Als digital auflegender DJ braucht man eigentlich nicht viel. Unter Umständen reicht ein Laptop, die richtige Software und ein vernünftiges Audiointerface, um die Party zu rocken. Wer ein bisschen mehr möchte, hat vielleicht noch einen netten Controller am Start, aber im Prinzip reicht das fast schon aus. Die Firma Numark bietet mit dem DJIO2 ein Interface an, das den Ansprüchen der digitalen Plattendreher genügen soll. Klein und leicht genug für die Gigbag ist es schon mal, den Rest klären wir im Test.
Details
Gerade mal 15 Zentimeter breit und etwas über 2 Zentimeter hoch ist der kleine weiße Wandler. Schick sieht er aus und auch die Verarbeitung wirkt nicht billig. Mit knapp 100 Gramm ist er leichter als mein Smartphone und dank der Gummierung auf der Unterseite steht er doch fest auf dem Tisch.
Auf der Vorderseite sind mittig zwei 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen angebracht, die ebenfalls keinen wackligen Eindruck machen. Beide werden an den Außenseiten von jeweils einem Poti flankiert, das griffig und beim Drehen nicht zu leichtgängig ist. Der linke Teil ist dem Mikrofoneingang und seinem Gain gewidmet, der rechte dem Kopfhörerausgang und dessen Lautstärke.
Auf der Rückseite befinden sich der Stereo-Cinch-Ausgang und der Stecker für das im Lieferumfang enthaltene USB-Kabel zur Verbindung mit dem Computer. Benutzt man einen Mac, funktioniert das Interface ohne Treiber, für Windows hingegen steht auf der Numark US-Page ein 20 MB großes Installationspaket zum Download bereit. Auf einem älteren Windows 7 PC ging es auch ohne. Laut Hersteller funktioniert das DJIO2 auch mit iOS-Geräten, insofern diese über ein Camera Connection Kit verbunden werden und wenn die Apps das Einstellen von Soundkarten und das Zuweisen von Ausgängen erlauben.
An den Seiten sind Kunststoffstreifen eingelassen, die im Betrieb blau leuchten. Gibt es sonst noch was hardwareseitig zu berichten? Nein, mehr ist nicht dran. Keine weiteren Eingänge, kein AD-Wandler, kompromisslose Reduktion.
Das DJIO2 ist schnell via USB mit dem Computer verbunden, bei mir ist es mein gutes altes MacBook, das mit Traktor bestückt zum digitalen Auflegen verwendet wird. Das blaue Licht an den Seiten leuchtet, das sieht schon mal gut aus. Ein Blick in die Systemsteuerung zeigt: Die DJIO2 wird als Audiowandler erkannt und kann dort ausgewählt werden. Das versprochene „Plug ’n’ Play“ funktioniert am Mac also.
Als nächstes versuche ich, über den Kopfhörerausgang mit der Vorschau des Mac eine MP3 zu hören, es kommt aber kein Ton an. Dies ist jedoch nicht auf einen Fehler zurückzuführen, sondern der Tatsache geschuldet, dass bei diesem Interface der Kopfhörerausgang nicht das am Master-Ausgang anliegende Signal abspielt. Stattdessen ist dieser als ein weiter Ausgang aufgeführt und der Sound muss erst diesem zugewiesen werden. Das geschieht über die Software, die zum Musikabspielen benutzt wird, denn hier können in der Regel die einzelnen Ausgänge in den Optionen ausgewählt werden. Der kleine Wandler ist primär für den DJ-Gebrauch gemacht und da ist das notwendige Einstellen der Ausgänge durchaus sinnvoll, alleine schon, um den Kopfhörerausgang notfalls als einen weiteren separaten Ausgang zu zweckentfremden, wenn man in ein Mischpult reingeht. Und auch für das Vorhören beim Mixen ist es natürlich wichtig.
Kurioserweise wird der Kopfhörerausgang als „Rear Output“, also als Ausgang hinten angezeigt und die Cinch-Buchsen auf der Rückseite des Gerätes als „Front Out“. Ist halt alles relativ. Für einen Anfänger kann diese „verdrehte“ Benennung der Ausgänge allerdings schon für Verwirrung sorgen und ist nicht unbedingt als logisch zu bezeichnen.
Innere Werte
Audio wird von der DJIO2 mit einer 24 Bit Auflösung und einer Sample-Rate von 44,1 kHz ausgegeben, das ist dem gegenwärtigen Standard entsprechend. In Traktor habe ich in den Einstellungen die Latenz genauer in Augenschein genommen und konnte mit meinem Computer ab einem Sample-Buffer von 128 Samples ohne Knacksen Musik abspielen. Die Ausgangslatenz beträgt dabei 4,4 Millisekunden – ein akzeptabler Wert.
1/2 Numark DJIO: 24 Bit/44,1 kHz und zwei Stereo-Ausgänge
2/2 DJIO2 wirbt mit niedriger Latenz: auf dem Testrechner ist mit 4,4 ms störfrei zu arbeiten
Sound
Um dem Sound des Numark ein bisschen auf den Zahn zu fühlen, habe ich ihn gegen mein Audio4DJ von Native Instruments antreten lassen. Das habe ich mir vor einer gefühlten Ewigkeit mit zwei Timecode-Platten zum Auflegen von digitalen Files zugelegt und klanglich habe daran eigentlich nie etwas auszusetzen gehabt. Also ein guter Kandidat für einen Vergleich.
Für den Test habe ich Traktor gestartet und dann jeweils identische Audiodateien über beide Geräte abgespielt. Dabei wurde das gleiche Kabel verwendet, ich bin in denselben Kanal am Mischpult gegangen und habe dort alle Regler auf der gleichen Stellung gelassen. Der erste Test konzentriert sich auf die Lautstärke, hier fällt direkt auf, dass das DJIO2 im Vergleich zur Audio4DJ ganze 5 dB leiser ist. Das ist schon ein beträchtlicher Unterschied, der vielleicht beim Auflegen von Nachteil sein kann, weil man den Gain-Regler noch weiter aufdrehen muss.
Die erste Audiodatei im Anhang illustriert das ganz deutlich. Ich bin mit Vinyl „groß geworden“ und kenne den Lautstärkeunterschied zwischen Schallplatten und digitalen Medien noch zu gut. Deswegen sage ich mal, dass es jetzt nicht besonders dramatisch ist, dass die DJIO2 leiser ausfällt. Auf der anderen Seite wird dieses Interface aber nicht an der Lautheit von Vinyl gemessen, sondern an der von anderen Audiowandlern und da fällt es im direkten Vergleich schon ab.
Als nächsten Schritt habe ich die Aufnahme von beiden Interfaces auf die gleiche Lautstärke normalisiert, um mich mehr auf den Klang zu konzentrieren. Hier ist mir im Ergebnis kein gravierender Unterschied aufgefallen. Ihr könnt selber mal vergleichen, wenn ihr euch die letzten beiden Audio-Demos anhört.
Mikrofon rein
Über die Klinkenbuchse auf der Vorderseite kann ein Mikrofon angeschlossen werden. Normalerweise wird an dieser Stelle von mir gemeckert, weil kein XLR-Anschluss vorliegt. Bei einem Gerät in dieser Preisklasse und Größe sehe ich aber darüber hinweg. Ganz besonders, weil dieser „Eingang“ per se nicht zum Aufnehmen verwendet werden kann, sondern lediglich das Signal (des Mikros) zum Ausgang durchschleift. Wer so etwas braucht, findet dieses Feature also bestimmt ganz praktisch, darf sich aber nicht in die Irre führen lassen und verzweifelt versuchen, eine Aufnahme damit zu machen. Dafür bräuchte man dann ein anderes Audiointerface.
DJIO2 im Einsatz mit Native Instruments Traktor am MacBook
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Vergleich Output-Level: NI Audio 4DJ, danach DJIO2DJIO2 von Numark normalisiertAudio 4DJ von normalisiert
Numark DJIO2 ist auf die Grundbedürfnisse eines (angehenden) Laptop-Discjockeys ausgelegt. Kompakt, schnell einsatzfähig und kompatibel mit der gängigen DJ-Software. Mal eben noch schnell ein Live-Mikro dranklemmen soll auch noch möglich sein. Und das zu einem Preis unter 100 Euro. Dafür wird auf Wandler zum Aufnehmen verzichtet und der Kopfhörer muss über Software zugewiesen werden, kann zur Not aber auch zu einem zweiten Audioausgang umfunktioniert werden. Der Sound ist ok, nicht so laut und hochauflösend wie der seiner professionellen Mitbewerber von Native Instruments oder Serato, aber für ein bisschen Musik Spielen und Mixen allemal ausreichend. Ein weiterer Stereoausgang als Cinch und ein paar Dezibel mehr Ausgangsleistung vermisse ich beim DJIO2. Dafür hätte ich auf den durchgeschleiften Mikrofoneingang verzichten können. Ob ich das dann noch für einen Straßenpreis von um die 70 Euro bekommen würde, steht auf einem anderen Blatt. Der Preis ist hier wirklich ein entscheidender Faktor. Anfänger, die ein kompaktes Interface speziell zum digitalen Mixen oder zum Rumprobieren mit Ableton Live und Konsorten suchen und wenig Geld ausgeben wollen, können mit dem DJIO2 zufrieden sein. Für Fortgeschrittene und Profis ist die kleine, weiße Box ein günstiges Zweitgerät, das dann praktisch ist, wenn man mal wieder keinen Bock hat, das Serato- oder Traktor-Setup für die Party in der Datscha abzubauen.
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