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MILLENIUM Piccolo Steel Test

Mal überlegen… ist das lange her, dass ich eine eigene Piccolo Snare hatte! Sicher zehn Jahre. Damals war die Haut noch glatter und die Haare voller. Auf der Suche nach einem unterhaltsamen Einleittext versuche ich mich daran zu erinnern, wofür ich meinen “Pfannekuchen” damals gut fand und benutzt habe. Um die Wartezeit bis zum Geistesblitz zu überbrücken, überlege ich, was das Wort “Piccolo” so alles hergibt. Piccolo – Italienisch für “klein” bezeichnet bekanntlich unter anderem eine Sektflasche mit einem Fassungsvermögen von 0,2 Litern. Es kann aber auch die Kombination aus einem Bier und einer Spirituose im Düsseldorfer Raum gemeint sein, ein junger Kellner beim Italiener um die Ecke. Aber auch eine Modelleisenbahn-Reihe, ein Kleinflugzeug und viele weitere Produkte tragen diesen Namen.

Ach, da fällt mir auch wieder ein, dass ich meine “Kleine” damals tatsächlich in einer Gitarrenrockband gespielt habe. Etwas fehlangewendet aus heutiger Sicht, denn Piccolo-Snares sind ja eher für ihre Knackigkeit und ihre Percussivität bekannt und eignen sich besonders gut für den oberen Stimmungsbereich. Mal schauen, was die Millennium Piccolo Steel dazu zu sagen hat.

Millenium_Piccolo_Steel_Snare

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Details

Wie wir ja alle wissen, bedeutet “Piccolo” klein. Um ihrem Namen alle Ehre zu machen, ist meine Testsnare auch nur süße 3,5 Zoll tief. Der Durchmesser beträgt 14 Zoll, ist also Standard. Ihr Kessel besteht aus 1 mm starkem Stahl mit Chrom-Finish und 45 Grad abgewinkelten Fellauflagekanten.

Millenium_Piccolo_Steel_Gratung

Sie ist mit zwölf durchgehenden Böckchen ausgestattet. “Durchgehende Böckchen” bedeutet, dass in jedem Böckchen zwei Gewindehülsen stecken, also eine für das Schlag- und eine für das Resonanzfell. Damit kann man bei der Millennium Piccolo Steel die Felle mit insgesamt 24 Schrauben festzurren, das sollte reichen. Zum Vergleich: Die meisten Snares aus den 50er -oder 60er Jahren kommen gerade mal mit der Hälfte aus. Doch weiter im Text: Die Abhebung ist einseitig verstellbar. Die Piccolo Steel besitzt dreifach geflanschte Spannreifen in 1,6 mm Stärke, also ebenfalls Standard. Und zu guter Letzt ist sie mit einem einschichtigen, weiß aufgerauten Fell auf der Oberseite und einem klaren Resonanzfell ausgestattet. Beide besitzen ungefähr “Ambassador“ Stärke, sind also mitteldick.

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Praxis

“Wo kommt nur dieser niedrige Preis her?”, fragt man sich. Ich mache mich auf die Suche nach Spuren von Sparmaßnahmen. In der Verarbeitung der Snare kann ich auf den ersten Blick schon einmal nichts Verdächtiges finden. Der Kessel ist rund, die Kesselnahtstelle ist von innen sichtbar und sauber verarbeitet. Sie macht sich als leichte Unebenheit in beiden Fellauflagekanten bemerkbar, allerdings in einem sehr verzeihbaren Rahmen und ohne Gefahr bedeutender Klangverluste. Auch das “Snarebed” also die Vertiefung in den Fellauflagekanten der Kesselunterseite, in der der Snareteppich verläuft, ist sauber verarbeitet. Sie hat ihren tiefsten Punkt wie es sich gehört dort, wo der Snareteppich verläuft. Das ist selbst bei deutlich teureren Snares keine Selbstverständlichkeit. Die Verchromung aller Teile ist kosmetisch völlig in Ordnung und macht einen hochwertigen Eindruck, so dass ich eigentlich auch keinen Zweifel an ihrer Langlebigkeit habe. Nur das Butt-End – also das Gegenstück zur Snare Abhebung – ist recht rau und wirkt nicht sehr filigran.

Auf den Produktfotos im Internet ist allerdings auch ein anderes Butt End zu sehen. Es könnte also sein, dass hier schon nachgebessert wurde. Ich bleibe gleich beim Thema Snareabhebung: Nicht selten findet man auf verschiedenen Fernost-Trommeln für den kleineren Geldbeutel die gleichen Hardware-Bauteile. Auf dem Weg können sich die Hersteller die Kosten für eigene Designs und die Fertigung sparen. Das Abhebungsmodell meiner Millenium-Testsnare ist mir bisher allerdings noch nicht untergekommen.
Der Mechanismus der Throw-Off ist zwar durchschaubar, aber ausgeklügelt, funktioniert einwandfrei und macht einen langlebigen Eindruck. Es fällt mir dabei noch positiv auf, dass der Umlegehebel in der oberen Position fest einrastet, so dass sich der Teppich nicht unfreiwillig während des Spiels lösen kann. Übrigens lässt sich der Snareteppich auf beiden Seiten mit Vierkantschrauben befestigen. Sehr üppig mit Böckchen bestückt ist die Trommel, nämlich mit zwölf Stück pro Fellseite. Das sorgt für eine sehr gleichmäßige Stimmbarkeit. Wahrscheinlich wurde hier an die vornehmlich hohen und sehr hohen Stimmungen gedacht, die häufig mit einer Piccolo Snare umgesetzt werden. So verteilt sich die Last der hohen Fellspannung auf viele Punkte. Sicher ist sicher!

Auch die Spannreifen machen einen vernünftigen Eindruck. Sie sind dreifach geflanscht und  verfügen über die übliche Stärke von 1,6 mm. Ihre Verchromung ist wie die des Kessels tadellos, sie sind sauber und ohne Grate und scharfe Kanten gefräst. Die 24 Stimmschrauben laufen recht sauber auf Metallunterlegscheiben. Also: Wo wurde denn nun gespart? Das Geheimnis der Piccolo Steel ist, dass auf alles, was nicht wirklich “absolut notwendig” ist verzichtet wurde, Dabei lässt sich sicherlich darüber diskutieren, was notwendig ist, um eine gute Snare zu bauen und was nicht. Ich zähle mal auf:

Kleine Sektflasche

Die Piccolo Steel verzichtet auf ein aufwändiges Badge und begnügt sich mit einem etwas schief angebrachten Aufkleber mit der Aufschrift  “Millenium High Quality Product”. Auch sonst ist die Trommel frei von jeglichem Dekor-Schnickschnack. Des Weiteren ist die Kesselhardware nicht wie inzwischen üblich mit Kunststoff- oder Gummiunterlegern vom Kessel getrennt. Ebenso gibt es keine Verstimmsicherung in den Böckchen. Das sehr schmucklose Butt-End hatte ich ja schon angesprochen. Insgesamt ist offenbar nicht besonders viel Geld in irgendeine Form von Design geflossen. Gesondert betrachten würde ich den folgenden Posten, der maßgeblich für einen günstigen Verkaufspreis verantwortlich ist: Bei Fellen und Teppich wurde auffällig gespart. Zwar bleibt die Trommel in Ihrer Substanz davon unberührt, aber die Felle sind sicherlich nach wenigen Spielstunden dellig und unbrauchbar und müssen daher ausgetauscht werden. Also sollte man die Kosten für zwei vernünftige Felle fairerweise gleich auf den Kaufpreis aufschlagen. Nicht ganz so dringend ist der Tausch des Teppichs. Wer allerdings schon einmal die Erfahrung gemacht hat, wie sehr die Qualität des Teppichs den Klang der Trommel beeinflusst, wird auch hier schnell investieren wollen.

Nun zum Sound: Getestet wird die Snare mit günstigen Fellen und günstigem Snareteppich, denn so wird sie auch verkauft. Aber auch so macht die Piccolo Steel schon einen sehr guten Eindruck. Die erste Teststimmung ist mittelhoch, was ihr – genau wie der “Black Steel” aus gleichem Hause – klar am besten zu Gesicht steht. Mit ordentlich Spannung auf dem Resofell hat sie einen schönen “Bauch”, klingt also nicht dünn, sondern erstaunlich kräftig. Auch ist sie konturiert und besitzt Durchsetzungsvermögen. Die Teppichansprache ist sauber und gut zu kontrollieren. Auch Wirbel verwischen trotz des günstigen Teppichs nicht zu sehr. Die Obertöne sind deutlich zu hören, aber nicht unangenehm. Außerdem sind sie mit leichten Dämpfungsmaßnahmen sehr schnell und nach Belieben zu verändern. In mittlerer Stimmung verliert das Instrument etwas an “Bauch”, jedoch weniger als erwartet. Auch wird sie ein wenig weicher im Klang und verliert ein bisschen an Kontur.

Unerwartet fett klingt sie in tiefen Stimmungen. Hier muss ich mich zwar ein bisschen um die leicht störenden Fellobertöne kümmern und der Teppich ist auch über seine Leistungsgrenzen hinaus, aber die Trommel macht ihren Job gut. Jetzt würde der Tausch von Fellen und Teppich sicher Wunder wirken. Besonders Rimshots haben wie erwartet in allen Stimmungen ordentlich Zunder.

Audio Samples
0:00
hoch mittel, gedämpft mittel, offen tief 1 tief 2
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Eine Piccolo-Snare zum Piccolo-Preis! Zwar finde ich es immer schwierig, die Qualität einer Trommel ins Verhältnis zum Preis zu setzen, denn aus einer schlechten Trommel wird keine gute, nur weil sie billig ist. Wenn aber, wie bei der Millennium Piccolo Steel, am richtigen Ende gespart wird und auf jeden Luxus wie Design oder Spezial-Features verzichtet wird, dann kann eine sehr solide Trommel für einen sehr attraktiven Preis entstehen. Die Piccolo Steel ist solide, aber einfach verarbeitet und macht einen langlebigen Eindruck. Sie ist leicht zu stimmen, man erlangt schnell und ohne große Mühe sehr brauchbare Klangergebnisse. Der Stimmumfang ist erstaunlich groß und der Sound rund und durchsetzungsstark. Die Felle und der Teppich sind allerdings so minderwertig, dass sie nicht lange Freude bereiten werden. Und so sollte man für eine realistische Rechnung 30 Euro für zwei anständige Felle und einen Zehner für einen besseren Snareteppich auf den Kaufpreis aufschlagen. Aber selbst dann bewegt man sich noch unter der 100 Euro-Marke – und das ist die Snare auf jeden Fall wert!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis-Leistungsverhältnis
  • solide Verarbeitung
  • leichte Stimmbarkeit
  • kräftiger, durchsetzungsstarker Sound
  • großer Stimmumfang
Contra
  • minderwertige Felle
  • minderwertiger Snareteppich
Artikelbild
MILLENIUM Piccolo Steel Test
Für 72,00€ bei
Millenium_Piccolo_Steel_Snare

Seite des Herstellers: https://milleniumdrums.com

  • Kesselmaße: 14“ x 3,5“
  • Material: Stahl, verchromt, 1 mm Dicke
  • Hardware: verchromt, 12 durchgehende Böckchen, dreifach geflanschter Stahlreifen
  • Werksbefellung: No Name
  • Preis: EUR 73,50 (UVP)
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Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#1 - 25.03.2023 um 18:46 Uhr

0

spitzenklang mit neuen fellen(remo,evans) sowie pure sound teppich.

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