Rode NT1-A Complete Vocal Recording Test

Haptik & Handling: Rode NT1-A im Test

Zuallererst fühlt sich das Rode NT1-A in der Hand wirklich wertig an. Die Fertigung ist hervorragend, das Finish des Mikrofons gelungen und die umlaufende Bedruckung am Fuße seines Bodys ist sehr sauber angebracht und erscheint abriebfest. Dazu kommt die Tatsache, dass Mikrofon-Korpus und XLR-Anschluss servicefreundlich verschraubt sind. Hier sammelt der australische Schallwandler daher nur Pluspunkte. Sicher, ein Transport- und Lagerungskoffer ist für ein Großmembran-Mikrofon immer wünschenswert. In Anbetracht des aufgerufenen Verkaufspreises erfüllt aber auch der im Set enthaltene Schutzbeutel seinen Zweck. Er lässt sich mit einer Kordel verschnüren und schützt die Membran des Mikrofons davor bei längerer Nichtbenutzung Staub anzusetzen. Das beiliegende XLR-Kabel ist mit seiner Länge von sechs Metern großzügig bemessen und macht dank Rückhaltesicherung, Klettband und verschraubten Steckern samt Knickschutz einen durchweg guten Eindruck.

leerer Beutel für Mikrofon
Fotostrecke: 7 Bilder Im mitgelieferten Beutel lässt sich das NT1-A staubgeschützt lagern.

Kommen wir zur Spinne: So mancher Hersteller spart hier am Material und nutzt eine schlecht lackierte, dünne Blechkonstruktion, die nicht gerade für die Ewigkeit fabriziert wurde. Nicht so jedoch bei der elastischen Halterung des NT1-A-Sets. Sie ist aus stabilen Metallstreben gefertigt und zum Oxidations-Schutz in sattem Mattschwarz lackiert. Aufgrund ihrer Vierkant-Konstruktion sind ihre Streben weitgehend verwindungsfrei. Die Verarbeitung der Aufhängung ist makellos. Das NT1-A wird dabei mithilfe eines Arretier-Rings fest mit dem inneren Korb verbunden. Beim Festziehen des Rings schützt eine Filzscheibe den Boden des Mikrofonfußes vor Abriebspuren.

Die Spinne lässt sich durch ein Gelenk neigen, um so das Mikrofon diagonal ausrichten zu können. Im Stutzen für die Stativbefestigung der elastischen Aufhängung wurden sinnigerweise gleich zwei Gewinde gefräst, so dass das sonst übliche lästige Fummeln mit einem Reduziergewinde entfällt. An den Gewindefräsungen fällt mir außerdem auf, dass Rode keinen Aufwand gescheut und selbst hier bis ins Kleinste hinein sauber lackiert haben. Das ist in dieser Preisklasse keinesfalls selbstverständlich. Obwohl aus Plastik gefertigt, macht auch der fest integrierte Poppfilter einen guten Eindruck. Der Poppfilter selbst ist austauschbar und auch das Gewebe kann separat getauscht werden. Durch seine komplexe Arretierung lässt er sich vertikal anpassen, seitlich drehen und diagonal kippen. Abstände von 0 bis etwa 13 cm können so zwischen Poppfilter und Mikrofonkorb realisiert werden.

Klingt gut: NT1-A

Rode NT1-A: Klang

Rode wirbt damit, dass das NT1-A geringes Eigenrauschen, einen warmen Klangcharakter und großen Dynamikumfang bietet, die jeweils mit hochpreisiger Konkurrenz mithalten können. In erster Linie für Gesang konzipiert, soll es auch für Gitarren- und Percussion-Aufnahmen geeignet sein. Und was soll ich sagen: Bei meinen Testaufnahmen kann ich tatsächlich all diese Punkte bestätigen.
Der Klangcharakter aufgegriffener Vocal-Signale ist bei Nahbesprechung warm und voll. Ein ausgeprägter Nahbesprechungseffekt lässt auch „dünne“ Stimmen groß und druckvoll erscheinen. Ein Höhen-Hype bleibt aus, die Mitten sind präsent, ohne herauszustechen. Wenn man so möchte, zeigt sich im Großen und Ganzen ein Klangbild, das „niemandem wehtut“ – und das meine ich im Positiven. Denn der vom NT1-A gewandelte Schall wird mit einem Frequenzgang ausgegeben, der nicht nur für einen bestimmten Stimmtyp gut geeignet ist, sondern breite Einsatzmöglichkeiten verspricht.


Noch besser klingt das Mikrofon für mich bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz. Wenn die Bassanhebung der Nahbesprechung entfällt, punktet das NT1-A mit einem transparenten Sound, der in der Tat so wunderbar relaxt und ansprechend herüberkommt, wie es sonst bei weitaus teureren Mikrofonen der Fall ist. Aufgrund seiner relativ hohen Empfindlichkeit und des geringen Eigenrauschens im Test kann ich mir deshalb gut auch einen Einsatz des Rode NT1-A bei entfernter Mikrofonierung (etwa als zusätzliches Raummikrofon) vorstellen.

Das Mikrofon ist auch für Einsteiger mit wenig Praxis vor dem Mikrofon ohne Probleme einsetzbar, denn seine Nierencharakteristik ist relativ breit aufgestellt. Die seitliche Besprechung im 45°-Winkel jenseits der Haupteinsprechachse bringt weder einen substantiellen Pegelverlust noch Einbußen im Frequenzbild zum Vorschein. Und selbst bei seitlicher Besprechung lässt sich das Signal des NT1-A noch immer gut verwenden. Auch wenn wir es hier nicht mit einer Kugel zu tun haben, ließe sich das Mikrofon ganz zur Not selbst in einem Halbrund von Sängern aufstellen. 

Audio Samples
0:00
Vocals, Nahaufnahme Vocals, mittlere Distanz Vocals, mittlere Distanz, 45° Vocals, mittlere Distanz, 90° Cajon Gitarre

Zischlaute stellen dabei weder bei naher noch bei mittlerer Distanz ein Problem dar. Die Transienten der Stimme werden ausreichend schnell und ansprechend gewandelt. Wie die Testaufnahme einer Cajon zeigt, gehört zwar einerseits eine scharfflankige Impulsabbildung akustischer Signale nicht zum Repertoire des NT1-A. Andererseits muss sich das Großmembran-Mikrofon keineswegs verstecken, wenn es um die Aufnahme von Percussion-Instrumenten im Homestudio geht. Als Letztes teste ich das Werbeversprechen, dass das NT1-A auch für Mikrofonaufnahmen von Akustikgitarren geeignet sei. Und tatsächlich gefällt mir das Ergebnis wirklich gut. Der Klang des NT1-A überzeugt auch bei der Aufzeichnung einer Western-Gitarre mit ausgewogenem Klangverhalten. Transparente Bässe, starke Mitten und ansprechende Höhen machen die Aufnahme zum Vergnügen.

Kommentieren
Profilbild von Norbert Binder

Norbert Binder sagt:

#1 - 30.12.2017 um 11:55 Uhr

0

Ich finde, es wäre mal an der Zeit, das neuere Rode NT1 zu testen. Das gibt es schon ein Weilchen und ist (wenn ich mir thomann.de anschaue), einer der Topseller in dem Preisbereich

Profilbild von Holgi

Holgi sagt:

#2 - 11.11.2018 um 21:15 Uhr

0

Kleine Korrektur: die Beschriftung unten am Mikro ist nicht aufgedruckt, sondern (wie heute selbst bei Billigprodukten aus Metall üblich) eingelasert. Daher ist die Abriebfestigkeit schon von Natur aus gegeben, ein Abrieb ist praktisch unmöglich!

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 12.11.2018 um 06:00 Uhr

    0

    Hallo Holgi,ja, das stimmt! Damit ist die Schrift deutlich mehr als nur abriebfest. Danke für Deinen Hinweis!Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.