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Native Instruments – Traktor Scratch Pro Test

Mit Traktor Scratch Pro, welches nun seit gut einem halben Jahr im Handel erhältlich ist, machte Native Instruments einen wichtigen Schritt hin zum Status eines Komplettanbieters für professionelle DJ-Systeme.

NI_TraktorScratchPro_Packshot_1

Als NI vor zwei Jahren Traktor Scratch veröffentlichte, ging die Software-Schmiede den  ersten und entscheidenden Schritt in Richtung Eigenständigkeit innerhalb ihres DJ-Departments. NI schickte sich an, die gesamte Produktion des DJ-Systems zu übernehmen, also auch die passende Hardware herzustellen. Stanton und Native Instruments gingen fortan wieder getrennte Wege und somit begann die lange Bestattungsfeier von Final Scratch 2. Viele User, die in diesem System ein zukunftsorientiertes DJ-Tool mit Perspektiven sahen, wurden bitter enttäuscht. Die Hardware, der Scratch-Amp Version 2, unterstützt derzeit nicht einmal mehr aktuelle Intel Dual Core-Prozessoren – bald wird er ganz vom Markt verschwinden.
NI bietet Hard- und Software im Paketpreis an und hat mit Traktor Scratch Pro (TSP) eine Software ins Rennen geschickt, die deutlich aufgeräumter aussieht als der Vorgänger und dabei sehr betriebssicher zu sein scheint. Dies kann man zumindest in den gängigen Foren lesen. Wir waren sehr daran interessiert, direkt das zweite oder dritte Update von TSP zu testen, damit wir uns nicht mit den typischen Kinderkrankheiten der ersten Version herumschlagen müssen.

Seit dem 26.03.09 ist Version 1.1.2 aktuell. Mitten in meiner Testphase kam das Update, welches als Hotfix deklariert wurde… schauen wir mal, wie „heiß“ die Nadel wirklich war, mit der es gestrickt wurde.

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DETAILS

Da hat sich mal einer wirklich Gedanken gemacht…
Nachdem ich die Ware von der durchdesignten Kartonage befreit hatte, kam der gesamte Lieferumfang von Traktor Scratch Pro zu Tage. Hierzu zählen das Interface Audio 8 DJ, die Installations-CD von TSP, 2 Timecode-Vinyls, 2 TC-CDs und spezielle Multicore-Kabel.

Diese Kabel sind auf jeden Fall eine besondere Erwähnung wert, denn hierbei handelt es sich nicht um bloße Standard-Cinchkabel, sondern um eine von NI selbst kreierte Lösung, die wirklich Sinn macht, vor allem in Bezug auf Kontakt- und Betriebssicherheit. Aber nicht nur das, denn die Verkabelung wird zudem deutlich vereinfacht, was den DJs zu später Stunde mit Sicherheit sehr entgegenkommt.

Das Kabel-Set besteht aus vier Kabelpeitschen, die auf der einen Seite einen 7-poligen XLR-Stecker (m/w) aufweisen und am anderen Ende auf beschriftete Cinch-Kabel aufgelöst sind. Die Enden, die am Interface angeschlossen werden, sind mit farbigen Cinch-Steckern ausgestattet (gelb, weiß, rot und schwarz), die entsprechenden Anschlussbuchsen am Interface sind gleich eingefärbt, so dass man am Kabelende seitens des Interfaces nicht mal mehr in die Verlegenheit kommt, lesen zu müssen. Die Verkabelung ist dadurch einigermaßen idiotensicher.

Das ist das Kabelende, welches Cinchseitig in das Interface geführt wird.
Das ist das Kabelende, welches Cinchseitig in das Interface geführt wird.
Hier das Kabelende, welches Cinchseitig auf Mischpult und Turntable aufgelöst ist!
Hier das Kabelende, welches Cinchseitig auf Mischpult und Turntable aufgelöst ist!

Die Phono-Signale werden gesplittet. Ein Split wird in den Mixer, der zweite in das Interface geführt. So könnten die Software oder die Hardware-Treiber abstürzen, ein Phono-Signal würde immer am Mixer anliegen, so dass unabhängig von Interface und Rechner weiter mit Vinyl weitergearbeitet werden kann. Das Kabelende, welches in das Mischpult geführt wird, stellt drei Cinch-Paare bereit, wobei ein Paar als Buchsen ausgelegt wurde, um den Ausgang des Plattenspielers daran anzuschließen. Bei den beiden anderen Paaren handelt es sich um „normale“ Cinch-Stecker.

Darüber hinaus ist der Kabeldurchmesser überdurchschnittlich dick, was auf den ersten Blick auf eine gute Isolierung schließen lässt. Bei Prüfung durch Verlegen der Kabel an einem streustarken Netzteil vorbei bewahrheitet sich die Vermutung – die Kabel weisen (für unsymmetrische Kabel!) überdurchschnittlich gute Isolierungs-Eigenschaften auf.


Das Interface: Audio 8 DJ
Audio 8 DJ besteht fast vollständig aus Aluminium, außer der Oberseite, welche aus einem harten, transparenten Kunststoff gefertigt wurde. Unterhalb der Kunststoffplatte beherbergt Audio 8 DJ diverse Anzeige-Elemente, die in zwei Reihen auf der Oberfläche angeordnet sind.

Audio 8 DJ ist schon ein vielseitiges und sehr gut ausgestattetes Interface für ein DJ-Tool. Da kann man nicht meckern!
Audio 8 DJ ist schon ein vielseitiges und sehr gut ausgestattetes Interface für ein DJ-Tool. Da kann man nicht meckern!

Die hintere Reihe dient der Anzeige der Backpanel-Funktionen, die vordere Reihe informiert über die Zustände der Anschlüsse auf der Front.
Mit Hilfe der hinteren Reihe kann festgestellt werden, ob die USB-Verbindung steht. Für die Channels A und B sind dort LEDs für die Ein- und Ausgänge eingelassen, die grün visualisieren, ob ein Signal anliegt (In) oder ein Signal ausgegeben wird (Out). Darüber hinaus befinden sich in der gleichen „Reihe“ Status-LEDs der Ausgänge von Channel C, D und der MIDI-Schnittstelle.

Die Oberfläche von Audio 8DJ mit vielen visuellen Kontrollelementen.
Die Oberfläche von Audio 8DJ mit vielen visuellen Kontrollelementen.

Die vordere Reihe gibt Auskunft über die Höhe des Eingangspegels von Channel C und zeigt zudem an, ob der Mikrofon-Eingang (Mono/XLR) oder der Line-Eingang (Stereo/Cinch) ausgewählt wurde. Eingestellt wird dies über einen frontseitig platzierten Schalter. Weitere Status-LEDs für den Eingang von Channel D und die Quellenauswahl (In 5/6 oder Out 7/8) für den Kopfhörerausgang komplettieren die vordere Anzeigenreihe. Die Quelle des Headphones wird über einen auf der Front des Audio 8 DJ montierten Schalter bestimmt – die Lautstärke regelt ein ebenfalls frontal zu findendes Poti. Zwischen den beiden Reihen ist noch eine LED-Kette untergebracht, welche den „Input-Mode“ von Channel A und B anzeigt. Der Input-Mode kann mit einem Taster verändert werden der, ihr könnt es euch sicher schon denken, ebenfalls auf dem Frontpanel ein Zuhause gefunden hat.

Das Audio 8DJ - Frontpanel mit den weniger wichtigen Schnittstellen.
Das Audio 8DJ – Frontpanel mit den weniger wichtigen Schnittstellen.

Wie der Name bereits verrät, bietet Audio 8 DJ acht Ein- und Ausgänge, also vier  vollständige Stereokanäle (A-D). Mit diesem Interface ist ein üppiges Setup mit vier  verkabelten Decks und einem MIDI-Controller denkbar und natürlich diverse andere Kombinationen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der noch von Stanton hergestellt wurde, fällt es aber kleiner und deutlich leichter aus. Doch bei diesen Vorzügen bleibt es nicht, denn die angelegten Steckfelder auf dem Front- und Backpanel sind wesentlich durchdachter angelegt. Im Falle eines Standard-Setups mit zwei angeschlossenen Turntables und zwei eingebundenen Vinyl-gesteuerten Decks wird nur die Gerätesrückseite bei der Verkabelung bedacht. Das war bei den Scratch-Amps von Stanton anders – schon bei Standard-Setups schauten aus allen Panels Kabelenden heraus, so dass das Interface mehr Platz für sich in Anspruch nahm. Anders bei Audio 8 DJ: Ins und Outs von Kanal A und B sowie die Ausgänge von C & D, USB-Anschluss und MIDI I/O finden sich allesamt auf dem Backpanel wieder – na also, es geht doch!

Das Audio 8DJ - Backpanel, auf dem sich alle elementaren Anschlüsse für ein Standard-Setup tummeln. Echt mal nachgedacht...
Das Audio 8DJ – Backpanel, auf dem sich alle elementaren Anschlüsse für ein Standard-Setup tummeln. Echt mal nachgedacht…

Last but not least nach dem In- und Out-Fachgesimpel: Vier gummierte, rechteckige Füße sorgen für einen sicheren und rutschfesten Stand. Insgesamt macht das Interface von NI einen sehr soliden und gut verarbeiteten Eindruck. Außerdem liegt ein sehr durchdachtes Konzept vor, so dass an dieser Stelle mal ein Lob angebracht ist.

Installation
Gott sei Dank sind Installations-Routinen heutzutage nicht mehr so unübersichtlich wie einst. So auch bei TSP. Die mitgelieferte Installations-CD startet und die Setup-Datei schaufelt nach Bestimmung des Pfades sämtliche Dateien und Treiber in die Zielordner. Während der Installation wird der User gefragt, ob die Treiber von Audio 8 DJ direkt mit auf die Platte geschaufelt werden sollen oder nicht, was wir natürlich bejahen. Nach der Software-Installation wird das Interface per USB an das Laptop angeschlossen, es erfolgen zwei Installationsvorgänge. Audio 8 DJ wird zweimal erkannt, zuerst die Audio- dann die MIDI-Schnittstelle, und die Treiber werden automatisch aus den vorher entpackten Ordnern in die Zielverzeichnisse geschaufelt. Kein Neustart erforderlich – alles andere hätte mich auch ein wenig enttäuscht!

Nach dem Start von TSP kommt die gewohnte Prozedur von der Installation des NI-Service-Centers bis zur Online-Produkt-Aktivierung. Nach dieser wird das 1.1.2-Update von TSP online erstöbert und heruntergeladen. Leider ist das Hotfix kein richtiges Update, sondern eine Neuinstallation. Na gut, nach Download – Setup.exe und ab dafür! Nach soviel Datentransfer fahre ich den Rechner dann doch mal vorsichtshalber herunter. Nach dem Neustart werfe ich einen Blick in das Startmenu, um festzustellen, dass die Einträge des Service-Centers verschwunden sind. Im Glauben, dass die gerade erfolgte Installation das alte SC deinstalliert hat, installiere ich dieses erneut, um dann im Windows-Software-Setup festzustellen, dass ich nun dort zwei Einträge habe. Langsam verliere ich die Lust, aber hilft ja nix. Ich markiere an Ort und Stelle einen Eintrag, um es zu deinstallieren, doch danach sind beide Einträge weg. Mich laust der Affe. Also noch mal das Ganze und schließlich ist es dann doch endlich geschafft.  

Starten…
Nach dem ersten Start von TSP öffnet sich der Setup-Wizard, mit dessen Hilfe ich das Audio 8 DJ als Audio-Schnittstelle auswähle. Anschließend steht Traktor Scratch Pro bereit.

Der Startdialog des Setup-Wizard in Traktor Scratch Pro!
Der Startdialog des Setup-Wizard in Traktor Scratch Pro!

Die Routings sind leider nicht gemacht worden, so dass ich diese im Preferences-Setup selber vornehmen muss. Auch das Zuweisen der Eingänge zu den  virtuellen Decks mache ich „zu Fuß“.

Das Timecode Setup im Preferences Dialog
Das Timecode Setup im Preferences Dialog

In den Decks unterhalb der Deckbezeichnung (hier: A) wird „Scratch Control“ angewählt.

Hier die Eingangsauswahl am Beispiel von Deck A
Hier die Eingangsauswahl am Beispiel von Deck A

Im Deck-Setup der Preferences aktiviere ich noch die Ansicht der Scratch-Panels, so dass ich die Kalibrierung von TSP auf die eingehenden Timecode-Signale beobachten kann. Dieser Vorgang dauert etwa 4-5 Sekunden und endlich kann es losgehen.

Die Scratchpanels während des Kalibrierungsvorgangs...
Die Scratchpanels während des Kalibrierungsvorgangs…

Sollte der Pegel des Phonosignals nicht für eine erfolgreiche Kalibirierung ausreichen, gibt es die Möglichkeit, im Settings-Panel Vorverstärkerstufen zu aktivieren. Hier stehen Vorverstärker-Presets von 0 dB, +6 dB, +12dB, +18 dB zur Auswahl, um den Pegel anzupassen.

Einstellen der Phonopegel im Settings-Panel von Audio 8DJ
Einstellen der Phonopegel im Settings-Panel von Audio 8DJ

Das Settings-Panel kann aus dem Startmenu ausgeführt werden. Anschließend zeigt die Taskleiste ein rundes schwarzes Panel-Symbol an. Ein Rechtsklick auf dieses Panel ermöglicht die Aktivierung eines Autostarts dieser Applikation, so dass Windows bei jedem Neustart das Panel direkt wie einen Windows-Dienst automatisch mitstartet.

Das Settings-Panel bietet zudem noch diverse andere Optionen an. Unter anderem kann hier auch der Software-Lock in Betrieb genommen werden. Mit dieser Funktion wird der Schalter am Audio-Interface, welcher über den Eingangsmodus der Kanäle A und B entscheidet, außer Funktion gesetzt, so dass dies nur über die Decks geregelt wird. So wird ein Umschalten durch versehentliches Berühren dieses Schalters ausgeschlossen.

Aktivierter Software-Lock im Settings Panel von Audio 8 DJ
Aktivierter Software-Lock im Settings Panel von Audio 8 DJ

Darüber hinaus kann aus dem Settings-Panel das Software-Panel von Audio 8 DJ gestartet werden, innerhalb dessen die Latenz des DJ-Systems und die ausgehende Samplingfrequenz bestimmt wird.

Absolut und relativ
Die virtuellen Decks von Traktor Scratch Pro können in drei verschiedenen Modi betrieben werden. Im internen Modus werden die Decks durch die interne Steuerung kontrolliert, also durch die Maus, das Keyboard oder angeschlossene MIDI-Controller – ein Modus, den man aus Traktor kennt.

Das Plus, welches Traktor Scratch Pro gegenüber Traktor auszeichnet, ist die Möglichkeit, die Player über Timecode-Vinyls zu steuern. Für diese Art der Kontrolle gibt es in TSP wie in vielen anderen Anwendungen auch zwei Modi. Im absoluten Zeit-Modus entspricht die Position der Nadel der aktuellen Cursor-Position im laufenden Track. Die absolute Zeitinformation, die auf das Vinyl geschrieben ist, wird auf das Abspieldeck übertragen.
Der zweite vinylkontrollierte Modus ist der relative Zeit-Modus. In dieser Betriebsart kann das Deck zwar mit der Timecode-Schallplatte kontrolliert werden, doch die Position entspricht nicht der aktuellen Cursor-Position im laufenden Track, was wichtig ist, wenn man mit Loops arbeiten möchte.

Das Control-Vinyl
Die Kontrollplatte ist in drei sichtbare Bereiche unterteilt. Der erste Bereich des Vinyls ist der „Lead-In“. Setzt man die Nadel im relativen Zeit-Modus in den Lead-In, wechselt TSP in den absoluten Zeit-Modus und die Nadelposition entspricht wieder der aktuellen Abspielposition. Wenn dann ein Loop aktiviert wird, wechselt TSP automatisch wieder zurück in den relativen Zeit-Modus, so dass mit Loops weiter gearbeitet werden kann. Diese Funktion muss allerdings in den Preferences aktiviert werden. Es gibt dort auch die Möglichkeit, automatisch bei jedem Ladevorgang eines Stücks in den absoluten Zeit-Modus zu wechseln.

Der zweite sichtbare Bereich auf der Platte ist die „Playback Zone“. Auf Seite A ist sie 10 Min., auf Seite B 15 Min. lang. Innerhalb dieses Bereiches sind im Abstand von einer Minute Rillen mit einem sichtbar größeren Rillenabstand zur zeitlichen Orientierung auf der Platte geschnitten, was sehr praktisch ist, wenn viel im absoluten Zeit-Modus gearbeitet wird.

Der letzte Bereich findet sich im Inneren der Platte wieder: Die Scroll-Zone, mit dessen Hilfe durch die Trackliste „gebrowst“ werden kann. Im Vorwärtslauf wandert die Trackselektion innerhalb der Liste abwärts. Wird das Vinyl zurückgedreht, bewegt man sich innerhalb des Browsers aufwärts. Wird das Vinyl angehalten und die Nadel anschließend wieder in die Playback Zone gesetzt, lädt TSP den zuletzt selektierten Track in das gestoppte Deck. Die Scroll-Funktion muss ebenfalls in den Optionen aktiviert werden.

Das Vinyl macht einen sehr gut verarbeiteten Eindruck und hat mit 120g ein angenehmes Gewicht. Das TC-Signal ist deutlich lauter auf das Vinyl geschnitten als bei seinen Vorgängern, was man gut mitbekommt, wenn man die Lautsprecher deaktiviert.
Der laute Pegel auf der Scheibe führt zu größerer Betriebsicherheit, falls es mal durch fehlerhafte Kabel zu einem Pegelabfall kommen sollte. Das Vinyl läuft standardmäßig auf 33 rpm, kann aber auch mit 45 rpm laufen – eine Einstellung, die im Setup aktiviert werden muss.

Das Trägersignal auf der Schallplatte ist mit 2 kHz doppelt so hoch aufgelöst wie noch zu Zeiten von Final Scratch, was die scratchende DJ-Fraktion sicherlich sehr begrüßt, da sehr feine Auslenkungen mit größerer Auflösung an die Decks transferiert werden und auch sehr langsame Abspielgeschwindigkeiten möglich sind.

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PRAXIS

Sound
Ist TSP erst einmal konfiguriert, eröffnet sich einem eine ungeheuere Funktionsvielfalt. Individuelle Einstellungen können den jeweiligen Bedürfnissen bis aufs Feinste angepasst werden. Hinsichtlich des Klangs zieht Native Instruments endlich mit einer bekannten
Institution gleich, denn Audio 8 DJ kann auf jeden Fall mit dem Sound eines in DigiScratch verbauten RPM-Interfaces von RME mithalten. Der Sound ist transparent und druckvoll. Der Pegel, der aus den Ausgängen des Audio 8 DJ kommt, ist mehr als ordentlich und dürfte wohl an keinem Mixer Probleme bereiten. Darüber hinaus eignet es sich mit seiner üppigen Ausstattung durchaus auch für den Bereich der Musikproduktion.
Einzig allein der Kopfhörerausgang gibt Anlass zur Beschwerde, denn der beginnt bei 1 Uhr schon gut zu zerren, und das obwohl ein gutmütiger HD 25 betrieben wurde. Das kann natürlich auch daran liegen, dass Audio 8 DJ nur USB-powered betrieben werden kann, ein Anschluss für ein externes, optionales Netzteil hätte hier wahrscheinlich Abhilfe schaffen können. In dieser Form ist der Headphone-Amp auf jeden Fall nicht clubtauglich, was ich ein wenig bedauerlich finde.

Handling
Das Anschlusskonzept in Verbindung mit den mitgelieferten Multicore-Kabeln vereinfachen den Aufbau eines Setups in fremder Umgebung ungemein. Die vielen visuellen Kontrollen am Interface selbst beschleunigen die Fehlersuche. Auch die Tatsache, dass beim Standard-Setup (zwei Turntables, externer Mixer und Laptop) die Kabel nur an einer Seite angeschlossen werden, wirkt sich platzsparend aus, was dem DJ in vielen Locations sehr entgegenkommt.

Alle Funktionen von Traktor Pro sind in der Scratch-Version verfügbar. Es kann also auch mit den Effekteinheiten und den Filtern bei einem externen Mixer-Setup gearbeitet werden.
Ich habe mir TSP so konfiguriert, dass ich neben dem eben genannten Standard-Setup den Ausgang C für die Preview nutze, so dass ich über einen weiteren Kanal am Mixer Tracks vorhören kann, ohne sie in ein Deck laden zu müssen. Den Eingang D nutzte ich, um den DJ-Mix wieder in den Rechner zu führen, um ihn mit dem Audio-Recorder aufzuzeichnen.

Erstaunlich finde ich, wie ressourcenschonend TSP programmiert wurde. Zwei TC-gesteuerte Decks und ein Deck als Sampling-Einheit sowie zwei eingeschaltete Dasiy Chain-Effektketten und die eingeschaltete Recorder-Funktion riefen bei meiner CPU-Anzeige kaum einen nennenswerten Ausschlag hervor. Bei meinem Laptop handelt es sich um ein DELL Latitude D630 (mit Intel Core Duo 2,2 GHz mit 2GB RAM), also ein zeitgemäßes System, mit dem ich bedenkenlos die niedrigste Latenzstufe von 3,5 ms einstellen konnte, ohne Audioaussetzer oder Perfomance-Probleme zu ernten.

Vinyl-Feeling
Das Vinyl-Feeling bei dieser Latenz ist täuschend echt und erhöht den Spaßfaktor ungemein. Die sehr genaue BPM-Anzeige in den Decks sowie das Phasenmeter führen beim Beatmatching sehr schnell zu super-genauen Ergebnissen, so dass DJ sich getrost auf andere Dinge konzentrieren kann. Man kann sich bei der Trackauswahl ordentlich Zeit lassen, ohne die automatische Beatsynchronisation zu nutzen, da die Anzeigen von Pitch und BPM unglaublich präzise sind.

Was manchen zur Verzweiflung treibt…
In Punkto Betriebssicherheit hat Traktor Scratch Pro ordentlich zugelegt. Zu Beginn hatte ich Probleme mit Freezes, wenn ich während des Betriebs den Full Screen Switch ausgelöst habe. Die Software fror regelrecht ein und nichts ging mehr. Meine Bemühungen, das Freeze-Problem in den Griff zu bekommen, führten mich zum Produktsupport von NI. Dort war dieses Problem mit TSP völlig unbekannt und auch im NI-Forum erwähnte keiner der TSP-User ähnliche Entdeckungen. Der Schluß, daß der USB-Controller des Dells wohl die Probleme verursacht, da er sich einen Interrupt mit anderen Schnittstellen des Laptops teilen muß, wurde sehr wahrscheinlich. Von ähnlichen Problemen wurde in Dell-Foren berichtet und die einzige Lösung wäre wohl eine Neuinstallation eines „Standard-Computers“ (ohne ACPI-Funktion) gewesen, was ich mir allerdings nicht antun wollte. Fairerweise möchte ich auf dieses Phänomen hinweisen, es aber nicht auf der Soll-Seite von NI verbuchen, da die Ursachen dieses Fehlers wohl eher in meiner individuellen Hardware-Konfiguration zu finden sind und nicht in einer unzureichend programmierten Applikation. Außerdem ist ein Full Screen Switch während des Betriebs nicht nötig, da TSP in den Preferences so voreingestellt werden kann, daß das Programm direkt im Fullscreen-Modus startet.

Zeitgleich zum TSP-Test habe ich Omni Control von Numark gestestet und irgendwann kam ich auf die Idee, den Controller mit Traktor Scratch Pro zu betreiben anstatt nur mit dem mitgelieferten Traktor 3 LE. Nach dem Start des Programms öffnete ich den Setup-Wizard, um anstatt Audio 8 DJ den Omni Control als MIDI- und Audio-Interface auszuwählen. Gesagt, getan – Omni Control wurde erkannt, doch alle mein Favouriten, Playlists und Musikordner waren verschwunden, selbst das Rootverzeichnis war umgestellt. Mmmh…

Der Setup-Wizard eignet sich im Grunde sehr gut für Anfänger, die ihr Setup niemals wechseln (oder man macht direkt ein Bakup im Setup-Wizard, bevor man ein anderes Setup lädt – diese Option wird auch angeboten ). Wenn man abwechselnd einen MIDI-Controller oder sein Scratch-Setup nutzt, sollte man tunlichst nicht den Wizard aufrufen, sondern seine Settings exportieren und bei Bedarf laden, also alles zu Fuß im Setup erledigen.

Darüber hinaus empfand ich es als störend, dass man im Layout-Manager kein schon bestehendes Layout duplizieren kann, um dann in dem neuen Layout nach Umbenennung eine Kleinigkeit zu ändern. Ich wollte z.B. über das Layout, welches ich für Scratch Control mit externem Mixer angelegt hatte, nur die Ansicht der Scratch-Panels aktivieren, sozusagen ein Start-Layout generieren, mit dessen Hilfe ich am Anfang die Kalibrierung beobachten kann, um dann nach erfolgreicher Kalibrierung auf das Standard-Layout umzuschalten. Ansonsten sollte sich im Layout nix ändern. Leider musste ich mit einem NI-Standard-Layout anfangen und es komplett umkonfigurieren. Das ging auch, kostete mich aber unnötig Zeit.

Die Programmoberfläche von Traktor Scratch Pro
Die Programmoberfläche von Traktor Scratch Pro

Auch die Tatsache, dass TSP nur die hauseigenen ~.nml-Dateien für  Playlisten unterstützt und keine anderen alternativen Formate Support finden, hätte ich mir anders gewünscht. Dies kann man zur Not auch noch verschmerzen. Doch, was wirklich nervtötend sein kann, ist die Tatsache, dass die Einstellungen nicht beibehalten werden, die man auswählt, wenn man seine Playlist als HTML-Seite exportiert. Sobald man Traktor neugestartet hat, sind wieder die NI-Standards ausgewählt und in die ursprüngliche Reihenfolge versetzt.

Der Export Playlist-Dialog
Der Export Playlist-Dialog
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Mit Traktor Scratch Pro in der Version 1.1.2 zeigt Native Instruments, dass sie in Punkto Bedienerfreundlichkeit, Übersichtlichkeit und Betriebssicherheit deutlich zugelegt haben.
Es gibt zwar noch ein paar kleine Ungereimtheiten, die aber sicherlich durch ein zukünftiges kostenloses Update beseitigen werden.
Das Audio-Interface Audio 8 DJ weiß mit seinem guten Sound, guten Noten in der Disziplin „Latenz“, einem durchdachten Anschlusskonzept und vieler visueller Status-Anzeigen on Board zu überzeugen. Sowohl die gut durchdachten Multicore-Kabel als auch die mitgelieferten Timecode-Tonträger sind von besonders guter Qualität.
Das Preis/Leistungs-Verhältnis geht angesichts der hochwertigen Hardware in Ordnung. Der Anschaffungspreis ist auf jeden Fall angemessen, allerdings wird man für ein Generations-Update im nächsten Jahr wieder einen Aufpreis bezahlen müssen.

Für einen Preis von 599 EUR (UVP) erhält man ein attraktives und üppig ausgestattetes Setup, mit dem man allerhand „Zauber“ veranstalten kann – vorausgesetzt, man investiert viel Zeit in eine individuelle Konfiguration, angefangen beim Keybaord-Mapping bis zum Verfeinern der Layouts und Voreinstellungen, um seinen persönlichen Workflow individuell zu optimieren. Doch in sein Hobby investiert man doch gerne ein wenig Zeit, oder etwa nicht…?

NI_TraktorScratchPro_Packshot_1_01
LIEFERUMFANG
  • – 2 Timecode-Schallplatten
  • – 2 TC-Audio-CDs
  • – 2 Multicorekabel zum Anschluß von 2 Plattenspielern mit 7-Pol-XLR-Steckern
  • – USB-Audiointerface
  • – USB-Kabel
FEATURES AUDIO 8 DJ
  • – Audiointerface mit 4 Stereokanälen (4 In & 4 Out über Cinch)
  • – 2 integrierte Phonovorverstärker
  • – Masseanschluß für Plattenspieler
  • – 16/24 Bit und 44,1/ 48,0/ 96 kHz
  • – niedrigste Latenz bei ca. 3,5 ms
  • – Stromversorgung nur über USB, kein Anschluß an ein externes Netzteil möglich
  • – MIDI-Schnittstelle In/Out über DIN 5-Pol
  • – Mikrofonanschluß über XLR inklusive Gain-Regler
  • – Separater, regelbarer Kopfhörerverstärker über 6,3 mm Klinkenausgang
  • – Anschluß über USB 2.0, nicht USB 1.1-kompatibel
  • – Diverse Status-LEDs auf der Oberfläche von Audio 8 DJ

Systemvoraussetzungen:
MAC: OS 10.4.x, Intel® Core™ Duo 1.66 GHz, 1 GB RAM
PC: XP (SP2, 32 Bit)/Vista (SP1, 32 Bit, 64 Bit), Pentium/ Athlon 1.4 GHz (SSE1),
mindestens 1 GB RAM

Unterstützte Treiber: ASIO™, Core Audio™, DirectSound, WASAPI™

Unterstützte Audioformate: MP3, WAV, AIFF, Audio-CD, FLAC, Ogg Vorbis, non-DRM WMA, AAC

Sonstige Features siehe Liste im Traktor-Test hierauf Bonedo!

Herstellerlink: www.native-instruments.de

UVP: EUR 599,-

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