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Paiste Alpha Brilliant Metal Test

Dass Paiste schon immer ein Herz für Rocker hatte, weiss man spätestens seit John Bonham, Alex van Halen, Phil Rudd, Nicko McBrain und Konsorten. Alle diese Herrschaften benutzten bzw. benutzen Becken des berühmten Herstellers aus der Schweiz. Folglich sieht man auf der aktuellen Paiste-Website im Artist Roster auch reichlich tätowierte, muskelbepackte Arme und grimmige, bärtige Gesichter. Schuld an dieser Entwicklung ist nicht zuletzt die legendäre 2002-Serie, die im Rock-Bereich absoluten Kultstatus genießt und nach wie vor extrem populär ist. 20 Jahre nach deren Einführung brachte Paiste 1992 mit den Alpha-Becken sozusagen die „Poor Man’s 2002“ auf den Markt. Beide Serien bestehen aus demselben B8-Material, welches sich aus 92% Kupfer und 8% Zinn zusammensetzt, jedoch werden die Alpha-Becken überwiegend maschinell bearbeitet, während bei der 2002-Serie ein großer Anteil Handarbeit im Spiel ist.

Als erschwingliche Mittelklasse-Becken, preislich etwa 30% günstiger als die 2002, waren und sind die Alphas vor allem im Rock-Bereich sehr erfolgreich, und nach verschiedenen Updates gibt es sie nun im Brilliant Finish sowie mit einigen neuen Modellen, die ganz klar für den Einsatz in extrem lauten Musikrichtungen konzipiert wurden. Davon liegen vier Metal Crashes in den Größen 17“ bis 20“, ein 20“ Metal Ride, ein Paar 14“ Metal Edge Hats sowie ein 24“ Rock Ride zum Test vor. Die Frage, ob die neuen Paiste Alpha Becken ihren Modellbezeichnungen gerecht werden, soll im folgenden Test beantwortet werden.

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Details

Ich muss ja gestehen, dass ich eigentlich kein Freund des „Brilliant Finish“ bin, schlägt mein Herz doch nicht ganz unerheblich für die guten alten patinabehafteten Vintage-Instrumente. Aber als mir der Inhalt des Paketes aus Schacht-Audorf entgegenblitzte, war ich schon schwer beeindruckt. Die hochglanzpolierten Oberflächen der Becken machen mächtig was her. Und da die Kundschaft, die Paiste mit diesen Instrumenten anspricht, ja bekanntlich großen Wert auf eine amtliche Bühnenoptik legt, scheint die Firma hier auch eine goldrichtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Modellbezeichnungen auf der Oberseite machen unmissverständlich deutlich, dass diese Becken nichts für schwache Gemüter sind. Hier wird ganz klar eine bestimmte Klientel angesprochen, nämlich die Drummerkollegen, die mit besenstielartigen Sticks auf ihr Schwermetall eindreschen und selbst Power Crashes oder Heavy Rides noch als Mädchenbecken bezeichnen. Schliesslich steht hier „Metal“ drauf, und damit sollte doch wohl alles gesagt sein, oder? Als erstes fällt auf, dass die Oberseiten der Metal-Becken eine extrem fein abgedrehte, fast glatte Oberfläche, gepaart mit einer ungewöhnlichen Hämmerung aufweisen. Diese so genannten „Senkschläge“ sind relativ klein im Durchmesser und bilden tiefe Krater, die sehr abrupt nach unten abfallen. Hier wirken also im Herstellungsprozess enorme Kräfte auf eine kleine Fläche des Beckens ein, wodurch sich das Material stark verdichtet und somit sehr hart wird.

Die Unterseiten der Becken sind – mit Ausnahme der Hi-Hats – vollkommen glatt, also ohne „Tonal Grooves“. Eine weitere Auffälligkeit bei den Metal-Becken besteht in der Größe der Kuppen, welche, in Relation zum Gesamtdurchmesser selbst bei den Crashes überdimensional ausfallen. Das einzige „Rock“-Becken innerhalb des Testsets ist das 24“ Rock Ride, welches aber aufgrund seiner Masse und der ebenfalls riesigen Kuppe genauso gut die „Metal“-Bezeichnung tragen könnte. Die Oberflächenstruktur entspricht den Metal-Becken, allerdings fällt die Hämmerung anders aus, daher die unterschiedliche Zuordnung innerhalb der Alpha-Serie.

Ich schaue mir zunächst das 24” Rock Ride an. Man könnte meinen, noch nie ein schwereres Becken gehalten zu haben. 4260 Gramm sind schon eine deutliche Ansage! Das Ride verfügt über eine relativ starke Wölbung, die in einem sanften Bogen in die mächtige Kuppe übergeht. Diese misst beeindruckende 20 cm Durchmesser und ist mit zarten, auf der Oberseite kaum sichtbaren Hammerschlägen versehen. Die Bezeichnung „Mega Bell Ride“ oder ähnliches hätte hier auch gepasst. Rund um die Kuppe sowie einen Zentimeter vom Rand entfernt ist jeweils eine dichte, gleichmäßig gesetzte Hämmerungsreihe zu sehen. Auf der Spielfläche dagegen fällt das Muster unregelmäßiger aus. Im Herstellungsprozess kommt hier ein Hammer mit einer relativ großen Schlagfläche zum Einsatz, wobei die Male aber nicht besonders tief sind. Bezüglich der Verarbeitung gibt es absolut nichts auszusetzen, was übrigens für alle getesteten Becken gilt.

Die vier Metal Crashes sorgen für die erste Überraschung innerhalb des Tests. Obwohl man meinen könnte, dass sie schwerer sein müssten als die schon länger erhältlichen Alpha Rock Crashes, ist dies nicht der Fall. Gewichtsmäßig bewegen sich beide Serien laut Paiste-Info in der „Medium-Heavy“-Kategorie, wobei die ermittelten Gewichte der Metal-Crashes zwischen 1330 (17“) und 2100 Gramm (20“) liegen. Die Unterschiede der beiden Serien manifestieren sich in anderen Faktoren, zum Beispiel im Hämmerungsmuster. Es weist bei den Metals die für diese Modellreihe typischen, unregelmäßig verteilten Senkschläge mit einer zusätzlichen dichten, gleichmäßigen Reihe um die Kuppe herum auf. Eine weitere Besonderheit der Metal Crashes ist das spezielle Profil, welches durch die riesige, ungehämmerte Kuppe und den stark gekrümmten Verlauf bis zum Beckenrand gekennzeichnet ist.

Das Metal Ride ist mit 2700 Gramm wahrlich kein Leichtgewicht, allerdings auch nicht wesentlich schwerer als ein herkömmliches Heavy Ride. Mit 15 cm Durchmesser ist die dezent gehämmerte Kuppe im Verhältnis zwar nicht ganz so groß wie die des Rock Ride, aber immer noch um einiges größer als der Durchschnitt. Auf der Spielfläche sind, wie bei den Metal Crashes  scheinbar zufällig angeordneten Senkschläge zu sehen, wobei beim Metal Ride allerdings auf die Verdichtung um die Kuppe herum verzichtet wurde.

Bezüglich der Optik fallen die Metal Edge Hats gegenüber den anderen Becken der Serie etwas aus dem Rahmen. Als einzige der getesteten Becken verfügen sie nämlich über deutlich ausgeprägte Tonal Grooves – zumindest auf ihren Innenseiten. Das Profil der Becken zeigt einen normalen Verlauf, und bezüglich der Hämmerung entsprechen sie weitgehend dem Metal Ride, wobei die Kuppen der Hi-Hats aber nicht gehämmert wurden. Das Gewicht des Top-Beckens liegt mit 960 Gramm längst nicht so hoch wie man es von einem „Metal“-Becken erwarten würde, allerdings bringt das Bottom dafür auch gut 50% mehr auf die Waage.

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Praxis

Eines kann man über das 24” Rock Ride mit Gewissheit sagen: es lässt sich auch bei energischer Spielweise und mit schweren Sticks nicht aus der Ruhe bringen. Mit „Ruhe“ meine ich natürlich nicht, dass das Becken leise ist. Es heisst schliesslich Rock Ride, und dementsprechend bringt es auch ein ordentliches Volumen mit. Gemeint ist vielmehr, dass sich das Becken nicht im Geringsten aufschaukelt, sondern immer einen extrem klaren, gleichmäßig tragenden Ping-Sound produziert, der deutlich über dem tiefen Grundrauschen des Beckens liegt. Crashen ist praktisch unmöglich, aber das ist bei dem Gewicht auch nicht weiter verwunderlich. Es handelt sich also um ein lupenreines Ride-Becken der ultraschweren Sorte, aber derjenige, dem jetzt Assoziationen wie „kalt“, „metallisch“ oder „aufdringlich“ durch den Kopf schiessen, liegt eindeutig falsch. Ich höre im Sound des Beckens sogar eine gewisse Portion Wärme, was definitiv an der Größe und dem dadurch tiefen Grundton liegt. Auch die Kuppe klingt aufgrund ihrer Dimensionen um einiges tiefer als man es von einem so schweren Becken zunächst erwartet. Sie setzt sich klanglich so deutlich vom Rest des Beckens ab, dass man fast meinen könnte, es handele sich um ein separates Effekt-Becken. Abschliessend kann man festhalten, dass das 24“ Rock Ride zwar nicht besonders vielseitig einsetzbar und somit eine Art „One Trick Pony“ ist, aber diesen einen Trick beherrscht der Gaul absolut perfekt!

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24″ Ride Solo 24″ Ride im Set

Beim Hörtest der vier Metal Crashes wird nicht nur die beeindruckende Lautstärke deutlich, sondern auch die gute Abstimmung der Becken aufeinander. Die tonale Definition ist sehr ausgeprägt, und wenn man die Becken nacheinander anschlägt, ergeben die Intervalle eine saubere Reihe. Dabei fällt auf, dass die Metal Crashes tonal höher angelegt sind als vergleichbare Becken derselben Gewichtsklasse. Dieses Phänomen ist begründet durch das stark  gekrümmte Profil, welches zu einer größeren Vorspannung und somit zu einem höheren Grundton führt. Aufgrund dieser Klangstruktur erreichen die Metal Crashes natürlich nicht die klangliche Wärme leichterer Becken, aber dafür produzieren sie genau die mittleren und hohen Frequenzen, die sich in lärmiger Umgebung am besten durchsetzen, und darauf kommt es bei Metal-Becken ja in erster Linie an. Überrascht hat mich allerdings, wie sensibel diese doch eher schweren Becken reagieren. Zur Verdeutlichung dieser Tatsache habe ich im Soundfile „Metal Crashes im Set 2“ die Becken bewusst zart angeschlagen und dabei festgestellt, dass sie auch unter diesen Bedingungen schon fast die volle klangliche Breite entwickeln. Die Crashes eignen sich also nicht nur für Metal und Artverwandtes, sondern können zum Beispiel auch hervorragend in krachiger Rock’n’Roll-Musik, Punk Rock oder Grunge eingesetzt werden.

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17″ Crash Solo 18″ Crash Solo 19″ Crash Solo 20″ Crash Solo Crashes im Set 1 Crashes im Set 2

In puncto Tonhöhe setzt sich beim 20“ Metal Ride fort, was schon bei den Crashes deutlich wurde. Das Becken klingt tonal eher wie ein 18“ Ride, da aufgrund der speziellen Bearbeitung und des hohen Gewichts vor allem der obere und mittlere Teil des Frequenzspektrums hervorgehoben werden. Der helle, artikulierte, tragende Sound ist unterfüttert von einem eher mittigen Klangteppich, der aber immer noch so hoch angelegt ist, dass er nicht mit den Klängen der anderen Instrumente verschwimmt. Das Fehlen tieferer Frequenzen wirkt sich im typischen Anwendungsbereich des Beckens nicht negativ aus, denn die würden sowieso von jeder Wall Of Sound gnadenlos geschluckt werden. Mir klingt das Metal Ride aber dennoch durch den relativ schmalen Frequenzbereich etwas zu steril. Ein Lob verdient aber noch die Kuppe, die sehr kraftvoll und sauber klingt und sich hervorragend für Akzentuierungen in dichten Ride-Patterns eignet. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch dieses Ride nicht „crashbar“ ist, aber das erwartet ja auch niemand von einem Metal Ride.
Als Erfinder des „Sound Edge“ Prinzips mit dem gewellten Bottom-Becken lag es im Hause Paiste nahe, auch die Hi-Hats der Metal-Serie dieser Prozedur zu unterziehen. Der Auslöser für diese Erfindung war nämlich die Tatsache, dass beim Treten des Pedals zwischen den Becken häufig ein Luftstau entsteht, der einen leisen und kraftlosen Chick-Sound zur Folge hat. Folglich werden Sound Edge Becken bevorzugt dort eingesetzt, wo die getretene Hi-Hat hell, laut und durchsetzungsstark klingen soll. Und genau das tun auch die Metal Edge Hats. Der Chick-Sound ist klar und sehr kräftig, so dass er auch bei laut gespielten Ride-Patterns noch gut zu hören ist. Bei geschlossener Spielweise kommt, wie auch bei den übrigen Metal-Becken, ein höhenlastiger, fast schon HiFi-mäßiger Sound zum Vorschein. Wie ein Sahnehäubchen sitzen die Stickanschläge oberhalb des restlichen musikalischen Geschehens, ohne dabei aufdringlich zu klingen. Die Becken fräsen sich mühelos durch dichte Gitarrenwände wie ein heisses Messer durch ein Stück Butter. Halboffen gespielt bleibt der saubere Klangcharakter erhalten, und trotz der enormen Lautstärke klingen die Metal Edge Hats nie unangenehm. Für laute Musik eine absolut erstklassige Wahl.

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20″ Ride Solo 20″ Ride im Set 14″ HiHat Solo 14″ HiHat im Set
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„In der Ruhe liegt die Kraft“. Auch wenn die getesteten Becken für den Einsatz in lauter Musik konzipiert wurden, trifft diese Weisheit, zumindest für das 24“ Rock Ride, den Nagel auf den Kopf. Souverän heben sich die Stockaufschläge aus jeder noch so krachigen Geräuschkulisse heraus und sind dabei unterlegt von einem tieffrequenten, dichten, aber nie dominanten Klangteppich. Aufgrund seiner einzigartigen Klarheit strahlt dieses Becken schon fast etwas Majestätisches aus. Das 20“ Metal Ride bietet einen ähnlich dominanten Ping-Sound, hat insgesamt aber einen eher mittigen Grundton, wodurch nicht die Klangfülle des Rock Ride erreicht wird. Seinen Zweck als durchsetzungsstarkes Ride speziell für Metal erfüllt es aber dennoch. Auch die vier gut aufeinander abgestimmten Metal Crashes in den Größen 17“ bis 20“ tun genau das, was man von ihnen erwartet. Durch den hellen, sauberen Klangcharakter wirken sie sehr präsent und verschaffen sich in jeder Situation mühelos Gehör. Dabei muss man diese Becken gar nicht prügeln, damit sie ihr volles Potential entfalten. Somit sind sie relativ vielseitig einsetzbar. Die 14“ Metal Edge Hi-Hats bringen durch das gewellte Bottom Becken große Lautstärkereserven mit und klingen äusserst brilliant und höhenbetont, ohne dass der Sound zu scharf und unangenehm wird. Einsetzbar sind sie in jeder Art von Rockmusik bis hin zu extrem hohen Lautstärken.
Als Resümee bleibt zu sagen, dass man mit den Paiste Alphas in der „Metal“- bzw. „Rock“-Ausführung professionelle Sounds und eine gelungene Optik zu einem relativ moderaten Preis bekommen kann.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • höhenbetonter, kräftiger Sound
  • gelungene Optik
  • hervorragende Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • begrenztes Soundspektrum des 20“ Metal Ride
Artikelbild
Paiste Alpha Brilliant Metal Test
Für 598,00€ bei
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Technische Daten
  • Metall: B8-Bronze
  • Finish: Brilliant
  • überwiegend maschinell gefertigt
  • Preise (UVP):
  • Crashes: € 189,- bis € 250,-
  • Hi-Hat: € 248,-
  • Rides: € 250,- und € 384,25,-
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Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 20.03.2023 um 11:49 Uhr

0

sind tauglich für rock und heavy metal.mit hh mix als bottom sogar Für jazz.(soundtip)

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