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Orange Crush 35RT Test

Der Orange Crush 35RT E-Gitarrenverstärker ist das Flaggschiff der neuen Crush Serie und stellt sich wie seine beiden kleineren Geschwister zuvor ebenfalls einem bonedo-Test. Mit der Serie möchte das farbenfrohe Unternehmen neue Maßstäbe setzen und eine echte Alternative zum digitalen Modelling im unteren Preissegment bieten. Die Combos bieten eine vierstufige Gainsektion, mit der auch schon die Crush Pro-Reihe für Furore sorgte.

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Das macht es möglich, viele unterschiedliche Zerrstufen zu realisieren, die man einem Transistorverstärker so eigentlich nicht zutrauen würde. In unserem bonedo-Testlabor haben wir für euch den größten und leistungsfähigsten Vertreter der Linie auf Herz und Nieren geprüft.

Details

Dass man kleine Gitarrencombos bauen kann, die sowohl im Wohnzimmer als auch im Proberaum ihren Dienst tun, beweist der Crush 35RT. Obwohl man bei Bedarf auch den Nachbarn das Fürchten lehren kann, bezweifele ich, dass die Leistung der 35 Watt Transistorendstufe tatsächlich an den Höllen-Alarm meines alten Vox AC 30 heranreicht. Trotzdem bietet der kleine Combo einen erstaunlichen Schalldruck. Der Amp arbeitet bis auf den digitalen Hall mit analoger Transistortechnik. Da hier keine Röhren zum Einsatz kommen, erwärmen sich die Bauteile auch bei hoher Leistung kaum, weshalb man das Combogehäuse nach hinten komplett verschließen konnte. Die leichte Abwärme wird über das Blechchassis, auf der die gesamte Elektronik vormontiert ist, abgeleitet. Der Vorteil eines geschlossenen Combogehäuses ist bekanntlich eine druckvollere Wiedergabe, speziell im Bassbereich, da der akustische Kurzschluss ausbleibt. Auf größeren Bühnen oder bei Open Air Gigs verpufft bei offenen Combos ein großer Teil der Leistung ins Nirvana und man hat das schnell das Gefühl, dass mit dem Verstärker etwas nicht stimmt.

Aber zurück zum Crush 35 RT. Der Combo wiegt 11,5 kg und misst nur 39 x 43 x 23 cm (H x B x T). Damit würde ich den Amp in die Kategorie “handlich” einstufen. Wenn man ihn von vorne anschaut, sieht man nur die Lautsprecherbespannung mit dem Comic-Schriftzug und dem typischen Orange-Emblem. Das Bedienpaneel befindet sich im hinteren Teil, wie bei einem Vox AC 30. Das orangefarbene Gehäuse wird mittels schwarzer Metallecken vor Beschädigungen geschützt, auch alle Schrauben, Buchsen, Schriftzüge, Füße, Potiknöpfe und der Griff sind schwarz, während alle Unter- und Hintergründe wie Bedienpaneel, Schriftzug und Emblem weiß sind. Das sieht nicht nur schick aus, es passt perfekt zum stylischen Gesamtkonzept, das einen Amp von Orange sofort verrät.

Fotostrecke: 3 Bilder 11,5 kg und 39 x 43 x 23 cm (H x B x T): Diese Orange ist ein handliches Früchtchen

Das Bedienpanel

Neben dem Instrumenteneingang auf der rechten Seite liegt der Regler des cleanen Kanals. Der Amp besitzt kein Master-Volume und bleibt, je nach verwendeter Gitarre, bis etwa 11 Uhr clean. Ab spätestens 14 Uhr zerrt er bereits tüchtig. Neben der “normalen” Beschriftungen findet man auch die hauseigenen Hieroglyphen über den Potis und Schaltern – bei Orange ist eben alles irgendwie anders. Das zeigt sich auch bei der Auswahl der Potiknöpfe, denn die Volume- und Gainpotis sind im Gegensatz zur Klangregelung mit fetteren Exemplaren ausgestattet. Neben dem Clean-Poti liegt der Gainregler, der für den Verzerrungsgrad zuständig ist. Der Masterregler des Overdrive Kanals heißt hier “Dirty” und liegt hinter der Dreibandklangregelung, die beide Kanäle bedient. Die Kanäle lassen sich mit einem Miniswitch umschalten, allerdings wartet an der Rückseite auch ein Anschluss für einen entsprechenden Fußschalter. Die “Aux In” Miniklinkenbuchse dient dem Anschluss eines Audio-Players, sodass man im Zusammenspiel mit dem Kopfhörerausgang perfekt zu Playbacks üben kann. Im vorderen Bereich der Bedienoberfläche liegen der Tuner und ein Poti für den Hall. Das chromatische Stimmgerät besteht aus zwei LED-Reihen. Die längere Reihe zeigt den jeweiligen Ton, an den man sich annähert. Drei weitere LEDs (Low – Tuned – High) geben Auskunft über die exakten Stimmung. Das ist zwar besser als kein Stimmgerät, aber wirklich perfekt stimmen lässt es sich mit ihm kaum. Aktiviert wird der Tuner mit einem kleinen Taster, wobei der Amp leider nicht stummgeschaltet wird. Bliebe noch der Reverbregler zu erwähnen, mit dem sich ein mittelgroßer Hall beimischen lässt, der dem Sound bei Bedarf eine gewisse Tiefe verleiht.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Toploader von oben

Die Rückseite

Im Gegensatz zum Crush 12 und dem Crush 20/20RT kann der RT35 mit einem seriellen Effekt-Einschleifweg aufwarten. Noch einmal zum Verständnis: Bitte hier keine Billo-Bodenpedale oder alte Treter aus den 80ern anschließen. Bei seriellen Einschleifwegen geht der komplette Ampsound durch das Effektgerät, weshalb es sich immer empfiehlt, hochwertige Geräte zu verwenden. Hier empfehle ich persönlich Teile von TC, Eventide oder die neue Generation von Boss, die es mittlerweile auch in Pedalform gibt und wirklich nicht die Welt kosten. Neben dem Einschleifweg sitzt die Buchse für den Anschluss eines Fußschalters, um die beiden Kanäle auch vom Bühnenrand aus umschalten zu können, mittig der Kaltgerätesteckeranschluss und der ON/OFF Schalter. Ein versenkt angebrachter Schalters bietet die Wahl zwischen 120 und 230 Volt Netzwechselspannung.

Fotostrecke: 2 Bilder Die geschlossene Rückseite des Combos
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Praxis

Der Crush 35RT ist die professionellste Version der neuen Crush-Serie, bei ihm ist alles etwas größer und kräftiger ausgelegt als bei den kleineren Brüdern. Während die beiden kleineren Modelle mit einem 6- bzw. 8-Zoll Speaker ausgestattet sind, findet sich hier ein 10-Zöller. Zusammen mit dem ebenfalls massiveren Gehäuse bietet der Crush 35 einen fetteren Ton mit mehr Substanz und größeren Lautstärkereserven. Der cleane Kanal bleibt etwas bis zur 11-Uhr-Position des Volume-Reglers wirklich unverzerrt und bietet einen leichten Fendertouch, der an die Spritzigkeit eines echten kalifornischen Röhrenklassiker jedoch nicht ganz heranreicht. Aber trotzdem gefällt mir der unverzerrte Sound sehr gut, denn er klingt warm und hat nichts von der digitalen Kälte, die man von vielen modernen Gitarrenamps in vergleichbarer Preiskategorie kennt.

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Clean Kanal Gainregler auf 11 Uhr Position

Je weiter man den Volume-Regler des cleanen Kanals aufdreht, umso stärker wird die Kompression. Bei 13 Uhr bringt der Amp zwar keine wirkliche Verzerrung hervor, der Ton wird aber bissiger und aggressiver, was gleichzeitig auch mit einer recht hohen Lautstärke einhergeht. Der Sound eignet sich gut für Country- und 60er Rock ‘n’ Roll-Gitarrenriffs.

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Clean Kanal Gainregler auf 13 Uhr Position

Der cleane Kanal kann aber auch anders als nur eine leichte Anzerrung! Ab der 16-Uhr-Position des Volume-Reglers erhält man eine kantige, aber nicht allzu hohe Verzerrung, mit der man Brian Adams Riffs abfeuern kann. Die Klangregelung arbeitet hier übrigens für beide Kanäle gleichermaßen effektiv. Im Gegensatz zu seinen kleineren Brüdern bietet der Crush 35 wesentlich mehr Bässe, sodass ich den entsprechenden Regler nie über 14 Uhr aufdrehen musste.

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Clean Kanal Gain Regler auf 16 Uhr Position
Auch das größte der neuen Crush-Modelle macht einen Super-Job!
Auch das größte der neuen Crush-Modelle macht einen Super-Job!

Ebenso wie beim Crush 12 und dem Crush 20 macht auch hier der verzerrte Kanal da weiter, wo der cleane Kanal aufhört. Der Sound des Dirty Kanals wirkt durch die höheren Verzerrungen durch die Bank komprimierter, was aber in der Natur der Sache liegt. Im nächsten Audiobeispiel hört ihr den Dirty Kanal mit einer Gaineinstellung um die 11-Uhr-Position, wobei der Sound etwas verzerrter ist als bei der Einstellung im vorherigen Audiobeispiel.

Audio Samples
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Dirty Kanal Gainregler auf 11 Uhr Position

Ich habe viel herumprobiert, aber letztlich hat sich die Klangregelung beim Einspielen der Audiobeispiele auf folgende Werte eingependelt: Treble steht bei 12 Uhr, Middle bei 11 Uhr und Bass bei 14 Uhr. Diese Einstellungen variieren zwar von Gitarre zu Gitarre und den jeweiligen Räumlichkeiten, ich würde sie aber als Ausgangsbasis beim Antesten empfehlen. Nun hört ihr den Crush 35 mit einer massiveren und klassischen Brot-und-Butter-Verzerrung, der Gainregler steht auf 14 Uhr.

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Dirty Kanal Gainregler auf 14 Uhr Position

Zum Schluss gibt es noch ein High-Gain-Soundbeispiel, bei dem ich den Gainregler auf 17 Uhr gestellt habe. Mehr Verzerrung geht für meinen Geschmack beim besten Willen nicht, denn hier klingt der Amp mir fast schon etwas zu fuzzig, was aber auch seinen Reiz hat. Der Ton ist sehr fett und singend, aber immer noch griffig. Alles über 17 Uhr ist für meinen Geschmack zu breiig.

Audio Samples
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Dirty Kanal Gainregler auf 17 Uhr Position
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Fazit

Im Gegensatz zum Crush 20/RT und dem Crush 12 eignet sich der Orange Crush 35RT sowohl zum Üben als auch zum Proben. Obwohl die 35 Watt in Zusammenspiel mit dem eingebauten 10 Zoll Speaker schon einen gewissen Schalldruck bieten, vermisse ich hier die Möglichkeit, eine externe Lautsprecherbox anschließen zu können. Klanglich deckt der Amp eine Palette gut klingender, klassischer Gitarrensounds ab, die allerdings nie in Richtung Metal tendieren. Dass der Amp seinen Dienst nicht mittels Röhrenunterstützung verrichtet, ist in Anbetracht der ausgeglichenen Sounds schon eine kleine Sensation. Das Preis-Leistungsverhältnis ist wirklich gut, weshalb sich ein Antesten auch für Anfänger lohnt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gute Cleansounds
  • viele Zerrstufen
  • eignet sich zum Üben und für Proben
Contra
  • kein Lautsprecheranschluss
  • Stimmgerät schaltet den Verstärker nicht stumm
Artikelbild
Orange Crush 35RT Test
Für 279,00€ bei
Mit 35 Watt und sehr guten Sounds ist der Orange Crush 35 ein ernstzunehmender Gitarrenamp!
Mit 35 Watt und sehr guten Sounds ist der Orange Crush 35 ein ernstzunehmender Gitarrenamp!
Technische Spezifikationen
  • Prinzip: Transistor-Gitarrencombo (geschlossen)
  • Leistung: 35 Watt
  • Lautsprecher: 1 x 10“ Speaker
  • Regler: Clean, Gain, Bass, Middle, Treble, Dirty, Reverb
  • Schalter: Power On/Off, Clean/Dirty, Tuner On/Off, 120/230 Volt
  • Anschlüsse: Input, Phones, Aux In, Fx Loop Send/Return, Footswitch.
  • Gewicht: 11,5 kg
  • Maße: 39 x 43 x 23 cm (H x B x T)
  • Preis: 296,00 Euro UVP
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