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Reloop RHP-20 Knight Test

Wenn ein Hersteller einen Kopfhörer drei Jahre im Programm behält, dann ist das ein sicheres Indiz dafür, dass sich der Ohr-Nahbeschaller einer hohen Beliebtheit erfreut. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die Konzeption gut ist und es zu wenigen Rückläufern kommt, denn auch im Bereich der Kopfhörer gelten selbstverständlich die Regeln der Marktwirtschaft: Gut laufende und lukrative Produkte bleiben, Schlechtes fliegt aus dem Programm.

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Reloop RHP-20 Knight DJ-Kopfhörer


Dass Reloop ihrem Erfolgsmodell RHP-20 nun ein Facelifting spendieren, das auf den Namen „Knight“ hört, darf also als sicheres Indiz für ein gelungenes „Grundkonzept“ gewertet werden und verschafft uns bei Bonedo die ideale Gelegenheit, den „neuen, alten“ RHP-20 von der Membran bis zum Kopfbügel zu inspizieren.

Details

Konzept

Der RHP-20 Knight ist ein dynamischer Stereo-Kopfhörer, dessen Hörmuscheln als geschlossenes System ausgelegt sind. Der Frequenzbereich wird herstellerseitig mit 30 bis 30.000 Hz angegeben, der Schalldruck mit respektablen 110 dB. Impedanz-technisch gibt sich der Hörer mit 25 Ohm als sehr effizienter Stromverwerter aus. Das Stereo-Audiosignal wird dem RHP-20 über ein mitgeliefertes Spiralkabel zugeführt, an dessen einen Ende sich ein Miniklinkenstecker befindet, wohingegen das anderen Ende mit einem Mini-XLR-Stecker nebst Arretierung ausgestattet ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Mini-XLR-Kabel nebst Buchse am Kopfhörer.

Auspacken

Der angenehm seriös gestaltete Karton gibt nach dem Öffnen zunächst nur den Blick auf den darin liegenden Kopfhörer frei. Transporttasche, Mini-XLR-Anschlusskabel und Klinken/Miniklinken-Adapterstecker verstecken sich hinter Kartonformteilen. Gerne hätte ich hier noch ein Paar Ersatzohrpolster vorgefunden

Fotostrecke: 2 Bilder Dezent: Reloops RHP-20 Knight in seiner Verpackung.

Äußerlichkeiten

Der initiale Fingerkontakt mit dem Kopfhörer liefert aufgrund der gummierten Oberfläche zunächst ein ziemlich schmeichelhaftes haptisches Erlebnis. Die tiefschwarze Lackierung, die fast schon so wirkt, als würde sie das Licht „verschlucken“, in Verbindung mit der matten, puderigen Haptik wirkt ausgesprochen sexy und stylisch. Der positive Eindruck des Erstkontaktes verfliegt allerdings in dem Augenblick, als meine Finger den Kopfbügel bis hinauf zur Höhenverstellung gleiten. Denn dort endet die Plastikabdeckung auf beiden Seiten mit äußerst scharfen, rund einen halben Millimeter überstehenden Graten. Ich sag es frei heraus: Wäre es nicht ein Testgerät, sondern hätte ich die Kopfhörer käuflich zu meinem Eigentum gemacht, würde ich keine Sekunde zögern, hier mit einer Feile Hand anzulegen und den Überstand nieder zu raspeln, denn die Enden sind wirklich richtig „pieksig“. Und wer hat schon Lust, sich durch eine unachtsame, hektische Bewegung im Eifer des nächtlichen DJ-Geschäfts einen blutigen Finger zu holen. Ich frage mich allerdings wirklich, wer in der Fabrikation so etwas durchwinkt. Spätestens nachdem das erste Sample erkaltet aus dem Formwerkzeug genommen wird, sollte eigentlich jemand sagen: „Hey, Moment, das ist wirklich nicht gut gelöst. Hier müssen wir noch ein bisschen was abschleifen.“ Zumal es sich beim vorliegenden Testobjekt ja ohne Frage um ein Produkt im gehobenen Preissegment mit entsprechender Endkontrolle handelt.
* (Der Vertrieb von Reloop in Deutschland teilte uns am 12.05 mit, dass die scharfen Grate offenbar nur Kopfhörer aus der ersten Serie betreffen).

Fotostrecke: 3 Bilder Die gummierte Lackierung „schluckt“ förmlich das Licht und fühlt sich sehr gut an.

Die weitere Erkundung gestaltet sich dann wieder erfreulicher. Die Ohrmuscheln drehen sich ohne Murren in ihrer Drehachse und rasten in sieben Stufen leicht ein. Pluspunkte hätte der RHP-20 hier allerdings sammeln können, wenn die Stärke der Rasterung nachjustierbar wäre. Auch das Einklappen der Ohrmuscheln in den Bügel geht problemlos von der Hand, wobei hier der Bewegungswiderstand über eine Inbusschraube einstellbar ist. Die individuelle Anpassung der Bügelbreite erfolgt pro Seite in acht leicht gerasterten Stufen von null bis 28 Millimetern. Der Mini-XLR-Stecker schnappt sicher in der Buchse des linken Hörers ein und wird erst durch das Drücken des Sicherungsknopfes wieder freigegeben.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Ausleger klappen bündig in die Aussparung der Hörmuscheln – sehr schick.
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Praxis

Genug der schnöden Äußerlichkeiten, schreiten wir zum Hörtest: Als Vergleichsmuster dienen mir auch dieses Mal wieder der TMA-1 von Aiaiai (Test: hier), den ich besonders für seine sehr voluminöse, stramme Basswiedergabe schätze und der Audio Technica ATH-500 Pro MK2, der für seine Preisklasse (knapp über 100,- Euro – Test: hier), eine tadellose Neutralität und sehr gute Stereofeld-Abbildung liefert.
Beim schwungvollen Kurbeln am Kopfhörer-Poti des Traktor Kontrol Z2, der im Test sowohl als AD/DA-Wandler als auch als Kopfhörerverstärker dient, erweist sich der RHP-20 Knight auf Anhieb als ausgesprochen guter Stromverwerter. Denn bereits kurz hinter der 12-Uhr-Position des Lautstärkereglers inszeniert der Kopfhörer ein mächtiges Schallgewitter. Er liegt dabei ungefähr gleichauf mit dem TMA-1. Der erste Klangeindruck lässt sich am besten mit dem Attribut „elegant“ beschreiben. Die Musik perlt nämlich ausgesprochen agil, breitwandig und druckvoll aus den Membranen, die laut Datenblatt einen Schallpegel bis 110 dB entwickeln können. Besonders im frequenztechnischen Untergeschoss macht der RHP-20 mächtig was her und ist dabei nicht nur laut, sondern klingt auch angenehm rund und satt. Im Bereich unter 500 Hz gebe ich dem Kopfhörer daher Bestnoten in dieser Preisklasse. Auch den mittleren Frequenzbereich – das Spektrum also, auf das traditionell der Großteil des musikalischen Geschehens entfällt – reproduziert der Reloop Kopfhörer sehr ausgewogen, sauber durchzeichnet und mit schöner Transientenabbildung, von der natürlich auch das Stereofeld profitiert. Im direkten Vergleich geben sich der TMA-1 und auch der ATH-500 Pro MK2 hier ein Stück weit forscher, direkter und präsenter. Wohlgemerkt vergebe ich hierfür kein „Pro“ oder „Contra“, sondern erwähne es nur, um einen Eindruck von den unterschiedlichen Gewichtungen in der klanglichen Abstimmung zu geben.
Persönlich empfinde ich eine etwas strammere und präsentere Mittenwiedergabe (lautmalerisches Stichwort: „Pock“) beim Auflegen im lauten Club als hilfreich, weil sich dadurch das musikalische Geschehen gut kontrollieren lässt. Für das Genusshören von Musik würde ich dagegen den ausgewogenen, unangestrengten Sound des RHP-20 bevorzugen. Auch hier handelt es sich nicht um „besser oder schlechter“, sondern einzig und allein um persönliche Präferenzen beim Hören. Kommen wir zu guter Letzt in den luftigen Bereich des Frequenzspektrums und zwar zu den Höhen. Hier leistet der RHP-20 eine einwandfreie Darstellung des klanglichen Geschehens und erneut erstaunt mich die Entspanntheit, mit der er zu Werke geht. Nein, der Reloop macht keine Anstalten, durch effekthascherische Überbetonung der Höhen den vordergründigen Eindruck von Brillanz schinden zu wollen. Vielmehr glänzt er durch muskulöses Understatement. Er kann, wenn man es ihm abverlangt und den EQ entsprechend tritt, in den Höhen glitzern bis blenden. Wenn er aber nicht muss, ruht das Klangbild homogen und ausgewogen vor den Ohren des Rezipienten und überzeugt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Silhouette des Reloop RHP-20 Knight folgt fast einer Kreisform. Gut zu erkennen ist die Polsterung des Kopfbügels.

Nach meiner ausgedehnten Hör-Session kann ich mir dann auch ein Urteil über den Tragekomfort bilden. Grundsätzlich sitzen die 270 Gramm des Kopfhörers sehr verbindlich, aber sauber austariert auf den Ohren, sodass auch wilde Kopfaktivitäten den Verbleib des Ohr-Nahbeschallers am Ort des Geschehens nicht gefährden. Das verdankt der RHP-20 zwei Konstruktionsdetails:
a.) einem ziemlich steifen Kopfbügel
b.) der annähernd kreisrunden Silhouette, die im Ergebnis dazu führt, dass die Ohrmuscheln nach unten hin sehr eng anliegen.
Den auftretenden Druck dämpft der Reloop mittels Memory-Foam sowohl an den Ohrpolstern als auch am Kopfbügel. Das gelingt grundsätzlich sehr gut, dennoch ist der RHP-20 weit davon entfernt, luftig auf dem Kopf zu sitzen. Den Reloop zieht man nicht mal eben locker übers Ohr, vielmehr „trägt“ man ihn. Dieses dominante Auftreten hat als positiven Nebeneffekt eine wirkungsvolle Außengeräusch-Abschirmung zur Folge. DJs, die sich gerne „in Ruhe“ ihrer Arbeit widmen, dürften hiermit entsprechend sehr zufrieden sein. Musikdienstleistern, die sich bei der Arbeit eher frei und „unverkabelt“ fühlen wollen, dürfte der RHP-20 dagegen wohl etwas zu mächtig auftragen, zumal sich der Kopfhörer aufgrund des hohen Andrucks auch beim Absetzen mit annähernd klammernder Zuneigung um den Hals des DJs schmiegt.

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Fazit

Der Reloop RHP-20 ist ein klanglich sehr fein austarierter DJ-Kopfhörer, der besonders mit seinem voluminösen, aber nicht überzeichneten Bassfundament punkten kann. Seiner Klang-DNA haftet tatsächlich schon fast ein Funke edles High-End-Understatement an, das durch das minimalistische Design eine gelungene optische Entsprechung findet. Schade, dass bei der Endkontrolle nicht auf Details wie überstehende Grate geachtet wurde, denn sie trüben (im Vergleich dazu, wie wenig Aufwand es wäre, sie zu entfernen) das Gesamtbild unnötig. Von weitem sieht man das natürlich nicht und die tiefschwarze, gummibeschichtete Knight-Version wirkt ebenso elegant wie stylisch. Vergessen, dass man ihn trägt, lässt einen der RHP-20 trotz kuscheliger Polsterung allerdings zu keinem Zeitpunkt, denn er ist schon ein großes und aufgrund der relativ starren Kopfbügel auch haptisch recht massives Arbeitsgerät. Am Ende sind es dann auch im Wesentlichen eigentlich nur die mechanischen Faktoren, die sich negativ auf das Punktekonto auswirken. Klanglich dagegen rangiert der RHP-20 an der oberen Messlatte dessen, was in diesem Preissegment zu erwarten ist.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Voluminöse Bassabbildung
  • Ausgewogenes, luftiges Klangbild
  • Sicherer Sitz
  • Gute Polsterung
  • Elegantes Design
Contra
  • Hoher Biegewiderstand des Kopfbügels
  • Scharfe Kanten an der Höhenverstellung
Artikelbild
Reloop RHP-20 Knight Test
Reloop RHP-20 Knight DJ-Kopfhörer
Reloop RHP-20 Knight DJ-Kopfhörer
Technische Daten:
  • Frequenzbereich: 30 Hz – 30 kHz
  • Kennschalldruckpegel: 110 dB
  • Impedanz: 25 Ohm
  • maximale Leistung: 3000 mW
  • Steckverbindung: 3,5/6,3 mm Klinke (vergoldete Kontakte)
  • Kabel: 3 m (Spiralkabel)
  • Gewicht: 270 g
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