Numarks DJ 2 Go macht den Auftakt in der Reihe „ultrakompakte DJ-Controller zum Taschengeldpreis“. Für knapp 60 Euro nimmt der amerikanische Westentaschen-Kontrolletti das niedrig budgetierte Einsteiger-Portemonnaie in den Fokus und möchte Novizen eine Hardware-Umgebung stellen, um ihre ersten Schritte in Richtung digitales Deejay-ing vollziehen zu können. Rund zwei Dutzend Knöpfe und Schieber widmen sich der Aufgabe, das Mix-Programm anstelle von Maus oder Keyboard mit echtem Regelwerk zu steuern. Und falls noch keine DJ-Software vorhanden ist, liegt mit Virtual DJ7 LE gleich eine bei.
Ist der DJ2GO nur ein Gadget für Newbies oder hat er gar mehr zu bieten? Zumindest ist er nicht allein auf weiter Flur. Auch Numark IDJ Live, Gemini Firstmix, Ion-Discover-DJ und Icons iDJ, die sich alle unter 100 Euro Streetprice einpendeln, haben dieses Segment ins Auge gefasst. Auch vom fernöstlichen Hersteller DJ-Tech stehen bereits mehr als eine Handvoll kunterbunter kleiner Kistchen, wie myScratch oder Pocket-DJ bereit, um Schwesterchens Geburtstag oder die nächste Gartenparty zu beschallen. Was der kleine Numark drauf hat und was sonst noch zum adäquaten Betrieb nötig ist – der bonedo-Test bringt es ans Licht.
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DETAILS
Zunächst stellt sich dem Autor die Frage, was er von einem Gerät dieser Produktklasse erwarten sollte. Etwa scratch-taugliche Jogdials, grazile Eingriffe ins Effekt- und Loop-Geschehen, eine perfekte Abbildung einer professionellen DJ-Software? – Wohl eher nicht. Was der Käufer von einem DJ-Pocket-Controller fordern darf, ist eine unkompliziert zu handhabende Steuerung der Kernstücke eines Mix-Programmes – ohne dass er vorher ellenlange Bedienungsanleitungen gelesen haben muss und den Nachmittag mit der Inbetriebnahme verbringt. Eine gewisse Qualität sollte die Einheit auch an den Tag legen, denn immerhin gibt´s das Teil ja nicht kostenlos. Genau das hat sich mein heutiger Testkandidat DJ2GO auf die Fahne geschrieben und bringt zudem sogar noch eine Betriebssoftware mit. Namentlich Virtual DJ7 LE. Kann man dazu noch „Nein“ sagen? – Wir werden sehen.
Ein erster, schneller Blick ins Paket zeigt: Der Kandidat hat viele wichtige Bedienelemente für eine Standard-DJ-Session an Bord: Jogdials, Transport-Buttons, Lautstärkeregler sowie Cross- und Pitchfader. Selbst an separate Master- und Preview-Regler hat der Hersteller gedacht (was ich auch schon anders erlebt habe). Für Freunde des gepflegten taktsynchronen Stelldicheins ist obendrein ein Sync-Button mit an Bord. Aber gemach, gemach. Vielleicht sollte ich den Kampfzwerg erstmal aus seiner transparenten Verpackung befreien.
Erster Eindruck
Neben dem DJ2Go gehören eine Software-CD und eine Schnellstartanleitung zum Lieferumfang. Die Westentaschen-Konsole ist neben den Faderfox-Modulen und dem HC-1000S wohl die kleinste Steuereinheit für Traktor und Co., die ich je in den Händen halten durfte. Weniger als zwei Tafeln Schokolade breit hat er insgesamt sieben Drehregler, 16 Buttons, drei Fader, zwei Tellerchen und einen USB-Anschluss spendiert bekommen. Die silbergraue Farbgebung passt optimal zu einem MacBook Pro oder Sony-Vaio, wenngleich dies in Anbetracht der Zielgruppe etwas weit hergeholt erscheint. Aber auch mit einem älteren Computer oder einem 250-Euro-Netbook, das bei Online-Portalen im gebrauchten Zustand bereits für knapp hundert Euro über den virtuellen Ladentisch geht, sollte das vorliegende Bündel aus Virtual DJ und DJ2GO einen störfreien Betrieb ermöglichen. Die Hardwareanforderungen wollen auf PC-Seite jedenfalls nicht mehr sehen als einen Pentium 4 oder Athlon XP und 512 MB RAM. Der Mac muss Intel-gepowert sein und 1 GB flüchtigen Speicher besitzen.
Das Gerät selber gibt gemessen an der Preisklasse äußerlich kaum Anlass zur Kritik. Es wirkt robust genug fürs Backpack, ohne dass man nach dem Transport befürchten muss, die Knöpfe einzusammeln. Es ist formschön abgerundet und steht rutschsicher auf vier Gummifüßen. Allerdings hätte ich persönlich gern einen Kunststoffdeckel zum Überstülpen im Paket gesehen und dafür gern einen zusätzlichen Obolus entrichtet. Ferner würde ich das Teil ungern aus einer Höhe von mehr als 20 Zentimetern auf die Kante fallen sehen.
Ordentlich verschraubt mit rutschresistenten Gummifüßen.
Nehmt es mir nicht übel, wenn ich an dieser Stelle nicht von sanft gleitenden Fadern und höchst grazilen Drehknöpfen berichten kann, denn das geben weder Preis noch Länge oder Bauform her. Dennoch geben die Tasten und Regler beim Trockenlauf eine ziemlich praxistaugliche Vorstellung. Ich habe keine Bedenken, dass der Käufer mit Ihnen einen Abend im Freundeskreis, in der Studentenbutze oder auf der Gartenparty schadlos überstehen kann. Der erste Eindruck fällt also positiv aus. Dazu tragen auch das simple, schlüssige Layout und die statusmeldenden, halbtransparenten Gummi-Buttons bei.
immer im Bilde
Aufbau
Wie es sich für einen DJ-Controller gehört, gibt es eine Mixer- und zwei Decksektionen sowie Navigationselemente für die mauslose Performance. Im Zentrum residiert der 45-Millimeter-Crossfader mit seiner reichlich gewöhnungsbedürftigen Faderkappe. Er dient zum Überblenden der beiden Softwaredecks. Darüber sind die fünf Browse-Elemente positioniert, die vom Master und Cue-Regler flankiert werden. Linefader sind nicht zugegen. Statt dessen dirigieren zwei Drehpotis die Lautstärke der beiden Softwareplayer. Die House-erfüllte Seite meines Herzens bestätigt mir: grundsätzlich keine schlechte Sache. Die Knöpfe sind aber nicht mit echten großen Rotary-Fadern zu vergleichen.
Die Decksektionen sind recht gut ausgestattet. Hier findet der Einsteiger alles, was er für einen Crossgenre-Mix benötigt. Zwei kleine Teller, einen Tempofader, je einen Play-, Cue-, -und Sync-Button. Löblicherweise hat der Hersteller auch an Pitchbend-Taster gedacht, denn die Jogdials erweisen sich in meinen Augen eher als zwei Kandidaten, um an gezielte Positionen im Track zu navigieren. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier bereits erwähne, dass sie auch genau für diesen Zweck gemappt sind.
Die Pitchfader an den Außenflanken dirigieren die Geschwindigkeit der Titel. Hörerprobte DJs können mit ihrer Hilfe zwei unterschiedlich schnelle Songs in das gleiche Tempo bringen, um sie dann mit den Pitchbend-Tastern in den Gleichschritt zu kicken. Wer kein Beat-Mixing praktiziert, sondern die Songs so, wie sie sind, mixt, der kommt natürlich auch ohne Pitch-Slider aus.
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PRAXIS
Inbetriebnahme und Setup
Die Inbetriebnahme ist salopp gesagt “easy-peasy”, denn die kleine Silberkiste hat sich das Attribut „class-compliant“ auf die Fahnen geschrieben und erfordert daher keinen zusätzlichen Treiber. Nachdem das USB-Kabel mit dem iMac verbunden ist, blinkt der rechte Play-Button für ein gefühltes Millisekündchen auf – oder war da doch nichts? – Mmh. Es gibt keine Betriebs-LED, doch der Ausflug ins Audio/ MIDI-Dienstprogramm belegt eine ordnungsgemäße systemseitige Konfiguration.
VDJ7 LE verlangt nach einer Serienummer, welche man auf der Rückseite des CD-Covers findet und startet nur mit angeschlossener Hardware. Nach wenigen Klicks ist das Programm installiert und bindet den Numark-Controller automatisch ein. Lediglich das Audio-Routing ist noch vorzunehmen. In unserem Fall haben wir eine Audio 2DJ gewählt, weil sie mit nur 72 Gramm Lebendgewicht ein idealer Partner für den Testkandidaten ist. Zusammen mit dem Netbook bringen die Geräte gerade mal das Gewicht eines Tetra-Packs Milch auf die Waage. Na, wenn das nicht transportfreundlich ist.
Was die Einrichtung der Soundkarte angeht, können unter VDJ sowohl Mehrkanal-Interfaces als auch zwei einzelne Soundkarten genutzt werden. Das bedeutet: Wer keine 100 Euro oder mehr in zusätzliche Vierkanal-Hardware investieren will, der kann unter Umständen auch mit einem USB-Stick für „nen Zwanni“ glücklich werden. Dann nutzt er die Soundkarte des Notebooks als Master-Out, den Stick zum Vorhören. Dazu ist in den Preferences lediglich die PA/Kopfhörer-Einstellung mit den entsprechenden Geräten auszuwählen. Das war‘s dann aber auch schon mit der persönlichen Einflussnahme, denn mehr als das Audio-Routing erlaubt VDJ7-LE nicht. Aber muss auch gar nicht sein. Für den Neuling, der seine ersten musikalischen Gehversuche macht, ist dies absolut ausreichend. Wer mehr will, kann ja schließlich updaten. Allerdings nicht nur hinsichtlich der Software, sondern auch eventuell in Hardware, wenn der DJ-in-Spe für mehr Funktionen zusätzliche Bedienelemente benötigt. Wie dem auch sei. Dank Standard-MIDI ist der User in der Softwareauswahl nicht auf Virtual-DJ festgelegt. Ich habe den DJ2GO zum Beispiel mit einem LPK8 „gepaart“ um daraus eine Kombination für TRAKTOR PRO 2 zu mappen, die je zwei Player- und Sampledecks bedient. Wobei im letzten Fall 3 Sample-Slots pro Deck und jeweils ein Channelfader mit Vorhörtaste angelegt wurden. Natürlich sind auch Mixvibes, Deckadance und Torq 2.0 potenzielle Software-Kandidaten.
Virtual DJ-LE
VDJ7.02 ist ein DJ-Programm mit zwei virtuellen Decks, die in der Lage sind, Audiodateien der Formate MP3, AAC, AIFF, WAV, WMA und OGG abzuspielen. Die Bedienoberfläche orientiert sich quasi 1:1 am Controller. Alle Tasten der Hardware sind demnach in der Softwareoberfläche abgebildet und erfüllen genau die Funktion, die man von Ihnen erwartet. Spielt ein Deck einen Titel ab, beginnen die mittleren Jogdials in der Software zu rotieren. Jede Player-Sektion besitzt eine klickbare Wellenformübersicht, die gleichsam auch zur Navigation im Song dient und eine individuelle Farbgebung aufweist (blau/rot oder grün/gelb). Als Mixhilfe dient ein vierschrittiger, gestapelter LED-Block, der potentielle Beatsynchronität anzeigt. Ferner definieren kleine Rechtecke die einzelnen Takte im Song und unterstützen beim Matching. Der DJ kann genau einen Cue-Punkt anlegen, Loop- und Effekt-Sektionen gibt es nicht. Auch ein Recording-Feature oder eine Key-Correction wird vergeblich gesucht.
Die Musikverwaltung in der unteren Screenhälfte gibt Zugriff auf die Musikordner, iTunes, angeschlossene MP3-Player, USB-Sticks sowie lokale und Wechselfestplatten. Zudem kann der DJ virtuelle Ordner zur Organisation von Titeln anlegen, die als Playlisten-Ersatz dienen. Die Songs lassen sich anhand von 14 Kennzeichen sortieren und im Tag-Editor editieren. Auch die Net-Search Funktion zum Einbinden von Musikstücken aus dem Internet ist implementiert.
Workflow
Das Layout des Controllers ist unter Berücksichtigung der kompakten Maße als weitgehend gelungen zu bezeichnen. Die Tasten haben sachgemäße Größen, die Anordnung ist ebenfalls zweckdienlich, allerdings muss man beim Bedienen der Volumepotis und Crossfader ein wenig darauf achten, dass man nicht an den Jogdials hängen bleibt. Die Tasten lösen vollflächig aus, also auch, wenn man sie an der Seite trifft, was bei der Größe durchaus Sinn macht. Mehrfarbige LED-Beleuchtung sorgt auch im dunklen Partykeller für den nötigen Durchblick.
Mit dem Browser-Encoder navigiert der Käufer effektiv durch die Musikbibliothek – über eine Button-Funktion verfügt er entgegen marktüblicher Tendenzen allerdings nicht. Statt dessen dringt der DJ mittels Enter und Back tiefer in die Hierarchie-Ebenen des Verzeichnisbaums und der Playlisten ein. Load (A oder B) befördern den ausgewählten Song in das gewünschte Deck. Nach Betätigen des PLAY-Buttons ertönt Musik aus den Boxen und es gilt, den nächste Track mit den Jogdials an die gewünschte Start-Position zu bringen. Ein Tastendruck auf Cue setzt dort eine Markierung. Die Nudge-Funktion beherrschen die Teller wie gesagt nicht, sie erzeugen statt dessen einen Scratch-ähnlichen Effekt. Die Synchronisation eines zweiten Titels stellt dank zahlreicher visueller Hilfen keine große Hürde dar. Erstens zeigen die Decks die aktuelle Geschwindigkeit in BPM an und der Pitch arbeitet bei +/- 12 Prozent trotz nur 30 Millimetern Länge im Zenhntel-Bereich sehr akkurat. Zweitens bringt der Sync-Knopf beide Titel auf taktgenaues Tempo, falls die Analyse des Beat-Counters korrekt erfolgt ist. Falls nicht, hilft das Gehör weiter. Drittens kann sich der DJ an den Wellenformen und dem erwähnten LED-Block orientieren. Was mir gut gefällt, sind die Pitchbend-Taster. Sie beschleunigen oder bremsen den Track kurzzeitig, damit man einen Beat, der hinterherhinkt schnell mal in den Wiegeschritt schubsen kann.
Audio
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Pitch up 12 ProzentPitch down 12 ProzentPitchbendBeatmatch via Pitchbend
Was ich für einen ernsthaften Einsatz allerdings vermisse, sind Gain und Equalizer. Kaum ein DJ elektronischer Soundspähren (Ambient und Musica-Obscura mal abgesehen) kommt ohne Eingriffe ins Klangspektrum aus. Und sei es nur um den Dreibänder – besonders den Bass – vor der Übergangsphase ein wenig abzusenken. Auch ist die Arbeit mit den kleinen Channel-Potis trotz eindeutiger Mittenkennzeichnung nicht mit Fadern oder Rotary-Fadern zu vergleichen. Daher ist das Produkt meiner Meinung nach hauptsächlich für Genres zu empfehlen, in denen es nicht so stark um klangliche Eingriffe ins Gesamtgeschehen geht. Allerdings hat Numark ab 100 Euro mehrere Konsole im Programm, die dieses Defizit mit zusätzlichen Fadern und Knöpfen ausbügeln. Sie sind jedoch deutlich größer geraten. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: für Neulinge, die ihre Lieblingssongs so, wie sie sind, abspielen und überblenden wollen, ohne dabei den ursprünglichen Klang des Musikstückes manipulieren zu wollen, ist der DJ2GO eine interessante Steuerkonsole. Vor allem dann, wenn schon eine zweite Soundkarte vorhanden ist oder dafür nur ein begrenztes Budget eingeplant werden kann.
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FAZIT
Numarks DJ2GO betritt den Ring der megakompakten Einsteiger-Controller für angehende digitale DJs und kann in den Disziplinen Portabilität und Bedienbarkeit kräftig punkten. Die Mini-MIDI-Konsole ist in Anbetracht der Preisklasse durchaus gut verarbeitet, passt in jeden Rucksack und schickt die Computermaus dank Abspielsteuerungen, Crossfader, Jogdials, Pitch und Navigationselemente beim Auflegen in den Standbye. Das Layout ist schlüssig, aber teilweise etwas eng. Was dem Kandidaten vielleicht fehlt, ist ein Gain-Regler und eine Klangregelung, die aber nicht unbedingt in jedem Genre gefragt wird. Drehregler statt Line-Fader sind sicherlich auch Geschmackssache, aber für viele Profis ein Muss. Mit Virtual DJ7 LE hat das Mixbrettchen eine perfekt auf sie zugeschnittene Software mit DJ-typischen Basisfunktionen und Unterstützung für Mehrkanal-Audio-Interfaces im Gepäck. Und so entpuppt sich der Numark DJ2GO unterm Strich als praktische, kompakte und budgetfreundliche Lösung für den Einsteiger oder als Zweit- oder Notfallgerät für Anwender, die nicht am Klang schrauben müssen. 60 Euro Straßenpreis empfinde ich als absolutes Schnäppchen. Hallo, einmal DJ2Go zum Mitnehmen, bitte. Mit viel Zucker oben drauf…
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