Reloop Neon Test

Praxis

Sampler Mode

Im gelben Sampler-Modus wähle ich zunächst einiges Sounds aus meiner Library aus und lade diese mittels Tastendruck auf ein (leeres) Pad in den zugehörigen Slot, woraufhin das Pad anständig gelb aufleuchtet. In dieser Betriebsart bringen mich die Tasten Nr. 1-4 zu den Sample-Bänken A-D. Über „Shift“ legen sie entsprechend des verwendeten Interfaces/Controllers den Ausgabesignalpfad fest. Beim Rane SL3 darf dies Kanal 1-3 sein oder über die Tastenkombination „3+4“ auch der Master. Da meine PDX-Turntables Channel 1 und 2 belegen, entscheide ich mich für Kanal 3, da somit dem Sampler auch die Effektsektion des Mixers und dessen Dreiband-EQ zur Verfügung stehen.

Nun gilt es, die Sample-Abspielmodi (One-Shot/Toggle/Hold) festzulegen, was für jedes einzelne Sample mittels der „Mode“-Taste separat erfolgen kann und vom LED-Display über dem jeweiligen Pad angezeigt wird. Selbst der „Loop“- und „Sync“-Status, zugänglich über die „Repeat“- und „Sync“-Taste in Kombination mit dem entsprechenden Platz, wurden bedacht. Ausgezeichnet. Der Encoder übernimmt die Sampler-Gesamtlautstärke bei Betätigung der Shift-Taste. Das ist alles ziemlich gut zu handlen, wie ich finde.  

Lautstärke eines Einzelplatzes

Zum Justieren der Lautstärke eines Einzelplatzes, der zusätzlich niedergedrückt werden muss, ist allerdings schon ein wenig Fingerakrobatik gefragt. Hier mehrere Sounds „einzufaden“ ist nicht besonders effektiv gelöst. Das ginge natürlich auch anders, wenn mehr Encoder oder Fader verbaut wären, doch dann würde das Gerät naturgemäß größer und teurer. Für den Velocity-Modus, in dem der Controller in meinen Augen kein ideales visuelles Feedback zurückgibt, hätte ich mir eine alternative Beleuchtung gewünscht und ehrlich gesagt hätte hier auch eine in Abhängigkeit von der Anschlagstärke differenzierende Leuchtintensität Sinn gemacht. Stattdessen blinken alle Pads kurz grün auf, um den Velocity-Wert anzukündigen und leuchten im Anschluss warum auch immer erst nach der ersten Betätigung gelb auf oder zeitweise gar nicht. Ein Bug im MIDI Out Mapping? Schalte ich zurück in den normalen Modus, folgt ein kurzes Intermezzo roten Lichts und es darf weitergehen.

Pad-FX

Hinsichtlich der Belegung des Pad-FX kommt es zunächst einmal darauf an, ob der Einzel- oder Multimodus ausgewählt ist. Im Multimode mit drei Effekten pro Rack steuern die hell-lila illuminierenden Pads den jeweiligen Einschaltknopf „ON“ und den Drehregler „Depth“ entsprechend der Anschlagstärke. Dazu gesellt sich ein munteres Farbenspiel gemäß der Intensität von grün über gelb und orange nach tiefrot. Sicher ist das Handling nicht mit einem Drehregler zu vergleichen und einen bestimmten Prozentwert auf den Punkt zu treffen ist konzeptionell Glückssache. Nichtsdestotrotz macht es Laune, denn man kann schnelle, kurze oder auch langsame Soundveränderungen hervorrufen, die mit dem Loslassen der Taste verklingen. Die beiden Pads rechts außen legen hier den Beat-Multiplier fest. „Shift ermöglicht die Effektauswahl.  

Im „Solo“-Modus weicht die Belegung der inneren Pads zugunsten der Parameter P2 und P3 des ausgewählten Effekts ab (z.B.„Pitch Delay“: P2 = Pitch, P3 = Feedback). Via „Shift“ schalte ich durch die optionalen „Button-Parameter“ des jeweiligen Sound-Veredlers (Beispiel width: mono, narrow, normal, wide). Die Effektauswahl im Dropdown-Menü wird über Pad 1 realisiert. Der Wechsel von Multi-Rack zum Solo-Effekt mittels Tastenkombination ist (aktuell noch) nicht möglich.

Fotostrecke: 3 Bilder Unterschiedliche Pad-Farbzustände und SP6-LEDs für den visuellen Durchblick, hier am Beispiel des Sampler-Modus zu sehen.
Audio Samples
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Pad-FX Gruppeneffekt Phaser Pad-FX Solo-Effekt-Filter Pad Anschlagdynamik Sample-Bass

Slicer

Beim Slicer (blau mit grünem „Positionsmarker“) und beim Looped-Slicer (grün mit blau) triggern die Pads eine in acht spielbare Teilstücke zerlegte „Domain“, deren Länge ich bei gehaltenem „Shift“ über die Tasten 1 und 5 bestimme. Meine gewünschte Quantisierung lege ich mit den Tasten 4 und 8 fest. Ein Nachteil dieser Methode gegenüber Parameter-Encodern oder Direktzugriffstasten: Ich habe keinen Zugriff auf die Slices, solange ich an den Taktungen herumspiele.  
Achtung: „Shift“ + „Mode“ schaltet den „Slicer“-Modus des Programms zwar um, blockiert aber am Neon die Farbumschaltung und das Weiterlaufen des Positions-Pads, obwohl ich (hörbar) weiter triggern kann. Mit einem weiteren Tastenhieb auf „Slicer“ nimmt aber alles wieder seinen Normalzustand an.

Hotcues

Als nächstes kommen wir zum standesgemäß gemappten „Hotcue“-Mode, der das Anlegen, Abrufen und Löschen von acht Cuepoints ermöglicht, die durch unterschiedliche RGB-Beleuchtung der Pads ein wirklich buntes Farbfeuerwerk abfackeln. „Trigger“-Feedbacks, beispielsweise durch ein kurzes Unterbrechen der Beleuchtung, erfolgen bis dato jedoch nicht. Hhm, warum eigentlich… nicht?  

Im (Hot) Flip Mode…

..habe ich Zugriff (Einstarten, Stoppen) auf acht potenziell vorhandene Flips, rosa dargestellt. Leere Plätze leuchten hingegen gar nicht und laufende Flips werden grün visualisiert. Wichtig ist mir persönlich vor allem die Option, Flips live aufzuzeichnen und das offeriert die linke vertikale Seitenleiste: „Record“ einschalten, Cuepoints spielen, Aufnahme im Loop oder nicht „geloopt“ beenden und wieder zurück im „Flip“-Modus, um die Komposition auf ein leeres Pad zu legen. – Klappt gut, wenn man die Schritte verinnerlicht hat.  

Manual Loop Mode

Im Manual Loop Mode lassen sich Start- und Endpunkte von Schleifen frei definieren und auf Wunsch in ein Loop-Slot speichern, woraufhin ihr diesen selektieren, aktivieren und reloopen könnt. Warum aber, trotz nicht aufgerufener Speicherfunktion, leere Plätze automatisch bei Tastendruck „volllaufen“, wollte sich mir nicht erschließen, schließlich muss ich dann einen „versemmelten“ Loop wieder manuell löschen. Immerhin ist es in so einem Fall möglich, die In/Out-Punkte durch Tastenkombinationen mit dem Encoder zu justieren.  

Hot Loops

So wie der „Hotcue“-Mode den direkten Zugriff auf die Cuepoints erlaubt, sollte ein „Hot Loop“-Betriebsmodus das gleiche für Loops gewährleisten und: Bingo! – Das tut er auch. Bis zu acht potenziell vorhandene Schleifen dürft ihr hier aktivieren und triggern, allerdings wollte das laut Handbuch ausgewiesene Setzen eines Loops gemäß Voreinstellungen auf ein leeres Pad (in SDJ 1.7.2) nicht funktionieren. Bitte unbedingt nachreichen!  

Was noch..

Nun haben wir uns ja die ganze Zeit mit den Performance-Pads beschäftigt, aber es gibt noch einige Funktionen „on top“. Beispielsweise ermöglicht der orangene Encoder die Track-Auswahl und das Browsen in der Seitenliste und den Crates. Mit der „Push“-Funktion hangele ich mich vor und zurück und lade selektierte Titel in die Player. Das funktioniert gut. Der blaue Rotary auf der anderen Seite hingegen setzt Auto Loops und in Kombination mit „Shift“ Rolls und variiert die Längen. Pad Rolls sind da schon ein wenig komfortabler, aber die Pad-Sektion ist ja schon voll belegt. Der Encoder verschiebt eine Schleife via „Shift“, allerdings nimmt er den „Abspielkopf“ nur in der Rückwärtsbewegung mit und nicht nach vorn. Schade.  

Weitere Funktionen

Links schalte ich bei Bedarf auf die Decks 1-4 um, rechts finden sich eine Sync-, Slip und Censor-Taste ein, sowie Direktzugriffe für den relativen und den internen Abspielmodus. Hier gab es noch einen Mapping-Bug des „Internal“-Buttons zu vermelden, der nicht die gleichnamige Funktion auslöst, respektive im Internal-Modus die Wiedergabe einfach stoppt. Ich denke, das sollte ebenfalls in Kürze glattgebügelt werden. Ferner würde ich mir wünschen, dass die „Pad Mode“-Buttons die Couleur des zweiten Layers annehmen würden, anstatt zu blinken, und dass Serato in Zukunft die Möglichkeit zum Remapping nativ unterstützter Controller anbietet, was selbstverständlich nicht allein in der Hand des in Münster gegründeten Unternehmens liegt. Dann läge es allein bei ihm, dem User, ob er eine Velocity-Sample-Funktion und einen Hot-Loop-Layer möchte oder sich stattdessen Cue-Loops oder Rolls auf die Pad-Sektion legt.  

Auch wenn es noch „Luft nach oben“ beim Mapping und dem Beleuchtungsschema gibt, darf man Reloop in der Summe trotzdem durchaus ein Lob für die Belegung der Remix Pad-Sektion und der übrigen Bedienelemente aussprechen. Den positiven Gesamteindruck untermauert letztlich auch das reproduzierbare Verhalten der Applikation beim Refresh nach versehentlicher Trennung von Neon und Rechner: Der PC-Screen friert zwar kurz ein, aber die Musik marschiert stoisch und sicher weiter. Gut, die zwei Sekunden „Bedenkzeit“ kann man dann auch tolerieren, wenn man von dem Effekt weiß.

Fotostrecke: 2 Bilder Relativer und interner Wiedergabemodus, Censor-, Sync und Slip.

Traktor Pro, Mixvibes Cross und Virtual

DJ Ein flexibles Controller-Chameleon wie das Reloop Neon dürfte bei einem Preis von 129 Euro nicht nur die Serato-Front ansprechen, denn natürlich lassen sich auch DJ-Programme anderer Software-Schmieden mit Hilfe von MIDI befehligen. Reloops Website bietet aktuell zwei Downloads für VDJ und Traktor an, mit denen man sich auf vier Decks im Wechsel austoben kann. In Virtual DJ beispielsweise operieren die Pads laut Hersteller-Mapping in folgenden Modi: Hotcue, Remix, Hot Loop, Manual Loop, Slicer, Slicer Hold, Sampler und FX. Dazu kommen auch hier Censor, Slip, Sync und natürlich die Browser- und Loop-Funktionen des Encoders, sodass man von einer über weite Flächen identischen Belegung sprechen kann.

Und Traktor?

Nun, hier stellt das Reloop-Mapping unter anderem Hotcues, den Freeze-Modus, Auto Loops, Fluxing, Loop Moves, Loop-Recording und natürlich die Remix-Decks zur Verfügung. Letztgenannte können aber konzeptionell nicht so detailliert gesteuert werden, wie mit NIs Kontrol F1. Der kostet aber wiederum deutlich mehr.  


Ein Hinweis noch vor dem Fazit: In Reloops Sortiment findet sich aktuell (29.01.15) bereits ein maßgeschneiderter Neon-Ständer namens Modular Stand ein, der eine stabile Abstellfläche für die Kommandozentrale bei optimaler Arbeitshöhe verspricht und dank seiner Einrastknöpfe unkompliziert mit zwei Handgriffen aufgebaut sei. Das Teil kostet 39 Euro im Fachhandel und zum Bonedo.de-Test geht es hier entlang.

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