Die Traditionsmarke Numark, eigentlich eher bekannt für Mixer und CD-Player, hat seit geraumer Zeit auch ein kleines Sortiment an Tonabnehmern im Programm. Der einzige Headshell-Tonabnehmer in diesem Aufgebot ist unser Testkandidat mit dem schönen Namen Groovetool. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 29 Euro gehört er zu den günstigsten auf dem Markt. Numark wirbt damit, dass dieses System alles bietet, was man als DJ benötigt. Leider gibt es keine Angaben zum Frequenzgang, aber die sphärische Abtastnadel und eine mögliche Auflagekraft von 2,5 g – 3,5 g könnten dieses System durchaus für unser Metier interessant machen. Wir haben das „Rillen-Werkzeug“ von Numark auf der Vinyl-Teststrecke allen wichtigen Prüfungen unterzogen.
DETAILS
In einer simplen ladengerechten Kunststoff-/Papp-Verpackung bietet sich das Groovetool von Numark zum Kauf an. In der Kartonage enthalten sind lediglich der Tonabnehmer selbst, eine Nadelschutzkappe sowie zwei Schrauben zur Headshell-Montage. Die technischen Daten und die Montageanleitung sind auf der Verpackungsrückseite zu finden – einen separaten „Beipackzettel“ gibt es nicht. Die Informationen sind knapp bemessen und nur in englischer Sprache. Auch im Netz finden sich keinerlei ausführliche Informationen. Aber vielleicht kann man das beim schmalen Preis des Groovetools auch nicht erwarten.
Die Montage auf einem Headshell ist durch die Infos auf der Verpackung bebildert und knapp erklärt. Leider sind die Muttern des Schraubensets ziemlich unpraktisch. Mit ihrem glatten und runden Rand lassen sich die Schrauben nur mithilfe einer entsprechenden Spitzzange zuverlässig fixieren. Diese ist jedoch weder im Lieferumfang enthalten, noch ist davon auszugehen, dass jeder DJ ein solches Werkzeug allzeit griffbereit hat.
Mit ca. 3 mm sind die Anschlussstifte zwar ausreichend lang, allerdings auch ein wenig ungleichmäßig verarbeitet. Ich betrachte das aber eher als Schönheitsfehler, der die Funktion nicht beeinträchtigen sollte. Die Anschlüsse sind nicht farbig markiert, verfügen aber über eine Beschriftung, die jedoch mit bloßem Auge kaum abgelesen werden kann. Ist die Verpackung des Groovetools nicht mehr zur Hand, hilft nur noch der Griff zur Lupe.
Die Nadelschutzkappe aus Kunststoff rastet fest ein und bietet damit einen effektiven Schutz des Diamanten beim Transport.
Der Nadelträger des Tonabnehmers ist relativ dünn und droht bei einer mechanischen Überbelastung schneller umzuknicken als bei anderen Systemen. Nach der Montage an eine entsprechende Headshell war es mir beim verwendeten Plattenspieler Technics 1210 MKII nicht möglich, das erforderliche Mindestauflagegewicht von 2,5 Gramm einzustellen. Die Masse unseres Testkandidaten ist einfach zu gering, und das in solchen Fällen benötigte Zusatzgewicht nicht im Lieferumfang enthalten. Um den Test dennoch durchführen zu können, habe ich das Zubehör des Stanton 520.V3 verwendet. Im Gegensatz zu den meisten anderen getesteten Tonabnehmern ist beim Groovetool die Abtastnadel für den DJ nicht sichtbar, da sie zu weit hinten liegt. Ein präzises „Needle-Dropping“ ist mit bloßem Auge daher nicht möglich.
Beim ersten Härtetest, einer sehr laut gepressten Maxisingle, erfuhr ich dann die erste positive Überraschung. Mit einer Auflagekraft von 2,5 Gramm blieb der Tonabnehmer völlig verzerrungsfrei in der Spur. Dazu war so manches andere, deutlich teurere System nicht in der Lage. Stark!
Auch bezüglich Scratching und Backspinning weist dieser Tonabnehmer bereits ab der Mindestauflagekraft wirklich gute Eigenschaften auf. Erstaunlich sicher bleibt die Nadel auch bei schnellen Bewegungen in der Rille. Natürlich schafft man es trotzdem manchmal, sie aus der Spur hopsen zu lassen. Doch ab einer Auflagekraft von 3 Gramm liegt man dann absolut auf der sicheren Seite. Obwohl die Nadel relativ weich aufgehängt ist und der Tonabnehmer bei Scratches zu Eigenschwingungen neigt, sind die dadurch entstehenden Störgeräusche nur sehr gering. In diesen Disziplinen sammelt Numarks Groovetool zu meiner Überraschung alle Punkte ein!
Klang
Beim Erstellen der Soundbeispiele fiel mir sofort der relativ geringe Ausgangspegel des Groovetools auf. Die Ausgangsspannung liegt rund 14 dB unterhalb der der lautesten Konkurrenten Ortofon Concorde S-120 und Numark CS-1. Zudem ist der Klang generell etwas kraftlos und kommt darüber hinaus mit einem relativ unregelmäßigen Frequenzgang daher. Die Höhen werden recht undeutlich reproduziert und sind stark überbetont. Während der obere Bassbereich recht sauber abgebildet wird, wirken die Sub-Frequenzen schon leicht matschig. Am besten gelingt dem Groovetool die Wiedergabe der Mitten, wenngleich der obere Mittenbereich aufgrund des leicht aggressiven Klangs etwas unsauber wirkt. Ausserdem fehlt es dem Sound leider etwas an Stereobreite. Das Signal wirkt leicht „eingeklappt“.
Basis meiner Bewertung ist natürlich der Klang der wesentlich teureren Konkurrenten. Unter Berücksichtigung des Preis-Leistungsverhältnisses liefert dieser Tonabnehmer aber auf jeden Fall einen durchaus akzeptablen Sound. Es kommt eben ganz auf den Anspruch des jeweiligen Anwenders an.
Audio
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Numark Groovetool
ZWEITE MEINUNG
(Daniel Wagner, Technics 1210 MKII, UREI 1603)
Numarks Groovetool ist einer der preisgünstigsten Tonabnehmer, die derzeit am Markt erhältlich sind. Der Nadelträger sieht ziemlich dünn aus und der Abtaster ist ein sphärisch geschliffener Diamant. Das System kommt mit einem Schraubenset zur Fixierung an eine Headshell. Die mitgelieferten Muttern haben einen runden Rand und können somit nur mit einer Spitzzange festgezogen werden. Den Anschlussstiften fehlt die übliche farbliche Markierung, so dass man die Verpackung, auf der die Montageanleitung aufgedruckt ist, besser gut aufhebt. Die abgebildeten Instruktionen sind sehr knapp gefasst, ausschließlich in Englisch, aber gerade noch ausreichend für eine Installation.
Die Angaben für eine präzise Tonarmhöhenjustierung fehlen völlig. Auch im Internet ist darüber nichts zu finden. Auf Numarks deutscher Seite fehlt die Cartridge komplett und auf der amerikanischen ist nur ein kleines Produktbild mit einer Feature-Liste abgebildet. Der Hersteller empfiehlt Auflagekräfte zwischen 2,5 und 3,5 Gramm. Nach Ausbalancieren des Tonarms an einem 1210er von Technics kann ich aber zunächst nur Auflagen zwischen 2,5 und 3 Gramm ausprobieren, weil das Gegengewicht bereits bei 3 Gramm am Anschlag des Arms steht. Der Numarksche Tonabnehmer ist eben sehr leicht im Verhältnis zum Teilnehmerfeld oder den Systemen, die ich sonst benutze. Aus diesem Grund montiere ich ihn wieder ab und beschwere –ihn mit weiteren 2 Gramm, um später aus dem Vollen schöpfen zu können. Die flachen Gewichte hatte ich noch in meiner Zubehörkiste, mitgeliefert werden diese nicht. Somit würde ich das System nur dann DJ-Einsteigern empfehlen, wenn diese auf einen in dieser Hinsicht erfahrenen Anwender im Bekanntenkreis zurückgreifen können, der ihnen das System einrichtet – andernfalls wird es meiner Ansicht nach schwierig.
Nach der Montage und der Justage der Tonarmhöhe nach Augenmaß probiere ich das System mit 2,5 Gramm Auflagekraft aus. Die Wiedergabe ist verzerrungsfrei, die Nadel sitzt gut in der Rille und läßt sich nicht so einfach von ihrem Weg abbringen. Der Nadelträger hat keine farbliche Markierung und die Nadel selbst liegt für eine Sicht darauf zu weit hinten, weswegen kein präzises Needle-Dropping möglich ist. Bei 3 Gramm ergibt sich ein für mich praktischer DJ-Workflow. Standard-Scratches und sogar schnelle Backspins sind problemlos möglich. Bei einer welligen, laut gepressten Maxi werden für einen optimalen Spurzug auch mal 3,3 Gramm Auflage nötig. Aber prinzipiell lässt sich mit 3 Gramm Auflagekraft prima arbeiten, was ich als sehr bemerkenswert empfinde, wenn man den empfohlenen Verkaufspreis zugrunde legt. 24 Euronen sind wirklich eine Kampfansage für die Scratch-Eigenschaften, die Numarks Groovetool bietet. Der Sound allerdings ist nicht wirklich schön und der Ausgangspegel sehr niedrig. Der Hochtonbereich ist stark überrepräsentiert, Stimmen klingen scharf und Crash-Becken sowie Hi-Hats sehr vordergründig, räumliche Informationen leiden sehr unter dem unausgewogenen Frequenzgang. Jedes Mal, wenn Becken gespielt werden, bricht das akustische Bild fast zusammen. Den Mitten fehlt die Transparenz, die oberen Mitten wirken teilweise bissig. Die Basswiedergabe ist ein wenig schwammig, aber grundsätzlich okay. Zusammengefasst läßt sich sagen, dass das Groovetool seinen Fokus voll „auf Spur“ setzt. Nicht weniger, aber auch definitiv nicht mehr, was aber für 24 Euro auch in Ordnung geht.
Unser preisgünstigster Testkandidat bietet in Sachen Scratching & Backspinning sehr gute Eigenschaften und liefert damit eine echte Überraschung in diesem Vergleichstest. Doch wer nun glaubt, für einen empfohlenen Schnäppchenpreis von nur 24 Euro die eierlegende Wollmilchsau zu kaufen, der irrt. So ist die Ausgangsspannung des Groovetools um ganze 14 dB geringer als die in dieser Disziplin am besten getesteten Konkurrenten. Zudem ist das Klangbild unausgewogen, da die Höhen sehr vordergründig sind und die Stereobasisbreite ein wenig eingeschränkt wirkt. Daher kommt ein professioneller Einsatz in Clubs schon mal nicht in frage. Auch Hifi-Enthusiasten und Anwender, die ihre kostbare Vinylsammlung archivieren möchten, werden am Groovetool keine Freude haben.
Zu empfehlen ist dieses Produkt definitiv allen DJ-Einsteigern, die mit ihrem Budget haushalten müssen und für die der Klang eher zweitrangig ist. Das gilt besonders für die scratchende Zunft. Für jene ist das Groovetool eine wirklich gute Wahl, vorausgesetzt, der Anfänger kennt jemanden mit Installationserfahrung!
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