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Reloop RMP-4 Test

Der Hersteller Reloop bringt mit dem RMP-4 den legitimen Nachfolger des RMP-3 Alpha in den Handel. Neben dem sieben Zoll großen Jogwheel bietet der RMP-4 eine umfangreiche Performance-Sektion inklusive Loop Rolls und Sampler. Der Single-Tabletop-Player, der sich der Einverleibung von CD-Medien und USB-Datenträgern verschrieben hat, kann zudem als USB-Controller zur MIDI-Steuerung von jedweder DJ-Applikation fungieren. Aktuell wird das Reloop-Tool von Virtual DJ 8 (Pro Infinity) nativ unterstützt, ein Mapping für NIs Traktor 2.6 gibt’s zudem im Download-Bereich auf der Homepage des Herstellers. Einzig die Funktion als Audiointerface bleibt dem Medien-Player verwehrt.

Reloop-RMP-4-01-Teaser


Der Vorgänger RMP-3 Alpha hatte eine eigene Effektsektion an Bord, die beim RMP-4 dem Rotstift zum Opfer fiel. Dieser hat dafür aber so einige neue Features im Gepäck. Hierzu zählen der Deck Sync zu einem zweiten Player, acht Hot Loops, Loop Rolls, Sampler, Quantisierung für Hot Cues & Hot Loops, der Slip Mode und eine Micropitch-Funktion, um nur mal ein paar zu nennen. Reloop hat den neuen Sprössling also bis unter die Zähne bewaffnet, was sich auch in der UVP widerspiegelt. Der Player ist beim DJ-Ausstatter für UVP 499 Euro zu haben und somit 100 Euro teurer als sein Vorgänger. Ob er diesen Aufschlag auch wert ist, soll der folgende Test zeigen.  

Details

Aus dem schlichten, schwarzen Karton befördere ich nach und nach den RMP-4, ein Euronetz-, ein USB-, ein 3,5 Millimeter-Miniklinken- und ein Standard-USB-Kabel sowie eine mehrsprachige Bedienungsanleitung, die neben Englisch auch Deutsch kann – na bitte! Der auf vier stylischen Füßen stehende, vier Kilogramm schwere Tabletop macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck, auch wenn das Chassis ausschließlich aus Kunststoff gefertigt wurde. 

Fotostrecke: 2 Bilder Reloops (noch) ungeöffneter Karton.

Erste Kontaktaufnahme

Die Bedienoberfläche des Tabletop-Players ist geprägt von dem großen Jogwheel, das sehr leichtgängig ist und dem Nutzer keinen allzu großen Widerstand entgegensetzt. Ein späterer Blick ins Handbuch offenbart, dass am physischen Widerstand nichts geändert werden kann, nur die Übersetzung im Utility-Menü lässt sich in Sensibilitätsstufen von -20 bis +20 einstellen, sodass sich auch DJs, die bisher ausschließlich CDJs genutzt haben, das entsprechend umkonfigurieren können.
Optische Medien in Form von Audio-CDs oder selbst gebrannten Daten-Discs (MP3-CDs) finden Zugang über ein auf dem Frontpanel untergebrachtes Slot-In-Laufwerk, das fast schon gierig meinen ersten Silberling mit einem lauten Surren verschluckt (nur der anschließende feinmechanische Rülpser fehlte). Wie auch beim RMP-3 Alpha findet sich der „Tempomat”, hier in Form eines 100 Millimeter langen Pitchfaders auf der rechten Flanke des Laufwerks ein.
Um das Rad herum sind eine Menge Buttons arrangiert, die allesamt mehr als hinreichend beschriftet sind. Irgendwie finde ich die Bedienoberfläche ein bisschen überladen bzw. unruhig und auf den ersten Blick unübersichtlich. Symbole auf und Beschriftungen unterhalb und/oder oberhalb der Taster verwirren mich und ich finde, dass man schon sehr genau hinschauen muss, welche Funktion man nun auslöst. Insbesondere betrifft das die linksseitigen, in einer Spalte angeordneten Buttons. Aber gut, vielleicht gibt sich das ja nach einer gewissen Einarbeitungszeit …

Display

Zentral oben thront ein VF-Display, das in zwei Zeilen alle nötigen Informationen liefern soll, was für mich aufgrund der Tatsache, dass man in Ordnern nach Tracks (Stichwort „Liste”) suchen muss, einen faden Beigeschmack bekommt. Das haben schon einige Hersteller versucht und für mein Dafürhalten nie überzeugend umgesetzt, da das Display Prinzip bedingt nur einen Titel anstatt wie gewünscht eine Liste (d. h. mindestens drei File-Namen) darstellen kann. In der linken oberen Ecke hat ein USB-Port für Sticks und Festplatten Platz gefunden.
Insgesamt wirkt das Chassis des CD-Players auf mich recht wuchtig und tatsächlich: Ein direkter Vergleich mit einem Denon DN-S1000 bestätigt diesen Eindruck. Die nüchternen Zahlen hingegen lassen das nicht so offensichtlich werden (B x T x H: 32 x 34 x 11,3 Zentimeter).

Wheel

Das Jog-Rad beträgt im Durchmesser etwa sieben Zoll und ist somit etwa so groß wie eine gute alte Vinyl-Single. Am angeschrägten Rand sind große Fingermulden eingelassen, wie man es auch von Pioneers CDJs kennt. Das Wheel fungiert im Pausenmodus als übergroße Spul- und framegenaue Suchmaschine und kann im Play-Betrieb als Pitchbend fungieren oder mit eingeschalteter Vinyl-Emulation beim Scratchen das Gefühl einer echten Platte vermitteln. Ob Pitchbend oder Scratchen entscheidet die berührungsempfindliche Oberfläche des Rades. Legt man die Hand von oben auf den Teller, wird die Scratch-Funktion aktiviert. Bei seitlichem Anfassen funktioniert er als Pitchbend-Controller: Gegen den Uhrzeigersinn gedreht, wird die Abspielgeschwindigkeit verringert, im Uhrzeigersinn beschleunigt. Kennt man – na klar und funktioniert hier ebenfalls tadellos!

Fotostrecke: 3 Bilder Beim ersten flüchtigen Blick auf die Bedienoberfläche wird klar: Hier gibt’s ne Menge unter der Haube!

Backpanel

Auf der Geräterückseite haben bis auf die eben erwähnte USB-Schnittstelle alle anderen Buchsen Platz gefunden. Schweift der Blick von links nach rechts, eröffnet das Cinch-Paar den Reigen, gefolgt von einer weiteren einzelnen Cinch-Schnittstelle, über welche die “Smart Link Funktion“ mit einem zweiten Reloop-Player realisiert wird, dem Netzschalter sowie dem Netzanschluss. Darüber hinaus offeriert die Rückseite eine Miniklinkenöffnung für Remote-Anwendungen (Fader Start, Relay Play) und eine USB-Schnittstelle zur Verbindungsaufnahme mit einem weiteren RMP-4 oder einem Rechner zur Verwendung des Testkandidaten als Dirigent einer DJ-Software. Sind zwei Reloop-Player verbunden, können beide Laufwerke auf ein und dasselbe USB-Medium zugreifen. Ein Feature, dessen Überprüfung auf Funktionalität mir aufgrund des fehlenden zweiten Exemplars leider verwehrt bleibt. So erschließt sich die bunte Anschlussvielfalt und Multifunktionalität von Reloops RMP-4 schon bei bloßer Betrachtung des Backpanels und hätte sich hier auch noch ein digitaler Audioausgang eingefunden, wäre der Autor an dieser Stelle gar sprachlos geworden. Ist da aber nicht.

Das Backpanel, bzw. das Anschlussfeld des Reloop-Players ist auch gut ausstaffiert.
Das Backpanel, bzw. das Anschlussfeld des Reloop-Players ist auch gut ausstaffiert.

Formatwald

In der linken oberen Ecke werden die USB-Medien angedockt. Unterstützt werden Flash-Speicher und USB-Festplatten, die mit den Dateisystemen FAT12/FAT16 oder FAT32 angelegt wurden. Andere Formatierungen wie NTFS oder HFS+ kann der RMP-4 nicht verarbeiten, was wirklich schade ist und bei 500 Euro hätte drin sein dürfen. Es werden bis zu 999 Ordner pro Datenspeicher und 999 Tracks per Folder gelesen und das MP3-Format, AAC, AiFF und WAVE unterstützt. Die maximale Dateigröße beträgt 341 Megabyte und die größtmögliche Länge eines Tracks 233 Minuten. Als mögliche Sampling-Raten kommen 32, 44,1 und 48 Kilohertz in Frage.

Daten, Data, Datenbank und Co.

Unterhalb des Schlitzes für den Universal Bus sitzt der Source-Button, mit dem der DJ die Quelle, von der er spielen will, auswählt. Der Knopf quittiert jedwedes Drücken bereitwillig durch einen Farbwechsel, wobei rot USB-Medien bedeutet, blau für das CD-Laufwerk steht und violett die rückseitige USB-Verbindung mit einem Rechenknecht oder einem zweiten RMP-4 symbolisiert. Ist die Wahl des Mediums getroffen, navigiert man sich durch die Ordner mittels Drehen des Push-Encoders.
Der Info-Taster rechts neben dem Display schaltet die Tags des selektierten Musikstücks durch. Zurück gelangt der browsende DJ über den Back-Button, der zu meiner Verwunderung auf der linken Seite des Displays logiert und nicht wie üblich neben dem Browse-Encoder sitzt. Selektiert ist immer das Stück, das man gerade sieht, ins Deck geladen wird es durch Drücken des Encoders. Ich finde diese Lösung nicht besonders komfortabel und möchte an dieser Stelle dem Hersteller widersprechen: Größere Musiksammlungen werden so schnell unübersichtlich, insbesondere dann, wenn die eigens angelegten Genre-Ordner wie zum Beispiel „House” oder ähnliches quasi eh schon überlaufen.
Abhilfe schaffen soll eine Datenbank, die mit Hilfe des Data Base Builders (Version 2.0.13.), der als Download auf Reloops Homepage ohne Registrierungsgedöns erhältlich ist, angelegt wird. Ist die Datenbank in Betrieb, sollen die Metadaten der Tracks schneller geladen werden und es können Filter greifen, die im Setup vorausgewählt werden. So lässt sich im Utility-Menü zum Beispiel das Tag „Artist” auswählen, nach dem dann in dem Medium vorsortiert wird. Man kann mit Hilfe der Tasten „Track Search“ einen Buchstaben selektieren, meinetwegen Artists mit „G“, sodass man anschließend mit dem Navigations-Encoder einfach nur noch durch die Künstler, die mit „G“ beginnen browst, um dann per Push den gewünschten Song auszuwählen.
Bei meinen ersten Versuchen, eine auf dem RMP-4 funktionierende Datenbank zu erstellen, scheiterte das Vorhaben diverse Male. Zuerst versuchte ich es mit einer Neuformatierung, dann mit einem anderen Stick und schließlich wechselte ich vom Mac zum PC. Aber auch erst mein zweiter Anlauf am PC sollte Früchte tragen, sodass ich schlussendlich dann doch irgendwann eine Datenbank auf dem Stick laufen hatte.
Das Programm selbst wies auf dem MacBook Pro, Mitte 2012, Intel i5, 2,5 GHz, 8 GB RAM, OS X 10.10.5 nach getaner Arbeit aus, dass es praktisch keine Metadaten gefunden hat, was man auf dem ersten Screenshot sehen kann: „88 Files without artist“. Der Bericht auf dem PC hingegen (Intel i5 Desktop, 2,3 GHz, 16 GB RAM, MS Win 7 SP1) klingt da versöhnlicher: „0 Files without artist“. Menno, was für ein Krampf!

Fotostrecke: 4 Bilder Was darf’s sein? USB-Medien, Audio-CD oder „Gran Controlleur“?

RMP-4 Funktionstelegramm

Natürlich verfügt der RMP-4 über diverse Standardfunktionen, die ein DJ-Player in petto haben sollte. Hierzu zählen ein (de)aktivierbarer Slip-Modus, Instant Reverse Play, Auto BPM Counter, ein Tap-Taster zur manuellen Korrektur des BPM-Wertes, verschiedene Arbeitsbereiche für den 100 Millimeter Pitchfader mit 4, 8, 16 und 100 Prozent und einen Key Lock, der die originäre Tonhöhe beim Ändern der Abspielgeschwindigkeit einfriert.

RMP-4 Sonderfunktionen

Reloops Testkandidat wartet allerdings auch mit ein paar Sonderfunktionen auf, die nicht unbedingt zum Budget-Bereich zu zählen sind. Grundsätzlich können das Tempo und die Taktposition mit einem zweiten Player über die rückseitige Smart Link Verbindung synchronisiert werden. Die Pitchbend-Buttons verfügen über einen Micropitch-Modus, der in Kombination mit der Shift-Taste ins Leben gerufen wird. Einmal aktiv, kann der Pitch-Wert in 0,01-Prozent-Schritten angepasst werden. Sehr praktisch, weil sehr genau, was manchmal gebraucht wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Ne Menge Funktionen auf wenig Bedienoberfläche.
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Praxis

Die Modi Operandi

Der Reloop-Player verfügt über eine Performance-Sektion, die mit Hot Cue, Hot Loop, Loop Roll und Sampler vier verschiedene Modi bereithält. Im Erstgenannten können bis zu acht Hot Cues auf dem internen Speicher abgelegt und wieder aufgerufen werden. Gleiches gilt für Hot Loops. Beiden Betriebsarten steht eine optionale Beat-Quantisierung anheim. Der hier gebotene Loop Roll ist quasi ein Autoloop-Modus mit festen Sample-Längen (Notenlängen gemäß des ermittelten BPM-Wertes) und eingeschalteter Slip-Funktion, während im Sampler-Betrieb die acht (nennen wir sie mal) „Pads“ mit dem Live-Einspielen von Samples locken. Natürlich kann auch live aus dem aktuell aufgelegten Track gesampelt und zitiert werden.

Wankelmut kommt vor dem Fall

Die Modi Hot Cue und Hot Loop funktionieren in der Tat ziemlich gut. Die Quantisierung, die sich an dem temporären Grid orientiert, funktioniert zu meiner Freude recht ordentlich. Auch das teils wankelmütige automatische Beat-Zählwerk, das manchmal mit einer langen Leitung den ungeduldigen Deejot in die Irre führt, kann unsere Heißschleifenbinderei nicht aus der Ruhe bringen und folglich aus dem Takt hauen. Es dient in diesem Fall nicht als vorherrschendes Metrum, sondern das Grid in Verbindung mit der Quantisierung wird für die Hot Cues und Loops herangezogen. Der ermittelte Wert des Counters dient nur als Grundlage für die Autoloops.
Der Auto-BPM-Zähler nähert sich häufig über mehrere Takte hinweg dem realen Wert an. Manchmal kann das auch eine Minute dauern. Selten kommt es vor, dass er den korrekten Wert nicht von allein findet. Aber es kommt vor und dann ist das handfeste Timing des aktuellen Plattenauflegers gefragt. Doch auch das „Eintappen“ dauert einige Durchgänge, bis wir uns dem korrekten Tempo angenähert haben. Zudem sind auch spontane Wertesprünge des Schlagzählwerkes im Bereich des Möglichen, was für laufende Autoloops ein echter Rohrkrepierer werden kann. Aus Münster teilte man mir mit, dass das fällige Firmware-Update aber noch in der Betaphase sei. Was eine gute und eine schlechte Nachricht in einer vereint. Reloop ist dran, aber eben noch nicht fertig. Trost: Man darf sich berechtigte Hoffnungen machen.

Hier die Beatloop-Buttons.
Hier die Beatloop-Buttons.
Audio Samples
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Unquantisierte Autoloops Quantisierte Hot Loops

Handling

Der Umgang mit optischen Medien funktioniert reibungslos, das Einlesen von Daten-CDs geht mit 6-8 Sekunden relativ schnell vonstatten. Audio-CDs sind nach etwa der Hälfte der Zeit abspielbereit. Die Silberlinge sind aber im Vergleich zu den USB-Datenträgern hinsichtlich einiger Features generell außen vor: Zum Beispiel steht dem Nutzer der Slip-Modus nicht zur Verfügung. Beatquantisierte Hot Cues und Loops gehen leider auch nicht, genauso wie der Performance Mode Loop Roll.
Man sieht also deutlich, wo der Trend hingehen soll: Zu USB-Festplatten und Flash-Speicher natürlich und das nicht nur wegen der eben genannten Features, die dann freilich zur Verfügung stehen. Nein, weil es eben die moderneren Medien-Container sind, die selten kaputt gehen, wenig kosten und unglaublich viele Tracks auf einem Datenträger ermöglichen. Das ist schon echt sehr praktisch: Zwei 32 Gigabyte große USB-Sticks in der Hosentasche und fertig!?
Doch die Thematik hat natürlich zwei Seiten (wie so häufig), denn eine praktikable Funktionalität ist nur gegeben, wenn das Programm Database Builder seinen Job korrekt verrichtet und eine Datenbank kreiert, sodass die Tags blitzschnell geladen werden können und Sortierkriterien bereitstehen, die überhaupt für den praktischen Umgang mit einer großen Library absolut unverzichtbar sind. Ansonsten erleidet man Schiffbruch oder verliert sehr schnell die Lust. Zudem sollte die Navigation intuitiv zu erlernen und der Player absturzsicher sein, was ich aber prinzipiell bestätigen kann.
Einmal ist es vorgekommen, dass nichts mehr ging: Nachdem der RMP-4 in den Standby gewechselt hatte, ließ sich ein eingestöpselter Stick nicht mehr auswerfen. Die Navigation funktionierte ebenfalls nicht mehr, genauso wenig wie die Wiedergabe, sodass der Player aus- und wieder eingeschaltet werden musste.

Fotostrecke: 2 Bilder Auch dieses wirklich schnelle Laufwerk kann aber natürlich nur eine CD auf einmal lesen.

Sound

Die Wiedergabequalitäten des RMP-4 sind soweit in Ordnung. Sowohl der Wandler als auch die Ausgangsstufe klingen transparent und vermitteln genügend Druck. Der Instant Reverse ist direkt da und klingt sehr authentisch. Die gute Auflösung des Pitchfaders vermittelt beim Einpitchen ein gutes Gefühl, die bereitgestellten Arbeitsbereiche 4, 8,16 und 100 Prozent funktionieren so weit so gut. Beim Achter-Standard geht die Auflösung aber nicht über 0,1 Prozent hinaus, für Hundertstel muss entweder die kleinste Stufe her oder temporär die Micropitch-Funktion aktiviert werden, die nebenbei bemerkt wirklich gut funktioniert. Das Mastertempo-Feature hingegen will mich nicht so recht überzeugen. Es funktioniert zwar, ist aber je nach Programmmaterial bei mehr als minus zwei bis drei Prozent schon mal völlig überfordert und es machen sich deutlich hörbare Artefakte bemerkbar. Folglich ist in vielen Fällen der Mix ohne Tonhöhenkorrektur vorzuziehen.

Audio Samples
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Hochgepitcht Heruntergepitcht Instant Reverse Original Pitch Plus 2 Prozent Plus 5 Prozent Plus 8 Prozent Minus 2 Prozent Minus 5 Prozent Minus 8 Prozent

Die Haptik

…des präzisen sieben Zoll großen Jogwheels ist für mich überzeugend. Ich bin damit in relativ kurzer Zeit klargekommen. Der physische Widerstand lässt sich beim RMP-4 leider nicht justieren, sodass CDJ-Jockeys eine Umgewöhnungsphase durchlaufen müssen. Die Übersetzung hingegen lässt sich im Menü ganz gut einstellen. Hier steht ein Wertebereich zwischen -20 und 20 zur Verfügung. Es sollte für jeden eine Einstellung möglich sein, mit der das Scratchen gut von der Hand geht.
Im Setup sollte zudem die Anlauf- und Abbremszeit (Start- und Brake-Time) des Decks justiert werden können, damit der Player beim Starten und Stoppen der Wiedergabe wie ein analoger Plattenspieler klingt. Um das zu checken, stelle ich mehrfach die Zeiten um, zum Beispiel die „Stop Time“ auf zehn Sekunden, doch die Wiedergabe hört einfach nur auf – egal, was ich einstelle. Keine analoge Vinylbremse, schon gar nicht zehn Sekunden lang. Ein Bug, der hoffentlich bald per Firmware-Update verschwindet.

Die Performance Sektion

…des RMP-4 weiß durchaus zu gefallen. Neben quantisierten Cues und Loops, von denen jeweils acht pro Track dauerhaft auf den internen Speicher des RMP-4 abgespeichert werden können, steht den USB-Sounds auch ein Loop-Roll-Modus zur Verfügung, der mir echt großen Spaß bereitet. Die Quantisierung greift hier wieder in Kombination mit dem Grid und es darf hier nach Herzenslust gerollt werden. Der monophone Sampler ist mir allerdings noch ein wenig zu rudimentär. Standardmäßig wird bei jedem Hochfahren die Default Bank mit sechs Drum Sounds (Bassdrum, Snare, HiHat usw.) und zwei Loops geladen. Die „Pads“ sind klein und nicht anschlagsdynamisch, was ich auch nicht erwartet habe. Ich hatte allerdings schon darauf spekuliert, dass man die Samples separat hinsichtlich der Lautstärke regulieren kann. Das ist zwar auch vorgesehen, doch es passiert leider nichts an der Stelle. Man soll hierfür das Pad zwei Sekunden lang gedrückt halten und dann das Jograd drehen, um die Lautstärke zu ändern, doch sie ändert sich nicht.
Eine Kombination aus „Shift“ und Wheel soll die Abspielgeschwindigkeit ändern, aber auch das funktioniert nicht. Zudem muss man, um die Taste zu halten, das Pad ja erst einmal spielen und der Sampler lässt sich halt nicht muten. Läuft die aktuelle Wiedergabe gerade über den Player, kann man eigentlich nichts (für das Auditorium unhörbar) vorbereiten. Als Abspielmodi kommen „One Shot“ oder „Loop“ in Frage, die mit Hilfe des Navigations-Encoders ausgewählt werden, während man mal wieder das Sample-Pad gedrückt hält.

Bei Gegenlicht und einsetzenden Reflektionen wird es schwierig mit dem Ablesen, doch das Setup ermöglicht mehr Leuchtkraft, die hier und da bei Tageslicht benötigt wird.
Bei Gegenlicht und einsetzenden Reflektionen wird es schwierig mit dem Ablesen, doch das Setup ermöglicht mehr Leuchtkraft, die hier und da bei Tageslicht benötigt wird.
Audio Samples
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Loop Rolls Sample Besipiele

Auf die Funktion als MIDI-Controller möchte ich an dieser Stelle nicht im Detail eingehen, da es den Rahmen dieses Tests sprengen würde. Nur soviel: Das Mapping, das der Hersteller auf seiner Homepage zum Download bereitstellt, lässt sich in das Setup meiner Traktor-Software (2.10) reibungslos importieren und nach erfolgtem MIDI-Port-Routing ist der Controller aktiv. Zwei Decks lassen sich auf Anhieb beladen, die Wiedergabe starten und mit dem Jogwheel scratchen. Na bitte.

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Fazit

Insgesamt hinterlässt Reloops RMP-4 einen recht durchwachsenen Eindruck bei mir. Die solide Hardware in Form des robusten Chassis und eines haptisch gelungenen und präzisen sieben Zoll großen Jogwheels, dessen physikalischer Widerstand nicht justierbar ist, gepaart mit dem gutem Sound der implementierten Decoder und des DA-Wandlers vermitteln einen wertigen Eindruck. Diverse Setup-Optionen verleihen Reloops Medien-Player vielseitige Verwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel auch als MIDI-Controller für Native Instruments Traktor oder Virtual DJ 8 (Infinity). Die umfangreiche Performance-Sektion bietet mit acht kleinen Pads jeweils acht quantisierte Hot Cues und Loops, die langfristig auf dem internen Speicher des Decks abgelegt werden können, dazu Loop Rolls und einen monophonen Sampler mit acht Sample-Pads, der aber noch definitiv auf Betastatus steht. Neben diversen Ungereimtheiten im Sampler-Betrieb funktioniert auch die einstellbare Start- und Stoppzeit (Emulation von Vinyl-Start und Brake) bis dato nicht. Die Autoloops funktionieren meist mäßig und manchmal gut wegen des doch sehr wankelmütigen Beatcounters, der die Grundlage hierfür stellt. Die Tonhöhenkorrektur beginnt mir zu früh, hörbare Artefakte zu produzieren und als Dateisysteme kommen ausschließlich FAT-Formate in Frage, was in meinen Augen für 499 Euro UVP zu wenig ist. Aus diesem Grund erhält Reloops RMP-4 heute von mir nur zweieinhalb Sterne. Mit dem fälligen Firmware-Update, das aber derzeit noch in der Betaphase ist, kann der RMP-4 – wenn die Bugs beseitigt sind und der Sampler so funktioniert wie angedacht – nachträglich in der Summe drei Sterne einfahren.  

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • Solide Hardware
  • Präzises 7-Zoll-Jogwheel mit guter Haptik
  • Umfangreiche Performance-Sektion
  • Guter D/A-Wandler
  • USB-MIDI-Controller
  • Vielseitige Setup-Optionen
Contra
  • Keylock produziert früh hörbare Artefakte
  • Nur FAT-Derivate lesbar
  • Physikalischer Jogwheel-Widerstand nicht justierbar
  • Wankelmütiger BMP-Counter
  • Justierbarkeit von Start- und Brake-Regler ohne Funktion
  • Einige Ungereimtheiten im Sample-Modus
Artikelbild
Reloop RMP-4 Test
Für 459,00€ bei
Reloop-RMP-4
Reloop-RMP-4
Technische Daten
  • Unterstützte Audioformate: MP3, WAVE, AAC, AIFF
  • Anti Shock Buffer: 19 Sekunden
  • Pitch- Genauigkeit: 0,015%
  • Frequenzgang: 17 Hz – 20 kHz
  • Klirrfaktor: 0,006% – 0,007%
  • SN-Ratio: 90 dB
  • Ausgänge: 2x Cinch
  • 1x USB-Port A
  • 1x USB Port B
  • Unterstützte Dateisysteme: FAT 12/16/32
  • Maximale Leistungsaufnahme: 18 W
  • Internes Schaltnetzteil: AC 100 – 240 V @50/60 Hz
  • Abmessungen: 320 x 340,5 x 112,6 mm
  • Gewicht: 3,91 kg
  • Incl. Cinch-Kabel, Netzkabel, Autostart-Kabel, USB-Kabel und Bedienungsanleitung
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