Numark TT250USB Test

Numark rollt mit dem TT250USB an, um Turntablisten zu beweisen, dass ein Plattenspieler mit starkem, direktangetriebenen Motor samt Pitch-Control und USB-Anschluss nicht teuer sein muss. Kaum 300 Euro kostet das gute Stück im Handel und auf dem Papier können seine Fähigkeiten schon einmal überzeugen. Doch gilt das auch im Praxiseinsatz? Ist der TT250USB der richtige Turntable für Einsteiger und professionellere Anwender, ganz gleich ob sie ihn im Club oder zu Hause einsetzen wollen? 

02_numark_TT250USB_071
Numark TT250USB

Details

Beim Öffnen des Kartons erblicke ich überraschenderweise zunächst eine Acryl-Abdeckhaube. Nicht wenige Hersteller von DJ-Turntables verzichten darauf und der Käufer muss zusätzlich in die Kasse greifen, nicht so jedoch Numark. Selbst an einen Headshell-Tonabnehmer vom Typ „Numark GT“ haben sie gedacht und eine Slipmat, ein Single-Puck, das Auflagegewicht und die zu montierenden Halterungen für die Haube sind ebenfalls mit an Bord. Die Bedienungsanleitung, ein Hinweiszettel für den Download der Digitalisierungssoftware und ein Kabel für den USB-Anschluss vervollständigen den Inhalt des Pakets.

Fotostrecke: 4 Bilder Der TT250USB von oben.

Chassis und Plattenteller wurden für den sicheren Transport voneinander getrennt. Beim Herausheben des Laufwerks fällt mir sofort sein recht leichtes Gewicht auf. Laut Beipackzettel bringt das Kunststoffchassis 7,5 kg auf die Waage und ist im Vergleich zum massiven Reloop RP7000 oder Pioneer PLX-1000 quasi auf Diät. Kein Problem beim Heimgebrauch, aber in deftig beschallten Locations schwingt sich das Gehäuse des TT250USB sicherlich schneller auf als schwergewichtige Kaliber.

Die Füße dämpfen leicht Vibrationen.
Die Füße dämpfen leicht Vibrationen.

Optisch orientiert sich der TT250USB am Klassiker von Technics. Vor allem die silbernen, aber kleiner ausfallenden Start- und Speed-Tasten ähneln dem Vorbild. Den Gleichlauf des Motors überwacht ein Stroboskop. Dies blitzt je nach eingestellter Spannungsversorgung (230/115V) entweder mit einer Frequenz von 50 oder 60 Hertz. Über dem Stroboskop befindet sich der separate Power-Kippschalter. Zum weiteren Inventar zählen ein auf Knopfdruck ausfahrbares Targetlight zum Beleuchten der Nadel und ein 10 cm langer Pitchfader. Er modifiziert das Abspieltempo um bis zu 10% und rastet bei der Nullposition ein, was eine aufleuchtende LED signalisiert. Daneben überraschen mich zwei kleine Knöpfchen, mit denen sich der Plattenteller kurz anschieben und abbremsen lässt. Kurzum, Pitch-Bending auf Knopfdruck, das ich noch vom Vestax PDX-2300 kenne, zieht bei diesem Plattenspieler wieder ein. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Speed-Tasten und das Stroboskop.

Beim Tonarm verlässt sich Numark auf die S-Form, um für das Playback den optimalen Sitz des Tonabnehmers auf der Rille zu gewähren. Verchromt und recht massiv anmutend hängt er in seiner Aufhängung, die komplett aus Kunststoff gefertigt ist. Die Tonarmhöhe wird über einen Schieberegler eingestellt, der im Viertelkreis oberhalb der Aufhängung verläuft. Ein Sperrhebel soll das unfreiwillige Verstellen der Tonarmhöhe verhindern. Leider hat dieser nicht genügend Mumm, um sie gänzlich im Zaum zu halten. Bewegt man den Tonarm, wackelt der Lift trotz seiner Arretierung leicht. Der Hebel senkt und hebt den Tonarm sanft. Ein Clip befestigt ihn. Ein Antiskating-Rädchen mit  rekordverdächtigem Umfang von 0 bis 7 komplettiert die Vorrichtung. Zwei Aussparungen zum Aufbewahren eines Ersatztonabnehmers und des Single-Pucks beenden den Rundgang auf der Chassis-Oberfläche.

Die Tonarmaufhängung im Detail.
Die Tonarmaufhängung im Detail.

Rückseitig sind das leider fest angebrachte Netz- und Cinch-Kabel zu finden. Beim Kabelbruch hilft daher nur ein Aufschrauben des Gehäuses oder Besuch der Fachwerkstatt. Da ich ein Massekabel vergeblich suche, übernimmt das Cinch-Kabel vermutlich auch die Erdung. Neben dem Anschluss für das beigelegte USB-Kabel entdecke ich einen 3,5 -Millimeter-Klinkenstecker für den Faderstart, auslösbar, sofern auch das angeschlossene Mischpult über diese Funktion verfügt.
Als nächstes packe ich den Plattenteller aus, dessen massives Gewicht von 740 g, Größe und Stroboskopspiegel überzeugen. Aber die blanke, silberne Telleroberfläche aus Spritzguss erinnert mich etwas an meine Schleifarbeiten aus dem Werkunterricht. Und selbst die waren sauberer. Die Ränder der beiden großen, kreisförmigen Löcher sind zum Teil scharfkantig und gratig. Auch wenn später die Slipmat diesen Makel übertüncht, schmeckt mir das nicht. Das Auge isst schließlich mit und will keinen Dorn, genau so wenig wie mein Finger einen Span.
Der Direct-Drive arbeitet nicht nach dem gleichen Prinzip wie der des Technics SL-1210 MK2. Bei dem treiben bekanntlich um die Spindel angeordnete Spulen den Teller mit seinen Magneten an. Der Plattenteller des TT250USB wird hingegen auf eine kleine, sich drehende Metallscheibe gelegt. Über zwei Ösen fixiere ich den Plattenteller, aus dem sich ein rein mechanischer Schulterschluss mit dem Chassis ergibt. Der Numark erreicht damit ein kontinuierliches Drehmoment von 1,2 kg/cm. Das ist 0,3 kg/cm unter dem Niveau eines SL-1210 MK. Ich bin gespannt, wie meine auf Technics getrimmten Hände beim Mixing und Scratching darauf reagieren.

Die Kabel und Anschlüsse des TT250USB.
Die Kabel und Anschlüsse des TT250USB.

Praxis

Das Cinch-Kabel des Prüflings verbinde ich mit meinem Rane Sixty-Two. Da der TT250USB über einen internen Phono-Vorverstärker verfügt, ist er nicht an den Phono-Eingang, sondern per Cinch-Kabel samt interner Masse an den Line-Eingang anzuschließen. Numark liefert den Plattenspieler mit dem sphärischen GT-Tonabnehmer aus. Ein preiswertes System, das mehr Stärken in der Spurtreue als im Klang verzeichnet, wie mein Kollege DJ Rick Ski im Testmarathon Tonabnehmer-Systeme berichtet. Entsprechend montiere ich mein Ortofon Nightclub MK2 Concorde als Tonabnehmer an den SME-Verschluss, um den klanglichen Eigenschaften des TT250USB mehr Transparenz zu verleihen. Außerdem kann ich im direkten Vergleich zu meinem Referenzgerät mit gleichem Tonabnehmer die akustischen Qualitäten objektiver einschätzen.

Für den Tonabnehmer ist ein SME-Verschluss reserviert.
Für den Tonabnehmer ist ein SME-Verschluss reserviert.

Drehmoment

Vom Drehmoment überzeugt mich der Plattenspieler schon eher. Beim Start zieht er gleich an. Theoretisch liegt die Zeit zum Erreichen der endgültigen Geschwindigkeit bei weniger als 0,7 Sekunden und damit auf ähnlichem Niveau des Technics SL-1210 MK2. Beim Start-Drehmoment legt er gegenüber dem Technics sogar noch eine Schippe von 0,5 kg/cm drauf. Sein kontinuierliches Drehmoment „schwächelt“ jedoch mit 1,2 kg/cm gegenüber den 1,5 kg/cm des Klassikers.
Zum Abbremsen und Anschieben des Plattentellers bei manuellen Mix-Korrekturen brauche ich folglich etwas weniger Kraft als bei anderen DJ-Plattenspielern. Das stört mich aber kaum, schließlich läuft er beim Drop des Vinyls doch recht schnell wieder an. Auch meinen Druck auf den Plattenteller kontert dieser, ohne spürbar nachzugeben. Mit diesen Eigenschaften lässt sich auflegen und scratchen, doch beim Scratchen hält der TT250USB im Vergleich zum Technics SL-1210 MK2 es nicht so sehr mit der Spurtreue. Unter gleichen Bedingungen springt die Nadel beim Numark deutlich schneller als beim  Klassiker, vermutlich resultierend aus der nicht so soliden Tonarmaufhängung.
Beim herkömmlichen Auflegen punktet der TT250USB mit einer Pitch-Bend-Funktion. Solange ich einen der beiden Knöpfe drücke, wird der Plattenteller um 8% angeschoben oder abgebremst. Eine gute Idee für Phasenkorrekturen im Mix. Vor allem, wenn man mit welligem Vinyl auflegt und dabei lieber einen großen Bogen um den Teller macht. Lediglich bei maximal ausgereiztem Pitch-Control reagieren die Pitch-Bend-Tasten nicht mehr.

Klang

Um den Klang des TT250USB einzuschätzen, ziehe ich meinen Technics SL-1210 M5G als Referenz zu Rate. Auf beiden Plattenspielern spielt hierzu in Phase derselbe Track von zwei identischen Vinyl-Pressungen. Auch vom Tonabnehmer und den einhergehenden Einstellungen spielen beide Schallplattenspieler auf dem gleichen Niveau. Entsprechend hört man den Unterschied: Numarks TT250USB ist vom Output deutlich leiser, er klingt fast schüchtern. Kompensiert man hingegen die schwächelnde Lautstärke mit einem lauteren Gain, offenbart sich ein durchaus erwachsener Klang. Bass, Mitten und Höhen verteilen sich homogen. Die präzisen Höhen des Ortofon kommen auch mit dem TT250USB zur Geltung. Lediglich im direkten Vergleich hört man beim Herausforderer die Details marginal brillanter. Unter Berücksichtigung des Preisunterschieds ein beachtliches Ergebnis, zumal der Numark obendrein noch deutlich weniger rauscht. Lediglich maximal aufgedrehtem Gain und Master taucht ein leichtes Brummen auf, das man unter gewöhnlichen Lautstärken überhört.
Aber nicht jeder wird mit dem TT250USB klassisches Vinyl abspielen. Im DVS-Verbund – bei mir Serato DJ – funktioniert der Plattenspieler ohne Murren. Er liefert ein sauberes Timecode-Signal an die Software, jedoch kann die bereits bemängelte Spurtreue auch zum Problemfall für die digitale Performance werden, da selbst die beste Software bei Nadelsprüngen nicht hinterher kommt und trotzig mit unsauberem Klang oder auch kurzen akustischen Aussetzern reagiert. Die Gleichlauftoleranz unterhalb der 0,15% garantiert ein genauso schnelles oder langsames Phasenverschieben der Tracks im Mix wie bei anderen Plattenspielern.

Audio Samples
0:00
TT250USB vs SL1210M5G Soundvergleich Grundrauschenvergleich

USB-Interface

Apropos digital: Der Numark-Turntable holt noch ein Ass aus den Tonärmel: Über seinen USB-Abschluss und dem verbauten Analog-Digitalwandler mit 16 Bit und 44,1 kHz spielt man direkt auf den Laptop Vinylschallplatten ein. Wer seine raren, nicht online gelisteten Schätze digitalisieren möchte, bekommt zudem auch die passende Software „EZ Vinyl/Tape Converter“ spendiert. Ein Zettel im Paket verweist mich zum Download des spartanischen, aber funktionalen Programms.
Zur Begrüßung fordert mich die Software auf, den Plattenspieler an den Laptop anzuschließen und schon überträgt die Software über die Soundkarte meines Laptops das abgespielte Signal auf dessen Lautsprecher. Als zweites passe ich anhand einer Stereo-Pegelanzeige den Gain der Aufnahme an und starte sie. Optionen zur Nachbearbeitung wie Rauschen und Knistern beseitigen, den Klang etwas aufpeppen oder den Anfang und das Ende beschneiden, gibt es allerdings nicht. Das wären doch ein paar Features, über die man sich freuen würde. Information wie Künstler, Album und Titel kann ich allerdings noch eingeben und das Umwandeln beziehungsweise Importieren der Aufnahme zu iTunes bestätigen. Mein abschließender Rat: Mit dem TT250USB digitalisieren, aber für die Bearbeitung auf Alternativen, wie dem kostenlosen Audacity zurückgreifen.  

Fotostrecke: 5 Bilder Willkommen beim Vinyl-Converter.

Fazit

Numarks DJ-Plattenspieler TT250USB spricht sowohl DJ als auch Vinylfreunde an. Beim DJ-Handling überzeugt sein gut ziehendes Drehmoment. Der Pitch-Control bietet eine Spanne von 10%, zwei Pitch-Bend-Tasten sorgen für die Phasenanpassung der Tracks im Mix. Beim Scratching holpert die Nadel allerdings eher als bei anderen DJ-Plattenspielern, begründet in dem recht leichten Vollplastik-Chassis und der wackligen Tonarmaufhängung. Laufgeräusche wären als weiterer Kritikpunkt zu nennen. Der Sound überrascht mit einem sehr ausgewogenen Klangbild und wenig Grundrauschen. Dies prädestiniert ihn zum Digitalisieren von Vinyl mittels Laptop über den USB-Anschluss, zumal Numark sogar noch eine Software beilegt. Sie dient allerdings nur als Einsteiger-Tool, denn Funktionen zur Weiterbearbeitung fehlen. Auch das beigelegte Tonabnehmersystem sollte dann gegen einen klanglich hochwertigeres Modell ausgetauscht werden. Der Output ist zudem etwas leiser als bei einem Technics MK5. Numark TT250USB empfiehlt sich vor allem für DJ-Einsteiger und zum Sammeln erster Erfahrungen mit Vinyl, sofern sie mehr Wert auf Mixing als Scratching legen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Günstiger Preis
  • Beachtliches Klangbild
  • Geringes Grundrauschen
  • USB-Anschluss
  • Ansprechendes Design
  • Quarz-Direct-Drive
  • Pitch-Bend-Tasten
  • Vinyl-Digitalisierungssoftware
  • Tonabnehmer und Abdeckhaube im Lieferumfang
Contra
  • Verarbeitung des Plattentellers
  • Auffallende Laufgeräusche
  • Recht niedriger Output
  • Beim Scratching häufigeres Nadelspringen
  • Schwankender Stroboskopspiegel bei 45 RPM
Artikelbild
Numark TT250USB Test
Für 199,00€ bei
Numark TT250USB
Numark TT250USB
Technische Spezifikationen
  • Quarzgesteuerter Direktantrieb
  • Motor: 8 Pole, 3 Phasen Motor
  • Drehzahlen: 33 1/3 und 45
  • Plattenteller: 13,1“ Aluminium-Spritzguss (740 g)
  • Pitch: 10% Differenz
  • Startdrehmoment: 2,0 kg/cm
  • Konstanter Drehmoment: 1,2 kg/cm
  • Startanlaufzeit, Tempoänderung:
  • Bremssystem: elektronische Bremse
  • S-Tonarm mit SME-Anschluss
  • Gleichlaufschwankungen:
  • Rumpeln: -40dB (IEC 98A unweighted); -55 dB (IEC 98A weighted)
  • Ausgang: Cinch-Ausgang mit Linepegel
  • USB-Funktionen: A/D 16 Bit, 44,1 kHz
  • USB-Schnittstelle: USB 1.1
  • Stromversorgung: 115/230 V 60/50 Hz
  • Maße: 450 x 352 x 152 mm
  • Gewicht: 7,5 kg
Lieferumfang
  • TT250USB
  • Slipmat
  • Cinch-Kabel
  • Tonabnehmersystem Numark GT
  • Puck
  • Preis: 289,- Euro (UVP)
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.