Oasis vs. Blur: Die Rivalität, die Britpop zur Legende machte

Mit dem Comeback von Oasis flammt eine alte Frage neu auf: Was macht eigentlich Blur? Die legendäre Rivalität der 90er erlebt ein stilles Nachspiel und wirft einen nostalgischen Blick auf zwei Bands, die einst Großbritannien musikalisch spalteten.

Blur und Oasis
Von Various (cropped and combined together by Indopug) – File:Damon Albarn @Plymouth 2012 2.jpg, File:Graham Coxon @ Falmouth 1.jpg, File:Alex James 2014.jpg, File:Provinssirock 20130614 – Blur – 19.jpg, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38607437
By Will Fresch – originally posted to Flickr as oasis.gallagher.bros.001, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=373476

Comeback mit Echo: Was macht eigentlich Blur?

Als Liam und Noel Gallagher am 4. Juli 2025 in Cardiff gemeinsam die Bühne betraten, war das nicht nur der Beginn ihrer „Live ’25 Tour“, es war ein popkulturelles Beben. Nach 16 Jahren Funkstille feierten Oasis ihre Wiedervereinigung vor mehr als 60.000 Fans. Für viele war es der ersehnte Abschluss eines kapitelreichen Dramas. Für andere der Beginn einer neuen, nostalgisch aufgeladenen Ära. Und sofort stellte sich eine alte Frage wieder in den Raum: Was macht eigentlich Blur?

Denn in den 90er-Jahren konnte man über Oasis kaum sprechen, ohne Blur zu erwähnen und umgekehrt. Es war die vielleicht bekannteste Rivalität der britischen Musikgeschichte. Zwei Bands, zwei Welten, ein gemeinsamer Nenner: Sie prägten eine Generation.

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Der Ursprung: Zwei Stimmen, zwei Klassen, ein Soundtrack für eine Nation

Die Geschichte beginnt in einer Zeit, in der Großbritannien dringend neue musikalische Identifikationsfiguren suchte. Der Grunge war über den Atlantik geschwappt, doch vielen Briten fehlte das Heimatgefühl. Britpop sollte die Antwort sein und mit ihm zwei Pole, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

Oasis, aus Manchester, verkörperten das Rebellische, das Laute, das Authentische. Inspiriert von den Beatles, The Jam und Stone Roses, standen die Gallaghers für die Arbeiterklasse, für große Hymnen mit ehrlicher Kante.

Blur, aus London, galten als clever, ironisch und artifizieller. Damon Albarn ließ Einflüsse von The Kinks, David Bowie und Punk einfließen, während sich die Band immer wieder neu erfand.

Diese Kontraste spiegelten sich nicht nur in der Musik, sondern auch im Selbstverständnis. Die Medien rochen Blut und machten daraus den sogenannten „Battle of Britpop“.

Der Showdown 1995: Blur vs. Oasis in den Charts und in den Schlagzeilen

Der Höhepunkt der Rivalität fand am 14. August 1995 statt. Blur zog das Release ihrer Single „Country House“ vor, um am selben Tag wie Oasis’ „Roll With It“ zu veröffentlichen. Die Boulevardpresse inszenierte es als politischen Kampf: Nord gegen Süd, Arbeiterklasse gegen Mittelschicht, Instinkt gegen Intellekt.

Blur gewannen das Duell in den Charts doch Oasis konnten sich über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beklagen. Im Gegenteil: Ihr Album (What’s the Story) Morning Glory?, das kurz darauf erschien, wurde zum Welterfolg. Songs wie Wonderwall, Don’t Look Back in Anger oder Champagne Supernova machten sie endgültig zu Stadionhelden. Blur hingegen wurde oft das Etikett der “denkenden Britpopper” aufgedrückt, ein Image, mit dem sie lange kämpften.

Persönliche Feindschaft: Liam gegen Damon, Noel gegen alle

Die Auseinandersetzung war mehr als Marketing. Liam Gallagher bezeichnete Blur öffentlich als „Fake“, Damon Albarn konterte mit Interviews, in denen er Oasis’ Sound als einfältig und eindimensional abstempelte. Es ging nicht nur um Musik, es ging ums Prinzip.

Noel Gallagher sorgte mit einem berüchtigten Interview im The Observer für Aufsehen. Darin wünschte er Damon Albarn und Bassist Alex James, sie sollten „an Aids sterben“. Später entschuldigte er sich für diese Entgleisung. Doch der Schaden war angerichtet: Die Fronten waren klar, Blur-Fans standen gegen Oasis-Fans, oft getrennt durch soziale oder geografische Unterschiede.

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Stillstand und Weiterentwicklung: Das Nachspiel der 2000er

Mit dem Ende des Britpop-Hypes um die Jahrtausendwende wandelten sich beide Bands. Blur experimentierte mit elektronischen Klängen und veröffentlichte mit Think Tank (2003) ein introspektives Album, allerdings ohne Gitarrist Graham Coxon, der sich vorübergehend zurückzog. Damon Albarn startete parallel das Gorillaz-Projekt, das international gefeiert wurde.

Oasis hingegen blieb dem klassischen Sound weitgehend treu. Doch interne Spannungen, vor allem zwischen den Gallagher-Brüdern, führten 2009 zum endgültigen Split. Während Noel mit High Flying Birds Erfolge feierte, tourte Liam mit Beady Eye, doch nichts kam dem Hype der gemeinsamen Jahre gleich.

2025: Die Rückkehr von Oasis – was sagt Blur?

Mit dem Comeback 2025 erleben viele Fans eine Zeitreise. Die Setlists lesen sich wie ein „Greatest Hits“-Mixtape, die Stimmung ist euphorisch, die Hallen ausverkauft. Doch was bedeutet das für Blur?

Bislang herrscht Funkstille. Kein offizielles Statement, keine ironischen Kommentare, was für Blur-Verhältnisse fast schon verdächtig ruhig ist. Ein neues Album der Band wurde zwar 2024 angedeutet, konkrete Pläne gibt es nicht. Damon Albarn äußerte sich zuletzt kryptisch zu einer möglichen Blur-Zukunft: „Wir haben nie gesagt, dass es vorbei ist – nur, dass es nicht jetzt ist.“

Ein gezieltes Comeback zur gleichen Zeit wäre ein PR-Coup und eine Hommage an die einstige Rivalität. Doch vielleicht haben sich Blur zu weit vom Britpop-Mythos entfernt, um nochmal mitzuspielen. Oder sie warten auf den richtigen Moment.

Heute: Nostalgie, Ironie und der neue Wert alter Rivalitäten

Was heute bleibt, ist eine Mischung aus Nostalgie und Faszination. Die musikalische Feindschaft der 90er ist längst Teil des kulturellen Gedächtnisses, ähnlich wie Beatles vs. Stones. Sie wurde überhöht, verklärt, manchmal auch missverstanden. Und dennoch hat sie Spuren hinterlassen.

In Zeiten von algorithmisch kuratierten Playlists und Austauschbarkeit sehnen sich viele nach Charakteren wie Liam, Damon oder Noel. Nach klaren Fronten, echten Konflikten, ikonischen Aussagen, auch wenn sie manchmal über die Stränge schlugen. Die Rivalität war nicht immer fair, aber sie war lebendig. Und sie ließ uns mitfiebern.

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