Numark NDX-800 Test

Details

Erster Eindruck
Der Player ist solide verarbeitet, sein Herz sitzt in einem schicken schwarz-grauen Kunststoffgehäuse, das dem rauen DJ-Alltag gewachsen scheint. Die Stoßkanten sind elegant abgerundet, sein Layout wirkt aufgeräumt und die Bedienelemente sind mit großzügigen Abständen auf der Produktoberfläche arrangiert. Das sieht man gerne. Die Taster haben praxistaugliche, ihrem Verwendungszweck entsprechende Ausmaße, weshalb die Abspielsteuerung (Play, Cue, Pause) größer geraten ist als etwa der Knopf für die Voreinstellungen. Alle Schaltflächen lösen vollflächig aus, die Druckpunkte unterscheiden sich jedoch leicht von Typ zu Typ. Ein erster Schubs gegen das Jogwheel zeigt einen eierlosen Rundlauf und sollte selbst anspruchsvolleren Scratchern genug Angriffsfläche für manches gewagte Manöver bieten. Ein USB-Port ist dezent auf 11 Uhr positioniert. Mal sehen, was der alles lesen kann. Ins Mischpult geht’s analog per Cinch-Kabel oder digital per S/PDIF, in den Computer per Universal Serial Bus, kurz USB. Zwei 3,5 mm Klinkeneingänge ermöglichen Faderstart und Relayplay. Per Faderstart lassen sich NDX-Geräte von einem kompatiblen Mischpult fernsteuern. Diese Technik kommt vom Broadcasting, wo sie ermöglicht, Anmoderation und Musik unkompliziert und genau zu timen. Ist kein DJ zugegen, sorgt Relayplay für ein wechselseitiges Abspielen zweier Laufwerke. NDX 800 beherrscht die einzelne, wiederholende, fortlaufende oder zufällige Wiedergabe. Ist der Sleepmodus eingeschaltet, verfällt das Gerät nach einigen Minuten Untätigkeit in den Standby-Modus. Mein Testkandidat misst 35 x 31 cm, bringt 4 kg auf die Elektrowaage und nimmt Platz auf einem handelsüblichen CD-Ständer. Die Kabel für ein schnelles Stelldichein und ein gedrucktes Handbuch befinden sich bereits im Lieferumfang.

Kompatibilitäten
Numark stellt neben den obligatorischen lizenzfreien FAT-Dateisystemen auch HFS+ und NTFS Kompatibilität. Dies ist sehr anwenderfreundlich und bedeutet für meine externe Samsung 500-GB-Hybrid-Festplatte, dass ich sie mit dem NDX-800 nutzen kann. Prima. Sämtliche örtliche USB-Sticks wurden auf Anhieb erkannt. MP3-Playern, die als Wechseldatenträger oder Massenspeicher vom Betriebssystem eingebunden werden, steht er aufgeschlossen gegenüber. Beim iPod-Video verarbeitet er auch Kategorien mitsamt Titel, Genre und sogar Wiedergabelisten. Nur das Touch-Telefon bleibt wieder einmal außen vor. Das müssen wir aber den Apple-Jungs ankreiden. NDX800 liest maximal neun Partitionen ein, die wiederum maximal 999 Ordner mit höchstens 999 Songs beinhalten dürfen. Der Hersteller empfiehlt, keine MP3-Dateien zu verwenden, deren Größe 300 MB übersteigt, weil dies zu Performance-Einbrüchen führen kann. Einen kompletten vorproduzierten 4-Stunden-Mix in der Disko einzulegen und hinter der Kanzel Gameboy zu spielen, ist daher nicht zu empfehlen.

Display
Numark verbaut ein blau hintergrundbeleuchtetes LED-Display mit weißer Schrift, das auch bei schlechteren Lichtverhältnissen noch recht gut abzulesen ist. Mit dem Neigungswinkel gibt’s keine Probleme, es sei denn, der DJ arbeitet im Sitzen und hat das Gerät auf Augenhöhe positioniert, was denkbar selten ist. Anwenderspezifische Kontrast- oder Helligkeitsanpassung lässt der NDX800 nämlich vermissen. Der obere Teil zeigt Laufzeiten und den Beatcounter an, die untere Hälfte liefert je nach gewähltem Modus entweder ID3-Tags, Dateinamen, Ordnernamen oder Effekteinstellungen. Die doppelzeilige Punkt-Matrix stellt maximal zwei Reihen mit je zwölf Zeichen dar und beginnt danach zu scrollen. Mit dem TRACK-Encoder bewegt sich der DJ zügig durch das Medium seiner Wahl, den aktuellen Song schickt er dank integrierter Buttonfunktion unkompliziert ins Rennen. Im Leerlauf wechselt SOURCE zwischen den verfügbaren Audioquellen, TIME ändert die Zeitanzeige (Elapsed, Remain, Total). Mit der PROGAM-Funktion kann der Nutzer eine individuelle Songreihenfolge programmieren. Dazu muss er lediglich PROG einschalten und per Druck auf den Track-Regler den momentan ausgewählten Song in die Warteschleife einbringen. Danach noch PLAY und alles ist okay. Hinsetzen, Cola trinken.

Laufwerk
Ein Lesetest soll folgen. Den übersteht das angenehm leise Slot-In-Laufwerk schadlos. Es erkennt sowohl die selbst gebrannte, eine ladenneue und die recht verkratzte Audio-CD aus dem Kinderzimmer. Auch mit MP3-CDs im Bauch fühlt sich der Testkandidat sehr wohl. Die Zugriffszeiten sind zügig. Ich habe sie mal in einer kleinen Tabelle aufbereitet.

Datenträger

 Struktur

Zeit

Audio-CD

10 Tracks

3 Sekunden

Root MP3-CD

50 Tracks

10 Sekunden

Folder MP3-CD 

10 Ordner mit div. Tracks

Unter 20 Sekunden

2 GB USB-Stick

100 Tracks

Knapp 10 Sekunden

300 GB HFS LW

Gemischter Datenbestand

Knapp 2,5 Minuten

Numark_NDX800_Frontshot_korr

Über einen Antischock Puffer hüllt sich der Hersteller in Schweigen, daher habe ich den Burschen im CD-Betrieb mal kräftig durchgeschüttelt und dabei auf die Stoppuhr geschielt. Nach rund 48 Sekunden vernahm ich erste Aussetzer. Das ist eine sehr gute Leistung. Mit einem angeschlossenen MP3-Stick tauchen die Unterbrechungen natürlich nicht auf, ein Flashspeicher ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Es sei denn, der User stützt sich mit dem Ellenbogen auf den Datenträger. Dann bricht er wahrscheinlich ab, und aus ist die Maus, ääh Musik. Mein Eindruck: Steht ihr nicht gerade mit einem Outdoor-Set neben einem Presslufthammer oder fahrt mit einem umgebauten DJ-Bike durch die Botanik (was in Berlin im Sommer gerade ziemlich angesagt ist) gibt’s wahrscheinlich keine Probleme. Bassvibrationen im Club sollten keine Auswirkungen auf die Wiedergabe haben.

Tempomacher
Numark spendiert seinem Zögling verschiedene Werkzeuge zur Tempo- und Tonhöhenkorrektur. Sie verhelfen dem frischgebackenen Besitzer hoffentlich zu einem technisch einwandfreien Mix. Der Testkandidat kalkuliert die BPM eines Songs innerhalb von zwei bis drei Sekunden zu Beginn der Wiedergabe und stellt das Ergebnis im Display dar. Wenn der Wert partout nicht mit der tatsächlichen Geschwindigkeit übereinstimmt, kann der DJ manuell tappen. Der weiche und sehr präzise 100 mm Pitchfader lässt sich mit den Auflösungen 6,12, 25 und 100 Prozent betreiben. Er liefert in den ersten drei Stufen eine Genauigkeit von 0,1 Prozent/ BPM und in der höchsten Skalierung etwa 0,3 Prozent/ BPM. Er wird manuell eingeschaltet. Ist er nicht aktiv, hat versehentliches Verschieben keinerlei Auswirkungen auf die Wiedergabe. Natürlich gehören auch Pitchbend-Taster zum guten Ton. Diese sind unabhängig vom Intervall des Schiebereglers und arbeiten mit etwa 10 Prozent in beide Richtungen. Vor Tonhöhenänderungen während eines Beschleunigungsvorganges schützt Keylock. Er friert die Tonhöhe beim aktuellen und nicht beim ursprünglichen Tempo ein. Das erweist sich gerade beim Einsatz der Harmonic-Mixing Technik als vorteilhaft, da man so in einer bevorzugten Tonart bleiben kann. Genauere Informationen über Harmonic-Mixing findet ihr hier Harmonic Mixing.

Audio Samples
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Keylock Master Keylock -2% Keylock -4% Keylock -8% Keylock -12% Keylock +2% Keylock +4% Keylock +8% Keylock +12%

Falls der DJ in eine andere Tonart vordringen möchte, transponiert Key-Transpose die Tonhöhe des aktuellen Songs in 40 Halbtonschritten. Wie sich das anhört, zeigen die nachfolgenden Audiobeispiele.

Audio Samples
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Keytranspose 0-20 Keytranspose 0 bis -20

Jogwheel
Ein Eyecatcher ist sicherlich das große, berührungsempfindliche Seven-Inch-Scratchwheel. An der Seite sind Fingerführungen eingearbeitet, die Oberfläche ist leicht angeraut. Damit lässt sich gut arbeiten. Das Dial ist von einem laufrichtungssanzeigenden Leuchtkranz umgeben. Anlauf und Bremsgeschwindigkeiten werden über zwei separate Drehregler aufs eigene Handling abgestimmt. Während der Wiedergabe einer Musikdatei befindet sich das Jogwheel standardmäßig im Nudge-Betrieb. Schubst oder bremst der DJ das Rad, verlangsamt oder beschleunigt der Song. Falls kein Track spielt, navigiert er framegenau mit 1/75s durch das Material, um vielleicht akkurat Cuepunkte zu setzen. Aktiviert er SEARCH, spult er deutlich schneller. Die Suchgeschwindigkeit besitzt drei Stufen. Eine Umdrehung entspricht entweder 15, 30 oder 60 Sekunden. Und dann ist da noch der Scratch-Modus.

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