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Rane TTM57mkII Test

Der im Jahr 2006 vorgestellte Rane TTM57SL, Vorgänger meines heutigen Testkandidaten TTM57mkII, war der erste Battlemixer mit integriertem Audiointerface und Software-Controllern für Serato Scratch Live. Nun bekommt er nach 9 Jahren seinen wohlverdienten Nachfolger. Besonders unter Hip-Hop-DJs erfreut sich der 57er großer Beliebtheit und er avancierte schnell zu einer Art „Kult-Objekt“. Als die Produktion 2013 eingestellt wurde, übernahmen zunächst die Mixer-Modelle Rane Sixty Two und Sixty Four das „Erbe“, doch nun tritt wieder ein waschechter TTM in den Ring. Rein äußerlich scheint der Hersteller dem Erfolgsrezept treu geblieben zu sein, denn das Design gleicht dem Vorgänger prinzipiell schon sehr. Im Detail jedoch hat Rane einige vielversprechende Upgrades wie ein duales USB-Interface eingebaut und auch der Preis hat sich „gewaschen“. Stolze 2700 € (UVP) ruft der Hersteller für sein neustes „Battlemixer-Schlachtschiff“ auf und ob euer hart verdientes Geld bei diesem Gerät gut angelegt ist, klärt der bonedo.de-Test.

Rane_TTM57_MKII_10

Details

In freudiger Erwartung öffne ich die Kartonage und finde darin neben dem 37 x 25,4 x 10,5 cm großen und 3,7 kg schweren Mixer zwei Timecode-Vinyls und -CDs zur Steuerung der virtuellen Serato-Decks sowie je ein USB- und Kaltgerätekabel. Dank zahlreicher Abbildungen ist das beigelegte englischsprachige Handbuch gut zu verstehen. Wie sein Vorgänger verfügt „Mark2“ über ein robustes und sehr sauber verarbeitetes Metallchassis mit einer kratzresistenten, Polykarbonat-beschichteten Faceplate. Alle Tasten, Drehschalter und Regler sind bombenfest im Gehäuse fixiert und wirken sehr widerstandsfähig. Selbstverständlich ist der Mixer mit den Rane-typischen, qualitativ hochwertigen, kontaktlosen Fadern ausgestattet. Das positive Bild setzt sich bei den mehrheitlich vergoldeten Anschlüssen des Mixers fort, sodass der TTM57mkII summa summarum einen wirklich hervorragenden Ersteindruck hinterlässt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Timecode-Vinyls und -CDs für Serato gehören mit zum Lieferumfang.

Anschlüsse

Die Eingänge für Deck 1 und 2 präsentieren sich jeweils in Form zweier Stereo-Cinch-Buchsenpaare (Aux/Phono). Die Turntable-Inputs lassen sich optional auf Line umschalten. Mit den Session In- und Outputs (Stereo-Cinch) werden Battlemixer miteinander „verkettet“.
Mein Shure SM58 Mikrofon schließe ich über eine XLR/Kinke-Kombibuchse an, deren Eingangsempfindlichkeit zwischen Mikrofon- und Linepegel umschaltbar ist, also wäre auch der Anschluss einer Funkstrecke kein Problem. Der Klang der Mikrofonabteilung ist jedoch ein wenig dumpf und landet daher nur im Mittelfeld.
Wer ein externes Effektgerät verwenden möchte, nutzt die Ein- und Ausgänge des „FlexFX Loop“, deren Verstärkung zwischen +4dBu oder -10dBV wählbar ist. Der Main-Out des Mixers wird an zwei symmetrischen XLR-Buchsen abgegriffen, der separat regelbarer Booth-Out an ebenfalls symmetrisch ausgelegten Klinkenbuchsen. Zwei USB-Ports vom Typ-B sind für Computerverbindungen vorgesehen. An der Vorderseite entdecke ich zwei Kopfhörerausgänge sowie und einen Fußschalter-Anschluss.
Der Rane TTM57mkII verfügt über hochwertige Wandler, die äußerst rauscharme, ich bin schon geneigt zu sagen, nahezu makellose Audiosignale liefern. Der exzellente Klang zieht die Wertung natürlich nach oben. Druckvoll mit fein aufgelösten Höhen und kraftvollem Bass-Fundament – so soll es sein! Eigentlich ein glatter Einser-Kandidat im Schulnotensystem, würde das Mikrofonsignal nicht an der Wertung nagen und in der Summe zu einer guten 2+ für den Sound führen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Rane TTM57mkII ist nun mit einem Dual-USB-Audiointerface ausgestattet (Class Compliant).
Audio Samples
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Original-Wav-File.wav Master-Playout.wav Mikrofon.wav

Serato DJ

Konzipiert wurde der Rane TTM57mkII für Serato DJ. Dem Pult stehen zwei virtuelle Decks mit farbiger Wellenformdarstellung, jeweils acht Hotcues, Auto-Sync, ein Keylock, eine Loop-Sektion, ein Sample-Player mit sechs Slots sowie eine Aufnahmefunktion zur Verfügung. Auf sämtliche Programmfunktionen einzugehen, würde den Rahmen dieses Artikels sicher sprengen, denn es soll ja kein Software-Review werden, daher empfehle ich allen, die sich detailliert über Serato DJ informieren möchte, diesen Test meines geschätzten Bondeo-Kollegen Peter Westermeier zu studieren.
Worauf ich allerdings eingehen werde, sind die Neuerungen der zum Testzeitpunkt aktuellen Version 1.7.5 und natürlich den Workflow und die Performance des hier vorliegenden Bundles an sich. Meine Testrechner sind ein iMac mit 2,4 GHz Intel Core 2 Duo Prozessor, 4 GB RAM und MAC OSX 10.8.5 und für den Dual-USB-Betrieb ein MacBook Pro mit Intel Core i5 4, Gen Prozessor, 4 GB RAM, 2,9 GHz und OS X 10.9.4. Mit Versionsnummer 1.7.5 bietet Serato zum ersten Mal das „Serato DJ Club Kit“ an, das die Software an sich sowie eine DVS-Expansion-Pack Lizenz enthält. Diese ermöglicht Besitzern eines Pioneer DJM-850, DJM-900NXS, Allen & Heath Xone:DB2, Xone:DB4 und Xone:43C die Nutzung ohne ein weiteres Interface. Der Preis beträgt 169 US Dollar. Ferner unterstützt das Update Allen & Heaths Xone:K1 DJ-Controller. Nutzer, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, dürfte der neue „International Language Support“ freuen, denn nun „spricht“ die Software auch Deutsch, Spanisch, Japanisch, Französisch, Chinesisch und Portugiesisch. Für Serato Video (Preis 149 US Dollar) gibt es nun die Sektion „Master-Video-FX“. Obendrein können MP3+G Karaoke-Files abgespielt werden.
Ich persönlich freue mich besonders über das neue „Beat Jump“ Feature, das taktgenaue, unterbrechungsfreie Sprünge innerhalb eines Songs zwischen 1/32 und 32 Taktschlägen erlaubt. Taufrisch sind auch die „EQ-Colored-Waveforms“, die in Abhängigkeit von den Equalizer-Einstellungen ihre Farben ändern.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem TTM57MK2 lassen sich nun auch die Loop-Sektion sowie die FX-Abteilungen der Software komfortabel steuern.
Audio Samples
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Beat-Jump normal
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Praxis

Vorab gleich mal eine Feststellung: Der TTM57mkII bietet im Gegensatz zum Vorgängermodell keine interne Effekte mehr an. Darin sehe ich allerdings keinen gravierenden Nachteil, da die Effektbataillone der meisten DJ-Programme mittlerweile sehr ausgereift sind und sich dazu die Möglichkeit bietet, über den FX-Send/Return des Mischers ein externes Effektgerät einzuschleifen.
Timecode-Signale führt man Serato DJ über die Phono/Line-Inputs oder die Aux-Eingänge zu. Beide Decks können mittels Input-Selektor auf die vier Eingangsquellen (2x analog und 2x digital) und beide USB-Schnittstellen zugreifen. Daher ist ein Setup aus zwei Rechnern, zwei DVS-Softwares und vier Zuspielern möglich. Maximale Flexibilität bei „Ping Pong“ Sets und eine stressfreie „Arbeitsablösung“ unter DJs ist also garantiert. Schalte ich also den Input-Selektor vom Kanal 1 auf USB A, so gibt der linke Mixer-Kanal den linken, virtuellen Software-Player des an USB A angeschlossenen Rechners wieder und ich bin in der Lage, mit den zugehörigen Controllern dieses Deck zu steuern. Beim zweiten Rechners (USB B) ist es währenddessen deaktiviert und zeigt die Information „In Use“ an. Im Praxistest stellt sich heraus, dass der Betrieb zweier Rechnern mit DVS-Software frei von Störungen funktioniert.
In der Fader-Sektion ist Rane seinem Erfolgsrezept treu geblieben und so finden sich hier die bewährten 40-Millimeter-Fader, eine Channel-Swap-Funktion, eine stufenlose Fadercurve-Justierung und eine Reverse-Funktion für sämtliche drei Schieberegler ein. Die Vorhörabteilung des Pultes ist dank des optionalen Split-Cueings und des Pan-Reglers (Cue/Master) um einiges vielseitiger geworden. Der praktische Mini-Crossfader „Cue“ ist zum Glück erhalten geblieben.
Die Dreiband-Equalizer sind im Vergleich zum Vorgänger unverändert geblieben, jedoch hat sich die Positionierung der Kill- und Flex-FX-Buttons geändert und die Tasten weisen nun eine integrierte Kontrollbeleuchtung auf – optisch wie auch bedienungstechnisch eine klare Verbesserung. Ebenfalls neu sind die nützlichen 8-segmentigen LED-Displays für die Mikrofonsektion sowie Deck 1 und 2. Die Panoramaregler des Vorgängers sind bipolaren Filtern gewichen, was ich durchaus sinnvoll finde, denn sie ermöglichen interessante Klangeffekte und Pan-Regler kommen bei den meisten Hip-Hop-DJs ohnehin nur selten zum Einsatz.

Rane TTM57mkII: Die Panoramaregler des Vorgängers sind nun durch die praktischen Filter-Drehknöpfe ersetzt worden.
Rane TTM57mkII: Die Panoramaregler des Vorgängers sind nun durch die praktischen Filter-Drehknöpfe ersetzt worden.
Audio Samples
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HiMidLow-EQ Filter

Session In & Out & Co

Die Session In- und Outputs verfügen über separate Level-Regler und erlauben die Verkettung mehrerer Pulte, beispielsweise während einer professionellen Gruppen-Performance. Ebenfalls neu ist der USB Aux-Input mit Volume-Regler und Filter-Drehknopf. Bei einer Verwendung mit Serato DJ wird dieser Kanal in der Regel für den Sample-Player SP-6 genutzt und erlaubt, nicht zuletzt weil er auch andere Signale verarbeiten kann, neue kreative Ansätze in der Performance. Dicke Pluspunkte in der Gesamtbewertung. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Zweiband-EQ des Vorgängermodells wurde durch einen einzelnen Tone-Regler ersetzt.

Software-Controller

Mittels zweier Push-Encoder navigiere ich durch Playlisten und Ordner und lade neue Songs. Diese sind nun ergonomisch betrachtet besser platziert. Abgelöst wurden die beiden Buttons „Deck“ und „Group“ von den Tasten „Cues/Samples“ und „Shift“ , die unterschiedliche Hintergrund-Farbbeleuchtungen zur Visualisierung des jeweiligen Funktionsstatus annehmen können. Mit den neuen Direct Control Buttons habe ich direkten Zugriff auf jeweils vier Hotcues der beiden Player. Dabei leuchten die Tasten in der am Bildschirm angezeigten Farbe des jeweiligen Hotcues.
Auch die Samples des SP6 lassen sich mit den neuen Silikon-Buttons komfortabel vom Pult aus triggern. Und obendrein reagieren die Buttons sehr direkt, sodass man mit ihnen auch mal live einen Sample-Beat performen kann. Bravissimo – der Workflow dieser Abteilung ist absolut gelungen.
Zwei weitere Push-Encoder erlauben einerseits, automatische Schleifen oder auch Loop-Rolls anzulegen und abzufeuern. Andererseits steuern sie auch die FX-Abteilung von Serato DJ: Auswählen, (de-) aktivieren stufenlos das Dry/Wet-Verhältnis regeln und das Taktmaß (1/16 bis 8 Taktschläge) der Rhythmus-gesteuerten Effekte selektieren – kein Problem. Die Steuerungsoptionen sind zwar gemessen an den Möglichkeiten von Serato DJs FX-Sektionen recht rudimentär, aber für Hip-Hop-DJs in der Regel völlig ausreichend.
Was ich allerdings als echten Nachteil empfinde, ist die Tatsache, dass unser Testkandidat über keinen Tempo-Tap-Button für die FX-Sektion verfügt. Schließlich möchte ich an dieser Stelle noch die beiden Joysticks erwähnen, mit denen sich im Handumdrehen Instant Doubles, Slips und Censors ausführen lassen. Die Software-Steuerung des TTM57mkII ist überaus gelungen und sorgt auch ohne aufwendiges Studieren einer Bedienungsanleitung für eine Menge Spaß.

Rane TTM57mkII: Die neuen Pads aus Silikongummi mit RGB-Hintergrundbeleuchtung sorgen für einen optimalen Workflow!
Rane TTM57mkII: Die neuen Pads aus Silikongummi mit RGB-Hintergrundbeleuchtung sorgen für einen optimalen Workflow!
Audio Samples
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Loop normal Loop-Roll Censor-Joystick Transform-Joystick

Nahezu alle Bedienelemente (Fader, Drehregler, Schalter) des TTM57mkII lassen sich als MIDI-Controller nutzten. Detaillierte Informationen über den MIDI-Kanal sowie Controller-Daten finden sich im „MIDI Implementation Chart“ des Handbuchs. Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist der TTM57mkII Audio Class Compliant, wodurch das Pult als reguläre 10-In/10-Out Soundkarte nutzbar ist. Neben Serato DJ habe ich von der Hersteller-Website das kostenlose Rane Control Panel heruntergeladen. Mit diesem nützlichen Tool lassen sich Voreinstellungen des Mixers konfigurieren und die Firmware updaten.

Rane TTM57mkII: Mit dem Rane Control Panel lässt sich unter anderem die Filter-Resonanz konfigurieren.
Rane TTM57mkII: Mit dem Rane Control Panel lässt sich unter anderem die Filter-Resonanz konfigurieren.
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Fazit

Rane hat es geschafft, den Workflow des beliebten Battlemixers TTM57 in der Version mkII signifikant zu verbessern. Das überarbeite Dual-USB-Audiointerface mit seinen hochwertigen Wandlern erlaubt den simultanen Anschluss zweier Notebooks und erweitert in Kombination mit den zahlreichen MIDI-Optionen die Einsatzmöglichkeiten des Mischers enorm. Bewährte Elemente wie die Fader-Sektion wurden beibehalten und die allgemeine Güte des Pultes ist sehr hochwertig. Kurzum: Der Rane TTM57mkII ist das ultimative Arbeitswerkzeug für die Hip-Hop-DJs unter den Serato Nutzern. Wäre da nur nicht die hohe UVP von rund 2700 €, die bei vielen potenziellen Kunden oberhalb der Schmerzgrenze liegen dürfte. Doch wie sagt man so schön: Qualität hat ihren Preis.
Bleibt noch die Frage zu klären, ob sich für Besitzer des Vorgängermodells TTM57SL ein Wechsel zum mkII lohnt. Wem die Features von Scratch Live ausreichen und wer auf die diversen Neuerungen von Serato DJ verzichten kann, wird sein bisheriges Setup sicher noch eine Weile verwenden. Dennoch ist ein Hardware- und somit auch Software-Upgrade für eingefleischte Serato Nutzer in den nächsten 2 bis 3 Jahren wohl unumgänglich, denn in 2015 endete der Scratch Live Support und somit ist bei einem Computer Neuerwerb oder bei einem zukünftigen Update des Betriebssystems irgendwann mit Kompatibilitätsproblemen zu rechnen. Also holt schon mal die Spardosen raus!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Vielseitiges Dual-USB-Audiointerface
  • Hochwertige Wandler mit exzellentem Klang
  • Hervorragende Verarbeitungs- und Materialqualität
  • Sehr guter Workflow dank verbesserter Software-Controller
  • Langlebige kontaktlose Fader
  • Filter-Regler
  • USB Aux-Input mit Filter für Serato DJ Sample-Player
  • Integrierte MIDI-Steuerung
  • Optimierte Vorhörsektion
  • Zahlreiche analoge In- und Outputs
Contra
  • Hoher Preis
  • FX-Sektion ohne Tempo-Tap
Artikelbild
Rane TTM57mkII Test
Für 1.790,00€ bei
Rane TTM57mkII, Zweikanal-Battlemixer für Serato DJ
Rane TTM57mkII, Zweikanal-Battlemixer für Serato DJ
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