PRS Starla Stoptail Test

Praxis:

Zuerst einmal muss ich hier wirklich ein Lob aussprechen. Das Instrument kam perfekt eingestellt an und bedurfte nur einer Stimmung. Saitenlage, Bund und Oktavreinheit sind vorbildlich! Dasselbe gilt auch für die Optik. Man spürt förmlich, dass sich beim Bau dieser Gitarre viele Menschen sehr viel Mühe gegeben haben.

So, jetzt aber zurück zum Sound. Beim ersten trockenen Anspielen zeigt sich buchstäblich, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Ausgewogen ist wahrscheinlich die treffendste Beschreibung, will man schon jetzt den Klang kommentieren. Die Bässe sind da, aber nicht überpräsent, am meisten spielt sich im Mittenbereich ab, und so soll es bei einer Mahagoni-Gitarre auch sein. Wegen der fehlenden Ahorndecke ist das Höhenbild zumindest unverstärkt nicht so vordergründig wie bei anderen Gitarren dieser Bauweise, beispielsweise PRS Standard oder Les Paul. Das soll keinesfalls heißen, dass sie dumpf klingt – sie zeigt einfach mehr Holz. Wie gesagt, die Bespielbarkeit ist dank des Wide Fat Necks ein Traum und angeschlagene Akkorde schwingen lange und gleichmäßig aus. Und wie erwartet zeigt sie am Amp ihre wahren Qualitäten.

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Hals Clean Mid Clean Steg Clean

Beginnen möchte ich mit den Humbuckern ohne Split-Funktion am Vox Amp.

Die Töne klingen fett und für Humbucker erstaunlich offen in den Höhen.
Der Steg-Pickup klingt natürlich bauartbedingt etwas kompakter, aber das soll er auch, denn im Gegensatz zu den beiden anderen Sounds bekommt man hier eine erfrischende Farbe.

Sehr gut gefällt mir aber der Hals-PU. Groß, warm und ausgewogen im Klangbild macht er eine ausgezeichnete Figur.

Aber auch die Mittelposition der beiden Humbucker bietet quasi best of both worlds und ermöglicht edle Cleansounds, die man von einer solchen Gitarre erwarten muss. Alle Anschläge werden fast schon überdeutlich herausgearbeitet.

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Hals Split Clean Mid Split Clean Steg Split Clean

Nun ziehe ich den Tone-Poti nach oben und aktiviere die Split-Funktion, die für beide Tonabnehmer gilt.

Ich habe im Übrigen nichts an der Amp-Einstellung verändert, immer noch tönt ein Vox AC 30.

Das Klangbild hat sich radikal geändert und ganz klar nach oben verschoben.

Vorbei ist es mit den vollmundigen, warmen, teuer klingenden Sounds. Es klingt fast schon nach einem Piezo-Pickup, wie man ihn bei Akustikgitarren findet.

Ich denke, dass diese Variante als Klangfarbe in einem bestimmten Kontext sicherlich ein tolles Feature ist – nicht für mich persönlich – aber da sind Geschmäcker Gott sei Dank verschieden.

Deshalb verabschiede ich mich wieder von dieser Einstellung und drücke den Tonregler zurück in die Ausgangsposition. Schnell den Fender Deluxe angeworfen und ein paar Riffs später …

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Steg Humbucker Deluxe

Aha! Der Steg-Humbucker macht auch hier eine tolle Figur und pustet eine Menge Rock´n´Roll in den Amp. Auch hier zeigt sich die Obertonfreude der Starla und die Attacks kommen so richtig gut ans Ohr, genau richtig für diese Spielweise.

So, ich stecke die PRS wieder in den VOX und sorge für etwas mehr Zerre.

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Mid Crunch Vox

Für das folgende Riff habe ich in die Mittelstellung geschaltet, was an zerrenden Verstärkern oftmals nicht ganz so gut kommt.
 
Allerdings macht das unsere Testkandidatin ausgesprochen gut. Ihre Stimme ist auch hier klar herauszuhören, da matscht nichts und auch die Höhen sind präsent. Ich kann mir vorstellen, dass gerade Freunde der Telecaster ihre helle Freude mit diesem Instrument haben werden, da ihr Klangbild nicht ganz unähnlich ist. Und ich muss zugeben, dass auch ich in diese Kategorie falle und sehr auf diese Art Crunch stehe.

Jetzt aber wieder den Steg-Pickup aktiviert und ein paar gedämpfte Achtelnoten zum Besten gegeben.

Audio Samples
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Steg Crunch Vox

Ja, jetzt ist es amtlich, die Starla geht ganz klar in die Tele-Richtung, und das finde ich insofern erstaunlich, da sie erstens komplett aus Mahagoni besteht, zweitens einen eingeleimten Hals besitzt und drittens Humbucker für die Tonwandlung verwendet. Also im Grunde genau das Gegenteil einer Telecaster!

Für das letzte Beispiel wurde der alte Boogie geweckt. Ein alter Trick im Studio besteht ja darin, für tiefer gestimmte Heavy-Bretter Singlecoil-Gitarren zu verwenden, vor allem, wenn der Zerrgrad sehr hoch ist. Damit vermeidet man das berüchtigte Matschen im Bassbereich in Verbindung mit Humbuckern und mit weniger Gain in der Dopplung entsteht so der Breitwand-Sound.

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Rock Steg Heavy Boogie

Wie erwartet, macht die Starla auch hier ihre Sache gut! Die Anschläge kommen sehr akzentuiert heraus und im Bassbereich ist sie nicht überpräsent. Der Sound ist mithilfe des EQs am Amp sehr formbar und ermöglicht dadurch eine ganze Menge Spielraum für den Musiker.

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