Reloop RP-2000 MK2 Test

Praxis

Reloop RP-2000 MK2 gegen Technics SL-1200GR – David gegen Goliath. Die Gegenüberstellung beider Modelle mag sicherlich haken, schließlich trifft Einstiegs- auf Premium-Modell. Für einen SL-1200GR kann man sich sechs RP-2000 MK2 leisten. Aber wann lohnt es sich, Geld in zweierlei Hinsicht zu sparen – sei es für ein teureres Turntable-Modell oder mit dem Kauf des RP-2000 MK2 Cash für anderes Equipment. Dem auf die Schliche zu kommen, nutze ich für meinen Test weiterhin:

  • Rane Seventy-Two-Mixer
  • Ortofon Concorde Scratch MKII
  • Ortofon Concorde Club MKII

Das Einrichten

Eine optimale Performance des Plattenspielers setzt das Einstellen des Tonabnehmers nach den Vorgaben des Herstellers voraus. In diesem Fall justiere ich das Auflagegewicht je nach montierten Tonabnehmer auf drei beziehungsweise vier Gramm. Der Skala-Ring auf dem Gewicht zeigt zwar etwas Spiel, sodass man es mit der präzisen Einstellung des Auflagegewichts nicht hundertprozentig genau nehmen sollte. Aber pedantische Vinyl-Nerds sind eh nicht des RP-2000 MK2 anvisierte Zielgruppe. Allerdings zieht der Tonarm auch beim Anti-Skating von null Gramm wie bei vielen Plattenspielern neuerer Generation in Richtung Plattentellerrand. Trotzdem bevorzuge ich für diesen Test diesen Wert, wobei generell ein Anti-Skating zwischen null und der Hälfte des eingestellten Auflagegewichts als optimal zu präferieren ist.

Das Chassis

Obwohl das Top-Panel-Gehäuse gegen Stoß und Vibration überarbeitet und mit vier absorbierenden Füßen ausgestattet ist, sollte man keine Wunder erwarten. Auf Klopfen gegen das Chassis, wie auch auf Trittschall reagiert der Plattenspieler recht empfindlich. Beide Störsignale nimmt man deutlich wahr, zumindest, wenn die Nadel aufliegt, aber die Platte steht. Im laufenden Betrieb geht es unter. Dagegen nimmt er es auch mit manchen Stößen gegen das Chassis auf. Die hört man zwar, aber er gerät nicht beim kleinsten Anraunzer aus der Bahn.

Antrieb

Trotz seines recht gering ausfallenden Drehmoments zieht der Plattenteller beim Start des Plattentellers ganz gut an, was sicherlich nicht auf das Konto der überarbeiteten Start/Stopp-Taste geht. Die Anlaufzeit wird mit unter einer Sekunde beziffert, und sie liegt wirklich darunter. Per Stopp läuft der Plattenteller sanft aus, was akustisch einen wirklichen schönen und gut einsetzbaren Effekt erzeugt.

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Start/Stopp Funktion

Beim Anhalten der Platte mit aufliegender Hand spürt man allerdings sofort die geringe Zugkraft. Denn der Plattenteller bleibt selbst bei niedrigerem Druck recht schnell stehen. Wer wie ich einen Technics SL-1210 MK2 gewohnt ist, kann sich aber dennoch damit anfreunden. Alles eine Frage der Übung. Zumal auch mit einer anderen Slipmat mit gewachster Unterfläche der Plattenteller trotz angehaltener Platte besser weiterdreht. Damit gelingen letztlich auch die Drops recht gut ohne deutliches Delay beim Loslassen der Platte.

Gleichlauf und Pitching

Den direktangetriebenen Motor unterstützt ein gleichlaufstabilisierender Quartz in der Null-Position. Damit bringt es der Reloop RP-2000 MK2 auf eine Schwankung von 0,15 Prozent. Um ein Gefühl für diesen Wert zu bekommen, habe ich im Vergleich abwechselnd den SL-1200GR und RP-2000 MK2 im DVS-Modus von Serato DJ Pro synchron mit dem gleichen Track im internen Modus abgespielt. Nach einer Minute Spielzeit hört man mit dem RP-2000 MK eine leichte Phasenverschiebung. Dagegen liegen mit dem Technics SL-1200GR beide Tracks vom Beat immer noch genau übereinander. Ergo, mit dem RP-2000 MK2 muss man schneller beim Mix eingreifen, um die Phase durch Anschieben oder Bremsen des Plattentellers zu korrigieren. Aufgrund des Drehmoments und Plattentellergewichtes gilt auch hier: Mit Bedacht rangehen! Schließlich ist der Plattenteller recht leicht zu bendi(n)gen. Hat man erstmal den Dreh raus, geht es von der Hand.
Laut Reloop wurde bei dem MK2-Modell der gedämpfte Pitch-Control präzisiert. Mein Resultat beim Ablesen der aktuellen Pitch-Position im Serato DJ Pro-Deck: Trotz Einrasten um den Nullpunkt verzeichnet der Pitch-Control kurz davor und danach keine größeren Tempo-Veränderungen, wie man es von dem älteren Technics SL-1210/00 MK2-Modell kennt. Auch genaue Tempoeinstellungen lässt der Fader zu.

Klang

Für den Klangtest stelle ich abermals den Reloop RP-2000 MK2 dem Technics SL-1200GR gegenüber. Beim Grundrauschen schlägt sich der Herausforderer überraschend gut. Mit komplett voll aufgedrehten Kanälen rauscht der RP-2000 MK2 identisch wenig wie der sechsfach so teure Technics SL-1200GR.
Um die Soundeigenschaften beim Playback zu vergleichen, montiere ich an beide Plattenspieler das elliptische Concorde Club MKII. Aber hier zeigt sich eindeutiger der Qualitätsunterschied. Im direkten Vergleich dunkelt der RP-2000 MK2 merklich ab. Es fehlen die obersten Spitzen, die Transparenz leidet darunter. Man hört es schon beim Auflegen der Nadel in der Einlaufrille, die weniger knistert und rauscht. Wen das beim Plattenhören allerdings eh stört, der wird darin sogar einen Vorteil sehen. Zudem klingt der RP-2000 MK2 homogen und angenehm. Das beigelegte OM Black ist dazu eine gute Allround-Lösung für den Einstieg in die Vinyl-Materie.

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Der RP-2000 MK2 ist als erstes zu hören. Auch hier spielt das Einstiegsmodell zuerst. Soundtest mit beigefügtem OM Black

Scratching

Für diese letzte Disziplin meines Tests verwende ich das Ortofon Scratch MKII. Beim Druck auf den Plattenteller fällt auf, dass dieser leicht nachgibt und dadurch der Tonarm nach oben federt. Dies begünstigt Nadelsprünge, wie auch das stets greifende Anti-Skating. Bei sehr schnellen Baby-Scratches und vor allem beim Drilling kommt es dadurch häufiger zu Nadelaussetzern als bei anderen Modellen, unabhängig des eingesetzten Tonabnehmers. Entsprechend sollte man sich mit dem von seiner Hand ausgehenden Druck auf den Plattenteller zurückhalten. Dann klappt es auch mit dem Kratzen!

Für welchen Einsteiger?

Der RP-2000 MK2 lockt als günstiger Start in das Vinyl-DJing. Vor allem, wenn für das komplette Setup (Mixer, DVS, Kopfhörer, Monitorboxen) weiteres Geld draufgeht. Wer unbeleckt mit diesem Modell seine ersten DJ-Schritte geht, wird sich beim Mixing und Scratching an das Feeling und die Haptik sicherlich gewöhnen. Mit dem RP-2000 MK2 auflegen zu können, heißt, es mit allen anderen gängigen Modellen erst recht zu beherrschen.
Dagegen kommen Grobmotoriker mit zu viel Kraft und fehlendem Feingefühl vermutlich durch häufigeres Stehenbleiben des Plattentellers und Springen der Nadel schnell an ihre Grenzen und Geduld. Insofern sollte man sich vor dem Kauf selber einschätzen, ob vielleicht die 40-Euro-Aufpreis-Alternative mit dem RP-4000 MK2 zu einem besser passt. Der ebenfalls von Reloop hergestellte Dreher punktet mit einem deutlich stärkeren Drehmoment (1,8 Kg/cm), schwererem Chassis (9,8 Kilogramm) und dazu einem vom prozentualen Umfang veränderlichen Pitch-Control. Womöglich ist er auch ein besserer Kandidat für den mobilen Einsatz.

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