Reloop KUT Test

Praxis

Das Pult macht es sich zwischen den lokalen Plattenspielern bequem und wird mit dem MacBook verkabelt, wo sich das integrierte Audiointerface als 24 Bitter mit 96 kHz Samplingfrequenz ausweist. Einstellbar ist das nicht, es ist auch kein Setup-Mode dokumentiert, wo man dies ändern könnte. Insgesamt verfügt das Pult über 8 USB-Inputs und 6 USB-Outputs. Kein Problem also, Vinyl-Scheiben auf dem Plattenspieler zu digitalisieren (die Auswahl der USB-Aufnahmequelle erfolgt über den Switch auf der Rückseite) oder den Master-Mix sowie Mikrofon/AUX zu recorden.
Wie es sich für einen Battlemixer gehört, trifft man beim KUT auf herrlich leichtgängige Channelfader und einen butterzarten Crossfader, deren Flankensteilheit stufenlos über zwei kleine Knöpfe links oberhalb der Linefader eingestellt werden kann. Was den Crossfader angeht, setzt Reloop auf ein Modell von innoFader mit Non-Contact-Technologie und Hamster-Switch. Er lässt sich im Verschleißfall oder bei einem Defekt problemlos wechseln. Der Cut-in des innoFaders liegt bei kaum einem Millimeter, die Linefader sind beim KUT auf den ersten zwei Millimetern da, es macht einfach richtig Laune, damit zu agieren. Nicht nur Turntablists werden das mögen.

Fotostrecke: 2 Bilder Einstellbare Kurven für die Fader und …

Sound

Was aus den Boxen tönt, kann sich hören lassen. Das Grundrauschen ist bei Vollausschlag ohne Zuspielung als marginal einzustufen, digitales Zirpen ist ebenfalls nicht auszumachen und der KUT-Mixer präsentiert sich transparent im Klang.
Im Mix kann man sich hinsichtlich des Dreibänders zwischen einem Classic- und Kill-EQ entscheiden. Die Grenzfrequenzen liegen bei 70 Hz, 1 kHz und 13 kHz. Der Cut-Boost beträgt -25 dB/+12 dB. Beim Kill-Modus wir das jeweilige Band komplett ausgelöscht. Der Mikrofonkanal ist rauscharm und auch die Talkover-Funktion spricht gut an, allerdings muss man ihn vergleichsweise hoch aussteuern, um auf Pegel zu kommen. Nichts für zarte Ansagen, eher was für laute Rap-Vocals.
Dies gesagt ist mir zudem aufgefallen, dass man beim Einpegeln der Plattenspieler bei etwa 14-15 Uhr ankommt, was nicht allzu viel Luft für leise Platten lässt. Zum Vergleich: Am benachbarten Pioneer-Pult war zum Überschreiten der 0-dB-LED bereits ein Gain von 11 Uhr ausreichend. Die hinreichend laute Kopfhörersektion bietet stufenloses Cuemixing für Master und Preview-Deck. Aufgrund der beiden frontalen Outputs kann sich der Kollege ebenso einstöpseln und mithören – mit geringfügigem Pegelverlust auf den Hörern – nicht ungewöhnlich.
Die Effektsektion bietet solide Kost, wie gemacht fürs Freestylen und stellt auch den unerfahrenen Plattentenreiter nicht vor klangliche Herausforderungen. Die Kehrseite der Medaille: Manch einer mag das als zu zahm empfinden, zumal auch noch ein Parameter-Regler fehlt, mit dem man eine Filterresonanz, Flanger-Q oder einen Noise-LFO kontrollieren könnte. Beim Mikrofon wurde auf ein Hallprogramm oder ähnliches verzichtet – schade.

Fotostrecke: 2 Bilder Classic- und Kill-EQ – man hat die Wahl
Audio Samples
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Flanger/Phaser White Noise LPF/HPF Gate/Dist

Was das Zusammenspiel mit einer DVS-Software angeht, unterstützt das Pult aktuell ausschließlich „offene Systeme“ statt rekordbox, Traktor oder Serato. Doch es gibt selbstverständlich noch andere DVS-Kandidaten, mit denen man alternativ arbeiten kann, darunter Virtual DJ oder MIXXX, kompatible Timecodes vorausgesetzt.
Hier stellte sich noch eine Besonderheit heraus, denn es gibt an der Rückseite des Pults einen Schalter, der festlegt, ob der Timecode über den Line-Input eingeschleift wird oder via Phono, sodass man dadurch beispielsweise auch zwischen Vinyl- und CD-Steuerung wechseln kann. Interessant ist hier auch noch, dass sich ein weiterer Audiostrom dem Output-Kanal 5/6 zuweisen lässt – der Sampler zum Beispiel –  doch man kann das Signal nicht am Mixer pegeln, wie es beispielsweise beim USB-AUX eines DJM-450 der Fall ist. Das lässt sich gegebenenfalls auch über einen DJ-Controller kompensieren, einen Pad-Controller mit Drehreglern zum Beispiel, der Samples dirigiert. Hier wäre ein USB-Hub am Pult nicht schlecht.

Fotostrecke: 2 Bilder Audiopanel-Setup Mac

Was noch

Nach dem Blick auf die Habenseite muss natürlich auch zur Sprache kommen, was man dem KUT mitunter noch hätte mit auf den Weg geben können. Hier fallen mir als erstes eine Handvoll MIDI-Controller-Pads ein, mit denen man Cue-Punkte direkt vom Controller aus anfahren könnte. Aber gut, hier stand wohl die „goldene Ära der Battlemixer“ Pate. Dann wäre da noch besagter USB-Aux-Pegelsteller zu nennen und ein Record-Out. Dass keine Software beiliegt, mag für manchen Anwender nicht so schwer wiegen, ein anderer hingegen könnte als K.O.-Kriterium betrachten, dass die DVS-Platzhirsche nicht laufen, aber natürlich steht es jedem frei, sein Dongle-Interface selbst anzuschließen. 
Ansonsten ist man mit dem KUT in Anbetracht des Preises ganz gut bedient, kostet allein der innoFader schon mehr als 100 Euro und mancher DVS-Mixer (hier findet ihr einen Überblick) verlangt je nach Ausstattung und Software-Dreingabe teils deutlich mehr Investitionsbereitschaft. Schaut man sich das die aktuellen Straßenpreise dieser Produktkategorie an, dürften wohl Allen&Heath Xone.23C mit seinem zusätzlichen Send/Return, der auch dem Reloop gut gestanden hätte, und Pioneer DJM-250 inklusive rekordbox dvs unterhalb von 400 Euro sowie der Native Instruments Z2 mit Traktor und Mixars Duo für Serato (beide zum Testzeitpunkt um 550 Euro) zu den Hauptkonkurrenten des KUT zählen. Wirft man das KUT-Design nebst InnoFader noch als schlagkräftiges Argument in den Kaufentscheid, bleiben einem indes nicht viele Alternativen zu diesem Kurs.

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