Reason Studios Reason 13 Test

Als Reason 12 vor drei Jahren erschien, war der Eindruck ein gemischter. Zwar klangen die neuen Instrumente und Effekte hervorragend, aber es fehlte zu viel: kaum Veränderung am Workflow, kein VST3, nicht kompatibel mit Apple M1. Nun kommt Reason 13 und will es besser machen. Wir testen die neue Version der DAW. 

Nach Cubase hüpft jetzt auch Reason auf die 13. Version. Hersteller Reason Studios hat schon nach dem Realease von Reason 12 immer wieder punktuelle Updates nachgeschoben, die schmerzlich vermisste Features nachlieferten. Obwohl viele Instrumente und Effekte der DAW gut klingen, hat das Update zu Reason 12 im Vergleich zu früheren Versionen leider enttäuscht. Ob es mit dem neuen Update auf Reason 13 besser wird, schauen wir uns genauer an.

Checkliste zum Kauf von Reason 13

  • VST3 / M1 Native Kompatibel (bereits in Updates nach Version 12 enthalten)
  • Sequencer-Workflow: zweigeteilte Ansicht und neue Position der Werkzeuge
  • Software Synthesizer Polytone für Synthwave-Sounds
  • 3 Utilities: Sidechain, Gain (mit Routing-Optionen) und Stereo-Tool (Widener)
  • Effekt Ripley Space Delay – Delay-Effekt mit umfangreichen Modulationsmöglichkeiten
  • Browser-Workflow: „Schwebendes“ Fenster mit Tag-basierter Suche
  • 1000 neue Presets

DETAILS & PRAXIS

Die Updates seit Reason 12 

Seit dem Erscheinen von Reason 12 im Herbst 2021 veröffentlichte Hersteller Reason Studios vier größere Punktupdates, die einige Neuerungen brachten, vor allem aber Wichtiges nachlieferten. Mit 12.2 wurde das eh schon mächtige Combinator-Modul, in dem man containerartig Instrumente, Effekte und Module kombinieren und fernsteuern kann, weiter aufgeblasen. Combinator 2.0 erlaubt jetzt noch mehr Fernsteuerungsparameter und bringt ein verbessertes MIDI-Mapping.

Neuer Device für Reason 13, Combinator 2.0.
Noch detailliertere Mapping-Möglichkeiten im neuen Combinator 2.0

Mit 12.5 kam dann endlich VST3-Unterstützung in der Modular-DAW an. Angesichts der abnehmenden VST2-Verbreitung bei neuen Plugins war dies ein mehr als überfälliger Schritt. Bleibt abzuwarten, ob man sich beim offenen Plugin-Format CLAP ähnlich viel Zeit lässt. Stichwort überfällig: Mit 12.6 kam dann ebenso spät die Unterstützung für Apple Silicon, sodass man von den schnellen Prozessoren profitieren konnte.

DAW Reason 13 mit Plugin Arturia Analog Lab
Im Browser werden VST3-Plugins direkt angezeigt. 

Kurz danach stellte man außerdem mit Objekt einen Physical-Modelling-Synth vor, der zum Besten gehört, was auf dem Markt zu finden ist – so „echt“ klingt kaum ein anderer Synthesizer. Und mit dem jüngst erschienen Update zu 12.7 legte man noch die Apple-Silicon-Native-Kompatibilität der Companion App zum Download und Registrieren der DAW nach. 

Reason 13 bringt Workflow-Fokus und (leicht) veränderte Oberfläche

Reason klingt toll und kann viel, allerdings ist der verschachtelte Workflow nicht so leicht zugänglich und liegt irgendwo zwischen den Workflows von FL Studio und Bitwig. Es passt also, dass man sich in diesem Update auf den Workflow konzentriert hat. So hat Reason Studios die Felder zum Umschalten der Arbeitsbereiche Mixer, Sequencer und Rack prominenter platziert, die Werkzeuge zum Bearbeiten von Audio und MIDI direkt in den Editor gepackt und viele Rechtsklickmenüs aufgeräumt. 

DAW Reason 13 mit MIDI-Clip und Piano Roll.
Endlich Editor und Sequencer gleichzeitig! 

Für die Bearbeitung von MIDI und Audioclips musste man vorher ständig zwischen Sequencer und Editor springen, weil man nie beide gleichzeitig sehen konnte. In Version 13 ist das jetzt möglich. Ähnlich wie bei der erweiterten Ansicht in Ableton Live 12 kann man jetzt bequem auf der oberen Hälfte des Bildschirms das Arrangement im Blick behalten, während man in der unteren Hälfte MIDI-Noten (Audioclips auch) bearbeitet oder Comping betreibt. Auch Werkzeuge wie Quantisierung oder Humanize sind nicht mehr hinter kryptischen Symbolen oder in Rechtsklickmenüs versteckt, sondern prominent auf der linken Seite des Editors platziert. 

Ein schwebender Browser – aber anders als bei Bitwig

Wenn es einen roten Faden bei den DAW-Updates der letzten Jahre gibt, ist es der DAW-Browser. Allgemein waren Tags – also Schlüsselworte, die Art und Charakter eines Presets, Samples und Instruments beschrieben – bei den letzten Updates von Ableton, Bitwig, und FL Studio der gemeinsame Nenner. Hier geht Reason 13 mit. Dazu hat man sich wie bei Bitwig für eine komplette Überholung des Browser-Workflows entschieden. 

Browser in der DAW Reason 13
Rex-Files und Samples können direkt im Browser vorgehört werden.

Der Browser befindet sich jetzt nämlich nicht mehr starr links in der Seitenleiste, sondern kann an jedem Punkt in Reason 13 durch einen Klick auf „Browser“ oben in der Titelleiste aufgerufen werden. Er „schwebt“ dann über den Arbeitsbereichen. Hier wählt man Presets, Sounds, Samples und REX Loops aus. Will man nur ein Device oder Plugin ins Rack laden, passiert das immer noch links in der Device-Ansicht, quasi dem zweiten Browser. 

Überarbeitete Benutzeroberfläche von Reason 13
Oben die neue Position der Umschalter zwischen den Arbeitsbereichen, links die Device-Liste

Das schwebende Browser-Fenster taucht auch auf, wenn man in einem Device ein neues Preset laden oder im Rack per Rechtsklick ein neues Device hinzufügen möchte – dann aber mit Fokus auf die Presets für den gerade genutzten Synth oder Effekt. Über verschiedene Tags und Kategorien schränkt man die Ergebnisliste weiter ein und findet so schnell zum gewünschten Preset oder Sample. 

Reason 13 bringt Polytone, Ripley Delay und 1000 neue Presets

Neue Devices Stereotool, Sidechain und Gain in Reason 13 
Von oben nach unten: Stereotool, Sidechain und Gain Device

Fünf neue Devices sind dabei: Polytone, ein bi-timbraler Synthesizer, der vor allem analog gefärbte Sounds mitbringt. Dann Ripley Delay, ein ungewöhnlicher Delay-Effekt mit umfangreichen Modulationsmöglichkeiten. 

Audio Samples
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01. PolyTone „Expander X“ 02. PolyTone Expressive Electric (mit Morph-Velocity-Modulation) 03. Thor-Synth und Monotone-Bass 04. Europa-Synth und Kong-Drums

Außerdem hat Reason 13 drei kleine, nützliche Devices im Gepäck. Sidechain macht genau, was der Name sagt: rhythmisches Sidechaining, entweder automatisch getriggert, wie man es von Shaperbox oder LFOTool kennt, oder über das interne CV-Signal wie ein Sidechain-Kompressor. 

Mit dem Gain-Tool lassen sich nicht nur die Lautstärke und Stereoposition separat vom Mixer einstellen, auch kann man ein zweites Signal einschleifen und beide mischen. Stereotool wiederum ist zum monokompatiblen Breitermachen von zu „schmalen“ Sounds da. Außerdem hat der Hersteller laut eigener Aussage über eintausend neue Presets ins Update gepackt – für alle Devices. 

PRAXIS

Polytone morpht und mixt zwei Synth-Sounds

An neue Instrumente und Effekte in Reason gehe ich mit hoher Erwartungshaltung heran. Denn was die Schweden hier über die Jahre an Innovation und Sound – vom epischen Thor über die ungewöhnlichen Sounds von Europa zum extrem organischen Klang von Physical-Modelling-Wunder Objekt – aus dem Hut gezaubert haben, macht Reason zur DAW mit dem besten Sound. Und PolyTone? Treffer, versenkt. 

Software-Synthesizer Polytone in der DAW Reason 13
Im neuen Browser lassen sich die Sounds von Polytone sehr einfach sortieren und durchsuchen.

Ich habe lange nicht mehr so viele Presets beim Durchspielen markiert. Freunde von EDM, Synthwave und LoFi-Sounds brauchen in weiten Teilen eigentlich keinen anderen Synthesizer mehr. Und zugänglich ist das Instrument auch. 

Audio Samples
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05. PolyTone „Chicago 86“ und Ripley „AutoGate” 06. PolyTone „Calimero Bounce“ und Ripley “Stereo Step Delay” 07. PolyTone „Dirty Sync“ und Ripley “Stereo Step Delay” 08. PolyTone “Digi Holy Pad” und Ripley “PitchStepper”

Zwar bringt Polytone mit sieben Parametern ungewöhnlicherweise kaum Möglichkeiten mit, auf der Rückseite Modulationen anzulegen, die braucht es aber auch kaum, denn man hat sich beim Layering der zwei Synth-Sounds etwas einfallen lassen. In Polytone werden  zwei Sounds in zwei separaten Bereichen geladen. Entweder man wechselt zwischen beiden, vermischt sie oder morpht zwischen ihnen. 

Polytone-Synthesizer mit Morph-Funktion in Reason
Stellt man in Polytone oben auf Morph und daneben auf G. LFO, morpht der Synth rhythmisch zwischen beiden Presets.

Das Mischen und Morphen zwischen beiden Sounds wiederum passiert auf vier verschiedene Arten. Entweder händisch mit einem großen Fader, mit dem ModWheel am MIDI-Controller, per Velocity oder automatisch mit dem Global LFO. Und vor allem die Modulation per Velocity macht Polytone zu einem derart ausdrucksstarken Instrument, dass ich mich oft minutenlang im Spielen und Ausprobieren verloren habe.  

Ripley Delay ist der Traum jedes LoFi-Tracks

Ripley Delay ist ein sehr, sehr mächtiger Echo-Effekt, fast schon ein Multi-Effekt. In diesem Fall steckt noch ein Reverb im Effekt, das sich sowohl parallel als auch hinter den Echoeffekt schalten lässt. Außerdem gibt es ein Noise-Modul, einen Verzerrer, einen Bitcrusher, einen Fünf-Band-EQ und einen Ducker. 

Audioeffekt Ripley Delay in der DAW Reason 13
Jeder der fünf Effekte in Ripley kann an einem anderen Punkt der Signalkette zugeschaltet werden.

Der Clou: Bei jedem der fünf Effekte kann man separat bestimmen, ob das Eingangssignal, das Delay-Signal, die Feedback-Schleife, das Reverb-Signal oder das Ausgangssignal verändert wird. Dazu erlaubt das Feedback-Filter im besonderen Band-Modus, das Delay-Signal über acht Bänder zu filtern. In der Praxis beherrscht Ripley analog gefärbte Standardeffekte wie Viertel-Delays genauso aus dem Effeff wie verstörende LoFi-Ambient-Effekte oder fast schon an Trance-Gating-Effekte erinnernde Tremolo-Sounds. 

Workflow-Unterschiede Reason 12 vs. Reason 13

Mir fehlt beim Beurteilen der Workflow-Veränderungen beider Versionen leider eine wichtige Perspektive: Die des Reason-Nutzers, der die DAW tagtäglich nutzt. Denn hier fallen Workflow-Veränderungen ganz anders ins Gewicht, als bei einem Gelegenheitsnutzer, wie ich es bin. Gerade den Browser so zu verändern, von der links klebenden Leiste hin zum schwebenden Fenster, das je nach Instrument immer andere Ergebnisse anzeigt, ist mutig. Meiner Meinung nach haben diese Veränderung, wie auch die neue Platzierung der Bearbeitungswerkzeuge und das an Ableton angelehnte Zooming, die DAW ein ganzes Stück zugänglicher gemacht.

Menü im Browser von Reason 13 zum Markieren von Favoriten
Presets zu markieren ist nur über dieses Menü im Browser möglich – etwas umständlich. 

Zwar fehlt im Browser eine einfache Möglichkeit Sounds oder Presets zu „favorisieren“, also per Stern oder Herz zu markieren (das geht nur per Rechtsklick und Ablage in eine Favoriten-Playlist), aber ich habe Sounds schneller gefunden und mich nicht mehr so schnell in den endlosen Ordnerstrukturen verloren. Auch der MIDI-Workflow ist aufgeräumter, die Werkzeuge jetzt genau da, wo man sie zum Bearbeiten braucht.

Sequencer mit Automationsclips in Reason
Automationsclips ähnlich wie in FL Studio

Bei all dem Lob ist Reason aber immer noch eine ziemlich verschachtelte DAW. Die FL Studio ähnlichen Automationsclips sorgen bei mir regelmäßig für Verwirrung. Bei den fünf Ansichten (Sequencer, Rack und Rack-Rückseite, Mixer, Browser) komme ich immer wieder durcheinander. Und dass eine DAW im Jahr 2024  weder Möglichkeiten zum Gruppieren von Spuren im Sequencer bietet noch ARA, MPE oder den Import von Video-Dateien unterstützt, ist schon – wie war das? – mutig. 

Fazit – Reason 13

Von den drei Versionen von Reason, die ich bisher getestet habe, ist Reason 13 die ausgereifteste. Durchdachte Verbesserungen beim Workflow, grandiose neue Devices, ein besserer Zugang – toll!

Aber das reicht bei aller Liebe nicht ganz zur Bestwertung. Dafür müsste der Rack-Sequencer-Mixer-Workflow noch einmal deutlich entschlackt werden und man beim Implementieren von Features wie ARA oder Video-Import etwas Gas geben.

Features

  • modulare DAW mit internem CV-Routing
  • VST3 und VST-2Plugin-Support
  • Pitch-Editor zur Editierung von Tonhöhe, Formanten, Vibrato und Pitchdrift
  • Audio-to-MIDI, Audio-to-REX-File, Bounce-in-Place, Audio-Timestretch, Comp Editor
  • Neu dabei in Reason 13:
  • PolyTone – Bi-timbraler Soft Synth mit Morphing
  • Ripley Delay – LoFi-Ambient-Delay
  • Sidechain, Gain und Stereo-Tool Devices
  • 1000 neue Presets
  • Neuer Browser-Workflow
  • Überarbeitete Oberfläche
  • 11 (Intro) / 29 (Standard) / 31 (Suite) Effekte: darunter Synchronous, Softube Amp- und Speakermodels, The Echo, Alligator, Pulveriser, Neptune, Convolution Reverb RV-7000 MK2, Scream 5, MClass Mastering Effects uvm.
  • Plugin-Formate der Rack-Version: AudioUnit; AAX (64it); VST 3
  • Plugin-Formate in Reason: Reason Racks; VST 2.4 und VST 3
  • PREISE:
  • Reason 13 : EUR 499 (Straßenpreis am 19.06.24)
  • Upgrade von Reason 12 : EUR 399 (Straßenpreis am 19.06.24)
  • Im Abo mit Reason+: 19,99 EUR/Monat oder 199 EUR/Jahr
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Schnellerer Workflow beim Bearbeiten von MIDI-Clips
  • Polytone bringt produktionsfertige Sounds und schnellen Workflow
  • Sounddesign-Wunder Ripley
  • Benutzeroberfläche zugänglicher
  • M1/VST3-Kompatibel
Contra
  • Kein Video-Import möglich
  • Keine Unterstützung von MPE und ARA
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Reason Studios Reason 13 Test
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Profilbild von Daniel F.

Daniel F. sagt:

#1 - 23.06.2024 um 00:23 Uhr

0

Es ist schmerzlich traurig das Reason 12 kein gratis UPGRADE für Reason 13 zur verfügung stellt! Traurig! Traurig! Traurig! Bei FL Studio bekommt man das was man erwartet und auch mit Lebenslanger UPGRADE Garantie! Mehr brauche ich wohl nicht zu sagen ausser das euch die Kunden weglaufen werden! Dieser Text richtet sich an den Reason Shop und an die Hersteller der Reason DAW Serie! PS Hört bitte auf mit den ABOS weil früher oder später werdet ihr an Massen Kunden verlieren und ob sich dann die ABO abzocke für euch noch rentiert ist dann die frage! Alles BUSINESS! Behandelt eure Kunden Fair dann bekommt ihr auch etwas zurück! Es wird sich zeigen welchen weg Ihr in Zukunft einschlagen werdet! Ich hoffe euch in Zukunft wieder mit einem lächeln begegnen zu dürfen! Bis dahin CIAO! Danke!

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