Rodenberg GAS808B II Test

Die deutsche Effektschmiede Rodenberg aus dem hessischen Fulda ist bereits seit mehreren Jahrzehnten eine feste Größe in der internationalen Szene. Erfreulicherweise erblicken in regelmäßigen Abständen auch Pedale für uns Bassisten/innen das Licht der Welt. Laut Firmengründer Uli Rodenberg liegt der Anteil der Basspedale mittlerweile bei über 50% seines Absatzes. Da die bassistische Zielgruppe im Vergleich zu den sechssaitigen Kollegen erheblich kleiner ist, spricht dieser Wert schon eine deutliche Sprache! Hilfreich für diesen Erfolg unter Bassisten/innen ist sicher nicht zuletzt auch die beeindruckende Liste an Endorsern, welche Namen wie Marcus Miller, Victor Wooten oder Stanley Clarke enthält. Wer diese Herren schon einmal live gesehen hat und einen Blick auf deren Pedalboard erhaschen konnte, durfte sich davon überzeugen, dass die Herren die Rodenberg-Effekte tatsächlich fest in ihre Setups integriert haben und sie gerne und viel zum Einsatz bringen. Erst kürzlich wurde Victor Wooten das neue Signature-Pedal persönlich von Uli Rodenberg am “Thomann Bass Day” überreicht. Ich darf heute den jüngsten Wurf der Company aus Fulda testen: das Overdrive-Pedal GAS 808B II.

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… ein absoluter Volltreffer mit Suchtfaktor!

Details

Das Kürzel GAS steht in Musikerkreisen für die weitverbreitete Krankheit “Gear Acquiring Syndrom”. Frei übersetzt ist dies die unstillbare Sucht nach Equipment. Wirft man einen ersten Blick auf das GAS808B II, kommt diese auch tatsächlich sofort wieder mit dem bekannten “Haben will”-Gefühl zurück. Die gelaserte Frontplatte aus gebürstetem Edelstahl, das Gehäuse aus Aluminium, die großzügige Diamond-LED, chromfarbene Fuß- und Kippschalter und die elfenbeinfarbenen Drehregler versprühen durchaus den Flair von “Mein Schatz” aus “Herr der Ringe”!
Alle Komponenten wirken sehr hochwertig und robust, und jedes Pedal wird komplett in Handarbeit von Uli Rodenberg in Fulda gebaut. Hier seht ihr kurz zusammengefasst die Vita des Pedals: Pate stand ursprünglich der legendäre Tube Screamer. Diesen beliebten Treter nahm Uli Rodenberg als Soundideal, entwickelte und optimierte ihn noch an diversen Stellen nach seinen Vorstellungen weiter – und taufte seine neue Kreation auf den Namen 808G, die zunächst als Gitarrenversion erschien.
Danach folgte eine Bassversion mit entsprechend optimierten Bauteilen und verändertem Frequenzgang – das 808B war geboren! Der Ruf des Marktes nach mehr Gain und noch mehr Verzerrung führte schließlich zum 909, ebenfalls wieder als Gitarren- oder Bassversion erhältlich. Beide Pedale gibt es übrigens auch in einem Doppelpedal zusammengefasst!
Viele Kunden wünschen sich jedoch heutzutage immer kleinere Pedale, um möglichst viele davon auf ihrem Board unterzubringen. Da Uli Rodenberg stets ein offenes Ohr für seine Kunden hat, bringt er nun mit dem vorliegenden GAS808B II das 808B und das 909B in einem Gehäuse konventioneller Größe unter.

Fotostrecke: 3 Bilder Die neue Kreation aus dem Hause Rodenberg …

Werfen wir einen Blick auf die Ausstattung: Die zwei großen Regler sind mit Level und Drive beschriftet. Level bezeichnet die Ausgangslautstärke und Drive den Grad der Verzerrung. Je weiter ich den Drive nach rechts drehe, desto lauter wird auch das Signal. Mit dem Level-Regler kann ich diese Pegelveränderungen wieder anpassen. Auf diese Weise wird verhindert, dass beim Einschalten des Geräts Lautstärkeunterschiede entstehen. Natürlich kann ich diesen Effekt auch anders nutzen und den Zerrsound bewusst boosten, z.B. für ein Solo oder ähnliches.
Der dritte Regler im Bunde nennt sich Tone. Er mischt graduell Höhenanteile zum Sound hinzu und macht ihn auf diese Weise heller und bissiger. Um den Tone-Regler zu bedienen, bedarf es schon etwas spitzer Finger, denn er ist recht klein und wird von anderen Reglern und Schaltern eingerahmt. Allerdings sollte man sich über diesen Aspekt nicht beschweren, wenn man nach kleineren Pedalen ruft und zwei davon in einem Gehäuse mit sich führen möchte. Und nachdem man “seinen” Sound gefunden hat, wird man den Regler wohl ohnehin nur noch selten bewegen.
Flankiert wird der Tone-Regler von zwei Kippschaltern, welche mit Deep beschriftet sind. Der Rechte ist für das 808 zuständig, der Linke für das 909. Hinter den Schaltern verbergen sich zwei dezente Bass-Boost-Optionen, die eventuellem Tiefbassverlust vorbeugen sollen. Im Zentrum des Pedals sitzt die edle Diamond LED. Sie leuchtet blau, sobald das Pedal aktiv wird. Beim Schalten in den 909-Modus wechselt sie ihre Farbe zu Rot.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwar wird es auf der Oberfläche durchaus etwas eng, …

Eine clevere Detaillösung ist die Mini-LED neben dem Fußschalter, der das 909 aktiviert. Im ausgeschaltetem Zustand leuchtet sie rot, falls das Gerät sich im 909-Modus befindet. Auf diese Weise erlebt man beim Einschalten keine böse Überraschung.
Bleiben noch die zwei Fußschalter übrig. Der rechte ist für das Ein- und Ausschalten des Pedals zuständig und sinnigerweise mit “ON” beschriftet. Mit dem linken aktiviert man die zweite Gainstufe des 909.
Das GAS808B II kann mit 9V-Batterie oder Netzteil betrieben werden. Intern arbeitet es mit 18 Volt Spannung. Dadurch wird mehr Headroom (Abstand vom Nennpegel zum Maximalpegel) geschaffen, der besonders für die Wiedergabe der tiefen Frequenzen hilfreich ist. Ein kurzer Hinweis: Die 18 Volt generiert das Pedal von selbst, es sollte keinesfalls ein 18-Volt-Netzteil angeschlossen werden!

Fotostrecke: 2 Bilder Vier Gummifüße sorgen für einen sicheren Stand.

Wie nicht anders zu erwarten, bietet das Pedal im ausgeschalteten Zustand einen True Bypass, das Signal durchläuft also nicht die Schaltung. Bevor wir das GAS808B II nun ausführlich in der Praxis testen, bekommst du in diesem nachfolgenden Video schon einmal einen kleinen Eindruck.

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Praxis

Zunächst aktiviere ich das Pedal im 808-Modus. Generell ist die Verzerrung als Overdrive angelegt. Dies bringt eher den Charakter einer übersteuerten Endstufe und ist daher wärmer und weicher als eine auf Distortion basierende Verzerrung. Mit dem Drive-Regler im Linksanschlag ist keinerlei Effekt zu hören. Bewege ich ihn im Bereich bis ca. in die 10-Uhr-Stellung, so liefert das GAS808B II eine milde Verzerrung, die nicht nach Effekt, sondern tatsächlich wie eine leichte Übersteuerung meines Amps klingt. Auch fördert sie bei langen Noten das Sustain, denn lang gehaltene Töne fangen schön an zu singen.
Erst ab der 1-Uhr-Position habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich einen Effekt benutze und keinen übersteuerten Amp. Der Sound bleibt aber bis Rechtsanschlag immer weich und angenehm. Mit dem Tone Regler lässt sich das noch feinjustieren, wobei die Range von vintagemäßig-bedeckt bis hell und modern reicht. Sehr gelungen finde ich, wie hier das verzerrte und das Originalsignal zu einer echten Einheit werden. Bei manchen Pedalen hört man, dass die Verzerrung irgendwie auf das cleane Signal “draufgesetzt” wird, aber sich nicht richtig mit ihm mischt. Beim GAS808B II hingegen klingt alles nach einem homogenen Sound und nicht nach “Clean-Signal plus Effekt on top”.

Zu Uli Rodenbergs Kunden zählen Bassstars wie Victor Wooten, Marcus Miller und Stanley Clarke!
Zu Uli Rodenbergs Kunden zählen Bassstars wie Victor Wooten, Marcus Miller und Stanley Clarke!

Zuletzt aktiviere ich noch den Deep Switch des 808. Ich muss ja gestehen, dass ich bisher noch keinen Verzerrer in der Hand hatte, der keine Verluste im Bassbereich mit sich brachte. Dieses Phänomen liegt wohl in der Natur der Sache – bzw. in der Physik! Schön ist aber doch, wenn man das Werkzeug zum Ausgleich dieses Verlustes gleich mitgeliefert bekommt.
Genau hier liegt die Funktion des Deep Switches. Aktiviert man diesen, wird deutlich hörbar der leichte Tiefbass-Verlust wieder egalisiert – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dies ist kein übertriebener Boost, der zwar zu Hause und im Musikladen beeindruckt, aber in der Band nur Matsch erzeugen würde. Stattdessen wurde dieses Feature nüchtern auf die Realität abgestimmt. Zudem ist er als Kippschalter kinderleicht zu bedienen.
Nachfolgend präsentiere ich euch ein paar Soundbeispiele im 808-Modus:

Audio Samples
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Preci, Drive: 10 Uhr, Tone: 10 Uhr Preci, Drive: 12 Uhr, Tone: 11 Uhr Jazz Bass, Drive: 2 Uhr, Tone: 1 Uhr

Wechselt man nun mithilfe des Fußschalters in den 909-Modus, so wird die zweite Gain-Stufe gezündet und aus dem Dr. Jekyll wird ein Mr. Hyde! Hier lassen sich mit Leichtigkeit auch brachialere Zerrsounds realisieren, die durch den Einsatz des Tone-Reglers durchaus aggressiv werden können. Es bleibt jedoch zu jeder Zeit der etwas gutmütig-cremige Overdrive-Charakter erhalten, und der Sound wird zu keinem Zeitpunkt bissig oder scharf wie bei einigen Distortion-Pedalen.
Durch das Umschalten vom 808 zum 909 ist ein Sprung in der Lautstärke zu vernehmen. Das war jedoch zu erwarten, schließlich erhält man hier deutlich mehr Gain. Hier muss man also gegebenenfalls nachregeln, oder man wählt den 909-Modus bewusst als geboosteten Sound für Passagen, in denen der Bass weiter im Vordergrund stehen soll.

Vielseitigkeit wird bei diesem Effektpedal groß geschrieben!
Vielseitigkeit wird bei diesem Effektpedal groß geschrieben!

Das Schöne dabei ist: der Grundcharakter des Sounds bleibt stets erhalten. Man erhält also nicht etwa beim Wechseln der Modi abrupt einen neuen Sound, der geschmacklich in eine ganz andere Richtung geht. Vielmehr verhält sich das 909 wie ein 808 “plus x”. Hat sich der persönliche Wunschsound des 808-Modus gut ins Gesamtgefüge eingepasst, so wird man auch beim Aktivieren des 909-Fußschalters keine böse Überraschung erleben.
Und so klingt der 909-Modus:

Audio Samples
0:00
Music Man Stingray, Drive: 12 Uhr, Tone: 1 Uhr Music Man Stingray, Drive: 3 Uhr, Tone: 3 Uhr Music Man Stingray, Drive: Maximum, Tone: 1 Uhr

Fazit

Uli Rodenberg ist mit dem GAS808B II einmal mehr ein wirklich tolles und vielseitiges Pedal gelungen, bei dem Optik, Sound, Verarbeitung, Bauteilqualität und der Preis stimmen. Apropos Preis: diesen empfinde ich wirklich als sehr angemessen! Die industriell produzierten Mitbewerber liegen häufig durchaus in ähnlichen und teilweise noch weitaus höheren Regionen ‑ von Boutique-Effekten einmal ganz zu schweigen. Bei Uli Rodenberg bekommt man zwei Pedale in einem (und das für gerade einmal 20,- Euro mehr als das Einzelpedal!), die zudem in reiner Handarbeit “made in Germany” gefertigt wurden.
Mir persönlich gefallen Hersteller, die auf Effekthascherei verzichten und sich am tatsächlichen Musikeralltag orientieren. Das mag zwar die Verkaufszahlen nicht unbedingt steigern, bringt aber ohne Frage bessere Produkte hervor. Genau das ist hier der Fall: das GAS808B II verrichtet seinen Job, ohne auf überflüssige Gimmicks zu setzen. Klar, wer brutale High-Gain-Sounds sucht, die durch Glas schneiden, sollte besser zu einem Distortion-Pedal greifen, aber auch da wird man im Rodenberg-Portfolio fündig. Die große Stärke des GAS808B II ist seine breite Palette homogener Zerrsounds, die vor allem im Low-Gain-Bereich stark an den Klang von geschmackvoll übersteuerten Röhrenamps erinnert.

Pro:
  • Soundqualität
  • Bauteilgüte
  • True Bypass
  • Handmade in Germany
  • Deep Switch
  • Optik
  • interner 18-Volt-Betrieb
  • Preis/Leistung
Contra:
  • keins
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… ein absoluter Volltreffer mit Suchtfaktor!
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Rodenberg
  • Modell: GAS808B II
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Effekttyp: Overdrive
  • Anschlüße: Input, Output, Netzteil
  • Regler: Drive, Level, Tone, 2 x Kippschalter Deep Switch
  • Maße (L x B x H): 11,5 cm x 6 cm x 3,3 cm
  • Gewicht: 300 Gramm
  • Preis: 189,- Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Soundqualität
  • Bauteilgüte
  • True Bypass
  • Handmade in Germany
  • Deep Switch
  • Optik
  • interner 18-Volt-Betrieb
  • Preis/Leistung
Contra
  • keins
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