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Pearl Joey Jordison Signature JJ1365 Test

Wie ihr inzwischen bestimmt bemerkt habt, feiern wir bei bonedo im Augenblick die Pearl-Signature-Snare-Wochen. Jüngstes Testobjekt in dieser Reihe ist die “Joey Jordison”, das kleinste unter den vier von uns gecheckten Modellen. Zumindest, was den Durchmesser anbelangt, denn die Tiefe ist im Verhältnis dazu mit 6,5” recht beachtlich.

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Joey Jordison ist ein im Rahmen seines Broterwerbs äußerst finster dreinblickender Drummer, denn er spielt für die amerikanische Nu-Metal-Kapelle “Slipknot”. Der Herr nennt Fans gerne “Maden”, scheint aber ansonsten recht offen zu sein. Schließlich hat er nicht nur “mal eben” den Korn-Trommler auf einer Tour vertreten, sondern auch die erkrankte Metal-Größe Lars Ulrich von Metallica – und das ist doch schon mal eine echte Hausnummer.

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Details

Das Design der Snare ist extrem auffällig, daher will ich mich diesem Thema widmen, bevor es um die eher „nüchternen“ Aspekte wie Maße, Materialien und Ausstattung des Instrumentes geht. Zwischen den durchgehenden Lugs findet man auf der mattschwarzen Oberfläche des Kessels das Slipknot-Logo in Form eines weißen “Tribals“, das mich – sorry – an die Vorlagen aus dem Standardkatalog des kleinstädtischen Tattoo-Büdchens erinnert, die sich an die interessierte weibliche Kundschaft wenden, die auf der unteren Rückenpartie noch Platz für den stilisierten Kopfschmuck eines Hirsches hätten. Mein zweiter Gedanke geht an prollige Kleinwagen mit dem entsprechenden rückfensterfüllenden Aufkleber. Ich weiß, dass man durchaus auch anderer Meinung sein kann, denn über Geschmack lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten. Aber darf ich mein ganz persönliches Statement trotzdem loswerden? Ich frage mich nämlich, wie man heute bloß eine so hässliche Snare bauen kann. 1994 wäre das absolut cool gewesen, aber heute?

Versteht mich nicht falsch, ich finde, dass Jordison ein wirklich hervorragender Drummer ist, aber meiner Ansicht nach manifestiert sich das ganze stereotype Bösegetue dieses Genres in seiner grenzenlosen Albernheit in dieser Snare.
So, das musste einmal gesagt werden! Ich weiß, die meisten werden meine Tiraden milde lächelnd abtropfen lassen und einige wenige werden sich um meinen Blutdruck sorgen, und wiederum andere werden kopfschüttelnd „Spießer“ denken und sich, ohne den Test zu Ende zu lesen, diese Snare schon alleine deshalb kaufen, weil sie mir optisch nicht gefällt.
Aber vielleicht muss ich einfach gelassener werden und die Kirche im Dorf lassen. Denn wenn das Instrument gut klingt und gut verarbeitet ist, kann es durchaus eine Anschaffung wert sein – selbst für den, der meine Ansicht teilt. Im Studio sieht es nämlich keiner und auch auf der Bühne verdeckt man den Blick auf die “Schlampenstempel” der Snare mit Tom, Bassdrum und den Oberschenkeln.

Kommen wir nun zu den harten Fakten, denn in dieser Hinsicht steht die Snare recht gut da. Das Kesselmaterial des mit 13” x 6,5” recht tiefen Instruments ist 1 mm dicker Stahl, der außen eine schwarze, matte Beschichtung erhalten hat. Die Rundungen der Fellauflagen sind übliches Durchschnittsmaß für Stahlsnares. Pearls geflanschte “SuperHoop II”-Stahlspannreifen sind genau wie die restliche Hardware ebenfalls schwarz. Die acht Lugs sind durchgehend, aber nicht durchgehend mit dem Kessel verbunden. Als Strainer kommt der einseitige SR-017b zum Einsatz. Dieser ist recht schlicht, verfügt aber über eine angewinkelte Kordelaufnahme, sodass bei hohem Zug (während eines Schlages) die Gefahr von sich aufribbelnden und dann reißenden Schnüren sicher etwas verringert wird. Ich als alter Snare-Metzger werde das direkt ausprobieren, denn meine standardmäßige Kombination von Fellstimmung, Teppichspannung und auf das Schlagfell ausgeübter Kraft erfordert eigentlich Untersee-Telefonkabel zur Fixierung des Teppichs. Alles andere geht bei mir in regelmäßigen Abständen kaputt. 

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Praxis

Nicht sonderlich groß gewachsene und eine niedrige Snare spielende Trommler wie ich können sich darauf einstellen, mit den Maßen der Jordison (13” x 6,5”) an die Grenzen ihres Snareständers zu stoßen. Hat dieser nicht die Möglichkeit, die Spitzen seiner Arme gesondert anzuwinkeln, erhält man eine minimale Höhe, die ähnlich wie die einer 8”-Snare ist: Um das im Vergleich zum Standardmaß fehlende Zoll auszugleichen, muss der Korb weiter zusammengedreht und somit ein wenig höher ausgerichtet werden.

Die Verarbeitung ist bei Pearl heutzutage kein wichtiges Thema mehr, denn sie ist eigentlich nie problematisch (das war beim ersten Pearl-Set, dass ich vor vielen, vielen Jahren kennengelernt hatte, wirklich anders). Die Snare ist – zumindest was die optische und haptische Überprüfung angeht – erstklassig gefertigt. Geht es ans Stimmen, fällt jedoch auf, dass es zwei Problemchen gibt. Das eine davon ist der relativ geringe Tonhöhenbereich, in dem sich die Snare bewegen kann. Tiefe Stimmungen sind mit dem Instrument eigentich nicht sinnvoll zu realisieren, was nicht nur auf den geringeren Durchmesser zurückzuführen ist. Um die Snare im Standard-Tuning annehmbar klingen zu lassen, bedarf es einiger Anstrengung – allerdings scheint sie sich dann auch nicht richtig “wohlzufühlen“. Bei Stimmungen, bei denen man ein Spielgefühl wie auf einer Küchenarbeitsplatte erhält, wird deutlich, dass die Pearl genau dafür optimiert wurde. Hier klingt das Instrument nicht schneidend oder tot wie so manch anderes Modell, sondern bringt die umgebende Luft zum Schwingen – und das in hoher Qualität. Sie ist breit genug, reich an Charakter und in jedem Sinne professionell – aber eben alles eine Lage höher als üblich. Wer genau das von einer Snare verlangt, der kann mit der Jordison durchaus glücklich werden. Wer einen Allrounder sucht, kann das eher nicht.

Audio Samples
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High Mid Low Dyna No Snares Side-Stick

Außerdem ist das Instrument verhältnismäßig unsensibel. Selbst das nach einer ausgewachsenen Stimmorgie gefundene Optimum hinkt dem anderer Snares der Signature-Serie Pearls deutlich hinterher. Wird der 5B-Stock aus einem Zentimeter Höhe auf das Fell fallengelassen, bequemt sich Herr Snareteppich noch lange nicht zu irgendeiner Form von Reaktion. Erst bei einem deutlichen Schlag quittiert er den Erhalt einer Luftbewegung über das Fell mit einem verhaltenen Rappeln – da kann man Fell- und Teppichspannung variieren, wie man möchte. In den Files werdet ihr bemerken, dass die Ghostnotes oft irgendwie unvollständig klingen, obwohl der Signalanteil des Bottom-Mikrofons recht hoch ist! Allerdings bekommt man bei einem fetten Wumms in die Fellmitte des Signature-Instruments auch eine entsprechend heftige akustische Rückmeldung. Und Joey Jordison ist schließlich kein Barpianist für den sonntäglichen Tanztee im Café Schmitz um die Ecke. Ein weiterer Aspekt ist mir diesbezüglich aufgefallen, der allerdings nicht so wahnsinnig stark ins Gewicht fällt: Die Snare zeigt je nach Stimmung schnell eine etwas schwimmende Pitch, wenn man nicht ganz genau den gleichen Spot auf dem Fell trifft. 14er sind da etwas gelassener und verlangen nicht so eine hohe Disziplin.

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Wer als Trommler in Joey Jordison seinen Meister gefunden hat und nicht nur seinem Spiel, sondern auch seinem Sound nacheifert, der muss diese Snare einfach haben. Alle anderen sollten ernsthaft abwägen, ob sie mit diesen Kesseldimensionen bei ihrer Spielweise auch wirklich ihren Wunschsound generieren können. Die Snare ist nicht etwa schlecht, doch zumindest sehr speziell. So ist dieses Nischenprodukt nicht besonders offen für unterschiedliche Stimmungen, sondern eindeutig auf einen bestimmten Bereich hin optimiert, in dem sie auch ordnungsgemäß funktioniert. Dennoch frage ich mich, ob man diesen spezifischen Sound nicht auch bei gleichzeitig etwas sensibler Reaktion hinbekommen könnte: Der Snareteppich reagiert bei sämtlichen Tunings doch recht behäbig. Mir persönlich läuft außerdem beim Anblick der „Tattoos“ auf dem Kessel ein Schauer des schlechten Geschmacks über den Rücken, aber das dürft ihr natürlich auch gerne ganz anders sehen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • sehr eigenständiger Sound
  • recht preiswert
Contra
  • Design sehr “Geschmackssache”
  • etwas unsensible Ansprache
  • geringer sinnvoller Stimmspielraum
Artikelbild
Pearl Joey Jordison Signature JJ1365 Test
Für 507,00€ bei
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  • Kesselmaße: 13“ x 6,5“
  • Material: Stahl, schwarz
  • Hardware: komplett schwarz, geflanschte Spannreifen, durchgängige Böckchen
  • Werksbefellung: Remo Ambassador
  • Preis: EUR 355,80 (UVP)
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