Maße 42 x 24 x 32 cm
  • Preis 415 Euro UVP Strassenpreis: 333 Euro
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Profilbild von YesYazz

YesYazz sagt:

#1 - 14.05.2012 um 23:29 Uhr

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Ich spiele den "Kleinen" seit über einem Jahr als Ü-Amp zu Hause:12qm Keller - Ü-Raum mit Jazz Quintett 15qm, Loungeveranstaltungen in kleinen bis mittleren Lokationen (50 - 200 Personen). Der Test spiegelt genau meine Erfahrungen wider. Ich belaste den Combo mit einem Clavia Nord Stage mit Orgel und verschiedenen Pianosounds, wenig Strings. Bis zu mittleren Lautstärken hören ich und das vorn sitzende und stehende Publikum ausreichend. Wir haben nur einen Cajon-Spieler und keinen Basser. Und genau das ist die Schwäche des KC-110. Sobald der Bass aus der Zimmerlautstärke und/oder in die Nähe von 50Hz gerät, ist das Ende des insgesamt erstaunlich ausgewogenen Sounds erreicht. Für das Bassfundament, was ich liefern soll, ist er nur zu Übungszwecken in Zimmerlautstärke geeignet. Zu Hause schließe ich an den Line-Out (Stereo unsymmetrisch) einen Subwoofer an - perfekt.Mein Fazit: Auch mit der Akkuoption - die ich fast ausschließlich nutze - bin ich in Rekordzeit auch Outdoor spielbereit. Akustikgitarre, Stimme und Batteriekeyboard dran - und los. Die erzielbare Lautstärke ist ausreichend für Sprache auch bei Sälen bis 500 P. Dem Musikmaterial werden die tiefen Mitten und Bässe mit steigender Lautstärke entzogen.NB: Die Akkus -Eneloop 2000 mAh - reichen locker für unsere bis zu sechs Stunden dauernden Gigs. Ein Lautstärke- oder Klangunterschied zum Netzbetrieb ist kaum auszumachen.Ich mag ihn, den Kleinen.

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