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PRS Sonzera 20 Combo Test

Praxis

Nachdem ich dem Amp einen Moment zum Warmlaufen gegeben habe, nehme ich für einen ersten Soundcheck meine Telecaster zur Hand. Was ich anschließend zu hören bekomme, orientiert sich eindeutig am Ideal der legendären Fender-Röhrenamps, was bei der Röhrenbestückung natürlich auch nicht ganz verwunderlich ist. Der Amp klingt dabei sehr voluminös mit einem angenehmen und smoothen Höhenbild, das bestens mit meiner Telecaster harmoniert. Gleichzeitig ist der Sonzera 20 in zurückhaltenden Volume-Einstellungen schon erstaunlich laut und als Bedroom Amp eher nicht geeignet. Somit will dieser Bolide also eindeutig auf der Bühne gespielt werden und kann dabei wirklich sehr laut sein! Nicht unerwähnt soll aber auch bleiben, dass der Combo in Zimmerlautstärke ein recht prominentes Grundrauschen offenbart. Auf der Bühne sollte dieser Umstand eher keine Rolle spielen, in einer leisen Umgebung stört es mich aber schon ein wenig.

Für die heutigen Aufnahmen mikrofoniere ich den Combo mit einem Beyerdynamic M160, das direkt mittig auf den Speaker zeigt und platziere daneben ein Shure SM57. Beide Mikrofonsignale münden in einem Focusrite ISA Two Preamp.
Bei einer Volume-Einstellung von 9 Uhr bleibt der Amp mit Singlecoils noch völlig clean und gibt einen kalifornisch geprägten, sehr runden Cleansound von sich, der sich wirklich hören lassen kann. Der 2-Band EQ im Clean-Channel arbeitet in Kombination mit dem Presence-Poti effektiv und erlaubt eine schnelle Anpassung an das Gitarrensignal. Da der Amp auf 9 Uhr schon einen sehr gesunden Output offenbart, spielt das erwähnte Grundrauschen auf einer Aufnahme übrigens eher keine Rolle mehr.

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Clean Channel -> Volume 9 Uhr (Telecaster Neck PU)

Auch wenn der voluminöse Grundsound des Amps Freude bringt, macht es Sinn, bei einer Aufnahme die Bässe ein Stück in Richtung 10 Uhr zurückzudrehen. Es lohnt sich außerdem, das Treble-Poti ein klein wenig über die 12-Uhr-Marke zu bewegen. Die Breakup-Phase des ersten Kanals zaubert mir dann ebenfalls ein Lächeln ins Gesicht. Mit beginnender Verzerrung bekommt der voluminöse Grundsound etwas Körniges, das durchaus auch in Richtung eines Vox-Amps tendiert. Gleichzeitig offenbart der Sonzera 20 eine herrliche Kompression und spricht im Zerrgrad sehr gut auf die Spielweise an. Das folgende Beispiel dazu habe ich mit einer PRS Silver Sky aufgenommen.

Audio Samples
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Clean Channel -> Volume 12:30 Uhr (Strat Neck & Middle PU)

Wie man hören kann, war der Federhall des Amps nun auch schon mit im Spiel. Dieser lässt sich erfreulicherweise auch sehr offensiv einsetzen, ohne zu vordergründig zu werden.
Füttert man die Vorstufe des Amps mit Humbuckern, setzen die ersten Verzerrungen natürlich schon früher ein. Ich drehe das Volume-Poti noch einmal zurück auf 9 Uhr und nehme meine ES 335 zur Hand. Sehr gut gefällt mir erneut, wie sich das obere Frequenzspektrum effektiv mit dem Presence-Poti an die gewählte Gitarre anpassen lässt.
Der muffige Sound, den ich im folgenden Beispiel mit dem Daumen erzeuge, wird sehr plastisch mit ganz dezenten Verzerrungen vom Amp wiedergegeben. Um zu demonstrieren, wie man diesen Sound in einer Studiosituation weiter ausschmücken könnte, habe ich dem Signal zusätzlich einen Stereo-Halleffekt spendiert.

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Clean Channel -> Volume 9 Uhr (ES-335 Neck & Middle PU)

Mit Overdrive-Pedalen versteht sich der Amp bestens. Wir hören dazu eine Kostprobe mit einem Wampler Tumnus Overdrive-Pedal.

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Clean Channel + Overdrive Pedal (Wampler Tumnus) -> Volume 9 Uhr (ES-335 Bridge PU)
Beim PRS Sonzera 20 ist ist besonders der smoothe und voluminöse Cleansound hervorzuheben, aber auch Overdrive- und Distortion-Sounds klingen toll.
Beim PRS Sonzera 20 ist ist besonders der smoothe und voluminöse Cleansound hervorzuheben, aber auch Overdrive- und Distortion-Sounds klingen toll.

Bevor wir uns in die Sphären des zweiten Kanals begeben, möchte ich aber auch noch mal hören, wie sich der Sonzera 20 mit einem relativ hohen Volume-Setting im Zusammenspiel mit Humbuckern schlägt. Auch hier kann der Ton über die Anschlagsdynamik weiterhin effektiv geformt werden. Dabei geht das Signal bei tieferen Noten herrlich in die Knie. Nicht so schön ist allerdings die erste Rückmeldung vom FX Loop, in den ich für das folgende Beispiel ein Delay-Pedal eingeschleift habe. Aktiviert man das Pedal, gibt der Amp einen ordentlichen Knall von sich. Nachdem ich diese “On/Off Prozedur” ein paar Mal wiederholt habe, löst sich das Problem zwar in Luft auf, taucht allerdings immer wieder auf, sobald man den Einschleifweg erneut ins Geschehen einbindet. Falls dieses Problem nicht nur unser Testexemplar betrifft, sollte hier also unbedingt noch einmal nachgebessert werden.

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Clean Channel -> Volume 15 Uhr (ES-335 Bridge PU)

Auch beim Umschalten in den zweiten Kanal gibt der Amp erstmals einen Knall von sich, der sich dann aber schon beim erneuten Betätigen der Kanalumschaltung nicht wiederholt. Dennoch, auch das sollte nicht sein!
Im Zerrgrad packt der Gain-Channel schon sehr früh offensiv zu. Hier ist also etwas Fingerspitzengefühl angesagt. Parkt man das Drive-Poti aber ungefähr auf 8 Uhr und stellt das Level-Poti ebenfalls moderat ein, lässt sich dem Sonzera ein wunderbar griffiger Crunchsound entlocken. Im folgenden Beispiel habe dafür wieder die PRS Silver Sky zur Hand genommen.

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Gain Channel -> Drive 8 Uhr (Strat Neck PU)

Die Kompression, die schon bei offensiveren Einstellungen im Clean-Kanal zu vernehmen war, ist auch im Gain-Channel vorhanden. Mit der Telecaster und dem Drive-Poti auf 9 Uhr stehen die Akkorde förmlich. Der im Gain-Channel vorhandene Dreiband-EQ in Kombination mit dem globalen Presence-Poti bringt einen übrigens auch hier effektiv ans Ziel. Im folgenden Beispiel habe ich die Mitten etwas gepusht, wodurch das Signal sehr durchsetzungsfähig erscheint.

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Gain Channel -> Drive 9 Uhr (Telecaster Bridge PU)

Auch wenn man es von einem Amp mit diesem Grundsound vielleicht nicht erwarten würde, bietet der Sonzera wirklich sehr hohe Gain-Reserven, die ihn auch in einem härteren Kontext gut dastehen lassen. Mir persönlich gefällt die körnige Zerre mit ihren stressfreien Höhen sehr gut. Als sinnvoll entpuppt sich im zweiten Kanal auch der kleine Bright-Switch, der bei mehr Gain dafür sorgt, dass das Signal luftig bleibt.
Im ersten der beiden letzten Beispiele habe ich den Bright Switch noch nicht aktiviert und die oberen Frequenzen über das Treble- und Presence-Poti geregelt. Durch seinen warmen Grundcharakter wirkt das Signal aber dennoch ein wenig belegt.
Im letzten Beispiel lege ich in puncto Verzerrung noch eine Schippe drauf, stelle den EQ aber anders ein und aktiviere den Gain-Bright-Schalter. Auch wenn das Drive-Poti erst auf kurz nach 12 zeigt, ist die Kompression bei noch höheren Einstellungen für mein Empfinden einfach zu stark. Mit ein wenig Feingefühl offenbart der zweite Kanal aber dennoch einige Möglichkeiten.

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Gain Channel -> Drive 10 Uhr (ES-335 Bridge PU) Drive 12:30 Uhr (ES-335 Bridge PU)
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